Fries, Burgholzer & Comp.: Unterschied zwischen den Versionen

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;Gesellschafter der Gesellschaft (in Klammer die Funktionsdauer als Gesellschafter)
;Gesellschafter der Gesellschaft (in Klammer die Funktionsdauer als Gesellschafter)
* Theresia Burgholzer (1872 bis 1891), danach deren Sohn Michael Burgholzer (1891 bis 1908) und danach deren Enkelsohn [[Rudolf Burgholzer]] (1908 bis 1913)
* Theresia Burgholzer (1872 bis 1891), danach deren Sohn Michael Burgholzer (1891 bis 1908) und danach deren Enkelsohn Rudolf Burgholzer (1908 bis 1913)
* Michael Fries (1872 bis 1912)
* Michael Fries (1872 bis 1912)
* [[Sebastian Fries]] (1872 bis 1907), danach dessen Sohn Adolf Fries (1907 bis 1913)
* [[Sebastian Fries]] (1872 bis 1907), danach dessen Sohn Adolf Fries (1907 bis 1913)
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1912 bzw. 1913 starben Michael Fries, Anna Hofer und Adolf Fries rasch hintereinander. Gleichzeitig mit den Erben zog sich auch Johann aus der Gesellschaft zurück und die Gesellschaft wurde aufgelöst.  
1912 bzw. 1913 starben Michael Fries, Anna Hofer und Adolf Fries rasch hintereinander. Gleichzeitig mit den Erben zog sich auch Johann aus der Gesellschaft zurück und die Gesellschaft wurde aufgelöst.  
Rudolf Burgholzer, der bis dahin lediglich als Gesellschafter fungierte, zahlte alle Gesellschafter aus, trat mit 1. Jänner 1914 aktiv in das Unternehmen ein und führte es als Einzelfirma durch den Krieg.
Rudolf Burgholzer, der seit 1908 an Stelle seines kranken Vaters als Gesellschafter fungierte, zahlte alle Gesellschafter aus und führte das Unternehmen als Alleineigentümer weiter.
 
== 1914 bis 1948 ==
Rudolf Burgholzer leistete von 1914 bis 1918 Kriegsdienst und war auch danach bis 1924 nicht operativ im Unternehmen tätig. Er heiratete 1919 Luise Hille und trat als Prokurist in das Unternehmen seines Schwiegervaters in Düsseldorf ein. Als Gesellschafter leitete er in Perg eine Umstrukturierung des Unternehmens ein und baute gleichzeitig in Düsseldorf eine Zweigniederlassung von Fries, Burgholzer auf. Neben Mühl- und Schleifsteinen wurde Quarzsand aus den Perger Steinbrüchen zu Edelputz verarbeitet und vertrieben. Einem Briefpapier aus dem Jahr 1929 ist die vergrößerte Produktpalette ersichtlich:
 
* Deutsche Mühlsteine (Natursteine) für Hoch- und Flachmüllerei
* Spitz- oder Kopfsteine,
* Weizen-, Korn- und Hafersteine, Hirsesteine
* Walzen und Segmente zu Getreide-Brech- und Obstmühlen
* Granitsteine zu Kollergängen
 
* Französische Mühlsteine für Getreide- und Hartvermahlung aus 1a Material La Ferté sous jouarre
* Künstliche Mühlsteine für alle Getreidevermahlungen
 
* Raffineursteine und Defibreursteine für Holzschleifereien
* Eisenschleifer für Schleifen von Werkzeugen, Messern, etc., etc., Sensenwetzsteine
 
* Mühlenbedarfsartikel wie
:* Seidengaze
:* Wollbeuteltuch
:*Messingdrahtgewebe
:* Aufzugs-Gurten und -becher
:* Stahlpicken
:* Kronhämmer etc.
 
* Garantiert echten Naxosschmirgel in allen Körnungen für die Mühlen- und Metallindustrie
 
* Edelsteinputz Pergit als künstlicher Fassadenverputz für Neubauten und Renovierung alter Häuser
* Holzbetonziegel
 
Rudolf Burgholzer übersiedelte 1924 mit seiner Familie nach Perg. Die Umstrukturierung und Ausweitung der Produktpalette ab 1924 erfolgten mit großzügiger Hilfe in Form von Krediten seitens des Schwiegervaters Julius Hille. Er unternahm für den Vertrieb der von seinem Unternehmen erzeugten Produkte Geschäftsreisen durch ganz Europa und auch nach Amerika. Im Unternehmen war ab 1924 bis zu seiner Pensionierung 1959 Willy Klauer als Prokurist tätig. Er war 1924 gemeinsam mit Rudolf Burgholzer aus Düsseldorf nach Perg gekommen.
 
Während der 1930er-Jahre wurden Holzschleifsteine das wichtigste Produkt. Beispielsweise wurden 1933 87 % der erzeugten Holzschleifsteine exportiert. Kundschaft war die Papierindustrie, vor allem in Finnland, Schweden, Deutschland, Tschechoslowakei u.a.m. Vereinzelt wurden Holzschleifsteine bis nach Kanada geliefert. Hingegen wurde der große Aufschwung der Edelputzproduktion durch die Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren erheblich gebremst. Auf Grund der politischen Verhältnisse brachen die Exporte nach Deutschland wegen fehlender Importgenehmigungen 1937/38 völlig ein. Auch nach dem Anschluss an das Deutsche Reich waren Exporte unerwünscht. Hingegen besserte sich der Absatz der Edelputze im Inland zunächst deutlich, kam später aber gänzlich zum Erliegen. Auch Betonplatten für die Fahrwegbefestigung sowie Terrazzoplatten und Stufen wurden während der Kriegsjahre in großen Mengen erzeugt und sicherten das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens. Da viele Arbeiter zur Wehrmacht mussten, war das Unternehmen gezwungen, auf zugeteilte Zwangsarbeiter  zurückzugreifen.
 
1942 starb Rudolf Burgholzer plötzlich und 1944 wurde der Sohn Wolfgang als vermisst gemeldet. Er war an der Ostfront gefallen und wurde erst 1959 für tot erklärt. Die Witwe Luise Burgholzer überließ in dieser Zeit die Führung des Betriebes weiterhin dem Prokuristen Willy Klauer. 1946 konzentrierten sich fast 70 % des Umsatzes wieder auf Holzschleifsteine. Ab 1947 interessierte sich dafür auch die Metall- und Steinindustrie und Fries, Burgholzer hatte dafür in Österreich ein Alleinstellungsmerkmal und auch der Export nahm wieder an Bedeutung. Die Erzeugung und der Verkauf von Edelputzen konnten erst nach dem Wiedereinsetzen des Wohnbaus wieder aufgenommen werden.
 
Luise Burgholzer holte 1948 Werner und Margarete Marschner, die nach dem Krieg ihre nordböhmische Heimat verloren hatten, nach Perg. Werner Marschner setzte gemeinsam mit Prokurist Willy Klauer die erforderlichen Veränderungen und Investitionen im Unternehmen um. Das Firmengelände wurde erstmals 1956 durch Ankauf von Nachbargrundstücken erweitert. Die Arbeitsprozesse wurden erneuert und die Produktionkapazitäten deutlich ausgebaut.
 
Nach dem Tod von Luise Burgholzer wurde deren Nichte Margarete Marschner Alleineigentümerin. Die Geschäftsführung verblieb weiterhin bei deren Ehemann Werner Marschner. 1966 trat Harald Marschner aktiv in das Unternehmen ein, wo er für den Vertrieb der Edelputze und Steinprodukte zuständig war. 1972 wurde das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt.
 
Mit verantwortlich für den Unternehmenserfolg in den 1970er-Jahren war die Fertigung von kunstharzgebundenen Edelputzen mit der Bezeichnung Renovo und die Entwicklung des Renovo Vollwärmeschutzes zur Wärmedämmung von Aussenfassaden. Die 1980er-Jahre brachten eine Konzentration der Unternehmenstätigkeit auf die Sparte Putz mit den Marken Pergit, Renovo und Rajasil, während die Produktion von Holzschleifsteinen, die Kunst- und Nartursteinabteilung stillgelegt oder verkauft wurden. Die 1990er-Jahre brachten die Zusammenarbeit mit der Firmengruppe Synthesa, zunächst in einem gemeinsamen Unternehmen. 2004 erfolgte der Verkauf des Unternehmens an die Firmengruppe Synthesa.  


== Literatur ==
== Literatur ==
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