Besenopfer

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Das Besenopfer ist ein Vorgang, meist mit einem Ritual (z. B. Wallfahrt) verbunden, bei dem an Hautausschläge, Geschwüren, unreines Blut und ähnliche Krankheiten erkrankte oder diesen nahestehende Personen als Opfergabe einen Besen hingeben und u. U. rituell z. B. damit eine Kapelle ausgewischt wurde um eine Heilung durch eine überirdische Macht zu erreichen.

Opferung

Die Opferung ist ein seit altersher bekannter Vorgang, der meist mit einem Ritual verbunden ist. Teilweise auch mit einem besonderen Fest, das als „Opferfest“ auch ein sehr elementarer Bestandteil einer Religion sein kann.[1] Es handelt sich beim Besenopfer in der Regel - religionswissenschaflich betrachtet, um ein unblutiges Bittopfer oder Sühneopfer.[2][3][4]

Wie bei vielen Opferungen ist auch beim Besenopfer nicht nur die Hingabe des Opfers, sondern meist das damit bzw. die damit verbundenen Rituale wichtig (z. B. wischen des Bodens der Kirche/Kapelle (wohl eine Art Analogiezauber), die mit besonderen Verhaltensnormen vorgeschriebene Wallfahrt an den Wunder- oder Gnadenort (die Kultstätte) etc.). Die Opfergabe selbst muss nicht unbedingt einen funktionsfähigen oder handelsüblichen Besen sein, auch symbolischer kleine Besen etc. erfüllen den Zweck. [5]

Teilweise war das Opfer auch nur ein Versprechen, das erfüllt wurde, wenn die Gebete erhört wurden (so z. B. bei der Pfarrkirche Dornbirn-Haselstauden, hier wurde früher ein Besen nur dann geopfert, wenn die Heilung auch eintrat).[6]

Symbolik

Der Glaube an die symbolische Reinigungskraft des Besens war schon in heidnischer Zeit bekannt und wurde in die christlichen Gebräuche übernommen.[7] Die Symbolik hinter dem Besen in Verbindung mit einer Krankeit ist, dass diese "weggewischt" wird bzw. der Besen als Symbol die Krankheit sodann trägt.

Heiligenverehrung

Die Besenopfer wurden in der katholischen Kirche nicht im Zusammenhang mit einem bestimmten Heiligen erbracht. Die Besenopfer bezogen bzw. beziehen sich auf bestimmte Kapellen oder Kirchen („Besenkapelle“) und ist vor allem in Österreich, Süddeutschland, dem Elsass und der Schweiz bekannt. Durch Handlungen mit dem Besen, z. B. schlagen, kehren, verstecken an dunklen Orten, legen von Besen auf Haufen, Aufpflanzen von umgekehrten Besen zur Hexenabwehr etc. wurde dieser Glaube immer weiter tradiert.[7][8]

Sagen

Das Besenopfer

Die Besenkapelle befindet sich im Wirtatobel. Auch in ihr finden sich, neben den lebensgroßen Figuren des Christus am Kreuz, der Muttergottes und des Jüngers Johannes, in einem Winkel eine Anzahl Reiserbesen. Diese Opfergabe sollte helfen, wenn jemand an einem Ausschlag ("Urot") leidet oder einen Abszeß ("Oassa") hatte. Die Sage berichtet auch, dass wer einen solchen Besen (die Opfergabe) aus der Kapelle wegnimmt, auch den Ausschlag oder die Eiterbeule etc., mit sich nimmt. Das Besenopfer fand auch statt, wenn Tiere erkrankt sind.[9]

Die Reiserbesen in St. Loy

In der Eligiuskapelle (Götzis) (auch St. Loy) befanden sich früher viele Reiserbesen, welche hier als kleines Opfer zurückgelassen wurden, um die Heilung von z. B. Augenkrankheiten, zu erbitten. Der Mesner sollte die Kapelle damit säubern. Auch könne eine Hexe nichts Böses mehr unternehmen und habe keine Macht mehr, wenn ihr Besen in einer Kirche eingesperrt sei.[10]

Der Zauberlehrling

In der Ballade Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe ist ein mit Magie versetzter Besen ein Knecht, der Wasser schleppen muss.[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Christiane Brosius Axel Michaels Paula Schrode (Hrsg.): Ritual und Ritualdynamik. Schlüsselbegriffe, Theorien, Diskussionen. UTB-Band-Nr. 3854, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8252-3854-4, S. 13
  2. Jan A. M. Snoeck: Klassifikation und Typologie. S. 54–61 In: Christiane Brosius, Axel Michaels, Paula Schrode (Hrsg.): Ritual und Ritualdynamik. UTB 3854, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8252-3854-4
  3. Matthias Sellmann: Religion und soziale Ordnung: gesellschaftstheoretische Analysen. Bd. 917 Campus Forschung, Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 200, ISBN 978-3-593-38367-5, S. 56 f.
  4. Veronika Hoffmann: Skizzen zu einer Theologie der Gabe. Rechtfertigung – Opfer – Eucharistie – Gottes- und Nächstenliebe. Herder, Freiburg im Breisgau/Stuttgart/Basel 2013, ISBN 978-3-451-30696-9
  5. Kurt Lussi: Heilende Rituale zwischen Magie und Religion, Webseite: zentralplus.ch vom 7. Oktober 2015.
  6. Kirche Maria Heimsuchung - Geschichte, Webseite: lexikon.dornbirn.at, abgerufen am 29. Juni 2024.
  7. 7,0 7,1 Anton Nägele: Von schwäbischen Kultstätten des Dulders Job und dem Besenopferbrauch in Volk und Volkstum : Jahrbuch für Volkskunde 3 (1938), S. 339-341.
  8. Besenkapelle, Webseite: heimatmuseum-reischenau.de, abgerufen am 29. Juni 2024.
  9. Das Besenopfer, Webseite: sagen.at, abgerufen am 29. Juni 2024. Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 54, S. 53f
  10. Reiserbesen, Webseite: sagen.at, abgerufen am 29. Juni 2024. Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 213, S. 127.
  11. Johann Wolfgang von Goethe: Der Zauberlehrling. In: Goethes Werke. Gedichte und Epen I. Hamburger Ausgabe, Band I. C.H. Beck. München 1998, S. 276–279.