Diskussion:Militär Veteranen Verein Wolfurt

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Renate Heim

Stammbuch des Militär-Veteranen-Vereins Wolfurt

Es beinhaltet die Gründungsgeschichte aus dem Jahre 1875 und die Namen der zehn Gründungsmitglieder, geb. zwischen 1826 und 1846. Weiters 124 aktive Mitglieder auch aus umliegenden Gemeinden, ihre geleisteten Dienste, meist bei den Kaiserjägern, ihre Chargen und die mitgemachten Feldzüge in Italien, Südtirol und Herzegowina. Sämtliche Namen sind in schöner großer gotischer Schrift vermerkt. Ein Onkel von Kassier Walter, Dr. Wilhelm Mohr, Jg. 1890 hat das Buch in alter Kurrentschrift geführt. Dadurch war es recht schwer zu lesen.

Die erste Anregung zur Gründung dieses Vereins machte der spätere Arzt Martin Rohner aus Wolfurt, geb. 1790. Unter der Regierungszeit Napoleons I. musste Rohner den französisch - russischen Feldzug 1809 bis 1814 mitmachen. Noch auf dem Sterbebett 1864 war er Veteran. So äußerte er den Wunsch, es möchten ihn Militärs, die mit ihm dienten, zur letzten Ruhe tragen. 1874 versammelten sich alle "Ausgedienten" im "Adler" in Rickenbach, um zur Gründung eines "Militär-Veteranen-Vereins" die nötigen Schritte einzuleiten. Eduard Böhler, Sternenwirt und Postmeister, geb. 1847 erhielt den Auftrag, von den bestehenden M.V.V. Statuten einzuholen und solche für die hiesigen Verhältnisse passend auszuarbeiten. Am 17. Juli 1875, also vor fast 150 Jahren, feierte der "I. Vorarlberger-Militär-Veteranen Verein" das Fest der Fahnenweihe. Zum 50-jährigen Bestandsjubiläum und zur Erweiterung des Vereins in "Veteranen- und Kriegerverein" schreibt Wilhelm Mohr 1923: Viele Jahre ruhiges und ersprießliches Vereinsleben hatte der Militär-Veteranen-Verein Wolfurt hinter sich, als dieser, wie das gesamte Leben überhaupt, mit der Kriegserklärung Österreich- Ungarns an Serbien im Juli 1914 eine jähe Änderung erfuhr. Die meisten Vereinsmitglieder waren dem Rufe des Vaterlandes ins Feld gefolgt. Trotz Tapferkeit und Opfer am Leben – mit Geld konnte Österreich den so lange dauernden Krieg nicht siegreich durchhalten. Die wirtschaftliche Not führte schließlich im November 1918 den vollen Zusammenbruch Österreich-Ungarns herbei.

Nach dem Zusammenbruch getraute sich niemand an die vereinsmäßige Sammlung der Kriegskameraden oder an die Neubelebung der Veteranenvereine heranzutreten. Die Erbitterung gegen den Militarismus blieb noch lange lebendig. Im Februar 1920 versammelten sich, nach dem Verrauchen der ärgsten Revolutionsstürme, die Mitglieder des Veteranenvereins Wolfurt zu einer Vollversammlung, in der zur Frage Stellung genommen werden sollte, welches weitere Schicksal dem Vereine vorzusehen sei. (So war z.B. in Lauterach der Verein aufgelöst und die Vereinsfahne versteigert worden.) Bei dieser Vollversammlung wurde der Beschluss gefasst, den Verein bestehen zu lassen, 500 Kronen für die Errichtung eines Kriegerdenkmals zu widmen, die Vereinstätigkeit jedoch bis auf weiters einzustellen und die Jahresbeiträge nicht mehr einzuziehen. Im Jänner 1923 wurde bei einer Versammlung beraten, ob es nicht am besten wäre, in dem schon bestehenden Veteranenverein den Zusammenschluss zu suchen und dessen Statuten so abzuändern, dass die alten Mitglieder wie alle Kriegsteilnehmer im Vereine Platz finden könnten. So geschah dies dann und Mohr schreibt den pathetischen Schlusssatz: So flechte sich in den Jubelkranz des Vereins echte wahre Kameradschaft der Jungen und Alten und möge diese wieder neue fünfzig Jahre friedlich weiter dauern und unseren Nachkommen verkünden, dass dies Ideal der Pflege wert sei.

Dann folgen 19 Erlebnisberichte von Wolfurtern, die in Südtirol, Galizien, Russland, Sibirien, Ukraine, Bosnien, Polen ihre soldatische Pflicht erfüllt haben. Bei der allgemeinen Mobilisierung am 1. August 1914 war der Älteste mit 47 Jahren der Hauptmann Ludwig Köb, der Jüngste der Lehrer Karl Mohr mit 20 Jahren. Die Jahrgänge sind von 1872 bis 1894 vertreten. Was mich fasziniert hat, ist das gute Gedächtnis der Soldaten. Genaue Daten und die zum Teil schwierigen Ortsbezeichnungen sind vermerkt. Wikipedia war mir eine Hilfe beim Finden der vielen fremden Orte, die zum Großteil noch bestehen. Erwin Fitz half mir beim Entziffern von militärischen Fachbegriffen. Z.B. "superarbitriert", d.h. für dienstuntauglich erklärt. Die Männer wurden instradiert, d.h. in Marsch gesetzt. Ein paar Details, die mich besonders berührten, möchte ich nun anführen. Ludwig Hinteregger, geb. 1892, der spätere Bürgermeister, wurde im Dezember 1917 auf dem Monto Zoma bei Asagio durch ein feindliches Infanteriegeschütz, welches die in seiner Tasche befindlichen Leuchtpatronen zur Explosion brachte, am linken Hüftgelenk durch den Schuss und durch Verbrennungen schwer verwundet. Engelbert Gasser, geb. 1884 ereilte bereits am 21. August 1914, bei einem großen Gefechte bei Dunajov das schwere Los der Gefangennahme, das er durch 4 ½ Jahre Heroismus ertrug. Er kam in verschiedene Lager in Sibirien. Im Mai 1919 meldete er sich mit einigen Südtirolern bei der italienischen Mission, welche in Omsk (Sibirien) stationiert war. Diese Mission hatte die Aufgabe die gefangenen Südtiroler, welche durch die Abtrennung Südtirols von Österreich italienische Staatsangehörige geworden waren, in ihre Heimat zu befördern. Gasser meldete sich unter falschen Angaben gleichfalls als Südtiroler. Am 22. Februar 1920 wurde Gasser mit Südtirolern an Bord von 3 japanischen Kriegsschiffen genommen. Die Fahrt ging von Wladiwostok über Shanghai, Singapur, Colombo, Aden, Port Said durch den Suezkanal ins mittelländische Meer nach Triest. Die Fahrt dauerte 49 Tage. Alois Klocker, geb. 1884 war in mehreren Gefangenenlagern, machte Fluchtversuche und wurde vor einem Kriegsgericht verhört. Er bekam nur das Sechsjährige Dienstkreuz. Andere Auszeichnungen hat er nicht erhalten, da er in russischer Gefangenschaft war. Der Bericht von Alois Stadelmann, geb. 1872 tanzt zeitlich aus der Reihe. Verschiedene Umstände machten 1878 ein bewaffnetes Einschreiten in Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn notwendig. Dadurch kam es begreiflicherweise zu harten Zusammenstößen mit muselmanischen Banden und bosnischen Insurgenten (Aufständischen). Der Kaiserjäger Stadelmann nahm von Mai bis Dezember 1878 an verschiedenen Gefechten teil. Nach seinen Schilderungen sollen die Insurgenten die Gefangenen grausam massakriert und verstümmelt haben. Die Verpflegung soll sehr oft mangelhaft gewesen sein. Er kehrte gesund und wohlbehalten in seine Heimat zurück.

Zwei Wolfurter aus einem Zeitungsbericht vom 6. Juli 1915 möchte ich noch erwähnen, obwohl sie im Buch nicht vorkommen. Kaiserjäger Leonhard Künz wurde mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Erzherzog Josef Ferdinand habe sie ihm persönlich angeheftet. Künz habe allein 103 Russen gefangen. Dr. Lorenz Böhler wurde mit dem Ritterkreuz des Franz-Josefs-Ordens ausgezeichnet. Weil nach Durchschüssen die Beine verkürzt waren, experimentierte er mit Knochennagelungen. Davon profitieren wir noch heute. Seine Nichte schrieb seine interessante Biografie "Die Geschichte eines Erfolges". Für einen Soldaten war es oft Glück im Unglück, wenn er erkrankte oder verwundet wurde. So konnte mancher der Gefangenschaft entkommen. Die Kriegsteilnehmer erhielten verschiedene Auszeichnungen: Karl Truppenkreuz, Goldenes Verdienstkreuz am Bande, Silberne oder Bronzene Tapferkeitsmedaille, Eisernes Verdienstkreuz mit der Krone, Verwundetenmedaille, Jubiläumskreuz am weißen Bande, Sechsjähriges Verdienstkreuz u.a. Für mich war es eine große Bereicherung, dieses Buch zu studieren.

Bregenz, 27. April 2024
Renate Heim

Eduard Köb sen

Zu den damaligen Umständen habe ich noch folgende Überlieferungen im Kopf:

Mein Großvater Eduard Köb sen. hat die Liegenschaft, damals Strohdorf, später Wälderstraße 4 und 6, heute Sternenplatz, so ca. 1910 erworben. Die Vorbesitzer waren 2 ledige Brüder mit dem Nachnamen Lenz und betrieben eine einfache Leinenweberei. Der Kellerraum dazu hieß noch in meiner Kindheit „Weberkeller“ (Waebarkaer).

Im Jahre 1912 hat dann Eduard die Schmiede neben dem „Schularbächle“ mit Flotzbacherziegel errichtet. Im Jahre 1914, vermutlich kurz vor dieser „Superarbitrierung“ kam das erste Kind Karl (Mutter Ottilie geb. Schertler von Flotzbach) zur Welt.

Und wie schon am Telefon gesagt, musste Eduard sen. das alles aus eigener Kraft stemmen. Denn als eines der Kinder der zweiten Frau (geb. Guth) vom Schloßbuur wurde Eduard vom Erbe ausgeschlossen. Vielleicht wurden diese Verpflichtungen von Eduard sen. beim superarbitrieren berücksichtigt.

Zwischen 1914 und 1919 kamen, trotz der Kriegswirren und die mir bis vor Kurzem unbekannten Kriegseinsätze von Eduard sen., 5 seiner 6 Kinder zur Welt (mein Vater Eduard jun. 1917).

Im Übrigen ist u.a. Hubert Köb Frühlingstrasse aus der Linie der ersten Frau (Urgroßmutter auch geb. Guth und Schwester der zweiten Frau und Mutter von Eduard sen.).

Seine Tochter Susanne ist nun im Besitz vom ursprünglichen „Schlossbuurohus“.

  • Siegfried Köb, Enkel