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Halper verwendete als Ausgangspunkt für diese Recherche die sogenannte ''Naziliste März 1938'' aus dem Buch von Berth Rothstein/Béla Rothstein, welche 74 Namen jüdischer Bewohner mit Geburtsdatum und Beruf anführt. Von 31 dieser Personen fand er Belege, dass sie ins Exil gehen konnten, wobei 17 davon nachweislich den Holocaust überlebten. Aber auch das Exil bedeutete noch keine Rettung, denn der Krieg holte die Flüchtlinge in Westeuropa, in Südosteuropa und in Asien ein, wie zum Beispiel Benö Heuberger, der am 1. Mai 1943 im [[w:Shanghaier Ghetto|Shanghaier Ghetto]] ermordet wurde.<ref name="halper57">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 57, Diplomarbeit Universität Wien 2012</ref> Für 14 Personen konnte Halper eindeutige Belege finden, dass sie der Shoah zum Opfer gefallen waren.<ref name="halper67">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 67, Diplomarbeit | Halper verwendete als Ausgangspunkt für diese Recherche die sogenannte ''Naziliste März 1938'' aus dem Buch von Berth Rothstein/Béla Rothstein, welche 74 Namen jüdischer Bewohner mit Geburtsdatum und Beruf anführt. Von 31 dieser Personen fand er Belege, dass sie ins Exil gehen konnten, wobei 17 davon nachweislich den Holocaust überlebten. Aber auch das Exil bedeutete noch keine Rettung, denn der Krieg holte die Flüchtlinge in Westeuropa, in Südosteuropa und in Asien ein, wie zum Beispiel Benö Heuberger, der am 1. Mai 1943 im [[w:Shanghaier Ghetto|Shanghaier Ghetto]] ermordet wurde.<ref name="halper57">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 57, Diplomarbeit Universität Wien 2012</ref> Für 14 Personen konnte Halper eindeutige Belege finden, dass sie der Shoah zum Opfer gefallen waren.<ref name="halper67">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 67, Diplomarbeit | ||
Universität Wien 2012</ref> In den Datenbanken der Burgenländischen Forschungsgesellschaft und dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes finden sich weitere 12 Personen mit einem Bezug zu Güssing. Da viele von ihnen schon vor [[1900]] in Güssing geboren | Universität Wien 2012</ref> In den Datenbanken der Burgenländischen Forschungsgesellschaft und dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes finden sich weitere 12 Personen mit einem Bezug zu Güssing. Da viele von ihnen schon vor [[1900]] in Güssing geboren wurden, waren die meisten von ihnen nicht mehr in Güssing ansässig als die Verfolgungen begannen. | ||
Siehe auch: [[Liste der Holocaust-Opfer mit Bezug zu Güssing]] | |||
== Situation heute == | == Situation heute == | ||
=== Rückkehr nach Güssing === | === Rückkehr nach Güssing === | ||
Nach dem Krieg kehrte die Familie Latzer nach Güssing zurück. Nikolaus Latzer lebte bis zu seinem Tode in den 1990er | Nach dem Krieg kehrte die Familie Latzer nach Güssing zurück. Nikolaus Latzer lebte trotz der Demütigungen, die er 1938 erfahren hatte, bis zu seinem Tode in den 1990er | ||
Jahren in seiner Heimatstadt. Er ist einer der ganz wenigen Juden des Burgenlandes, die nach der Shoah wieder zurückkehrten und hier den Lebensabend verbrachten.<ref>[http://www.vhs-burgenland.at/home/Geschichte_und_Zeitgeschichte_files/15guessing.pdf VHS Burgenland - Güssing], Webseite www.vhs-burgenland.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> | Jahren in seiner Heimatstadt. Er ist einer der ganz wenigen Juden des Burgenlandes, die nach der Shoah wieder zurückkehrten und hier den Lebensabend verbrachten.<ref>[http://www.vhs-burgenland.at/home/Geschichte_und_Zeitgeschichte_files/15guessing.pdf VHS Burgenland - Güssing], Webseite www.vhs-burgenland.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> | ||
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=== Jüdischer Friedhof Güssing === | === Jüdischer Friedhof Güssing === | ||
[[1939]] entfernten Mitglieder der NSDAP über Nacht die Grabsteine vom Friedhof und verkauften sie unter anderem an einen Steinmetz.<ref name="halper147">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 147 und 148, Diplomarbeit Universität Wien 2012</ref> [[2001]] entdeckte man einige von ihnen in Graz und brachte sie anschließend nach Güssing zurück, wo sie sowie weitere symbolische Grabsteine vom Friedhofsverein ''Schalom'' aufgestellt wurden.<ref name="ojm"></ref><ref>[http://www.juedische-friedhoefe.at/index.php?id=26 Jüdische Friedhöfe: Güssing], Webseite www.juedische-friedhoefe.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> Wie Recherchen ergaben, besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Grabsteine nicht vom Güssinger Friedhof stammen.<ref name="halper147"></ref> Der unter [[w:Denkmalschutz|Denkmalschutz]] stehende Friedhof wird heute vom Bauhof der Stadtgemeinde Güssing gepflegt.<ref>[http://oe1.orf.at/artikel/344961 Jüdische Friedhöfe: Pflege und Erhalt], Webseite oe1.orf.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> | [[1939]] entfernten Mitglieder der NSDAP über Nacht die Grabsteine vom Friedhof und verkauften sie unter anderem an einen Steinmetz.<ref name="halper147">Philip Halper: ''Die jüdische Gemeinde in Güssing. Vertreibungen, "Arisierungen" und Rückstellungen'', Seite 147 und 148, Diplomarbeit Universität Wien 2012</ref> [[2001]] entdeckte man einige von ihnen in Graz und brachte sie anschließend nach Güssing zurück, wo sie, sowie weitere symbolische Grabsteine, vom Friedhofsverein ''Schalom'' aufgestellt wurden.<ref name="ojm"></ref><ref>[http://www.juedische-friedhoefe.at/index.php?id=26 Jüdische Friedhöfe: Güssing], Webseite www.juedische-friedhoefe.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> Wie Recherchen ergaben, besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Grabsteine nicht vom Güssinger Friedhof stammen.<ref name="halper147"></ref> Der unter [[w:Denkmalschutz|Denkmalschutz]] stehende Friedhof wird heute vom Bauhof der Stadtgemeinde Güssing gepflegt.<ref>[http://oe1.orf.at/artikel/344961 Jüdische Friedhöfe: Pflege und Erhalt], Webseite oe1.orf.at, abgerufen am 25. Februar 2015</ref> | ||
Die Israelitische Kultusgemeinde Graz ließ einen Gedenkstein auf dem Friedhof errichten, der folgende Inschrift trägt: | |||
{{Zitat|Zum Gedenken an die einst blühende jüdische Gemeinde Güssing und ihre Mitglieder, die in der NS-Zeit gedemütigt, beraubt und vertrieben wurden. Viele von ihnen wurden ermordet. Wir gedenken ihrer Leiden und Opfer. Israelitische Kultusgemeinde Graz}} | |||
<Gallery> | <Gallery> | ||
File: | File:Güssing jüdischer Friedhof 01.jpg | ||
File: | File:Güssing jüdischer Friedhof 02.jpg | ||
File:Güssing jüdischer Friedhof 03.jpg | |||
File:Güssing jüdischer Friedhof 04.jpg | |||
</Gallery> | </Gallery> | ||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> | ||
== Weblinks == | |||
* [http://www.forschungsgesellschaft.at/download/edjc_2015_web.pdf Europäischer Tag der Jüdischen Kultur am 6. September 2015] | |||
* [https://web.archive.org/web/20191022113235/http://www.j%C3%BCdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/801-guessing-burgenland-oesterreich Güssing] (Archiv) aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum | |||
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