Wenzel (HRR)

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König Wenzel (IV.) von Böhmen ("Wenzel der Faule") (* 1361, in Nürnberg, damals eine Reichsstadt; † 1419, in Prag, damals Königreich Böhmen) aus dem Haus Luxemburg herrschte von 1363 beziehungsweise 1378[A 1] bis zu seinem Tod über das Königreich Böhmen. Von 1376 beziehungsweise 1378[A 2] bis 1400 beziehungsweise 1410[A 3] war er außerdem als römisch-deutscher König Herrscher über das Heiligen Römischen Reich. Er wurde zweimal im Herzogtum Österreich gefangen gehalten, was Eingang in die Welt der Wiener Sagen fand.

Herkunft und Familie

Wenzel war ein Sohn von Kaiser Karl IV. aus dessen dritter Ehe mit Anna von Schweidnitz. Er war ein Halbbruder des späteren Kaisers König Sigismund und ein Cousin der Markgrafen Jobst von Mähren und Prokop von Mähren.

Wenzel war zweimal verheiratet:
In 1. Ehe mit Er war mit Johanna von Baiern-Holland[A 4] († 1386), deren jüngere Schwester Johanna Sophie später Herzog Albrecht IV. von Österreich ("Albrecht das Weltwunder") heiratete;
in 2. Ehe mit Sophie von Bayern († 1428).
Er hatte aus keiner seiner Ehen Kinder.

Wenzel in Legende und Sage

Wenzel wurde zweimal für längere Zeit im Herzogtum Österreich gefangen gehalten.

  • 1394 wurde Wenzel von einer böhmischen Adelsopposition unter der Führung des Markgrafen Jobst von Mähren gefangen genommen und schließlich ins Herzogtum Österreich gebracht, dessen Herrscher damals [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") war. Seit dem 19. Juli 1394 wurde Wenzel auf der Burg Wildberg nördlich von Linz festgehalten, die den Herren von Starhemberg gehörte, ehe er Anfang August wieder frei gelassen wurde.[1]
  • 1402 kam es zu einer Auseinandersetzungen zwischen Wenzel und Sigismund. Wenzel wurde von diesem gefangen genommen und ins Herzogtum Österreich verbracht, wo er zunächst auf der Burg Schaunberg und später in Wien im Praghaus inhaftiert war. Von dort konnte er am 11. November 1403 mit Hilfe von Johann von Liechtenstein[A 5] fliehen.[2] Nach seiner Rückkehr nach Böhmen übernahm Wenzel dort wieder selbst die Herrschaft.

Um die zweite dieser beiden historisch belegten Gefangenschaft Wenzels entstanden einige Legenden, die ihren Ursprung in Chroniken haben dürften. In diesen sind Sigismund und Albrecht IV. gewöhnlich Verbündete, die entweder gemeinsame Sache gegen Wenzel machen oder Albrecht ist Sigismunds Komplize. In einigen Versionen übernimmt Albrechts Cousin Wilhelm von Österreich die Rolle des Fluchthelfers, der Wenzels Flucht zulässt oder sogar erst möglich macht.[3] Außer Johann von Liechtenstein, der mit seinem Gefolge zeitgerecht bereit steht, um Wenzel nach Böhmen zurückzugeleiten, gibt es auch weitere Helfer wie den Fischer Hanns Gründel oder den namenlosen Seelsorger, die Wenzel bei seiner Flucht behilflich sind.

Die Flucht des Königs Wenzel

In dieser Sage gelingt es dem in einem Turm in Wien gefangen gehaltenen König Wenzel mit Hilfe des Fischers Hanns Gründel zu flüchten. Der Fischer, der in der Werd (heute Wien 3) wohnt und den König regelmäßig mit gesottenen Fischen versorgen darf, schmuggelt ein Seil in den Turm, mit dem es Wenzel gelingt, durch das Turmfenster zu flüchten. Da seine Flucht allerdings recht bald entdeckt wird und ihn der Fischer erst einige Tage später über die Donau nach Stadlau bringen kann, ist Wenzel jedoch gezwungen, sich zunächst unter einem Misthaufen zu verstecken. In Stadlau wird er dann von Johann von Liechtenstein mit 50 Schützen erwartet, die ihn über Nikolsburg und Kuttenberg nach Prag geleiten. Wenzel lässt seinen Retter mit dessen Familie dorthin nachkommen und macht ihn aus Dank zum Ritter Gründel von Wien.[4]

Bellestristik

  • Anna Fuchs: Der blaue Liebesknoten. (Historische Romane im Gmeiner-Verlag). Gmeiner-Verlag, 2014, ISBN 978-3839215753

Literatur

  • Martin Kintzinger: Wenzel (1376-1400, †1419). In: Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519). Verlag C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50958-4, S. 433-445 (Der Aufsatz beschränkt sich auf Wenzel als römisch-deutschen König. Er gibt eine gelungene Überblicksdarstellung, die jedoch in einigen Details etwas ungenau ist. Wenzels Rolle als böhmischer König ist ausgeblendet, wird jedoch in Andeutungen ebenfalls negativ beurteilt. In Bezug auf Beurteilungen empfiehlt es sich allerdings ergänzende Lektüre auf weitere wissenschaftlichen Arbeiten zurückzugreifen.)
  • Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, ISBN 3-8000-3526-X, S. 192 und S. 196

Einzelnachweise

  1. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001,S. 192
  2. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 196
  3. Hinweise dazu, vgl. Hubert Hinterschweiger: Wien im Mittelalter. Alltag und Mythen. Konflikte und Katastrophen. Wien / Graz / Klagenfurt: Pichler Verlag 2010, Abschnitt Wenzel der Faule
  4. vgl. Die Flucht des Königs Wenzel. In: Wolfgang Morscher - Berit Mrugalska: Die schönsten Sagen aus Wien (= Haimon TB 35). Haymon Verlag, Innsbruck / Wien, 2010, ISBN 978-3-85218-835-5, S. 147f.

Anmerkungen

  1. Wenzel wurde bereits 1363 zum böhmischen König gekrönt. Die tatsächliche Herrschaft trat er allerdings erst nach dem Tod seines Vaters (1378) an, vgl. Martin Kintzinger: Wenzel (1376-1400, †1419), 2003, S. 433
  2. Wenzel wurde bereits 1376 zum römisch-deutschen König gewählt und in Frankfurt am Main gekrönt. Auch hier trat er die tatsächliche Herrschaft allerdings erst nach dem Tod seines Vaters (1378) an, vgl. Martin Kintzinger: Wenzel (1376-1400, †1419), 2003, S. 433f.
  3. Wenzel wurde um 1400 von den "rheinischen" Kurfürsten abgesetzt. Diese Absetzung konnte er nicht verhindern, weigerte sich jedoch sie zur Kenntnis zu nehmen. Am 26. Mai 1400 wurde Kurfürst Ruprecht III. von der Pfalz zum neuen römisch-deutschen König gewählt. Er konnte sich jedoch nur in Teilen des Heiligen Römischen Reiches durchsetzen, sein Versuch eines Rom-Zugs mit dem Ziel, sich zum Kaiser krönen zu lassen, scheiterte; vgl. Martin Kintzinger: Wenzel (1376-1400, †1419), 2003, S. 444f. Erst nach Ruprechts Tod akzeptierte Wenzel 1410 seine Abdankung.
  4. Die Schreibweise mit ai statt ay findet sich in historischen Quellen und ist auch in der älteren Sekundärliteratur üblich. Für das Land Bayern wurde die Schreibweise mit y erst im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Im diesem Artikel wird für die Dynastie der Wittelsbacher die Schreibweise Baiern verwendet.
  5. Johann von Liechtenstein war ein Verwandter von Johann I. von Liechtenstein, der viele Jahre Hofmeister und Vertrauter von Herzog Albrecht III. gewesen war, ehe es 1394 zu seinem Sturz kam, dessen tatsächlichen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind, vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 192