Luftangriffe der jugoslawischen Luftwaffe am 6. und 7. April 1941: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Morgengrauen des 6. Aprils hörte ein Mechaniker des Regiments in einem der wenigen in den Flugzeugen eingebauten Funkgeräten vom Kriegsbeginn gegen Deutschland. Nachdem der Vormittag ereignislos verstrich, erhielt die Einheit gegen Mittag den Befehl mit zwei Bristol Blenheims einen Aufklärungsflug über österreichischem Territorium durchzuführen. Zwei [[w:Hawker Hurricane|Hawker Hurricanes]] der 34. Jägergruppe des 4.Jagd-Regiments sollten den beiden Bombern Geleitschutz geben. Sowohl die 216. als auch die 217. Bomber-Gruppe des 8. Bomber-Regiments stellten je ein Flugzeug für diesen Angriff bereit. Die 216er-Crew bildeten Pilot Karlo Murko, Beobachter Ivan Pandza und Bordschütze Radenko Malesevic. In der 217er-Crew flogen Pilot Dorde Putica, Beobachter Ivan Selevic und ein Bordschütze, dessen Namen sich nicht mehr ermitteln ließ. Als Bombenziel bekamen die beiden Blenheim-Bomber Eisenbahneinrichtungen in Graz zugewiesen, die sie in einer Höhe von 2500 Metern aus Richtung [[w:Marburg|Marburg]] anfliegen sollten.<ref name="Ognjevic5964">BRISTOL BLENHEIM The Yugoslav Story 1937 - 1958, Herausgeber Aleksandar M. Ognjević - Zemun, Seite 59 bis 64, Serbien, ISBN 978-86-917625-0-6</ref>  
Im Morgengrauen des 6. Aprils hörte ein Mechaniker des Regiments in einem der wenigen in den Flugzeugen eingebauten Funkgeräten vom Kriegsbeginn gegen Deutschland. Nachdem der Vormittag ereignislos verstrich, erhielt die Einheit gegen Mittag den Befehl mit zwei Bristol Blenheims einen Aufklärungsflug über österreichischem Territorium durchzuführen. Zwei [[w:Hawker Hurricane|Hawker Hurricanes]] der 34. Jägergruppe des 4.Jagd-Regiments sollten den beiden Bombern Geleitschutz geben. Sowohl die 216. als auch die 217. Bomber-Gruppe des 8. Bomber-Regiments stellten je ein Flugzeug für diesen Angriff bereit. Die 216er-Crew bildeten Pilot Karlo Murko, Beobachter Ivan Pandza und Bordschütze Radenko Malesevic. In der 217er-Crew flogen Pilot Dorde Putica, Beobachter Ivan Selevic und ein Bordschütze, dessen Namen sich nicht mehr ermitteln ließ. Als Bombenziel bekamen die beiden Blenheim-Bomber Eisenbahneinrichtungen in Graz zugewiesen, die sie in einer Höhe von 2500 Metern aus Richtung [[w:Marburg|Marburg]] anfliegen sollten.<ref name="Ognjevic5964">BRISTOL BLENHEIM The Yugoslav Story 1937 - 1958, Herausgeber Aleksandar M. Ognjević - Zemun, Seite 59 bis 64, Serbien, ISBN 978-86-917625-0-6</ref>  


Beladen mit vier 100kg-Sprengbomben brachen die beiden Besatzungen gegen 15.00 Uhr zu ihrem Feindflug auf, ohne genaue Informationen über das Zielgebiet zu besitzen. Bald kam es in der Luft zum Rendezvous mit der Jäger-Eskorte. Pilot Karlo Murko haderte mit dem Schicksal, hatte er doch mit den beiden Jagdflugzeugen keinerlei Funkverbindung, weil sein Flugzeug ohne Funkgerät in diesen Feindflug geschickt wurde, während die Geräte auf dem Heimatflugplatz lagerten. Ihm schien die vorgegebene Flughöhe und auch die Flugroute als zu gefährlich. Hier hätten sie ein gutes Ziel für die deutsche Flak abgegeben. Daher entschied Murko viel niedriger zu fliegen und sich solange wie möglich auf jugoslawischem Territorium aufzuhalten. So flog er Richtung [[w:Murska Sobota|Murska Sobota]] und überquerte anschließend die Grenze in einer extrem niedrigen Flughöhe.<ref name="Ognjevic5964"></ref>
Beladen mit vier 100kg-Sprengbomben brachen die beiden Besatzungen gegen 15.00 Uhr zu ihrem Feindflug auf, ohne genaue Informationen über das Zielgebiet zu besitzen. Bald kam es in der Luft zum Rendezvous mit der Jäger-Eskorte. Pilot Karlo Murko haderte mit dem Schicksal, hatte er doch mit den beiden Jagdflugzeugen keinerlei Funkverbindung, weil sein Flugzeug ohne Funkgerät in diesen Feindflug geschickt wurde, obwohl die Geräte auf dem Heimatflugfeld lagerten. Ihm schien die vorgegebene Flughöhe und auch die Flugroute als zu gefährlich. Hier hätten sie ein gutes Ziel für die deutsche Flak abgegeben. Daher entschied Murko viel niedriger zu fliegen und sich solange wie möglich auf jugoslawischem Territorium aufzuhalten. So flog er Richtung [[w:Murska Sobota|Murska Sobota]] und überquerte anschließend die Grenze in einer extrem niedrigen Flughöhe.<ref name="Ognjevic5964"></ref>


Historiker Aleksandar Ognjevic führt in seinem Buch noch an, dass sich Pilot Karlo Murko im Bericht, auf dem diese Aussagen beruhen, etwas zu sehr in den Mittelpunkt drängte, obwohl er nur [[w:Unteroffizier|Unteroffizier]] war und der Navigator Ivan Pandza als [[w:Offizier|Offizier]] den höheren Dienstrang und somit eigentlich auch die Befehlsgewalt innehatte.<ref name="Ognjevic5964"></ref>  
Historiker Aleksandar Ognjevic führt in seinem Buch noch an, dass sich Pilot Karlo Murko im Bericht, auf dem diese Aussagen beruhen, etwas zu sehr in den Mittelpunkt drängte, obwohl er nur [[w:Unteroffizier|Unteroffizier]] war und der Navigator Ivan Pandza als [[w:Offizier|Offizier]] den höheren Dienstrang und somit eigentlich auch die Befehlsgewalt innehatte.<ref name="Ognjevic5964"></ref>  


Wie dem auch sei, die Jäger-Eskorte hatte in der Zwischenzeit den Kontakt mit dem Bomber verloren. In Baumhöhe flog er alleine den Flusslauf der [[w:Raab (Fluss)|Raab]] stromaufwärts. Die Besatzung konnte dabei eine mit deutschen Militärfahrzeugen vollgestopfte Straßen beobachten. Bald sahen sie vor sich einen großen Bahnhof, den sie kurzentschlossen angriffen. Aus den später veröffentlichten Berichte der deutschen Behörden ging hervor, dass es sich dabei um den [[w:Graz Hauptbahnhof|Grazer Hauptbahnhof]] handelte. Murko ging auf eine Flughöhe von 300 Metern und sein Navigator, der für den Bombenabwurf verantwortlich war, platzierte die vier Bomben nacheinander zwischen den Gebäuden, wo sie Lagerhallen und abgestellte Fahrzeuge zerstörten. Nach dem Abwurf drehten sie sofort in südlicher Richtung ab. Ironischerweise winkten ihnen einige Zeit später deutsche Zivilisten in dem Glauben zu, dass es sich um deutsches Flugzeug handelte.
Wie dem auch sei, die Jäger-Eskorte hatte in der Zwischenzeit den Kontakt mit dem Bomber verloren. In Baumhöhe flog er alleine den Flusslauf der [[w:Raab (Fluss)|Raab]] stromaufwärts. Die Besatzung konnte dabei eine mit deutschen Militärfahrzeugen vollgestopfte Straßen beobachten. Bald sahen sie vor sich einen großen Bahnhof, den sie kurzentschlossen angriffen. Aus den später veröffentlichten Berichte der deutschen Behörden ging hervor, dass es sich dabei um den [[w:Graz Hauptbahnhof|Grazer Hauptbahnhof]] handelte. Murko ging auf eine Flughöhe von 300 Metern und sein Navigator, der für den Bombenabwurf verantwortlich war, platzierte die vier Bomben nacheinander zwischen den Gebäuden, wo sie Lagerhallen und abgestellte Fahrzeuge zerstörten. Nach dem Abwurf drehten sie sofort in südlicher Richtung ab. Ironischerweise winkten ihnen einige Zeit später deutsche Zivilisten in dem Glauben zu, dass es sich um ein deutsches Flugzeug handelte.


Weiter südlich griffen sie mit ihren Maschinengewehren eine deutsche Vormarschstraße an. Bei [[w:Leibnitz|Leibnitz]] entdeckten sie einen kleinen Feldflugplatz der deutschen Luftwaffe auf dem einige Sturzkampfbomber vom Typ [[w:Ju 87|Ju 87]] abgestellt waren. Sie sahen aber auch, dass zwei deutsche Jagdflugzeuge vom Typ [[w:Me 109|Me 109]] aufstiegen um sie abzufangen. Karlo Murko gelang es aber den Verfolgern zu entkommen und über Marburg in Richtung Heimatflugplatz zu fliegen. Dort gelandet bemerkte er zahlreiche Einschusslöcher im Flugzeug. Der Bordschütze, zu dem er während des gesamten Fluges keinen Funkkontakt gehabt hatte, erklärte ihm, dass sie von deutschen Jagdflugzeugen verfolgt worden waren und diese erst über Marburg den Kontakt zu ihnen verloren hatten.<ref name="Ognjevic5964"></ref>
Weiter südlich griffen sie mit ihren Maschinengewehren eine deutsche Vormarschstraße an. Bei [[w:Leibnitz|Leibnitz]] entdeckten sie einen kleinen Feldflugplatz der deutschen Luftwaffe auf dem einige Sturzkampfbomber vom Typ [[w:Ju 87|Ju 87]] abgestellt waren. Sie sahen aber auch, dass zwei deutsche Jagdflugzeuge vom Typ [[w:Me 109|Me 109]] aufstiegen um sie abzufangen. Karlo Murko gelang es aber den Verfolgern zu entkommen und über Marburg in Richtung Heimatflugplatz zu fliegen. Dort gelandet bemerkte er zahlreiche Einschusslöcher im Flugzeug. Der Bordschütze, zu dem er während des gesamten Fluges keinen Funkkontakt gehabt hatte, erklärte ihm, dass sie von deutschen Jagdflugzeugen verfolgt worden waren und diese erst über Marburg den Kontakt zu ihnen verloren hatten.<ref name="Ognjevic5964"></ref>
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