Jörg von Kuenring

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Jörg von Kuenring (* im 15. Jahrhundert; † 1464), auch Georg von Kuenring oder Georg von Kuenring-Seefeld, war ein Adliger im Herzogtums Österreich[A 1]. Er gilt als der Letzte der Herren von Kuenring, der in einen Aufstand verwickelt wurde.

Herkunft und Familie

Jörg von Kuenring stammte aus einer angesehenen Ministerialenfamilie des Herzogtums Österreich, die besonders unter der Herrschaft der Babenbergern großen politischen Einfluss besaß. Im 15. Jahrhundert gehörten die Kuenringer zwar noch dem Herrenstand an und besaßen wichtige Besitzungen im Weinviertel und in der Umgebung der Stadt Wien. Zudem waren einer ihrer Familienzweige mit dem Brandenburger Lehen belehnt und durch Eheschließungen bestanden verwandtschaftliche Beziehungen mit anderen mächtigen "donauösterreichischen" und "innerösterreichischen" Adelsfamilien, dennoch hatten die Familie ihren Höhepunkt um 1440 längst überschritten.[1]

Jörg von Kuenring war der jüngste Sohn von Achaz von Kuenring († um 1425) aus dessen Ehe mit Barbara von Stubenberg.[2] Sein Bruder Hans (Johann) von Kuenring(-Seefeld) († um 1445/46) hatte den späteren Kaiser Friedrich III. 1436 auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land begleitet.[1]

Jörg von Kuenring war zweimal verheiratet,
∞ in 1. Ehe mit Magdalena von Volkerstorf,
∞ in 2. Ehe mit Barbara von Kraig.[2]
Er hatte mindestens zwei eheliche Kinder:

  • Amalia von Kuenring-Seefeld und
  • Balthasar (I.) von Kuenring-Seefeld (* 1445).[2]

Leben

Jörg von Kuenring erbte nach dem Tod seiner Brüder Hans und Albero († um 1444) die gesamten Besitzungen seiner Familie.[2] Er stand dem Hof von Kaiser Friedrich III., der bis 1452 als Vormund für König Ladislaus die Herrschaft über das Herzogtum Österreich innehatte, fern. 1451 unterzeichnete er die erste Fasstung des Mailberger Bundes[1] In den wenigen Regierungsjahren von König Ladislaus († 1457) gehörte er zu den Räten.[2]

Nachdem dem Kaiser nach dem Tod von Ladislaus die Herrschaft über einen Teil des Herzogtums zugefallen war, sandte dieser Jörg von Kuenring im April 1459 zu Friedensverhandlungen an den Hof des böhmischen Königs Georg und bestätigte 1460 seine Wahl zum Landesmarschall und Feldhauptmann durch die Landstände im Herzogtum Österreich unter der Enns.[1] Bei der kriegerischen Auseinandersetzung mit Gamareth Fronauer wurde er jedoch bald als Feldhauptmann durch Jan Giskra von Brandeis abgelöst.[3] 1461 erhielt er vom Kaiser als Pfandschaft für ein Darlehen, das er dem Kaiser gewährt hatte, Perchtoldsdorf. Während dessen Krieg mit Erzherzog Albrecht VI. von Österreich nahm Jörg von Kuenring eine eher abwartende Haltung ein. Nach Albrechts Tod wurde er von Friedrich als Landesmarschall nicht mehr bestätigt.[4]

Literatur

  • Karl Brunner: Die Kuenringer. Adeliges Leben in Niederösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 53). Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1980. ISBN 3-85326-539-X
  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1 (Rezension)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 280
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Georg von Kuenring-Seefeld, Gedaechtnisdeslandes.AT,eingesehen am 8. August 2018
  3. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 280f.
  4. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 281

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich umfasste damals das heutige Bundesland Wien und Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich).