Jüdische Gemeinde Oberwart: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Jüdisches Leben in Oberwart ====
==== Jüdisches Leben in Oberwart ====
Anders als in vielen europäischen Städten und Dörfern gab es in Oberwart kein Ghetto sondern die jüdischen Bewohner lebten verstreut in der Siedlung, meist jedoch entlang der Hauptstraße. Dies mag unter anderem dadurch begründet sein, dass die meisten Juden erst zu einer Zeit nach Oberwart kamen, als sie rechtlich bereits allen anderen Bürgern gleichgestellt waren. Die Tatsache, dass vier Konfessionen friedlich zusammenlebten zeugte aber auch von einer gewissen Toleranz der Oberwarter. Die jüdischen Kinder wurden in der evangelischen Schule unterrichtet, es gab im Alltag viele Berührungspunkte zwischen Juden und Nichtjuden. Diese waren nicht nur geschäftlicher Natur sondern man fand auch auf gesellschaftlicher Ebene, zum Beispiel in den Vereinen der Ortschaft, zueinander. Vereinzelt gab es auch Mischehen zwischen Evangelischen und Juden.  
Anders als in vielen europäischen Städten und Dörfern gab es in Oberwart kein Ghetto sondern die jüdischen Bewohner lebten verstreut in der Siedlung, meist jedoch entlang der Hauptstraße. Dies mag unter anderem dadurch begründet sein, dass die meisten Juden erst zu einer Zeit nach Oberwart kamen, als sie rechtlich bereits allen anderen Bürgern gleichgestellt waren. Die Tatsache, dass vier Konfessionen friedlich zusammenlebten, zeugte aber auch von einer gewissen Toleranz der Oberwarter gegenüber Mitbürgern mit einer anderen Religion bzw. Sprache. So wurden die jüdischen Kinder wurden in der evangelischen Schule unterrichtet und es gab auch im Alltag viele Berührungspunkte zwischen Juden und Nichtjuden. Diese waren nicht nur geschäftlicher Natur sondern man fand auch auf gesellschaftlicher Ebene, zum Beispiel in den Vereinen der Ortschaft, zueinander. Vereinzelt gab es auch Mischehen zwischen Evangelischen und Juden.<ref name="mindler84ff">Ursula Mindler: ''Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsöör'', edition lex liszt, Oberwart 2013, Seite 84ff</ref> 


Dieses friedliche Zusammenleben bekam die ersten Risse als nach der [[Zeugnisse der Landnahme des Burgenlandes|Landnahme des Burgenlandes]] sich eine deutschsprachige Verwaltungselite ansiedelte. Diese Personengruppe, die Jahre später die Keimzelle der [[w:NSDAP|NSDAP]] in Oberwart bildete, hatte nicht nur mit den Juden ein Problem sondern vor allem mit der ungarischen Volksgruppe. Da viele jüdischen Bewohner Oberwarts sich Ungarn verpflichtete fühlten, wurden sie von angesiedelten Verwaltungsbeamten einer ungarischen Elite gleichgesetzt. Die Risse machten sich zuerst in der Vereinslandschaft von Oberwart bemerkbar, weil auf einem Sprache und Religion zu Aufnahmekriterien erklärt wurden und es zu Spaltungen bzw. Neugründungen diverser Vereine kam.
Dieses friedliche Zusammenleben bekam die ersten Risse als nach der [[Zeugnisse der Landnahme des Burgenlandes|Landnahme des Burgenlandes]] sich eine deutschsprachige Verwaltungselite ansiedelte. Diese Personengruppe, die Jahre später die Keimzelle der [[w:NSDAP|NSDAP]] in Oberwart bildete, hatte nicht nur mit den Juden ein Problem sondern vor allem mit der ungarischen Volksgruppe. Da viele jüdischen Bewohner Oberwarts sich Ungarn verpflichtete fühlten, wurden sie von den angesiedelten Verwaltungsbeamten oft einer ungarischen Elite gleichgesetzt. Die Risse machten sich zuerst in der Vereinslandschaft von Oberwart bemerkbar, weil auf einmal Sprache und Religion zu Aufnahmekriterien erklärt wurden und es dadurch zu Spaltungen bzw. Neugründungen diverser Vereine kam.<ref name="mindler84ff"></ref> 
 
==== Vernichtung der jüdischen Gemeinde ====
Die jüdische Gemeinde, die in den letzten Jahrzehnten mühsam aufgebaut worden war, wurde nach dem Anschluss Österreich an das Deutsche Reich binnen weniger Tage zerstört. Am 11. März übernahmen lokale Nationalsozialisten die Macht, ehe am nächsten Tag durch den Einmarsch der deutsche Truppen der Anschluss vollzogen wurde.
 
Die Oberwarter Juden wurden enteignet und vertrieben, aber nicht durch [[Arisierung#Ausschreitungen_in_.C3.96sterreich_1938| wilde Arisierungen]] von Mitbürgern sondern durch ein koordiniertes Vorgehen von Behördenseite. Die jüdischen Oberwarter flüchteten zumeist nach Wien, von wo aus sie versuchten noch auszureisen. Andere gingen nach Ungarn oder [[w:Jugoslawien|Jugoslawien]], wo sie in weiterer Folge vom Krieg eingeholt wurden und schließlich doch noch dem Holocaust zum Opfer fielen.<ref name="mindler128">Ursula Mindler: ''Die jüdische Gemeinde von Oberwart/Felsöör'', edition lex liszt, Oberwart 2013, Seite 125 bis 128</ref>


== Opferbilanz des Holocausts ==
== Opferbilanz des Holocausts ==
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