Leopold VI. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 36: Zeile 36:


== Kirchenpolitik ==
== Kirchenpolitik ==
Herzog Leopold (VI.) gehört zu jenen Herrscher des Herzogtums Österreich, die ein eigenes Bistum für dieses durchzusetzen versuchten. Sein Versuch, die Stadt Wien zum Bischofssitz zu machen, hatte zunächst gute Aussichten auf Verwirklichung. Es gelang ihm, die Unterstützung des Erzbischofs von Salzburg für diesen Plan zu gewinnen. Nachdem sich der Papst 1207 mit König Philipp versöhnte, auf dessen Seite der Herzog stand, schien ein weiteres wichtiges Hindernis aus dem Weg geräumt. Auch [[w:Manegold von Berg|Manegold von Berg]], damals der Bischof von Passau, befürwortete dieses Projekt zunächst, da er erwartete zum Erzbischof erhoben zu werden und das Wiener Bistum dann zu seinen Suffraganbistümern gehört hätte. Nachdem der Plan mit der Erzbischofserhebung jedoch fallen gelassen wurde, protestierte er gegen die Schaffung eines Wiener Bistums bei der päpstlichen Kurie. Ein weiterer Grund für seine Gegnerschaft könnte gewesen sein, dass das Bistum Passau durch einen Wiener Bischofssitz seine Wiener Stadtpfarre St. Stephan hätte aufgeben müssen, zu der besonders reiche Pertinenzen gehörten. Unterstützung erhielt der Bischof durch die Mönche des Wiener Schottenklosters. Bei der Schaffung eines Wiener Bistums hätten sie dieses verlassen müssen, da es als Sitz des Bischofs vorgesehen war. Offensichtlich wollten sie das nicht. Eine päpstliche Prüfung wurde durch die Ermordung von König Philipp aufgeschoben. Wenig später scheint die päpstliche Kurie das Projekt nicht weiterverfolgt zu haben.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 282f.</ref> Eine Weiterverfolgung unter Kaiser Friedrich II. scheiterte daran, dass dieser den Bischof von Passau unterstützte. Zwar gelang es Herzog Leopold (VI.) nach dem Tod von Bischof Manegold mit Hilfe des Erzbischofs von Salzburg seinen Kanzleinotar Ulrich als dessen Nachfolger durchzusetzen, doch sollte dies letztlich auch ohne Erfolg bleiben.<ref name ="scheibelreiter285">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 285</ref>
Herzog Leopold (VI.) gehört zu jenen Herrscher des Herzogtums Österreich, die ein eigenes Bistum für dieses durchzusetzen versuchten. Sein Versuch, die Stadt Wien zum Bischofssitz zu machen, hatte zunächst gute Aussichten auf Verwirklichung. Es gelang ihm, die Unterstützung des Erzbischofs von Salzburg für diesen Plan zu gewinnen. Nachdem sich der Papst 1207 mit König Philipp versöhnte, auf dessen Seite der Herzog stand, schien ein weiteres wichtiges Hindernis aus dem Weg geräumt. Auch der damalige [[w:Manegold von Berg|Bischof von Passau]] befürwortete dieses Projekt zunächst, da er sich davon erwartete, zum Erzbischof erhoben zu werden und das Wiener Bistum dann zu seinen Suffraganbistümern gehört hätte. Nachdem der Plan mit der Erzbischofserhebung jedoch fallen gelassen wurde, änderte er seine Haltung und erhob gegen die Schaffung eines Wiener Bistums bei der päpstlichen Kurie Protest. Ein weiterer Grund für seine Gegnerschaft könnte gewesen sein, dass das Bistum Passau durch einen Wiener Bischofssitz seine Wiener Stadtpfarre St. Stephan hätte aufgeben müssen, zu der besonders reiche Pertinenzen gehörten. Unterstützung erhielt der Bischof durch die Mönche des Wiener Schottenklosters. Bei der Schaffung eines Wiener Bistums hätten sie dieses verlassen müssen, da es als Sitz des Bischofs vorgesehen war, was sie offensichtlich nicht wollten. Eine päpstliche Prüfung für die Angelegenheit wurde durch die Ermordung von König Philipp aufgeschoben. Wenig später scheint die päpstliche Kurie das Projekt nicht mehr weiterverfolgt zu haben.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 282f.</ref> Zwar gelang es Herzog Leopold (VI.) nach dem Tod des Bischofs von Passau mit Hilfe des Erzbischofs von Salzburg seinen Kanzleinotar Ulrich als dessen Nachfolger durchzusetzen, doch sollte dies letztlich auch für die Schaffung eines Wiener Bistums nichts bringen.<ref name ="scheibelreiter285">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 285</ref>


Es spricht einiges dafür, dass die zahlreichen Aktivitäten, die Herzog Leopold (VI.) im Kampf gegen Ketzer und Ungläubige durchführte, ein weiterer Versuch waren, um die päpstliche Zustimmung zu einem eigenen Landesbistum zu erreichen. Darunter fallen die Teilnahme des Herzogs an einem Kreuzzug gegen die Katharer in Südfrankreich und im heutigen Spanien (1212) sowie seine Teilnahme am sogenannten "[[w:Fünften Kreuzzug|Fünften Kreuzzug]] (1217-1219) wie auch die Verfolgung von als Ketzer beschuldigten Personen in seinen eigenen Herzogtümern, weswegen er von seinem Zeitgenossen [[w:Thomasîn von Zerclaere|Thomasîn von Zerclaere]] († um 1238) als der, "der die Ketzer sieden kann" tituliert wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 286f. und S. 288ff.</ref>
Es spricht einiges dafür, dass die zahlreichen Aktivitäten, die Herzog Leopold (VI.) im Kampf gegen Ketzer und Ungläubige durchführte, ein weiterer Versuch waren, um die päpstliche Zustimmung zu einem eigenen Landesbistum zu erreichen. Darunter fallen die Teilnahme des Herzogs an einem Kreuzzug gegen die Katharer in Südfrankreich und im heutigen Spanien (1212) sowie seine Teilnahme am sogenannten "[[w:Fünften Kreuzzug|Fünften Kreuzzug]] (1217-1219) wie auch die Verfolgung von als Ketzer beschuldigten Personen in seinen eigenen Herzogtümern, weswegen er von seinem Zeitgenossen [[w:Thomasîn von Zerclaere|Thomasîn von Zerclaere]] († um 1238) als der, "der die Ketzer sieden kann" tituliert wurde.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 286f. und S. 288ff.</ref>