Puchheimer (Adelsgeschlecht): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie der Puchheimer dürften zunächst eine edelfreie Familie gewesen sein. Ihr Wechsel in die Ministerialität dürfte unter [[Pilgrim III. von Weng|Pilgrim (I.) von Puchheim]] († nach 1176) begonnen haben, der in die Ministerialenfamilie der Wartenburger einheiratete und als solcher im [[Herzogtum Steier]] Fuß fassen konnte.<ref name ="Tepperberg12">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 12</ref>  Unter dem "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]] gelang der Familie der Puchheimer im Herzogtum Steier ein beachtlicher Aufstieg, wobei sie vor allem ihre oststeirischen Besitzungen an der Grenze des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreichs]], deren Mittelpunkt die "Safentaler Güter" um den Wagerberg bildeten, ausbauen konnten.<ref name ="Tepperberg8">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 8</ref> Unter [[Albero II. von Puchheim|Albero (II.) von Puchheim]] († 1303), der 1276 mit dem Amt des Oberst-Erbtruchsess des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] belehnt wurde, das bisher die [[Albero von Feldsberg|Herren von Feldsberg]] ausgeübt hatten, begann die Familie der Puchheimer eine weitere Machtposition im heutigen Niederösterreich aufzubauen. Albero (II.) konnte die Stellung seiner Familie auch unter [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf I.]] halten. Seine Familie gehörte zu den "geschworenen" Räten von [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]], dem späteren König Albrecht II.<ref name ="Tepperberg16">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 16</ref>   
Die Familie der Puchheimer dürften zunächst eine edelfreie Familie gewesen sein. Ihr Wechsel in die Ministerialität dürfte unter [[Pilgrim III. von Weng|Pilgrim (I.) von Puchheim]] († nach 1176) begonnen haben, der in die Ministerialenfamilie der Wartenburger einheiratete und als solcher im [[Herzogtum Steier]] Fuß fassen konnte.<ref name ="Tepperberg12">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 12</ref>  Unter dem "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]] gelang der Familie der Puchheimer im Herzogtum Steier ein beachtlicher Aufstieg, wobei sie vor allem ihre oststeirischen Besitzungen an der Grenze des [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreichs]], deren Mittelpunkt die "Safentaler Güter" um den Wagerberg bildeten, ausbauen konnten.<ref name ="Tepperberg8">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 8</ref> Unter [[Albero II. von Puchheim|Albero (II.) von Puchheim]] († 1303), der 1276 mit dem Amt des Oberst-Erbtruchsess des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] belehnt wurde, das bisher die [[Albero von Feldsberg|Herren von Feldsberg]] ausgeübt hatten, begann die Familie der Puchheimer eine weitere Machtposition im heutigen Niederösterreich aufzubauen. Albero (II.) konnte die Stellung seiner Familie auch unter [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf I.]] halten. Seine Familie gehörte zu den "geschworenen" Räten von [[Albrecht I. (HRR)|Herzog Albrecht (I.) von Österreich]], dem späteren König Albrecht II.<ref name ="Tepperberg16">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 16</ref>   


Nachdem die Familie der Puchheimer schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts einige Besitzungen [[Weinviertel]] und im Raum um [[Baden]] erworben hatten, verlegten [[Albero von Puchheim|Albero (V.) von Puchheim]] († 1384) und seine Brüder um die Mitte des Jahrhunderts ihren Sitz dauerhaft dorthin und gaben ihre im heutigen Oberösterreich und in der Steiermark gelegenen Besitzungen auf.<ref name="gutkas63">vgl. Karl Gutkas: ''Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts'', 1957, S. 63</ref><ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46 und S. 60</ref> 1348 überließen sie die Stammburg [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht II. von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") und erhielten dafür die im heutigen [[Waldviertel]] gelegenen Herrschaften [[Litschau]] und [[Heidenreichstein]].<ref name="czeike613">vgl. {{Czeike|4|613||Puchheim}}</ref> Mit der Auslösung der Pfandschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und dem Gewinn der Erbvogtei [[Eisgarn]] sowie dem Erwerb weiterer Besitzungen als Lehen und Pfandschaften gelangten sie in den Besitz der früheren "Grafschaft Raab" und stiegen so im 14. Jahrhundert neben der [[Maissauer|Familie der Maissauer]] zur mächtigsten Familie des Waldviertels auf.<ref name ="Tepperberg46">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46</ref> Zudem schlossen sie Ehen mit anderen wichtigen Adelsfamilien im heutigen Niederösterreich [[Johann von Liechtenstein|Liechtensteiner]], [[Maissauer]], [[Albero von Pillichsdorf-Rauhenstein|Pillichsdorfer (Rauhensteiner)]], [[w:Herren von Güns|Güssinger (Günser, Bernsteiner)]] etc.) und stellten mit [[w:Pilgrim II. von Puchheim|Pilgrim (V.) von Puchheim]] Mitte des 14. Jahrhunderts einen [[w:Erzstift Salzburg|Erzbischof von Salzburg]].<ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 38, S. 40ff. und S. 45</ref> Ende des 14. Jahrhunderts gehörten der Familie zahlreiche Besitzungen im heutigen Niederösterreich: die "Grafschaft Raabs" im Waldviertel und Güter im Weinviertel mit den Zentren [[Laa an der Thaya|Laa]]-[[Falkenstein (Niederösterreich)|Falkenstein]] und [[Göllersdorf]]-[[Hollabrunn]] sowie Streubesitz südlich der Donau und Hausbesitz in der Stadt [[Wien]] sowie einige Restbestände jener Lehen, die dem Erzstift Salzburg gehörten und Restbesitzungen im steirischen Enns- und Liesingtal.<ref name ="Tepperberg53">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 53</ref>
Nachdem die Familie der Puchheimer schon in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts einige Besitzungen [[Weinviertel]] und im Raum um [[Baden]] erworben hatten, verlegten [[Albero von Puchheim|Albero (V.) von Puchheim]] († 1384) und seine Brüder um die Mitte des Jahrhunderts ihren Sitz dauerhaft dorthin und gaben ihre im heutigen Oberösterreich und in der Steiermark gelegenen Besitzungen auf.<ref name="gutkas63">vgl. Karl Gutkas: ''Ein österreichischer Staatsmann des 14. Jahrhunderts'', 1957, S. 63</ref><ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46 und S. 60</ref> 1348 überließen sie die Stammburg [[Albrecht II. (Österreich)|Herzog Albrecht II. von Österreich]] ("''Albrecht dem Lahmen''") und erhielten dafür die im heutigen [[Waldviertel]] gelegenen Herrschaften [[Litschau]] und [[Heidenreichstein]].<ref name="czeike613">vgl. {{Czeike|4|613||Puchheim}}</ref> Mit der Auslösung der Pfandschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] und dem Gewinn der Erbvogtei [[Eisgarn]] sowie dem Erwerb weiterer Besitzungen als Lehen und Pfandschaften gelangten sie in den Besitz der früheren "Grafschaft Raab" und stiegen so im 14. Jahrhundert neben der Familie der Maissauer zur mächtigsten Familie des Waldviertels auf.<ref name ="Tepperberg46">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 46</ref> Zudem schlossen sie Ehen mit anderen wichtigen Adelsfamilien im heutigen Niederösterreich [[Johann von Liechtenstein|Liechtensteiner]], Maissauer, [[Albero von Pillichsdorf-Rauhenstein|Pillichsdorfer (Rauhensteiner)]], [[w:Herren von Güns|Güssinger (Günser, Bernsteiner)]] etc.) und stellten mit [[w:Pilgrim II. von Puchheim|Pilgrim (V.) von Puchheim]] Mitte des 14. Jahrhunderts einen [[w:Erzstift Salzburg|Erzbischof von Salzburg]].<ref>vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 38, S. 40ff. und S. 45</ref> Ende des 14. Jahrhunderts gehörten der Familie zahlreiche Besitzungen im heutigen Niederösterreich: die "Grafschaft Raabs" im Waldviertel und Güter im Weinviertel mit den Zentren [[Laa an der Thaya|Laa]]-[[Falkenstein (Niederösterreich)|Falkenstein]] und [[Göllersdorf]]-[[Hollabrunn]] sowie Streubesitz südlich der Donau und Hausbesitz in der Stadt [[Wien]] sowie einige Restbestände jener Lehen, die dem Erzstift Salzburg gehörten und Restbesitzungen im steirischen Enns- und Liesingtal.<ref name ="Tepperberg53">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 53</ref>


Nachdem es im 14. Jahrhundert erste Ansätze zur Bildung von Seitenlinien gegeben hatte, die aber nicht lange Bestand hatte, kam es unter den vier Söhnen von Albero (V.) von Puchheim († 1384), der eine bedeutende politische Karriere im Dienst mehrerer [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]] gemacht hatte, 1391 zu einer Realteilung, die langfristig zur Ausbildung mehrere Familienzweige führte<ref name="Feller70">vgl. Claudia Feller: ''Auf großem Fuße?''. Zum Haushaltsumfang der Herren von Schlandersberg im Spätmittelalter unter besonderer Berücksichtigung des Frauenanteils. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 70</ref>. Diese wurden alle im 17. Jahrhundert (1613 beziehungsweise 1633 und 1634) aus dem Freiherren- in den Grafenstand erhoben<ref name="czeike613"/> [[Pilgrim IV. von Puchheim|Pilgrim (VI.)]] († um 1412) und [[Albero VI. von Puchheim|Albero (VI.)]] († 1399) aus der ersten Ehe ihres Vaters begründete einen Familienzweig, dessen Hauptsitz zunächst in [[Litschau]] lag, [[Albero VII. von Puchheim|Albero (VII.)]] († 1331) und [[Georg I. von Puchheim|Jörg (I.) von Puchheim]] († 1411), die Söhne aus der zweiten Ehe des Vaters begründeten einen weiteren Familienzweig, dessen Zentrum in [[Heidenreichstein]] lag.<ref name ="Tepperberg70">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 70</ref>  
Nachdem es im 14. Jahrhundert erste Ansätze zur Bildung von Seitenlinien gegeben hatte, die aber nicht lange Bestand hatte, kam es unter den vier Söhnen von Albero (V.) von Puchheim († 1384), der eine bedeutende politische Karriere im Dienst mehrerer [[Habsburger|Herzöge von Österreich (Habsburger)]] gemacht hatte, 1391 zu einer Realteilung, die langfristig zur Ausbildung mehrere Familienzweige führte<ref name="Feller70">vgl. Claudia Feller: ''Auf großem Fuße?''. Zum Haushaltsumfang der Herren von Schlandersberg im Spätmittelalter unter besonderer Berücksichtigung des Frauenanteils. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 70</ref>. Diese wurden alle im 17. Jahrhundert (1613 beziehungsweise 1633 und 1634) aus dem Freiherren- in den Grafenstand erhoben<ref name="czeike613"/> [[Pilgrim IV. von Puchheim|Pilgrim (VI.)]] († um 1412) und [[Albero VI. von Puchheim|Albero (VI.)]] († 1399) aus der ersten Ehe ihres Vaters begründete einen Familienzweig, dessen Hauptsitz zunächst in [[Litschau]] lag, [[Albero VII. von Puchheim|Albero (VII.)]] († 1331) und [[Georg I. von Puchheim|Jörg (I.) von Puchheim]] († 1411), die Söhne aus der zweiten Ehe des Vaters begründeten einen weiteren Familienzweig, dessen Zentrum in [[Heidenreichstein]] lag.<ref name ="Tepperberg70">vgl. [[w:Christoph Tepperberg|Christoph Tepperberg]]: ''Die Herren von Puchheim im Mittelalter'', 1978, S. 70</ref>