Ernst der Eiserne: Unterschied zwischen den Versionen

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* Trotz seiner Konflikte mit Albrecht, die erst kurz vor seinem Tod zumindest formal beigelegt wurden, hat Ernst sich auch später mehrmals in Wien aufgehalten, so zum Beispiel während der Reichstage von König Sigismund. Dort residierte er gewöhnlich im [[Praghaus]], das seinem Bruder Friedrich gehörte.
* Trotz seiner Konflikte mit Albrecht, die erst kurz vor seinem Tod zumindest formal beigelegt wurden, hat Ernst sich auch später mehrmals in Wien aufgehalten, so zum Beispiel während der Reichstage von König Sigismund. Dort residierte er gewöhnlich im [[Praghaus]], das seinem Bruder Friedrich gehörte.


== Repräsentation ==
Ernst (I.) verwendete als erster Habsburger 1418 auf einem seiner Wappensiegel des Wappen des heutigen Bundeslandes Oberösterreich in einer Darstellung, welche sich erstmals in einem Prachtkodex findet, der für seinen Onkel, Herzog Albrecht (III.) von Österreich, zwischen 1384 und 1395 geschaffen wurde.<ref name ="sauter109-F89">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation'', 2003, S. 109, Fußnote 89</ref>


== Diverses ==
== Forschungslage bzw. Forschungsprobleme ==
* Ernst (I.) gehört gemeinsam mit seinem Cousin Albrecht (IV.) und seinem Sohn Friedrich (III. / V.) zu jenen Habsburgern im Mittelalter, die eine Pilgerfahrt ins Heilige Land gemacht haben. Er reiste dorthin im Jahr 1414.<ref name ="Hödl157">vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 157</ref> Unter seinen Reisebegleitern befanden sich mehrere steirische Adlige, darunter ein Stubenberger, ein Liechtensteiner und ein Windischgrätzer ("Windischgrazer").<ref>vgl. Werner Tscherne: ''Die frühen Habsburger in der Steiermark'', S. 37</ref>
Im Vergleich zu seinen beiden älteren Brüdern Wilhelm und Leopold (IV.) und seinem Cousin Albrecht (IV.) von Österreich ist Herzog Ernst (I.) wesentlich bekannter, was vielleicht damit zusammenhängt, dass es sein ältester Sohn und dessen Nachkommen waren, denen es gelang, eine König- und Kaiserdynastie zu etablieren, die sich mehr als drei Jahrhunderte behauptete. Er selbst steht allerdings im Schatten seines jüngeren Bruders Friedrich (IV.), auf dessen Kosten er gewöhnlich auf- oder auch abgewertet wird<ref>vgl. Christian Lackner: ''Einheitliche Hauspolitik oder Konkurrenz?'', S. 101f.</ref>.
* Eine seiner belegten Maßnahmen, die er außerhalb der heutigen Republik Österreich setzte, war die Erneuerung der Stadtschule in [[w:Laibach|Laibach]]<ref name ="Hödl157"/>, das unter seinem Sohn Friedrich (III. / V.) Bischofssitz eines neu gegründeten Bistums wurde.
 
* Ernst der Eiserne soll 1420 am Kriegszug gegen die [[w:Hussiten|Hussiten]] teilgenommen haben.<ref name ="tscherne38"/>
Die Herrschaft von Ernst dem Eisernen fällt in jenen Zeitraum der "Habsburgergeschichte" zwischen dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] (1379) und der Abdankung von [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund ''dem Münzreichen'']], der bis heute nicht besonders gut erforscht ist, und Ernst gehört außerdem zu jenen Habsburgern, die weder König noch Kaiser waren.<ref group="A">Die meisten relevanten Biographien der Habsburgerherrscher zwischen Rudolf I. und Friedrich III. sind aus dem 19. Jahrhundert, neuere Arbeiten befassen sich meistens nur mit Einzelaspekten. Hinzu kommt noch, dass von den Dynastien, die im Spätmittelalter Könige, Kaiser und Gegenkönige gestellt haben, bis heute fast nur diese Kaiser und Könige näher erforscht sind.</ref> Bei Ernst kommt noch hinzu, dass die Geschichte der österreichischen Bundesländer Steiermark und Kärnten, auf deren Areal er gewirkt hat, im Vergleich zu der Geschichte der übrigen Bundesländer (ausgenommen der Sonderfälle Burgenland und Vorarlberg) wesentlich schlechter erforscht ist.
* Auswirkungen auf die Geschichte und Entwicklung der heutigen Bundesländer Steiermark und Kärnten hatte der Aufstieg der mit König Sigismund verbündeten [[Friedrich (Cilli)|Grafen von Cilli]] im [[w:Heiliges Römisches Reich|Reich]]. Seit 1341 in den Grafenstand erhoben, beerbten sie 1418 die in den Herzogtümern Kärnten und Krain begüterten Grafen von Ortenburg. Nach ihrer Belehnung mit dem Ortenburger Erbe durch den späteren Kaiser Sigismund, soll Ernst der Eiserne 1423 auf seine Lehenshoheit über diese Besitzungen verzichtet haben.<ref name ="tscherne39">vgl. Werner Tscherne: ''Die frühen Habsburger in der Steiermark'', S. 39</ref> Ernst der Eiserne verhinderte ihre Erhebung zu Reichsgrafen von Cilli, konnte aber ihren von Kaiser Sigismund geförderten Aufstieg, der sich für seine Dynastie zu einer Bedrohung entwickeln sollte, nur mehr verzögern.<ref>vgl. Karl-Friedrich Krieger: ''Die Habsburger im Mittelalter'', 2004, 157</ref> Erst nach seinem Tod stiegen die Grafen von Cilli zu Reichsgrafen auf. Der dadurch entstandene Konflikt, den der spätere Kaiser Friedrich III. mit ihnen austrug, endete erst mit dem Aussterben dieser Dynastie und dem "[[Cillier Erbstreit]]".
 
Die Informationen, die einschlägige Chroniken des Mittelalters zu Ernst dem Eisernen überliefern, stehen im Widerspruch zu einigen Sachquellen. Das bisher aufgearbeitete Quellenmaterial und die ältere Sekundärliteratur sind teils sehr stereotyp und ziemlich widersprüchlich. Eine entscheidende Rolle spielt dabei sicher auch, dass Ernst seine Herrschaft in einer Umbruchszeit ausübte, die zugleich für seine Dynastie eine besonders schwierige Zeit war. Da die historischen Rahmenbedingungen, unter denen er agierte, bis heute nicht umfassend erforscht sind, ist es schwer, seine Persönlichkeit und Herrschaft angemessen zu beurteilen. Eine seriöse und sachliche, zudem auch ideologiefreie Aufarbeitung zu seiner Person und den historischen Bedingungen, unter denen er agierte, steht bisher noch aus.


== Erinnerungsstätten in Österreich ==
== Erinnerungsstätten in Österreich ==
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* In den Beständen der [[Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]] befindet sich eine Predigthandschrift, die für Erzherzog Ernst angefertigt wurde.<ref>vgl. Andreas Fingernagel: ''Friedrich III. und das Habsburgische Erbe''. In: Andreas Fingernagel (Hrsg.): ''Goldene Zeiten''. Meisterwerke der Buchkunst von der Gotik bis zur Renaissance. Katalogband zur Ausstellung in der Österreichischen Nationalbibliothek vom 20. November 2015 bis 21. Februar 2016. Quaternio Verlag, Luzern, 2015. ISBN 978-3-905924-32-9 / ISBN 978-3-905924-46-6, S.43f.</ref>
* In den Beständen der [[Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]] befindet sich eine Predigthandschrift, die für Erzherzog Ernst angefertigt wurde.<ref>vgl. Andreas Fingernagel: ''Friedrich III. und das Habsburgische Erbe''. In: Andreas Fingernagel (Hrsg.): ''Goldene Zeiten''. Meisterwerke der Buchkunst von der Gotik bis zur Renaissance. Katalogband zur Ausstellung in der Österreichischen Nationalbibliothek vom 20. November 2015 bis 21. Februar 2016. Quaternio Verlag, Luzern, 2015. ISBN 978-3-905924-32-9 / ISBN 978-3-905924-46-6, S.43f.</ref>


== Forschungslage bzw. Forschungsprobleme ==
== Repräsentation ==
Im Vergleich zu seinen beiden älteren Brüdern Wilhelm und Leopold (IV.) und seinem Cousin Albrecht (IV.) von Österreich ist Herzog Ernst (I.) wesentlich bekannter, was vielleicht damit zusammenhängt, dass es sein ältester Sohn und dessen Nachkommen waren, denen es gelang, eine König- und Kaiserdynastie zu etablieren, die sich mehr als drei Jahrhunderte behauptete. Er selbst steht allerdings im Schatten seines jüngeren Bruders Friedrich (IV.), auf dessen Kosten er gewöhnlich auf- oder auch abgewertet wird<ref>vgl. Christian Lackner: ''Einheitliche Hauspolitik oder Konkurrenz?'', S. 101f.</ref>.
Ernst (I.) verwendete als erster Habsburger 1418 auf einem seiner Wappensiegel des Wappen des heutigen Bundeslandes Oberösterreich in einer Darstellung, welche sich erstmals in einem Prachtkodex findet, der für seinen Onkel, Herzog Albrecht (III.) von Österreich, zwischen 1384 und 1395 geschaffen wurde.<ref name ="sauter109-F89">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation'', 2003, S. 109, Fußnote 89</ref>
 
Die Herrschaft von Ernst dem Eisernen fällt in jenen Zeitraum der "Habsburgergeschichte" zwischen dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] (1379) und der Abdankung von [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund ''dem Münzreichen'']], der bis heute nicht besonders gut erforscht ist, und Ernst gehört außerdem zu jenen Habsburgern, die weder König noch Kaiser waren.<ref group="A">Die meisten relevanten Biographien der Habsburgerherrscher zwischen Rudolf I. und Friedrich III. sind aus dem 19. Jahrhundert, neuere Arbeiten befassen sich meistens nur mit Einzelaspekten. Hinzu kommt noch, dass von den Dynastien, die im Spätmittelalter Könige, Kaiser und Gegenkönige gestellt haben, bis heute fast nur diese Kaiser und Könige näher erforscht sind.</ref> Bei Ernst kommt noch hinzu, dass die Geschichte der österreichischen Bundesländer Steiermark und Kärnten, auf deren Areal er gewirkt hat, im Vergleich zu der Geschichte der übrigen Bundesländer (ausgenommen der Sonderfälle Burgenland und Vorarlberg) wesentlich schlechter erforscht ist.
 
Die Informationen, die einschlägige Chroniken des Mittelalters zu Ernst dem Eisernen überliefern, stehen im Widerspruch zu einigen Sachquellen. Das bisher aufgearbeitete Quellenmaterial und die ältere Sekundärliteratur sind teils sehr stereotyp und ziemlich widersprüchlich. Eine entscheidende Rolle spielt dabei sicher auch, dass Ernst seine Herrschaft in einer Umbruchszeit ausübte, die zugleich für seine Dynastie eine besonders schwierige Zeit war. Da die historischen Rahmenbedingungen, unter denen er agierte, bis heute nicht umfassend erforscht sind, ist es schwer, seine Persönlichkeit und Herrschaft angemessen zu beurteilen. Eine seriöse und sachliche, zudem auch ideologiefreie Aufarbeitung zu seiner Person und den historischen Bedingungen, unter denen er agierte, steht bisher noch aus.


== Namentlich belegte Mitarbeiter von Herzog Ernst ==
== Namentlich belegte Mitarbeiter von Herzog Ernst ==
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* [[Georg I. von Puchheim|Jörg (I.) von Puchheim]] († 1411), 1407-1411 Hofmeister
* [[Georg I. von Puchheim|Jörg (I.) von Puchheim]] († 1411), 1407-1411 Hofmeister
* [[Angelus Manse]] († 1425), Abt von [[Stift Rein]]
* [[Angelus Manse]] († 1425), Abt von [[Stift Rein]]
== Diverses ==
* Ernst (I.) gehört gemeinsam mit seinem Cousin Albrecht (IV.) und seinem Sohn Friedrich (III. / V.) zu jenen Habsburgern im Mittelalter, die eine Pilgerfahrt ins Heilige Land gemacht haben. Er reiste dorthin im Jahr 1414.<ref name ="Hödl157">vgl. Günther Hödl: ''Habsburg und Österreich 1273-1493'', 1988, S. 157</ref> Unter seinen Reisebegleitern befanden sich mehrere steirische Adlige, darunter ein Stubenberger, ein Liechtensteiner und ein Windischgrätzer ("Windischgrazer").<ref>vgl. Werner Tscherne: ''Die frühen Habsburger in der Steiermark'', S. 37</ref>
* Eine seiner belegten Maßnahmen, die er außerhalb der heutigen Republik Österreich setzte, war die Erneuerung der Stadtschule in [[w:Laibach|Laibach]]<ref name ="Hödl157"/>, das unter seinem Sohn Friedrich (III. / V.) Bischofssitz eines neu gegründeten Bistums wurde.
* Ernst der Eiserne soll 1420 am Kriegszug gegen die [[w:Hussiten|Hussiten]] teilgenommen haben.<ref name ="tscherne38"/>
* Auswirkungen auf die Geschichte und Entwicklung der heutigen Bundesländer Steiermark und Kärnten hatte der Aufstieg der mit König Sigismund verbündeten [[Friedrich (Cilli)|Grafen von Cilli]] im [[w:Heiliges Römisches Reich|Reich]]. Seit 1341 in den Grafenstand erhoben, beerbten sie 1418 die in den Herzogtümern Kärnten und Krain begüterten Grafen von Ortenburg. Nach ihrer Belehnung mit dem Ortenburger Erbe durch den späteren Kaiser Sigismund, soll Ernst der Eiserne 1423 auf seine Lehenshoheit über diese Besitzungen verzichtet haben.<ref name ="tscherne39">vgl. Werner Tscherne: ''Die frühen Habsburger in der Steiermark'', S. 39</ref> Ernst der Eiserne verhinderte ihre Erhebung zu Reichsgrafen von Cilli, konnte aber ihren von Kaiser Sigismund geförderten Aufstieg, der sich für seine Dynastie zu einer Bedrohung entwickeln sollte, nur mehr verzögern.<ref>vgl. Karl-Friedrich Krieger: ''Die Habsburger im Mittelalter'', 2004, 157</ref> Erst nach seinem Tod stiegen die Grafen von Cilli zu Reichsgrafen auf. Der dadurch entstandene Konflikt, den der spätere Kaiser Friedrich III. mit ihnen austrug, endete erst mit dem Aussterben dieser Dynastie und dem "[[Cillier Erbstreit]]".


== Ernst der Eiserne in Legende und Sage ==
== Ernst der Eiserne in Legende und Sage ==
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