Johann Witowec (* im 15. Jahrhundert, vermutlich im südlichen Böhmen; † um 1469, vermutlich im heutigen Kroatien), auch Hans von Witowec, Jan Witowec, Jan Vitovec de Gereben, Jan Vitovec ze Hrebene, Jan Vitovec Grebengradski oder Jan auf dem Seger[A 1], war ein böhmischer Adeliger, der als Söldnerführer in Teilen der heutigen Republik Österreich tätig war.

Blick auf die Stadt Cilli mit der Burg Obercilli, im 15. Jahrhundert das Zentrum der gleichnamigen Grafschaft

Herkunft und Familie

Johann Witowec stammte aus einer böhmischen Adelsfamilie. Verheiratet war er mit einer Schwester von Andreas von Weißpriach, dem Erbhofmeister der Grafschaft Tirol.[1] Aus dieser Ehe hatte er Kinder, darunter:

Über Andreas von Weißpriach war er mit dem Salzburger Erzbischof Burkkard verwandt.

Leben

Johann Witowec sammelte erste militärische Erfahrungen während der Hussitenkriege, so zum Beispiel in der Schlacht bei Lipan (1434). Nach der "Cillier Chronik" trat er um 1440 in den Dienst der Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli, für die er als ihr Feldhauptmann im "Gurker Bistumsstreit (Gurker Fehde)" gegen den späteren Kaiser Kaiser Friedrich III. kämpfte. 1440 eroberte er im Auftrag von Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich, der sich mit den Grafen von Cilli verbündet hatte, St. Veit an der Glan.[5] 1444 kämpfte er für Friedrich III.e[A 2] gegen ungarische Adelige, die den polnischen König Wladislaw als ungarischen König unterstützten.[1] 1446 kämpfte er gegen den ungarischen Adeligen Johann Thalloczy, der im Gefecht bei Petrinja fiel. Bei diesem Gefecht soll Witowec ein Auge eingebüßt haben. Wenig später eroberte er die Burg Greben (Hrebene), mit der er von Graf Ulrich belehnte wurde und nach der er sich in der Folge benannte.[5]

Nach dem Tod des Grafen Ulrich von Cilli belagerte er Anfang Mai 1457 im Auftrag von dessen Witwe Katharina oder von König Ladislaus die Stadt Cilli, die er für kurze Zeit einnehmen konnte, die der Kaiser aber wenig später zurückerobern ließ[A 3]. Wenig später quittierte Witowec als "Gespan in den Windischen Landen" den Dienst bei König Ladislaus und trat in den Dienst des Kaisers über. Nach dem Tod von König Ladislaus gehörte er zu jenen ungarischen Adligen, die Friedrich zum ungarischen König wählten.[1]

Johann Witowec kämpfte für Friedrich III. dann erfolgreich in der Görzer Fehde. Nach dem Frieden von Pusarnitz (25. Jänner 1460) wurde er am 21. März 1460 mit der Stadt Lienz und dem Schloss Bruck belehnt, das er wenig später an seinen Schwager Andreas von Weißpriach verkaufte.[1][6] Nach dem Vertrag von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg (1463), mit dem Matthias Corvinus seine Anerkennung als ungarischer König von Friedrich III. erreichte, dürfte Johann Witowec den Dienst des Kaisers wieder verlassen haben. Seine Söhne waren später Anhänger des ungarischen Königs Matthias Corvinus.[7]

Ehrungen

1444 wurde Johann Witowec von den Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli zum Banus von Kroatien erhoben.[5] Nach der ungarischen Königswahl wurde er von Friedrich III. Freiherren von Sternberg erhoben, wobei ihm das Wappen der im Herzogtum Kärnten einst ansässigen Adelsfamilie Sternberg, die zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorben war, verliehen wurde[A 4].[1] 1460 wurde er mit seinen Söhnen Georg und Johann von Friedrich III. zum Grafen auf dem Seger erhoben.[8] Diese Erhebung wurde 1461 von König Matthias Corvinus bestätigt.[6]

Johann Witowec in Legende und Sage

In einer Sage um Errichtung der Kirche St. Maximilian in Cilli im Zusammenhang mit dem Krieg um das Cillier Erbe, ist Johann Witowec als Gegner von Kaiser Friedrich III. auf die Rolle des bösen Schurken und Verräters reduziert. Siehe Friedrich III. (HRR)#Friedrich III. in Legende und Sage

Literatur

  • Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105-125
  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, S. 269 (Rezension)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 228
  2. vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 108f.
  3. vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 109
  4. 4,0 4,1 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 108
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105
  6. 6,0 6,1 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 107
  7. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 229
  8. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 229

Anmerkungen

  1. Weitere Namensformen: Als Vorname findet sich für ihn außer Johann auch Hans, Jan und Ivan, bei seinem Nachnamen außer Witowec oder Vitovec auch Wittowezc, Wittobecz, Bitovac und Bitovec.
  2. Er dürfte zu diesem Zeitpunkt weiterhin im Dienst der Grafen von Cilli gewesen sein, da es zwischen diesen und Friedrich III. 1443 zu einer (vorläufigen) Beilegung ihrer Konflikte gekommen war.
  3. Bei Ban-Mirnik findet sich eine etwas andere Version dieses "Überfalls", die allerdings widersprüchlich wirkt, vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 106. Es entsteht der Eindruck, dass hier eine ganze Reihe von Geschehnissen durcheinander gebracht wurden, was vielleicht auf eine bisher nicht wirklich aufgearbeitete Quellenlage zurückzuführen ist.
  4. Nach Ban-Mirnik soll Johann Witowec noch von Graf Ulrich von Cilli nach dem Tod seines Vaters Friedrich zum Freiherrn von Sternberg erhoben haben. Allerdings findet sich an anderer Stelle auch die Version, wonach Friedrich diese Erhebung durchgeführt hat, vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105 und 106
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Jan Vitovec behandelt.
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