Forschungsgruppe Psychoanalyse stuzzicadenti: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Forschungsgruppe Psychoanalyse ''stuzzicadenti''''' wurde im Jahr 1999 in Wien von einer Gruppe von Psychoanalytikern und Kulturwissenschaftlern als Verein gegründet.
Die '''Forschungsgruppe Psychoanalyse ''stuzzicadenti''''' wurde im Jahr 1999 in Wien von einer Gruppe von Psychoanalytikern/Psychoanalytikerinnen und Kulturwissenschaftlerinnen/Kulturwissenschaftlern als Verein gegründet.


== Gründung und Zielsetzung ==
== Gründung und Zielsetzung ==
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== Name ==
== Name ==
Der Name ''stuzzicadenti'' bezieht sich auf das erste der Gruppe angebotene Praxis- und Veranstaltungslokal in einer aufgelassenen ''Zahnstocherfabrik'' (siehe Logo in der Abbildung oben). Er wurde von den Mitgliedern – nicht ohne Zögern und Widerstände – angenommen und damit zum Zeugnis eines [[Schibboleth]]s der Gruppe im Sinne der Annahme der grundlegenden Alterität menschlicher Existenz.
Der Name ''stuzzicadenti'' bezieht sich auf das erste der Gruppe angebotene Praxis- und Veranstaltungslokal in einer aufgelassenen ''Zahnstocherfabrik'' (siehe Logo in der Abbildung oben). Er wurde von den Mitgliedern – nicht ohne Zögern und Widerstände – angenommen und damit zum Zeugnis eines [[w:Schibboleth]]s der Gruppe im Sinne der Annahme der grundlegenden Alterität menschlicher Existenz.


== Mitglieder ==
== Mitglieder ==
Georg Gröller (Psychologe und Psychoanalytiker), Eva Laquièze-Waniek (Philosophin und Psychoanalytikerin), [[Robert Pfaller]] (Philosoph und Kulturwissenschaftler), Judith Ransmayr, vormals Kürmayr (Medizinerin und Psychoanalytikerin) und Karl Stockreiter (Philosoph und Psychoanalytiker).
Georg Gröller (Psychologe und Psychoanalytiker), Eva Laquièze-Waniek (Philosophin und Psychoanalytikerin), [[w:Robert Pfaller]] (Philosoph und Kulturwissenschaftler), Judith Ransmayr, vormals Kürmayr (Medizinerin und Psychoanalytikerin) und Karl Stockreiter (Philosoph und Psychoanalytiker).


Des Weiteren waren Mona Hahn (Künstlerin), Ulrike Kadi (Philosophin, Psychiaterin und Psychoanalytikerin) und Suzy Kirsch (Psychiaterin und Psychoanalytikerin) in unterschiedlichen Zeiträumen Mitglieder der Gruppe.
Des Weiteren waren Mona Hahn (Künstlerin), Ulrike Kadi (Philosophin, Psychiaterin und Psychoanalytikerin) und Suzy Kirsch (Psychiaterin und Psychoanalytikerin) in unterschiedlichen Zeiträumen Mitglieder der Gruppe.
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''Zielsetzung:''  
''Zielsetzung:''  
Im Zentrum der gemeinsamen Projektarbeit stand die Entwicklung einer eigenen Methode als neue Möglichkeit, Kunst und die Wissenschaft der Psychoanalyse  so miteinander zu verbinden, dass dadurch hinkünftig das Unbewusste in ästhetischen und gesellschaftlichen Produktionen besser zugänglich gemacht werden kann. Die These ist, dass künstlerische Arbeiten Formationen erzeugen, die dem Aufbau nach den Produktionen des Unbewussten ähneln. Denn die Analyse von unbewussten Phantasien lässt eine Analogie erkennen, die die Kur und das neurotische Symptom an die Kunst, die Kultur, die Philosophie und die Mythologie bindet, wobei es das gemeinsames Ziel im Projekt war, wobei es diese Ähnlichkeit konkret zu bestimmen gilt. Wichtig ist es hierbei jedoch zu beachten, dass durch diese Methode Kunst und Kultur nicht auf Symptome reduzieren werden. Im Gegenteil, denn es geht hierbei zwar um dieselben [[Libido|libidinösen]] Kräfte, aber nicht in derselben Wirkungsweise, was sowohl im Symptom, im Traum, in der Phantasie als auch in der Kunstausübung sowie in kulturellen Verfahren sichtbar gemacht werden kann. Sie alle sind das Produkt eines Konflikts und das Resultat eines Kompromisses zwischen unbewussten und bewussten Kräften, die das In-Szene-Setzen da wie dort bestimmen. Auf Grund dieser strukturellen Ähnlichkeit hat Stuzzicadenti diese Methode bewusst symptomatologisch (und nicht etwa eine symptomal) genannt.
Im Zentrum der gemeinsamen Projektarbeit stand die Entwicklung einer eigenen Methode als neue Möglichkeit, Kunst und die Wissenschaft der Psychoanalyse  so miteinander zu verbinden, dass dadurch hinkünftig das Unbewusste in ästhetischen und gesellschaftlichen Produktionen besser zugänglich gemacht werden kann. Die These ist, dass künstlerische Arbeiten Formationen erzeugen, die dem Aufbau nach den Produktionen des Unbewussten ähneln. Denn die Analyse von unbewussten Phantasien lässt eine Analogie erkennen, die die Kur und das neurotische Symptom an die Kunst, die Kultur, die Philosophie und die Mythologie bindet, wobei es das gemeinsames Ziel im Projekt war, wobei es diese Ähnlichkeit konkret zu bestimmen gilt. Wichtig ist es hierbei jedoch zu beachten, dass durch diese Methode Kunst und Kultur nicht auf Symptome reduzieren werden. Im Gegenteil, denn es geht hierbei zwar um dieselben [[w:Libido|libidinösen]] Kräfte, aber nicht in derselben Wirkungsweise, was sowohl im Symptom, im Traum, in der Phantasie als auch in der Kunstausübung sowie in kulturellen Verfahren sichtbar gemacht werden kann. Sie alle sind das Produkt eines Konflikts und das Resultat eines Kompromisses zwischen unbewussten und bewussten Kräften, die das In-Szene-Setzen da wie dort bestimmen. Auf Grund dieser strukturellen Ähnlichkeit hat Stuzzicadenti diese Methode bewusst symptomatologisch (und nicht etwa eine symptomal) genannt.


''Argumentation:''  
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In argumentativer Hinsicht hat Stuzzicadenti diese Methode auf drei Ebenen entwickelt:  
In argumentativer Hinsicht hat Stuzzicadenti diese Methode auf drei Ebenen entwickelt:  
* (1.) Psychoanalyse: Theoretisch bezog sich die Forschungsgruppe auf das Freud‘sche  Werk und sein Konzept vom Unbewussten, wobei insbesondere die Begriffe der Magie, der [[Imagination]] und der [[Übertragung (Psychoanalyse)|Übertragung]] einer Relektüre unterzogen wurden. Diese sind erkenntnistheoretisch mit der der Lacanschen Unterscheidung der drei Register des Realen, Symbolischen und Imaginären verbunden worden, wodurch die Funktion, die Struktur und der Schauplatz von Symptomen besser bestimmt werden kann.
* (1.) Psychoanalyse: Theoretisch bezog sich die Forschungsgruppe auf das Freud‘sche  Werk und sein Konzept vom Unbewussten, wobei insbesondere die Begriffe der Magie, der [[Imagination]] und der [[w:Übertragung (Psychoanalyse)|Übertragung]] einer Relektüre unterzogen wurden. Diese sind erkenntnistheoretisch mit der der Lacanschen Unterscheidung der drei Register des Realen, Symbolischen und Imaginären verbunden worden, wodurch die Funktion, die Struktur und der Schauplatz von Symptomen besser bestimmt werden kann.
* (2.) Kunst: Gleichzeitig hat die Forschungsgruppe Kunstwerke auf ihr unbewusstes Wirken und Wissen sowie auf ihre damit verbundene innovierende Sinn- und Bedeutungsproduktion hin befragt. Hierbei fungierte die Kunst als kritisches und prüfendes Gegenüber zur Theorie, wobei sie analysierend und gleichermaßen analysiert zur Klärung der jeweiligen Themenstellung eingesetzt wurde. Diese Verschränkung von künstlerischer und psychoanalytischer Erkenntnis ist zentral zum investigativen Einsatz gekommen und stellte somit das Herz des analytischen Vorgehens von Stuzzicadenti dar.
* (2.) Kunst: Gleichzeitig hat die Forschungsgruppe Kunstwerke auf ihr unbewusstes Wirken und Wissen sowie auf ihre damit verbundene innovierende Sinn- und Bedeutungsproduktion hin befragt. Hierbei fungierte die Kunst als kritisches und prüfendes Gegenüber zur Theorie, wobei sie analysierend und gleichermaßen analysiert zur Klärung der jeweiligen Themenstellung eingesetzt wurde. Diese Verschränkung von künstlerischer und psychoanalytischer Erkenntnis ist zentral zum investigativen Einsatz gekommen und stellte somit das Herz des analytischen Vorgehens von Stuzzicadenti dar.
* (3.) Gesellschaft: Der Gewinn dieser Methode bewährt sich auch in der konkreten Anwendung an maßgeblichen Kreuzpunkten der gegenwärtigen Subjektkonstitution im gesellschaftlichen Feld: am Körper, am [[Biologisches Geschlecht|Geschlecht]] und an der sozialisierenden Wirkung wie z.B. der Triangulierung des Subjekts durch das Inzest- und Tötungsverbot in der Kultur (bzw. im Rahmen des [[Ödipuskomplex]]es).
* (3.) Gesellschaft: Der Gewinn dieser Methode bewährt sich auch in der konkreten Anwendung an maßgeblichen Kreuzpunkten der gegenwärtigen Subjektkonstitution im gesellschaftlichen Feld: am Körper, am [[Biologisches Geschlecht|Geschlecht]] und an der sozialisierenden Wirkung wie z.B. der Triangulierung des Subjekts durch das Inzest- und Tötungsverbot in der Kultur (bzw. im Rahmen des [[w:Ödipuskomplex]]es).


== Kooperationspartner ==
== Kooperationspartner ==
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== Projekte (Auswahl) ==
== Projekte (Auswahl) ==
* 2003–2008: Mitarbeit an der Einrichtung eines bis heute bestehenden „Erweiterungscurriculum Psychoanalyse“ als [[w:Wahlpflichtfach|Wahlpflichtfach]] des Bakkalaureatstudiums an der [[Universität Wien]] (gemeinsam mit der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule);
* 2003–2008: Mitarbeit an der Einrichtung eines bis heute bestehenden „Erweiterungscurriculum Psychoanalyse“ als [[w:Wahlpflichtfach|Wahlpflichtfach]] des Bakkalaureatstudiums an der [[w:Universität Wien]] (gemeinsam mit der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule);
* 2009–2011: Durchführung eines vom Wiener Wissenschafts-, Technologie- und Forschungsfonds ([[w:Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds|WWTF]]) geförderten Forschungsprojekts zum Thema: „Transferences: Psychoanalysis – Art – Society“ / „Übertragungen: Psychoanalyse – Kunst – Gesellschaft“;
* 2009–2011: Durchführung eines vom Wiener Wissenschafts-, Technologie- und Forschungsfonds ([[w:Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds|WWTF]]) geförderten Forschungsprojekts zum Thema: „Transferences: Psychoanalysis – Art – Society“ / „Übertragungen: Psychoanalyse – Kunst – Gesellschaft“;
* 5. Oktober 2010: ''„7 bestialische Gründe, warum es sich lohnt, den Ödipus zu verteidigen“'', Projektpräsentation des WWTF-Forschungsprojektes in Kooperation mit der Wiener Akademie für Psychoanalyse und der [[Akademie der bildenden Künste Wien|Akademie der Bildenden Künste]], Atelierhaus [[Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien|Semperdepot]], Prospekthof, Wien;
* 5. Oktober 2010: ''„7 bestialische Gründe, warum es sich lohnt, den Ödipus zu verteidigen“'', Projektpräsentation des WWTF-Forschungsprojektes in Kooperation mit der Wiener Akademie für Psychoanalyse und der [[w:Akademie der bildenden Künste Wien|Akademie der Bildenden Künste]], Atelierhaus [[w:Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien|Semperdepot]], Prospekthof, Wien;
* Mitorganisation und Kooperation bezüglich Konzeption des internationalen Symposiums: ''“Mit der Vernunft schlafen. Zu den Herausforderungen der Psychoanalyse in der Gegenwart“''<ref>{{Internetquelle |url=https://audiothek.philo.at/podcasts/mit-der-vernunft-schlafen?show=popular |titel=Symposium in Gedenken an / Symposium en mémoire de Michael Turnheim (22.10.1946 – 27.11.2009) Wien, Institut Français de Vienne, 28.1-29.1.2011 |werk=https://audiothek.philo.at |abruf=2024-02-24}}</ref> (internationales Symposium zum Werk [[Michael Turnheim]]s). Als einer von mehreren Hauptveranstaltern. Eine Veranstaltung des Institut francais de Vienne, des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Wien und der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule mit Unterstützung der Stadt Wien / MA 7, Wissenschafts- und Forschungsförderung und des [[Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung]]. Aus der Tagung ist das Buch<ref>{{Internetquelle |url=https://www.diaphanes.net/titel/jenseits-der-trauer-au-dela-du-deuil-1201 |titel=Marcus Coelen (Hg.), Franz Kaltenbeck (Hg.), Dian Turnheim (Hg.)  Jenseits der Trauer / Au-delà du deuil Michael Turnheim |werk=https://www.diaphanes.net/ |sprache=de |abruf=2024-02-24}}</ref> hervorgegangen
* Mitorganisation und Kooperation bezüglich Konzeption des internationalen Symposiums: ''“Mit der Vernunft schlafen. Zu den Herausforderungen der Psychoanalyse in der Gegenwart“''<ref>{{Internetquelle |url=https://audiothek.philo.at/podcasts/mit-der-vernunft-schlafen?show=popular |titel=Symposium in Gedenken an / Symposium en mémoire de Michael Turnheim (22.10.1946 – 27.11.2009) Wien, Institut Français de Vienne, 28.1-29.1.2011 |werk=https://audiothek.philo.at |abruf=2024-02-24}}</ref> (internationales Symposium zum Werk [[w:Michael Turnheim]]s). Als einer von mehreren Hauptveranstaltern. Eine Veranstaltung des Institut francais de Vienne, des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Wien und der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule mit Unterstützung der Stadt Wien / MA 7, Wissenschafts- und Forschungsförderung und des [[w:Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung]]. Aus der Tagung ist das Buch<ref>{{Internetquelle |url=https://www.diaphanes.net/titel/jenseits-der-trauer-au-dela-du-deuil-1201 |titel=Marcus Coelen (Hg.), Franz Kaltenbeck (Hg.), Dian Turnheim (Hg.)  Jenseits der Trauer / Au-delà du deuil Michael Turnheim |werk=https://www.diaphanes.net/ |sprache=de |abruf=2024-02-24}}</ref> hervorgegangen
* Vortrag und Workshop mit Max Kleiner (Tübingen): Lacans  „Sinthom – ein Jenseits des Ödipus?"<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sfkb.at/books/psychoanalyse-asthetik-kulturkritik-2/ |titel=psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik |werk=https://www.sfkb.at |sprache=de |abruf=2024-02-25}}</ref> (7.-8. 10. 2011); Kooperation  mit der Wiener Psychoanalytischen Akademie; Diese Kooperation führte zu dem Artikel: Kleiner, Max (2012): "Lacans Sinthom – ein Jenseits des Ödipus?", in: texte. psychoanalyse. ästhetik.  Kulturkritik, 1/2012, S. 75-97.
* Vortrag und Workshop mit Max Kleiner (Tübingen): Lacans  „Sinthom – ein Jenseits des Ödipus?"<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sfkb.at/books/psychoanalyse-asthetik-kulturkritik-2/ |titel=psychoanalyse. ästhetik. kulturkritik |werk=https://www.sfkb.at |sprache=de |abruf=2024-02-25}}</ref> (7.-8. 10. 2011); Kooperation  mit der Wiener Psychoanalytischen Akademie; Diese Kooperation führte zu dem Artikel: Kleiner, Max (2012): "Lacans Sinthom – ein Jenseits des Ödipus?", in: texte. psychoanalyse. ästhetik.  Kulturkritik, 1/2012, S. 75-97.
* 2011–2016: Mitarbeit an der Konzeption und Abhaltung des Lehrgangs „Lacan u. a.“ an der Wiener Psychoanalytischen Akademie;
* 2011–2016: Mitarbeit an der Konzeption und Abhaltung des Lehrgangs „Lacan u. a.“ an der Wiener Psychoanalytischen Akademie;