Einsatz der Gendarmerie bei der Landnahme des Burgenlandes: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 115: Zeile 115:
:Die Kolonne, welche am 28. August 1921 von Kirchberg ins Burgenland marschierte, bestand aus rund 80 Beamten, darunter etwa 30 Zollbwachbeamte. Die Mützen mit Eichenlaub geschmückt ging es in Richtung ungarische Grenze, die nach einer Stunde überschritten wurde. Das Tagesziel hieß Gerasdorf und sollte bis zum Abend erreicht werden. Dort angekommen nahm man Quartier, um am nächsten Tag die zweite Zone der Landnahme zu besetzen. Kurz vor Mitternacht erhielt die Kolonne die Information durch einen zivil gekleideten Gendarm, dass bewaffnete Banden die am morgen überschrittene Grenze in ihre Gewalt gebracht hätten. Sofort wurde Gerasdorf verlassen und ein neues Lager im Wald bezogen, um einem eventuellen Überfall der Banditen auszuweichen. Am frühen Morgen ging es zurück in den Ort Gerasdorf.
:Die Kolonne, welche am 28. August 1921 von Kirchberg ins Burgenland marschierte, bestand aus rund 80 Beamten, darunter etwa 30 Zollbwachbeamte. Die Mützen mit Eichenlaub geschmückt ging es in Richtung ungarische Grenze, die nach einer Stunde überschritten wurde. Das Tagesziel hieß Gerasdorf und sollte bis zum Abend erreicht werden. Dort angekommen nahm man Quartier, um am nächsten Tag die zweite Zone der Landnahme zu besetzen. Kurz vor Mitternacht erhielt die Kolonne die Information durch einen zivil gekleideten Gendarm, dass bewaffnete Banden die am morgen überschrittene Grenze in ihre Gewalt gebracht hätten. Sofort wurde Gerasdorf verlassen und ein neues Lager im Wald bezogen, um einem eventuellen Überfall der Banditen auszuweichen. Am frühen Morgen ging es zurück in den Ort Gerasdorf.
:Als der vorgesehen Marsch in die zweite Zone beginnen sollte, kam die Order, in Gerasdorf zu bleiben und neue Befehle abzuwarten. Die um den Ort aufgestellten Wachen stießen mehrfach mit den bewaffneten Banditen zusammen. Da in Salmannsdorf berittene Gruppen von Freischärlern aufgetaucht sein sollten, wurde eine Patrouille zur Erkundung nach dort beordert. Diese Patrouille hatte dann auch Feindkontakt. Im Gefecht wurde ein Reiter erschossen und ein weiterer schwer verwundet. Ein ungarischer Oberleutnant konnte gefangen genommen werden. Hierdurch wurden die Gerüchte bestätigt, dass sich reguläre Truppen der Ungarn unter den Freischärlern befanden. Der Gefangene wurde nach Wiener Neustadt überstellt. Bei weiteren Erkundungen wurde dann auch bei Bubendorf Dr. Emmerich Egan gestellt, der sich zu Pferde zu weit von seinen Leuten abgesondert hatte. Auch er wurde nach Wiener Neustadt weitergeleitet. Diese beiden Vorfälle hatten zur Folge, dass die Freischärler die Gendarmen der Kolonne immer wieder angriffen. Unter diesen Umständen war die vorgesehene Landnahme nicht, wie geplant, durchzuführen. Am jetzigen Standort zu bleiben, bedeutete eine große Gefahr für Leib und Leben der Gendarmen. Da die Bevölkerung die Beamten bat, doch vor Ort zu bleiben, tat man dieses.  
:Als der vorgesehen Marsch in die zweite Zone beginnen sollte, kam die Order, in Gerasdorf zu bleiben und neue Befehle abzuwarten. Die um den Ort aufgestellten Wachen stießen mehrfach mit den bewaffneten Banditen zusammen. Da in Salmannsdorf berittene Gruppen von Freischärlern aufgetaucht sein sollten, wurde eine Patrouille zur Erkundung nach dort beordert. Diese Patrouille hatte dann auch Feindkontakt. Im Gefecht wurde ein Reiter erschossen und ein weiterer schwer verwundet. Ein ungarischer Oberleutnant konnte gefangen genommen werden. Hierdurch wurden die Gerüchte bestätigt, dass sich reguläre Truppen der Ungarn unter den Freischärlern befanden. Der Gefangene wurde nach Wiener Neustadt überstellt. Bei weiteren Erkundungen wurde dann auch bei Bubendorf Dr. Emmerich Egan gestellt, der sich zu Pferde zu weit von seinen Leuten abgesondert hatte. Auch er wurde nach Wiener Neustadt weitergeleitet. Diese beiden Vorfälle hatten zur Folge, dass die Freischärler die Gendarmen der Kolonne immer wieder angriffen. Unter diesen Umständen war die vorgesehene Landnahme nicht, wie geplant, durchzuführen. Am jetzigen Standort zu bleiben, bedeutete eine große Gefahr für Leib und Leben der Gendarmen. Da die Bevölkerung die Beamten bat, doch vor Ort zu bleiben, tat man dieses.  
:In der Nacht zum 04. September 1921 griffen die Freischärler dann mit einer 20fachen Übermacht an. Eine Feldwache erschoss einen der angreifenden Banditen, der mit einem Karabiner und Handgranaten bewaffnet war. Die Freischärler hatten sich zwischenzeitlich auf gut 300 Schritt an den Ort herangearbeitet und eröffneten auch von den Höhen mit Maschinengewehren das Feuer auf die Gendarmen. Diese erwiderten das Feuer, konnten dem Druck aber nicht standhalten. Man zog sich auf den Ortsausgang und neben dem Friedhof zurück in Richtung der österreichischen Grenze. Hierbei wurden die Beamten weiter auch von den Seiten unter Feuer genommen. Anton Petzl und zwei seiner Kameraden erreichten dann den Ort Bubendorf.  Weiter ging es zum Ortsausgang von Bubendorf, da am Ortseingang bereits die Freischärler eingedrungen waren. Als Maschinengewehrfeuer einsetzte, wurde die Flucht fortgesetzt. Man schaffte es bis zu einer Brücke über einen Bach Richtung Pilgersdorf. Dort sollte eine Einheit der Bahngendarmerie in Stärke von rd. 50 Beamten einqaurartiert sein. Ein Bauer, der hinter der Brücke angetroffen wurde, wußte, dass die Beamten in Pilgersdorf sich vor drei Stunden zurückgezogen hätten. Die drei Beamten entschlossen sich, im Bachbereich zu bleiben, da dieser eine gewisse Deckung bot. Auf der weiteren Flucht sah man weitere Beamte der Gendarmerie auf der Flucht Richtung Grenze. Nach einem starken Fußmarsch wurde dann die ehemalige österreichisch-ungarische Grenze erreicht. Man war erleichtert, dieses Ziel erreicht zu haben.  
:In der Nacht zum 04. September 1921 griffen die Freischärler dann mit einer 20fachen Übermacht an. Eine Feldwache erschoss einen der angreifenden Banditen, der mit einem Karabiner und Handgranaten bewaffnet war. Die Freischärler hatten sich zwischenzeitlich auf gut 300 Schritt an den Ort herangearbeitet und eröffneten auch von den Höhen mit Maschinengewehren das Feuer auf die Gendarmen. Diese erwiderten das Feuer, konnten dem Druck aber nicht standhalten. Man zog sich auf den Ortsausgang und neben dem Friedhof zurück in Richtung der österreichischen Grenze. Hierbei wurden die Beamten weiter auch von den Seiten unter Feuer genommen. Anton Petzl und zwei seiner Kameraden erreichten dann den Ort Bubendorf.  Weiter ging es zum Ortsausgang von Bubendorf, da am Ortseingang bereits die Freischärler eingedrungen waren. Als Maschinengewehrfeuer einsetzte, wurde die Flucht fortgesetzt. Man schaffte es bis zu einer Brücke über einen Bach Richtung Pilgersdorf. Dort sollte eine Einheit der Bahngendarmerie in Stärke von rd. 50 Beamten einquartiert sein. Ein Bauer, der hinter der Brücke angetroffen wurde, wusste, dass die Beamten in Pilgersdorf sich vor drei Stunden zurückgezogen hätten. Die drei Beamten entschlossen sich, im Bachbereich zu bleiben, da dieser eine gewisse Deckung bot. Auf der weiteren Flucht sah man weitere Beamte der Gendarmerie auf der Flucht Richtung Grenze. Nach einem starken Fußmarsch wurde dann die ehemalige österreichisch-ungarische Grenze erreicht. Man war erleichtert, dieses Ziel erreicht zu haben.  
:An der Grenze hatte das Bundesheer die Absicherung gegen Freischärlerbanden übernommen. Den Banden ging es darum, nach Kirchschlag zu kommen, weil ihre Anführer ihnen die Plünderung des Ortes zugesagt hatten. Das Bundesheer wurde in starke Kämpfe verwickelt und hatte alleine in diesem Bereich sieben Tote zu verzeichnen. Die Freischärler hatten starke Verluste zu beklagen. Unter deren Toten befand sich auch ein ungarischer Oberleutnant. Die am 28. April 1921 abgegangene Kolonne hatte eine Toten Gendarm, mehrere Verletzte und 16 gefangen genommene Beamte zu beklagen, letztere überwiegend Zollwachbeamte.     
:An der Grenze hatte das Bundesheer die Absicherung gegen Freischärlerbanden übernommen. Den Banden ging es darum, nach Kirchschlag zu kommen, weil ihre Anführer ihnen die Plünderung des Ortes zugesagt hatten. Das Bundesheer wurde in starke Kämpfe verwickelt und hatte alleine in diesem Bereich sieben Tote zu verzeichnen. Die Freischärler hatten starke Verluste zu beklagen. Unter deren Toten befand sich auch ein ungarischer Oberleutnant. Die am 28. April 1921 abgegangene Kolonne hatte eine Toten Gendarm, mehrere Verletzte und 16 gefangen genommene Beamte zu beklagen, letztere überwiegend Zollwachbeamte.     


==Nach den Erinnerungen des Gendarmeriebeamten Wenzel Stich aus Linz==
:Im August 1921 versah Wenzel Stich seinen Gendarmeriedienst in St. Valentin. Am 30. August 1921 wurde nach Wien abgeordnet. Er kam dort zu einer Gendarmerieeinheit, die in das neue Burgenland abkommandiert wurde. Der Einsatzort war Agendorf bei Ödenburg. Mit der Bahn ging die Fahrt über Wiener Neustadt, Sauerbrunn und Mattersdorf dorthin. Die Gruppe hatte den Auftrag, am Bestimmungsort die bereits dort befindliche Gendarmerieabteilung zu verstärken und den Ort Agendorf feldmäßig zu sichern und damit Überfälle auf Agendorf in jedem Falle zu verhindern. Für die verantwortlichen Aufgaben wurden die in der Abteilung Dienst tuenden Gendarmen eingesetzt, die als frühere Unteroffiziere über Kriegserfahrung verfügten. Da Wenzel Stich früher Offiziersstellvertreter war, wurden ihm 16 Gendarmen zugeteilt. Mit diesen musste er an der Bahnstrecke Agendorf - Ödenburg eine Durchfahrt absichern, die strategisch sehr wichtig war. Erst bei Dunkelheit erreichte die Gruppe den Straßentunnel und sicherte ihn auf beiden Seiten ab. Patrouillen wurden ausgeschickt, um das Umfeld zu erkunden. Eine dieser Patrouillen hatte dann auch Kontakt mit einer Patrouille der Freischärler, die sich aber sofort zurück zogen. Aus dem nahen Wald wurden Leuchtraketen abgeschossen und die Gendarmen hörten Signale. In breiter Front rückten die schwerbewaffneten Freischärler auf die Stellung der Gendarmen vor. Es kam zu einem schweren Feuergefecht. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die eigenen Stellungen aufzusuchen und sich einen Überblick über den Stand des Kampfes zu machen. Hierbei munterte er die Gendarmen auf, die Stellung unbedingt zu halten, damit die Banditen nicht nach Agendorf vordringen konnten. Da ereilte ihn ein Blutsturz. Bis zum Morgen konnte die Gruppe den Straßentunnel halten. Die Gruppe wurde abgelöst und konnte in Agendorf Quartier beziehen. Wenzel Stich erhielt ein Strohlager in einer Scheune und wurde dann, gegen seinen Willen, in ein Krankenhaus nach Wien verlegt. Von diesem Blutsturz hat er sich, trotz Operationen, nicht vollständig erholt und musste 1926 aus dem Gendarmeriedienst ausscheiden. 
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Bezirksinspektors Anton Villgrattner==
:Anton Villgrattner war 1921 Vorsitzender der Personalkommission der Gendarmen Tirols.




16.147

Bearbeitungen