Leopold VI. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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== Ungarische Thronwirren ==
== Ungarische Thronwirren ==
Bald nach seiner Hochzeit (1203) wurde Herzog Leopold (VI.) in die ungarischen Thronstreitigkeiten verwickelt. Über seine Mutter Ilona war er mit dem ungarischen König [[w:Emmerich (Ungarn)|Emmerich]] und dessen jüngeren Bruder [[w:Andreas II. (Ungarn)|Andreas]] verwandt. Zunächst flüchtete dieser an seinen Hof, nach dem Tod von Emmerich, suchte dessen Witwe mit ihrem bereits [[w:Ladislaus III.|gekrönten Kind]] († 1205) an seinem Hof Zuflucht.<ref name ="scheibelreiter279">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 279</ref>
Bald nach seiner Hochzeit (1203) wurde Herzog Leopold (VI.) in die ungarischen Thronstreitigkeiten verwickelt. Über seine Mutter Ilona war er mit dem ungarischen König [[w:Emmerich (Ungarn)|Emmerich]] und dessen jüngeren Bruder [[w:Andreas II. (Ungarn)|Andreas]] verwandt. Zunächst flüchtete dieser an seinen Hof, nach dem Tod von Emmerich, suchte dessen Witwe mit ihrem bereits [[w:Ladislaus III.|gekrönten Kind]] († 1205) an seinem Hof Zuflucht.<ref name ="scheibelreiter279">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 279</ref>
== Leopold (VI.) als Landesfürst ==
Herzog Leopold (VI.) gehört zu jenen Herrscher des Herzogtums Österreich, die ein eigenes Bistum für dieses durchzusetzen versuchten. Sein Versuch, die Stadt Wien zum Bischofssitz zu machen, hatte zunächst gute Aussichten auf Verwirklichung. Es gelang ihm, die Unterstützung des Erzbischofs von Salzburg für diesen Plan zu gewinnen. Nachdem sich der Papst 1207 mit König Philipp versöhnte, auf dessen Seite der Herzog stand, schien ein weiteres wichtiges Hindernis aus dem Weg geräumt. Auch der [[w:Manegold von Berg|Bischof von Passau]] befürwortete dieses Projekt zunächst, da er erwartete zum Erzbischof erhoben zu werden und das Wiener Bistum dann zu seinen Suffraganbistümern gehört hätte. Nachdem der Plan mit der Erzbischofserhebung jedoch fallen gelassen wurde, protestierte er gegen die Schaffung eines Wiener Bistums bei der päpstlichen Kurie. Ein weiterer Grund für seine Gegnerschaft könnte gewesen sein, dass das Bistum Passau durch einen Wiener Bischofssitz seine Wiener Stadtpfarre St. Stephan hätte aufgeben müssen, zu der besonders reiche Pertinenzen gehörten. Unterstützung erhielt der Bischof durch die Mönche des Wiener Schottenklosters. Bei der Schaffung eines Wiener Bistums hätten sie dieses verlassen müssen, da es als Sitz des Bischofs vorgesehen war. Offensichtlich wollten sie das nicht. Eine päpstliche Prüfung wurde durch die Ermordung von König Philipp aufgeschoben. Wenig später scheint die päpstliche Kurie das Projekt nicht weiterverfolgt zu haben.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 282f.</ref>


== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug im heutigen Österreich ==
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=== Wien ===
=== Wien ===
* Am 28. Mai 1200 (zu Pfingsten) erhielt Herzog Leopold in [[Wien]] in Gegenwart zahlreicher geistlicher und weltlicher Fürsten, darunter den Erzbischöfen [[w:Konrad I. von Wittelsbach|Konrad von Mainz]] und [[w:Eberhard von Regensberg|Eberhard von Salzburg]], die [[w:Schwertleite|Schwertleite]].<ref name ="opll22">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 22</ref>
* Am 28. Mai 1200 (zu Pfingsten) erhielt Herzog Leopold in [[Wien]] in Gegenwart zahlreicher geistlicher und weltlicher Fürsten, darunter den Erzbischöfen [[w:Konrad I. von Wittelsbach|Konrad von Mainz]] († 1200) und [[w:Eberhard von Regensberg|Eberhard von Salzburg]] († 1246), die [[w:Schwertleite|Schwertleite]].<ref name ="opll22">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 22</ref>
* Am 25. Dezember 1203 feierte Leopold in Wien seine Hochzeit mit der byzantinischen Prinzessin Theodora.<ref name ="opll23">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 23</ref><ref group="A">Nach Neukam fand die Hochzeit am 4. November 1203 statt. Vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 230. Allerdings könnte dahinter auch ein Datierungsproblem stecken, da die Hochzeit aus mehreren Veranstaltungen bestanden haben könnte oder mehrere Hochzeitsfeiern inszeniert wurden.</ref> Zu den prominenten Gästen zählte der [[w:Wolfger von Erla|Bischof von Passau]].<ref name ="scheibelreiter279"/>
* Am 25. Dezember 1203 feierte Leopold in Wien seine Hochzeit mit der byzantinischen Prinzessin Theodora.<ref name ="opll23">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 23</ref><ref group="A">Nach Neukam fand die Hochzeit am 4. November 1203 statt. Vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 230. Allerdings könnte dahinter auch ein Datierungsproblem stecken, da die Hochzeit aus mehreren Veranstaltungen bestanden haben könnte oder mehrere Hochzeitsfeiern inszeniert wurden.</ref> Zu den prominenten Gästen zählte der [[w:Wolfger von Erla|Bischof von Passau]].<ref name ="scheibelreiter279"/>
* 1298 erlaubte Herzog Leopold (VI.) seinem Leibarzt Gerhard von Fallbach eine Spitalsgründungen vor den Toren von Wien. Dieses Spital, das dem Heiligen Geist geweiht war, wurde am rechten Ufer des Wienflusses (auf dem Areal des späteren [[Wieden|6. Wiener Gemeindebezirk]]) erbaut und seiner Weihe dem Orden der Antoniter übergeben. Es handelte sich bei diesem Spital um das erste Heiliggeistspital im gesamten deutschen Sprachraum.<ref name ="scheibelreiter281">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 281</ref>
* Herzog Leopold (VI.) beurkundet am 30. März 1220 eine Schenkung des Grafen Konrad von Hardegg über Weingärten und Äckern zu [[Pulkau]] an das [[Schottenstift|Wiener Schottenkloster]]. In dieser Urkunde wird als Ausstellungsort der spätere [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] genannt, es handelt sich um die erste urkundlich belegte Nennung dieser Kirche.<ref name ="schotten">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/2282 Erstnennung der Wiener Stephanskirche], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 14. Juli 2020</ref> Bereits um 1200 hatte der Herzog dem Schottenkloster sämtliche Schenkungen, die zu dieser Zeit noch nicht urkundlich fixiert waren, bestätigt.<ref name ="scheibelreiter280">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 280</ref>
* Herzog Leopold (VI.) beurkundet am 30. März 1220 eine Schenkung des Grafen Konrad von Hardegg über Weingärten und Äckern zu [[Pulkau]] an das [[Schottenstift|Wiener Schottenkloster]]. In dieser Urkunde wird als Ausstellungsort der spätere [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] genannt, es handelt sich um die erste urkundlich belegte Nennung dieser Kirche.<ref name ="schotten">vgl. [https://schotten.hypotheses.org/2282 Erstnennung der Wiener Stephanskirche], Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 14. Juli 2020</ref> Bereits um 1200 hatte der Herzog dem Schottenkloster sämtliche Schenkungen, die zu dieser Zeit noch nicht urkundlich fixiert waren, bestätigt.<ref name ="scheibelreiter280">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 280</ref>
* 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/>
* 1221 verlieh Herzog Leopold ''der Glorreiche'' der Stadt Wien ein "neues" Stadtrecht, wobei sich diese Stadtrechtsverleihung auf ein "altes" Stadtrecht aus dem Jahr 1198 bezog, das allerdings nicht urkundlich belegt ist. In Wien wurde unter Herzog Leopold eine neue Herzogburg<ref group="A">Bei jener Herzogburg handelt es sich um den Schweizerhof, heute ein Teil der [[Hofburg (Wien)|Wiener Hofburg]].</ref> gebaut.<ref name ="krenn134"/>