Benedikt Stollprock

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Die ehemalige Bergbaustadt Schwaz, wo Benedikt Stollprock viele Jahre lebte, heute.

Benedikt Stollprock (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1468 und vermutlich vor 1485[A 1]), auch Benedikt Stolpruchk oder Benedikt Stolprok, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Herkunft

Über die Herkunft und den familiären Hintergrund des Gerichtsboten Benedikt Stollprock ist nur wenig überliefert. Seine Familie stammte aus Bayern. Er dürfte einen gleichnamigen Sohn gehabt haben. Vielleicht war er auch der Vater des Gewerken Andre Stollprock, der seit den 1480er-Jahren für Schwaz belegt ist. Sicher scheint, dass er der Schwager von Ulrich Puechrainer war, der für einige Zeit als Zöllner am Lurx (nördlich von Sterzing) belegt ist. Für dessen Sohn tätigte er als Vormund einen Verkauf und Kauf von Gütern zu Meran und Telfs.[1]

Leben

Benedikt Stollprock, damals ansässig in Telfs[1], war als Vertreter der Gerichte der Grafschaft Tirol an jenen Verhandlungen beteiligt, welche die Landstände mit König Friedrich III. führten, um diesen zur Aufgabe der Vormundschaft über Herzog Siegmund und der Regentschaft über die Tirol zu zwingen. Am 15. Juni 1444 vertrat er als Gerichtsbote des landesfürstlichen Gerichtes Hörtenberg[A 2], gemeinsam mit Matheis Hochhuber, Niklas Palüger und Heinrich Petertschin, die Gerichte in jener Gesandtschaft, welche die Landesstände der Grafschaft Tirol zu König Friedrich III. nach Nürnberg geschickt hatten.[2] Am 4. November 1444 quittierte er den Räten der Städte Innsbruck und Hall, die damals für Herzog Siegmund das Unterinntal und das Wipptal verwalteten und ihn im vergangenen Mai für mehrere Wochen nach Meran zum (geschworenen) Rat gesandt hatten, die Bezahlung jener Kosten, die dabei für ihn entstanden waren.[3] Am 3. Jänner, vermutlich im Jahr 1445, vertrat er gemeinsam mit Christoph Hasler, Michael Jaufner, Matheis Hochhuber, Niklas Palüger und Heinrich Petertschin die Gerichte in jener Gesandtschaft, welche Vogt Ulrich von Matsch (dem Älteren) und der (geschworene) Rat zu Meran für Verhandlungen mit dem König in Salzburg bevollmächtigten.[4]

Bald danach übersiedelte Benedikt Stollprock von Telfs nach Hall. Er zählte zum Bekanntenkreis der dort ansässigen einflussreichen Bürgerfamilie Plafues und war einer der Vormunde der Kinder von Simon Plafues, für welche er 1447 eine Urkunde siegelte. Wenig später ließ er sich in Schwaz nieder, wo er oder ein gleichnamiger Vorfahre bereits 1427 mit Bergwerksanteilen belehnt worden war.[1] Auf dem Landtag zu Innsbruck vom 23. Februar 1458 wurden er und Konrad Hertlein vom Ritten aus den Gerichten für eine Gesandtschaft an den Bischof von Brixen bestellt.[1] Benedikt Stollprock dürfte damals das landesfürstliche Gericht Freundsberg[A 3] vertreten haben.

Zwischen 1460 und 1468 spielte Benedikt Stollprock im Rechtsgeschehen in Schwaz eine recht präsente Rolle. So war er 1460 Zeuge einer Kundschaftsaufnahme vor Wilhelm Voldrer, dem damaligen Bergrichter von Schwaz, in einem Streit zwischen Bergknappen, wobei es um betrügerische Machenschaften ging. Zwischen 1468 bis 1485 wird er urkundlich nicht mehr belegt. Erst in jener Urkunde aus dem Jahr 1485, nach welcher der Gerichtsbote Lienhard Neithart dem Ehepaar Jakob und Anna Koch von Stans ein Grundstück überlässt, wird ein weiterer Benedikt Stollprock genannt. Unsicher ist allerdings, ob es sich dabei um den Gerichtsboten oder einen anderen Benedikt Stollprock, vielleicht einen gleichnamigen Sohn oder Nachfahren von diesem, handelt.[1]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 413
  2. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 274 und S. 412
  3. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 412
  4. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 275, S. 280 und St. 412

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 413
  2. Die Burg Hörtenburg gehört heute zu Pfaffenhofen. Im Mittelalter war sie der Sitz eines landesfürstlichen Gerichtes.
  3. Die Burg Freundsberg gehört heute zu Schwaz. Im Mittelalter war sie der Sitz eines landesfürstlichen Gerichtes.