Das Poigreich oder Poigenreich bezeichnet das Territorium einer mittelalterlichen Verwaltungseinheit (Grafschaft?) und umfasste in seiner Ausdehnung das Horner Becken und dessen Randgebiete.

Das Poigreich - eine Grafschaft oder nur eine Verwaltungseinheit?

Als Poigreich wird das Territorium einer mittelalterlichen Verwaltungseinheit bezeichnet, die sich im heutigen Niederösterreich befand und im frühen Mittelalter das gesamte Horner Becken und dessen Randgebiete umfasste. Der Flächenumfang soll ca. 200 km² angegeben.[1] Als ihr Verwaltungssitz gilt der Ort Poigen (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen). Ob dieses Poigreich eine Grafschaft war beziehungsweise mit einer Grafschaft Poigen ident war und ob es diese überhaupt gegeben hat, ist in der neueren Forschung umstritten. Den Begriff "Grafschaft Poigen" verwendet erstmals der Historiker Karl Lechner, doch urkundlich ist im 12. Jahrhundert nur eine Grafenfamilie von Poigen belegt. Dabei handelt es sich um eine bairische Adelsfamilie, die für einen Zweig der Grafen von Burghausen, Schala und Plain aus dem Salzburggau gehalten wird. Die Bezeichnung Poigreich für das Gebiet um Horn findet sich im 11. und 12. Jahrhundert, dieses Poigreich wird aber nicht als Grafschaft bezeichnet. Nach Lechner soll die Familie der Grafen von Poigen um 1150 ausgestorben sein, worauf sie von den Grafen oder Herren von Poigen-Rebgau (Rebgauern) und den Grafen von Poigen-Hohenburg (Hohenburgern) beerbt wurden. Nach deren Aussterben um 1210 soll der Großteil ihrer Besitzungen an den Herzog von Österreich gefallen sein, der diese als Lehen neu vergab. Damals soll auch die "Herrschaft Horn" entstanden sein, die erstmals im Lehensbuch der Familie der Maissauer aus dem Jahr 1380 genannt ist.[2]

Literatur

  • Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9

Weblinks

Siehe auch Die Familie der Herren von Horn

Einzelnachweise

  1. vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich, 2018, S. 16
  2. vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990, S. 88f., S. 90f. und S. 95

Anmerkungen


Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Poigreich behandelt.
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