Konrad Vorlauf: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Bürgermeister dürfte Konrad Vorlauf während seiner zweiten Amtszeit die wirtschaftliche und die politische Lage in der Stadt Wien und im [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]] zum Verhängnis geworden sein. Missernten und Überschwemmungen hatten eine hartnäckige Wirtschaftskrise verursacht, die sich durch die Auseinandersetzung um die Vormundschaft über [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht V. von Österreich]] verschärfte. Zu dieser war es nach dem Tod von Herzog Wilhelm zwischen dessen Brüdern, den Herzögen [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold (IV.) ("''Leopold dem Stolzen''")]] und [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ("''Ernst dem Eisernen''")]] gekommen.<ref name ="Pittler20">vgl. Andreas Pittler: ''Die Bürgermeister Wiens'', 2003, S. 20</ref> Dabei dürfte Konrad Vorlauf 1408 gemeinsam mit einigen anderen Ratsherren, darunter den früheren Bürgermeistern [[Konrad Ramperstorffer]] und [[Hans Rockh]] zwischen die Fronten geraten sein.<ref group="A">Der tatsächliche Hintergrund für die Hinrichtung von Konrad Vorlauf, Konrad Ramperstorffer und Hans Rockh ist zurzeit nicht eindeutig geklärt, selbst wissenschaftlich fundierte Arbeiten weichen in wesentlichen Punkten von einander ab. Zum Vergleich: [[Konrad Ramperstorffer#Die Hinrichtung]]</ref>  
Als Bürgermeister dürfte Konrad Vorlauf während seiner zweiten Amtszeit die wirtschaftliche und die politische Lage in der Stadt Wien und im [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]] zum Verhängnis geworden sein. Missernten und Überschwemmungen hatten eine hartnäckige Wirtschaftskrise verursacht, die sich durch die Auseinandersetzung um die Vormundschaft über [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht V. von Österreich]] verschärfte. Zu dieser war es nach dem Tod von Herzog Wilhelm zwischen dessen Brüdern, den Herzögen [[Leopold IV. (Habsburg)|Leopold (IV.) ("''Leopold dem Stolzen''")]] und [[Ernst der Eiserne|Ernst (I.) ("''Ernst dem Eisernen''")]] gekommen.<ref name ="Pittler20">vgl. Andreas Pittler: ''Die Bürgermeister Wiens'', 2003, S. 20</ref> Dabei dürfte Konrad Vorlauf 1408 gemeinsam mit einigen anderen Ratsherren, darunter den früheren Bürgermeistern [[Konrad Ramperstorffer]] und [[Hans Rockh]] zwischen die Fronten geraten sein.<ref group="A">Der tatsächliche Hintergrund für die Hinrichtung von Konrad Vorlauf, Konrad Ramperstorffer und Hans Rockh ist zurzeit nicht eindeutig geklärt, selbst wissenschaftlich fundierte Arbeiten weichen in wesentlichen Punkten von einander ab. Zum Vergleich: [[Konrad Ramperstorffer#Die Hinrichtung]]</ref>  


Nach den halbwegs zulässigen Fakten ließ Konrad Vorlauf am 5. Jänner 1408 fünf Handwerker, die einen Aufstand gegen Ernst und für Leopold geplant hatten, öffentlich hinrichten.<ref group="A">Nicht ganz klar ist, ob er diese Hinrichtung selbst zu verantworten hatte oder nur einen Befehl von Herzog Ernst dem Eisernen ausführte.</ref> Als es am 14. Jänner 1408 zwischen den beiden Herzögen zu einer vorläufigen Einigung kam, dürfte dies für ihn eine nachhaltige Brüskierung bedeutet und in der Folge seine politische Stellung erheblich geschwächt haben.<ref name ="Pittler20"/> Wenig später kam es zu Verhandlungen mit Herzog Leopold außerhalb von Wien. Auf dem Rückweg von dort wurde die Delegation der Wiener Bürger, an deren Spitze sich Konrad Vorlauf befand und zu der auch [[Rudolf Angerfelder]], ein früherer Bürgermeister von Wien, gehörte, am 9. April 1408 von Ritter [[Hans Laun von Grünau]] bei [[Gablitz]] in der Nähe von [[Purkersdorf]] überfallen. Konrad Vorlauf und seine Begleiter, die von ihm gefangen genommen wurden, kamen erst am 16. Juni 1408 wieder frei, nachdem Herzog Leopold Lösegeld an Hans Laun gezahlt hatte.<ref group="A">Angeblich soll Hans Laun eine offene Geldforderung an den Herzog gehabt haben, deren Bezahlung er mit dieser Aktion erreichen wollte. In diesem Fall würde es sich um eine Fehde zwischen ihm und Herzog Leopold IV. handeln. Dieser Hans Laun dürfte mit jenen Johann Laun ident sein, dem auch ein Überfall auf die [[Burgruine Rauhenstein|Rauhenstein]] nachgesagt wird, vgl. [http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1706 Rauhenstein], Burgen-Austria.Com, eingesehen am 4. März 2018</ref> Wenig später kam es zur Ausschreibung einer Sondersteuer für die Stadt Wien, die einen Aufstand der Handwerker zur Folge hatte. Durch diesen<ref group="A">Nach Pittler soll Konrad Vorlauf dagegen von seinen früheren Parteigängern geopfert worden sein, vgl. Andreas Pittler: ''Die Bürgermeister Wiens'', 2003, S. 20</ref> geriet Herzog Leopold unter Druck, worauf er am 7. Juli 1408 Konrad Vorlauf und mehrere Ratsherren verhaften ließ. Am 11. Juli 1408 wurde Konrad Vorlauf gemeinsam mit Konrad Ramperstorffer und Hans Rockh am auf dem [[Lobkowitzplatz|Schweinemarkt]]<ref group="A">Der Schweinemarkt als Hinrichtungsort war eine zusätzliche Demütigung.</ref> enthauptet.<ref name ="Czeike"/>   
Nach den halbwegs zulässigen Fakten ließ Konrad Vorlauf am 5. Jänner 1408 fünf Handwerker, die einen Aufstand gegen Ernst und für Leopold geplant hatten, öffentlich hinrichten.<ref group="A">Nicht ganz klar ist, ob er diese Hinrichtung selbst zu verantworten hatte oder nur einen Befehl von Herzog Ernst dem Eisernen ausführte.</ref> Als es am 14. Jänner 1408 zwischen den beiden Herzögen zu einer vorläufigen Einigung kam, dürfte dies für ihn eine nachhaltige Brüskierung bedeutet und in der Folge seine politische Stellung erheblich geschwächt haben.<ref name ="Pittler20"/> Wenig später kam es zu Verhandlungen mit Herzog Leopold außerhalb von Wien. Auf dem Rückweg von dort wurde die Delegation der Wiener Bürger, an deren Spitze sich Konrad Vorlauf befand und zu der auch [[Rudolf Angerfelder]], ein früherer Bürgermeister von Wien, gehörte<ref group="A">Nach der "Kleinen Chronik von Klosterneuburg" sollen zu dieser Delegation auch Hans Rockh und [[Niklas Untermhimmel]] gehört haben, vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 114</ref>, am 9. April 1408 von Ritter [[Hans Laun|Hans Laun von Grünau]] bei [[Gablitz]] in der Nähe von [[Purkersdorf]] überfallen, wobei nach der [[Kleine Chronik von Klosterneuburg|"Kleinen Chronik von Klosterneuburg]] der Wiener Bürger Niklas [[Flusthart]] getötet wird<ref name ="opll114">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 114</ref>. Konrad Vorlauf und seine Begleiter, die mit ihm gefangen genommen wurden, kamen erst am 16. Juni 1408 wieder frei, nachdem Herzog Leopold Lösegeld an Hans Laun gezahlt hatte.<ref group="A">Angeblich soll Hans Laun eine offene Geldforderung an den Herzog gehabt haben, deren Bezahlung er mit dieser Aktion erreichen wollte. In diesem Fall würde es sich um eine Fehde zwischen ihm und Herzog Leopold IV. handeln. Dieser Hans Laun dürfte mit jenen Johann Laun ident sein, dem auch ein Überfall auf die [[Burgruine Rauhenstein|Rauhenstein]] nachgesagt wird, vgl. [http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1706 Rauhenstein], Burgen-Austria.Com, eingesehen am 4. März 2018</ref> Wenig später kam es zur Ausschreibung einer Sondersteuer für die Stadt Wien, die einen Aufstand der Handwerker zur Folge hatte. Durch diesen<ref group="A">Nach Pittler soll Konrad Vorlauf dagegen von seinen früheren Parteigängern geopfert worden sein, vgl. Andreas Pittler: ''Die Bürgermeister Wiens'', 2003, S. 20</ref> geriet Herzog Leopold unter Druck, worauf er am 7. Juli 1408 Konrad Vorlauf und mehrere Ratsherren, darunter Konrad Ramperstorffer, Hans Rockh, Rudolf Angerfelder, Hans Mosprunner, den "Schröfel" und Hans Stichel (auch Zirnast, genannt der "Alte Kürschner")<ref name ="opll114"/>, verhaften ließ. Am 11. Juli 1408 wurde Konrad Vorlauf gemeinsam mit Konrad Ramperstorffer und Hans Rockh am auf dem [[Lobkowitzplatz|Schweinemarkt]]<ref group="A">Der Schweinemarkt als Hinrichtungsort war eine zusätzliche Demütigung.</ref> enthauptet.<ref name ="Czeike"/>   


Nachdem Herzog Albrecht V. die Herrschaft über das Herzogtum Österreich 1411 selbst übernommen hatte, kam es zur postumen Rehabilitierung der drei Hingerichteten.<ref name ="Czeike"/> Wie auch die späteren Bürgermeister [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] und [[w:Martin Siebenbürger|Martin Siebenbürger]] galt Konrad Vorlauf im 19. Jahrhundert als Vorläufer eines liberalen Bürgertums<ref name ="Czeike"/>, wobei er jedoch im Unterschied zu Holzer ausschließlich positiv gesehen wurde.
Nachdem Herzog Albrecht V. die Herrschaft über das Herzogtum Österreich 1411 selbst übernommen hatte, kam es zur postumen Rehabilitierung der drei Hingerichteten.<ref name ="Czeike"/> Wie auch die späteren Bürgermeister [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] und [[w:Martin Siebenbürger|Martin Siebenbürger]] galt Konrad Vorlauf im 19. Jahrhundert als Vorläufer eines liberalen Bürgertums<ref name ="Czeike"/>, wobei er jedoch im Unterschied zu Holzer ausschließlich positiv gesehen wurde.
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