Tafelspitz: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Rind-Schwanzstück.png|mini|250px|Lage des Tafelspitz, einem Teil des Schlegels]]  
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[[Datei:Tafelspitz.jpg|mini|250px|Tafelspitz mit [[w:Apfelkren|Apfelkren]], [[w:Schnittlauchsauce|Schnittlauchsoße]] und [[w:Erdäpfelschmarrn|Erdäpfelschmarrn]]]]
[[Datei:Tafelspitz.jpg|mini|250px|Tafelspitz mit [[w:Apfelkren|Apfelkren]], [[w:Schnittlauchsauce|Schnittlauchsoße]] und [[w:Erdäpfelschmarrn|Erdäpfelschmarrn]]]]
[[Datei:Tafelspitz 6868.JPG|mini|250px|Tafelspitz in der Salzburger Gastronomie. Ein Teil der Beilagen wie Erdäpfelpuffer, Spinat und Schnittlauchsoße ist auf einem eigenen Teller angerichtet.]]
[[Datei:Tafelspitz-01.jpg|mini|250px|Tellerfleisch (Schulterscherzel) im Kochsud als [[w:Servieren#Vorlegen|Vorlage]] serviert, mit [[w:Apfelkren|Apfelkren]], [[w:Schnittlauch|Schnittlauch]]soße und [[w:Erdäpfelschmarrn|Erdäpfelschmarrn]]]]
[[Datei:Tafelspitz-01.jpg|mini|250px|Tellerfleisch (Schulterscherzel) im Kochsud als [[w:Servieren#Vorlegen|Vorlage]] serviert, mit [[w:Apfelkren|Apfelkren]], [[w:Schnittlauch|Schnittlauch]]soße und [[w:Erdäpfelschmarrn|Erdäpfelschmarrn]]]]
'''Tafelspitz''' ist die Bezeichnung für ein bestimmtes Stück Rindfleisch, das nach der ''Wiener Teilung'' dem ''Knöpfl'' (Schlegel) eines Rinds oder Kalbs entstammt. Die an die Hüfte grenzende, in Richtung des Schwanzes auslaufende Spitze des Schlegels hat eine annähernd dreieckige Form, die nach dem Kochen und Zerteilen in einzelne Scheiben dem gleichnamigen Gericht sein unverwechselbares Aussehen gibt.
'''Tafelspitz''' ist die Bezeichnung für ein bestimmtes Stück Rindfleisch, das nach der ''Wiener Teilung'' dem ''Knöpfl'' (Schlegel) eines Rinds oder Kalbs entstammt. Die an die Hüfte grenzende, in Richtung des Schwanzes auslaufende Spitze des Schlegels hat eine annähernd dreieckige Form, die nach dem Kochen und Zerteilen in einzelne Scheiben dem gleichnamigen Gericht sein unverwechselbares Aussehen gibt.
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Dazu gibt es meist [[w:Spinat|Spinat]] oder [[w:Fisole|Fisole]]n in einer Soße aus [[w:Rahm|Rahm]] mit [[w:Dill|Dill]], allenfalls auch [[w:Schnittlauch|Schnittlauch]]soße.
Dazu gibt es meist [[w:Spinat|Spinat]] oder [[w:Fisole|Fisole]]n in einer Soße aus [[w:Rahm|Rahm]] mit [[w:Dill|Dill]], allenfalls auch [[w:Schnittlauch|Schnittlauch]]soße.
{{Zitat|'''Tafelspitz im Hotel Sacher''':<br/> Rindsknochen blanchieren, dann kalt zusetzen und etwa eine halbe Stunde kochen lassen. Dann erst den Tafelspitz in die kochende Suppe hineinlegen, ebenso das Suppengemüse. Den Tafelspitz lagsam garziehen lasen. Beim Tranchieren gegen die Faser schneiden, auf Platte, mit etwas Rindsuppe übergießen, salzen und mit Schnittlauch bestreuen.<br/>Im Hotel Sacher wird der Tafelspitz stets mit gerösteten Kartoffeln, Schnittlauchsauce und Apfelkren serviert.|Sacher Rezept<ref>[[w:Franz Maier-Bruck|Franz Maier-Bruck]]: ''Das große Sacherkochbuch, 1975, ISBN 3 7796 5070 3</ref>}}


Ein ähnlich zubereitetes Gericht aus Rindfleisch einfacherer Qualität nennt man in [[Österreich]] und [[w:Bayern|Bayern]] ''Tellerfleisch''.<ref>[http://www.echtwien.at/home/kulinarik/kuechensprache/T/672 echt wien: Küchensprache: Tellerfleisch]</ref> Es wird oft im Suppenteller mit den entsprechenden Beilagen serviert und in Österreich nach der jeweils verwendeten Fleischsorte ''Kavalierspitz'', ''Schulterscherzel'', ''Weißes Scherzel'', ''Hüferscherzel'', ''Mageres Meisel'' bzw. ''Kruspelspitz'' genannt. In manchen Gasthäusern steht es dennoch als ''Tafelspitz'' auf der Speisekarte. In der Schweiz nennt man eine auf diese Weise zubereitete Fleischspeise ''Siedfleisch''.<ref>[http://www.migrosmagazin.ch/kochen/rezepte/artikel/siedfleisch-mit-gemuese Migrosmagazin: Siedfleisch mit Gemüse]</ref>
Ein ähnlich zubereitetes Gericht aus Rindfleisch einfacherer Qualität nennt man in [[Österreich]] und [[w:Bayern|Bayern]] ''Tellerfleisch''.<ref>[http://www.echtwien.at/home/kulinarik/kuechensprache/T/672 echt wien: Küchensprache: Tellerfleisch]</ref> Es wird oft im Suppenteller mit den entsprechenden Beilagen serviert und in Österreich nach der jeweils verwendeten Fleischsorte ''Kavalierspitz'', ''Schulterscherzel'', ''Weißes Scherzel'', ''Hüferscherzel'', ''Mageres Meisel'' bzw. ''Kruspelspitz'' genannt. In manchen Gasthäusern steht es dennoch als ''Tafelspitz'' auf der Speisekarte. In der Schweiz nennt man eine auf diese Weise zubereitete Fleischspeise ''Siedfleisch''.<ref>[http://www.migrosmagazin.ch/kochen/rezepte/artikel/siedfleisch-mit-gemuese Migrosmagazin: Siedfleisch mit Gemüse]</ref>
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der ''Tafelspitz'' ist eng mit der Geschichte der Wiener Küche verbunden, in der gekochtes Rindfleisch eine wichtige Rolle spielt. Seit dem letzten Quartal des 18. Jahrhunderts bezeugen das Kochbücher wie ein ''Wienerisches bewährtes Koch-Buch'' aus dem Jahr 1772. <ref>[http://www.koestliches-oesterreich.at/startseite/ Die Geschichte der Wiener Küche] auf ''Köstliches Österreich – Kulinarik mit Tradition'', einer Seite des Kuratoriums Kulinarisches Erbe Österreich, abgerufen am 11. Dezember 2015</ref> Rindfleisch, das aus den pannonischen Steppen [[w:Ungarn|Ungarn]]s nach Wien kam, wurde schon seit dem Mittelalter in großen Mengen gekocht und vor allem von den bürgerlichen Ständen gerne gegessen. Es galt aber als „fad“ schmeckend, da es nach stundenlangem Kochen ausgelaugt wirkte und mit würzigen Zutaten wie [[w:Zwiebel]]hälften und [[w:Pfeffer|Pfeffer]]körnern gekocht<ref>[http://www.plachutta.at/de/recipes_tafelspitz/ Plachuttas Tafelspitz Rezept], auf der Webseite plachutta.at, abgerufen am 11. Dezember 2015</ref> und mit Lauch und Kren serviert werden musste. In adeligen Kreisen galt hingegen der [[w:Braten|Braten]] als standesgemäß. Erst als Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Joseph I.]] abseits vom höfischen Zeremoniell gekochtes Rindfleisch als ständigen Bestandteil seiner Privattafel und auch als eines seiner Lieblingsgerichte bezeichnete,<ref>Hess, Scheichelbauer und Sirowy: ''Servierkunde. Ein Hilfsbuch für den Servierunterricht an Schulen der Gastwirte und Hoteliers''. 3. Auflage, 1912</ref> wurde auch der ''Tafelspitz'' salonfähig und ist bis heute auch bei Banketten nicht aus dem Menü wegzudenken.
Der ''Tafelspitz'' ist eng mit der Geschichte der Wiener Küche verbunden, in der gekochtes Rindfleisch eine wichtige Rolle spielt. Seit dem letzten Quartal des 18. Jahrhunderts bezeugen das Kochbücher wie ein ''Wienerisches bewährtes Koch-Buch'' aus dem Jahr 1772. <ref>[http://www.koestliches-oesterreich.at/startseite/ Die Geschichte der Wiener Küche] auf ''Köstliches Österreich – Kulinarik mit Tradition'', einer Seite des Kuratoriums Kulinarisches Erbe Österreich, abgerufen am 11. Dezember 2015</ref> Rindfleisch, das aus den pannonischen Steppen [[w:Ungarn|Ungarn]]s nach Wien kam, wurde schon seit dem Mittelalter in großen Mengen gekocht und vor allem von den bürgerlichen Ständen gerne gegessen. Es galt aber als „fad“ schmeckend, da es nach stundenlangem Kochen ausgelaugt wirkte und mit würzigen Zutaten wie [[w:Zwiebel|Zwiebel]]hälften und [[w:Pfeffer|Pfeffer]]körnern gekocht<ref>[http://www.plachutta.at/de/recipes_tafelspitz/ Plachuttas Tafelspitz Rezept], auf der Webseite plachutta.at, abgerufen am 11. Dezember 2015</ref> und mit Lauch und Kren serviert werden musste. In adeligen Kreisen galt hingegen der [[w:Braten|Braten]] als standesgemäß. Erst als Kaiser [[w:Franz Joseph I.|Franz Joseph I.]] abseits vom höfischen Zeremoniell gekochtes Rindfleisch als ständigen Bestandteil seiner Privattafel und auch als eines seiner Lieblingsgerichte bezeichnete,<ref>Hess, Scheichelbauer und Sirowy: ''Servierkunde. Ein Hilfsbuch für den Servierunterricht an Schulen der Gastwirte und Hoteliers''. 3. Auflage, 1912</ref> wurde auch der ''Tafelspitz'' salonfähig und ist bis heute auch bei Banketten nicht aus dem Menü wegzudenken.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Ingrid Haslinger: ''Tafelspitz und Fledermaus. Die Wiener Rindfleischküche''. Verlag Mandelbaum, Wien 2005, ISBN 3-85476-167-8.
* Ingrid Haslinger: ''Tafelspitz und Fledermaus. Die Wiener Rindfleischküche'', 2005,  [[w:Mandelbaum Verlag|Mandelbaum Verlag]], Wien ISBN 3-85476-167-8.
* Richard A. Zahnhausen: ''Was aß Baron von Trotta wirklich zu Mittag? Anmerkungen zum Tafelspitz und zur longue durée des gekochten Rindfleisches in der Wiener Küche''. In: ''Wiener Geschichtsblätter'' 58, 2003, {{ISSN|0043-5317}}, S. 81–93.
* Richard A. Zahnhausen: ''Was aß Baron von Trotta wirklich zu Mittag? Anmerkungen zum Tafelspitz und zur longue durée des gekochten Rindfleisches in der Wiener Küche''. In: ''Wiener Geschichtsblätter'' 58, 2003, {{ISSN|0043-5317}}, S. 81–93.


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* [http://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel/speisen/tafelspitz.html ''Tafelspitz'']. Traditionelle Lebensmittel in Österreich Nr. 161, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, abgerufen am 11. Dezember 2015  
* [http://www.bmlfuw.gv.at/land/lebensmittel/trad-lebensmittel/speisen/tafelspitz.html ''Tafelspitz'']. Traditionelle Lebensmittel in Österreich Nr. 161, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, abgerufen am 11. Dezember 2015  
* [http://www.koestliches-oesterreich.at/startseite/ Die Geschichte der Wiener Küche] auf ''Köstliches Österreich – Kulinarik mit Tradition'', einer Seite des Kuratoriums Kulinarisches Erbe Österreich, abgerufen am 11. Dezember 2015
* [http://www.koestliches-oesterreich.at/startseite/ Die Geschichte der Wiener Küche] auf ''Köstliches Österreich – Kulinarik mit Tradition'', einer Seite des Kuratoriums Kulinarisches Erbe Österreich, abgerufen am 11. Dezember 2015
* [https://www.tasteatlas.com/tafelspitz Tafelspitz] auf TasteAtlas (engl.)
* [https://www.wikimeat.at/fleisch/rind/teilstuecke/tafelspitz/ Tafelspitz] auf Wikimeat der AMA
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[[Kategorie:Fleischgericht (Rind)]]
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[[Kategorie:Österreichische Küche]]
[[Kategorie:Wiener Küche]]
[[Kategorie:Register der Traditionellen Lebensmittel]]
[[Kategorie:Register der Traditionellen Lebensmittel]]
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[[Kategorie:Esskultur]]