Leopold Fölsch

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Stift Neuberg an der Mürz, Darstellung von Georg Matthäus Vischer (1628–1696) aus dem Jahr 1681

Leopold Fölsch (* 1635, in Graz; † 29. September 1700, in Bad Fischau-Brunn)[A 1], auch Leopold von Graz oder Leopold von Neuberg, war der dreiunddreißigste Abt des Zisterzienserstiftes Neuberg an der Mürz. Unter den Äbten gilt er als eine recht schillernde Persönlichkeit, allerdings leitete er das Stift in sehr schwierigen Zeiten.

Herkunft und Familie

Über die Herkunft von Abt Leopold von Neuberg ist nichts bekannt.

Leben

Leopold Fölsch dürfte seine Profess 1661 im Zisterzienserstift Neuberg abgelegt haben, wo er als Wirtschaftsverwalter (Ökonom) tätig war, ehe er am 8. September 1671 zum Abt gewählt wurde.[1] Sein Vorgänger, Abt Johann Ludwig Holtz († 1671), hatte ihn bereits 1668 als seinen Nachfolger vorgeschlagen.[2] Während seiner Zeit als Abt wurden die heutigen Bundesländer Niederösterreich und Steiermark in den Jahren 1673, 1679/80 und 1691 von Seuchen heimgesucht.[1] Dazu kam noch die "Zweite Wiener Türkenbelagerung" (1683). Während dieser wurden sämtliche Stiftbesitzungen im Gebiet zwischen der Stadt Wien und Reichenau an der Rax grauenhaft verwüstet. Die Wiedererrichtung der zerstörten Pfarrhöfe, Kirchen und Wirtschaftsgebäude gelang bis 1698, kostete jedoch über 125.000 Gulden.[3] Davon wurden etwa 76.000 Gulden für den Wiederaufbau des Neubergerhofes zu Wien verwendet, der allerdings in der Folge dem Stift keinen Gewinn brachte.[1] Eine Folge dieser Zerstörungen machte den Umbau und die neuerliche Weihe (1686) der als Wallfahrtskirche genutzten Frauenbrunnkirche zu Spital am Semmering notwendig.[3] Weitere enorme Kosten verursachten zudem der Betrieb des Kupferbergwerkes am Rabenstein und die 1690 auf Initiative von Pater Gottfried Haller († um 1730), dem Prior, erfolgte Wiedereröffnung des Eisenbergbaus samt Errichtung eines neuen Schmelz- und Hammerwerks in der Krampen. 1699 ließ sich Abt Leopold ein Privileg für den Abbau von Eisenerz am Knappenberg oberhalb von Edlach ausstellen. Möglicherweise war die steigende Schuldenlast der Grund dafür, dass Abt Leopold sich seit 1685 der Alchemie widmete und versuchte mit Hilfe eines unbekannten Laboranten in der Feste Reichenau (heute Teil von Reichenau an der Rax), wo er sich fast ständig aufhielt, aus Silber Gold zu machen. Für diese Experimente verwendete er nicht nur Teile des Silbergeschirrs, sondern investierte in diese mehrere weitere tausende Gulden.[1] Am Ende seiner Amtszeit war Stift Neuberg mit ungefähr 200.000 Gulden hoffnungslos verschuldet.[3]

Am 25. Februar 1698 ersuchten Prior Gottfried Haller und die Mehrheit des Konvents den Vaterabt Marian Schirmer († 1705) von Heiligenkreuz um eine Visitation, welche am 30. Juni 1698 gemeinsam mit dem Regierungskommissar Markowitsch durchgeführt wurde. Sie erbrachte schwere Vorwürfe gegen Abt Leopold, der beschuldigt wurde, im Konkubinat gelebt zu haben, und listete große Misstände im Stift auf. Nachdem das Stift am 20. August 1699 von einem verheerenden Brand heimgesucht worden war, der nach Angaben des späteren Abtes Martin Prunmayr († 1723) das halbe Kloster zerstört haben soll, wurde im September 1699 eine weitere Regierungskommission unter der Leitung des Grafen Philipp von Inzaghi, dem Vater von Graf Eugen von Inzaghi († 1760), dem späteren Benediktinerabt von St. Lambrecht, ins Stift Neuberg geschickt. Aufgrund ihres Berichtes wurde Abt Leopold durch den Vaterabt Marian veranlasst, sein Amt Ende Februar 1700 zurückzulegen. Er zog sich auf den Freihof Fischau (heute Teil der Gemeinde Bad Fischau-Brunn]] zurück, wo er noch im selben Jahr starb. Die geistliche und wirtschaftliche Verwaltung der Abtei oblag vom 1. März 1700 bis zum 28. Februar 1701 dem Vaterabt Marian, ehe am 9. April 1701 Martin Prunmayr zum neuen Abt von Neuberg gewählt wurde.[1]

Erinnerungen an Abt Leopold von Neuberg

  • Eine zeitgenössische Darstellung von Abt Leopold von Neuberg, die als "porträtgetreu" gilt, findet sich auf einem der 20 Abtbilder, die im Kreuzgang des früheren Klosters aufgehängt sind.[3]
  • In der Abteikirche hat sich außerdem der Epitaph für Abt Leopold von Neuberg erhalten, der der spätere Abt Gottfried Haller in Auftrag gegeben hatte. Das Wappenschild von Abt Leopold befindet sich auf der Holzbalustrade der großen Westempore gemeinsam mit dem seines Vorgängers, Abt Johann Ludwig Holtz.[1]
  • Aus der Zeit von Abt Leopold sind die Heiligenbilder der Heiligen Robert von Molesme (heute im Nordschiff der Stiftskirche) und Edmund von Abingdon (heute an der Südwand der Stiftskirche) erhalten sowie die Reliquienschreine des Annenaltares aus dem Jahr 1692.[1]

Literatur

  • Othmar Pickl: Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang. In: Otto Fraydenegg-Monzello (Hrsg.): Schatz und Schicksal. Steirische Landesausstellung 1996. Mariazell & Neuberg an der Mürz, 4. Mai bis 27. Oktober. Graz, 1996. ISBN 3-901704-02-7. S. 357-364

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Leopold Fölsch, Zisterzienserlexikon.DE, abgerufen am 5. September 2022
  2. vgl. Johann Ludwig Holtz, Zisterzienserlexikon.DE, abgerufen am 5. September 2022
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Othmar Pickl: Die Geschichte des Klosters Neuberg dargestellt anhand der Gründer- und Abtbilder im Kreuzgang, 1996, S. 363

Anmerkungen

  1. vgl. Leopold Fölsch, Zisterzienserlexikon.DE, abgerufen am 5. September 2022
VorgängerAmtNachfolger
Abt Johann LudwigAbt von Stift Neuberg
1671-1700
Abt Martin (II.)