Die Burg Bürs, auch die Feste Bürs oder die alte Feste genannt, ist abgegangene Burganlage in Bürs. Sie gilt als die älteste Burganlage, die für Bürs belegt ist und dürfte keineswegs mit der heute noch als Ruine erhaltenen Burg Rosenegg ident sein. Ob diese mit der ursprünglichen Burg Rosenberg ident war oder es noch eine weitere Burg Bürs gab, ist nicht eindeutig geklärt.

Lage

Die Burg Bürs befand sich auf der Schass nahe bei der Kante des mächtigen Felsens östlich des Dorfzentrums von Bürs oder unmittelbar auf dieser Kante. Die Anlage beziehungsweise das zu ihr gehörige Burggut umfasste den höchsten Bereich des Felsens am Ausgang der Bürser Schlucht.[1] Sie dürfte keineswegs mit dem sogenannten "Schlössle" auf dem Felsen, vermutlich die spätere Burg Rosenberg, ident sein.[2]

Geschichte

Die Burg Bürs befand sich im Mittelalter im Besitz der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg, von denen sie wohl auch erbaut worden war. Dass sie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Balme Hohlenegg, welche den Grafen von Werdenberg-Sargans[A 1] gehörte, bestand, dürfte damit zusammenhängen, dass beide Burgen der Sicherung des Zugangs zu den Bergbaugebieten im Hinterland von Bürs dienten.[3]

1394 soll sie durch Kauf in den Besitz der Herzöge von Österreich gelangt sein[A 2]. Vermutlich gehörte zu jenen Burgen im Walgau[A 3], die Anfang des 15. Jahrhunderts zum "österreichischen" (in diesem Kontext: habsburgischen) Einflussbereich zählten[A 4] und 1405 im "Walgauer Burgenbruch" während der Appenzellerkriege zerstört wurden.[2]

Die Burg Bürs nach 1405

Es entsteht der Eindruck, dass die alte Feste Bürs nach 1408 nicht mehr aufgebaut worden ist, obwohl eine urkundliche Nennung von 1413 andeutet, dass die Burg oder das, was damals noch von ihr übrig war, noch genutzt wurde. Zumindest aber ist nach 1405 keine Lehensvergabe oder Verpfändung belegt.[2] Offensichtlich sind baulichen Reste der Ruine ziemlich bald danach abgetragen worden oder wurden nicht mehr als Teil der früheren Burganlage wahrgenommen.[4] Auch in den bildlichen Darstellungen aus den Jahrhunderten danach finden sich keine Hinweise, dass es in Bürs noch eine weitere Burganlage gegeben hätte.[2]

Die frühere Feste war allerdings bis ins 17. Jahrhundert noch als eigene Liegenschaft aktenkundig. So wird zum Beispiel um 1600 ein zu dieser Burg Bürs zugehöriges Grundstück genannt, aus welchem der Pfarre Bürs ein Jahreszins gezahlt wurde. Eine "Burgstall"[A 5] Bürs, die noch bei einer Grenzfestlegung des Schlossgutes von 1683 im Zusammenhang mit einer Riedwiese genannt wird, dürfte sich ebenfalls auf die frühere Feste beziehen.[5]

Erinnerungen die alte Feste

Erhalten geblieben ist eine Flur- und Ortbezeichnung für die Umgebung der einstigen Feste. Seit dem 15. Jahrhundert findet sich mehrmals eine heute noch als "Hinterburg" bezeichnete Flur. Weitere Orte wurden in den Jahrhunderte danach mit der Bezeichnung "hinter der Burg" lokalisiert.[2]

Die alte Feste Bürs geriet bald in Vergessenheit. Später wurde sie häufig mit der anderen Bürser Burg, der Balme Hohlenegg und späteren Burg Rosenberg, verwechselt. Die wenigen schriftlichen Zeugnisse, die über beide Burgen erhalten sind, konnten im 19. Jahrhundert nicht mehr richtig zugeordnet werden, was sich auch auf die Gestaltung von Landkarten und topografischen Skizzen sowie historische Darstellungen auswirkte, die bis heute eine Reihe von verwirrenden Vorstellungen über zwei Burgen vermitteln.[6] Nicht geklärt ist, welche der beiden Ruinen als Ruine Rosenegg bis in die Gegenwart erhalten geblieben ist.

Literatur

  • Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg – zur Geschichte der Burgen von Bürs. In: Bludenzer Geschichtsblätter 2009, Heft 90+91, S. 3-27 digital

Einzelnachweise

  1. vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 4 und 6
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 14
  3. vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 8
  4. vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 13
  5. vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 7
  6. vgl. Manfred Tschaikner: Die Feste Bürs, die Balme Hohlenegg und das Schloss Rosenberg, 2009, S. 3

Anmerkungen

  1. In der älteren Literatur werden die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg und von Werdenberg-Sargans häufig miteinander verwechselt.
  2. Fakt ist, dass die Grafschaft Bludenz mit dem Montafon 1420 unter die Herrschaft der Herzöge von Österreich kam, was offensichtlich zwischen diesen und dem Grafen Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz bereits früher vereinbart worden war. Die fünf Töchter des Grafen (sein einziger Sohn war bereits verstorben), die angeblich nicht erbberechtigt waren, und ihre Familien erhielten immerhin eine finanzielle Abfindung. Angeblich hatte Albrecht seine Grafschaft bereits im 14.Jahrhundert an die Herzöge Albrecht (III.) und Leopold (III.) verkauft, was urkundlich belegt ist. Vergleicht man allerdings die Mitteilungen, Interpretationen und Informationen diesbezüglich in mehreren Fachbücher (sowohl ältere als auch neuere Arbeiten) so sind diese zum Teil widersprüchlich und werfen Fragen auf. Eine sachliche und objektive, vorurteilsfreie Überprüfung der derzeitigen Forschungslage steht bisher noch aus.
  3. Eine im Mittelalter übliche Bezeichnung für das Gebiet, das Teile des heutigen Bundesland Vorarlberg umfasste.
  4. Angeblich soll Graf Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz die alte Feste bei Bürs an die Herzöge von Österreich verkauft habe, weshalb diese 1394 bereits in ihrem Besitz war. Nach einem Vertrag aus dem Jahr 1413 müsste sie allerdings noch im Besitz des Grafen gewesen sein. Neben der Möglichkeit, dass sie dieser inzwischen als Lehen der Habsburger wieder in seinem Besitz oder zurückgekauft hatte, wäre auch vorstellbar, dass sie sich noch immer in seinem Besitz befand. Auch wenn die Forschung heute davon ausgeht, dass nur "habsburgische Burgen" im "Walgauer Burgenbruch" zerstört worden und die Burgen der Werdenberger wie die Burg Nüziders oder die Balme Hohlenegg verschont blieben, wäre zumindest vorstellbar, dass Graf Albrecht, obgleich auch ein Werdenberger, nicht verschont wurde, da er als Verbündeter der Habsburger galt. Immerhin musste er während der Appenzellerkriege mit seiner Familie ins Exil gehen, während sich die Stadt Bludenz dem Bund am See anschloss.
  5. Burgstall beziehungsweise Burgstelle ist eine alte Bezeichnung für eine Burgruine.