Hans Rockh: Unterschied zwischen den Versionen

5.409 Bytes hinzugefügt ,  23. April 2017
K (→‎Leben: erg)
Zeile 10: Zeile 10:


== Hinrichtung ==
== Hinrichtung ==
Hans Rockh wurde nach einem zweifelhaften Prozess durch Herzog Leopold IV. von Österreich zusammen mit Konrad Vorlauf und Konrad Ramperstorffer am 11. Juli 1408 auf dem [[Lobkowitzplatz|Schweinemarkt]] (heute: Lobkowitzplatz, Wien 1) hingerichtet. Zusammen mit diesen wurde er zunächst auf dem [[Stephansfreithof]] und später im [[w:Stephansdom|Stephansdom]] beigesetzt. Die Grabplatte ist nicht erhalten, sie wurde 1945 zerstört.
Hans Rockh wurde zusammen mit dem Bürgermeister Konrad Vorlauf und Konrad Ramperstorffer, einem Ratsherrn und früheren Bürgermeister, am 11. Juli 1408 hingerichtet. Die Geschehnisse, die dieser Hinrichtung vorausgegangen waren, sind bis heute in der Forschung nicht vollständig geklärt. Offensichtlich wurden Rockh, Ramperstorffer und Vorlauf Opfer der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen, die nach dem Tod des Herzogs [[w:Wilhelm|Wilhelm]] von Österreich im Jahr 1406 das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]] heimsuchten, in dem Wien damals bereits die bedeutendste Stadt war<ref group="A">Die Stadt Wien, seit dem 13. Jahrhundert zeitweise auch eine der Hauptresidenzen der Habsburger, behauptete sich im Spätmittelalter als wichtigste Stadt im Herzogtum Österreich und wurde nach der Teilung von diesem in ein Herzogtum ob der Enns (aus dem das spätere Bundesland [[w:Oberösterreich|Oberösterreich]] hervorgegangen ist) und ein Herzogtum unter der Enns (aus dem das spätere Bundesland [[w:Niederösterreich|Niederösterreich]] hervorgegangen ist) endgültig die Hauptstadt des Letzteren. Seit dem 17. Jahrhundert war Wien außerdem ständiger Hauptsitz des Kaisers. Um 1921 wurde Wien ein eigenes Bundesland, aber erst in den 1980er-Jahren übersiedelte die niederösterreichischen Landesregierung nach St. Pölten, das damit endgültig Wien als Landeshauptstadt von Niederösterreich ablöste.</ref>. Dieses war zunächst von den Herzögen Wilhelm und [[w:Albrecht IV. (Österreich)|Albrecht IV.]] gemeinsam regiert worden. Nach dem Tod des Letzteren im Jahr 1404 hatte Wilhelm für dessen noch unmündigen Sohn, den späteren römischen König [[w:Albrecht II. (Österreich)|Albrecht II.]] (als Herzog von Österreich: Albrecht V.), die Vormundschaft übernommen. Nach Wilhelms Tod brach zwischen seinen Brüdern, den Herzögen Leopold IV. und Ernst I. ein Kampf um die Vormundschaft (und Nachfolge als Regenten im Herzogtum Österreich) aus. Während die patrizische Führungsschicht der Stadt Wien, zu der Rockh, Ramperstorffer und Vorlauf gehörten, eher auf der Seite von Herzog Ernst stand, favorisierten die Wiener Handwerker dessen Bruder. Anfang des Jahres 1408 wurde Wien von beiden Herzögen belagert. Am 5. Jänner 1408 ließ Bürgermeister Konrad Vorlauf fünf Handwerker auf dem Hohen Markt hinrichten, vermutlich auf Befehl oder zumindest mit Billigung von Herzog Ernst. Diese sollen angeblich die Absicht gehabt haben, mit einem Putsch den Stadtrat zu stürzen und so Herzog Leopold an die Macht zu bringen. Nach einem Waffenstillstand, der wenig später geschlossen wurde, kam es zu einer vorübergehenden Einigung zwischen den Herzögen, worauf Herzog Ernst die Stadt Wien seinem Bruder überließ und sich in das Herzogtum [[w:Steiermark#Herzogtum Steiermark|Steiermark]] zurückzog. Herzog Leopold führte daraufhin Verhandlungen mit dem Stadtrat, ohne dass es zunächst zu einer Einigung mit diesem gekommen wäre. Als Bürgermeister Vorlauf mit einigen Ratsherren wenig später von einem [[w:Landtag|Landtag]] in [[w:St. Pölten|St. Pölten]], zu dem Herzog Leopold freies Geleit zugesichert hatte, nach Wien zurückkehrte, wurden er und seine Begleiter bei [[w:Gablitz|Gablitz]] im [[w:Wienerwald|Wienerwald]] durch den Ritter [[Hans Laun von Grünau]] und dessen Verbündete, die Herzog Leopold die Fehde angesagt hatten, gefangengenommen. Erst im Juni desselben Jahres kamen sie nach der Zahlung eines Lösegeldes frei, worauf Herzog Leopold, der inzwischen wieder in Wien seinen Sitz genommen hatte, dem Rat als Entschädigung gestattete, dieses Lösegeld von einer der Stadtsteuern abzuziehen. Der Rat ließ daraufhin eine Sondersteuer auf den Wein ausschreiben, was Proteste und eine Beschwerde bei Herzog Leopold zur Folge hatte. Es hat den Anschein, dass Herzog Leopold diese Beschwerde als Vorwand nützte, um die im Stadt befindlichen Anhänger seines Bruders auszuschalten. Am 7. Juli 1408 wurden Bürgermeister Vorlauf und mehrere Ratsherren, darunter Rockh und Ramperstorffer, sowie ein weiterer Bürger verhaftet. Der Bürgermeister, Rockh und Ramperstorffer wurden vier Tage später nach einem zweifelhaften Prozess zum Tod verurteilt und trotz zahlreicher Interventionen auf dem [[Lobkowitzplatz|Schweinemarkt]] enthauptet. Die Wahl einer für Hinrichtungen eher unüblichen Richtstätte bedeutete eine zusätzliche Schmach für die Verurteilten.<ref group="Einzelnachweis">Ferdinand Opll - Peter Csendes (Hrsg.): ''Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung'',  2001, S. 147f.</ref>
 
Nach der Hinrichtung wurden die drei Bürgermeister zunächst gemeinsam auf dem [[Stephansfreithof]] beigesetzt. Später erfolgte ihre Überführung in den [[w:Stephansdom|Stephansdom]], wo sie vor dem Hochgrab von [[w:Kaiser|Kaiser]] [[w:Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] ihre letzte Ruhestätte fanden. Eine Grabplatte, die an sie erinnerte, blieb nicht erhalten, sie dürfte dem Brand, der als Folge von Bombenangriffen den Stepansdom im Jahr 1945 verwüstete, zum Opfer gefallen sein.<ref group="Einzelnachweis">vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien, 1995, Band 4, S. 629</ref> Hans Rockh wurde später wie auch Konrad Vorlauf und Konrad Ramperstorffer rehabilitiert.<ref group="A"> Interessant ist der Vergleich mit den anderen im Spätmittelalter hingerichteten Bürgermeistern der Stadt Wien. Während [[w:Martin Siebenbürger|Martin Siebenbürger]], hingerichtet am 11. August 1522 in [[w:Wiener Neustadt|Wiener Neustadt]] unter dem späteren Kaiser [[w:Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], ebenfalls später rehabilitiert wurde, war dies bei [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]], hingerichtet am 15. April 1463 in  Wien unter Erzherzog [[w:Albrecht VI. (Österreich)|Albrecht VI.]] von Österreich, nicht der Fall.</ref>.


== Würdigung ==
== Würdigung ==
47.765

Bearbeitungen