Einsatz der Gendarmerie bei der Landnahme des Burgenlandes: Unterschied zwischen den Versionen

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:Die Gendarmeriebeamten waren mit Säbel und Karabinern ausgerüstet und verfügten über 70 Schuss Munition. Munitionsnachschub gab es nicht. Ebenso keine Fernmeldemittel, Spaten und Sanitätsausstattung. Die Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten hatten die Beamten beim Rückzug zurück lassen müssen und waren in Feindeshand gelangt. Unter diesen Umständen muss man den Beteiligten bescheinigen, dass Sie das Beste gegeben hatten, was gegen reguläres ungarischer Militär möglich war.   
:Die Gendarmeriebeamten waren mit Säbel und Karabinern ausgerüstet und verfügten über 70 Schuss Munition. Munitionsnachschub gab es nicht. Ebenso keine Fernmeldemittel, Spaten und Sanitätsausstattung. Die Rucksäcke mit ihren Habseligkeiten hatten die Beamten beim Rückzug zurück lassen müssen und waren in Feindeshand gelangt. Unter diesen Umständen muss man den Beteiligten bescheinigen, dass Sie das Beste gegeben hatten, was gegen reguläres ungarischer Militär möglich war.   
==Nach den Erinnerungen des Gendarmerie-Revierinspektors Anton Petzl über die Erlebnisse der Kolonne aus Kirchschlag in Niederösterreich==
:Die Kolonne, welche am 28. August 1921 von Kirchberg ins Burgenland marschierte, bestand aus rund 80 Beamten, darunter etwa 30 Zollbwachbeamte. Die Mützen mit Eichenlaub geschmückt ging es in Richtung ungarische Grenze, die nach einer Stunde überschritten wurde. Das Tagesziel hieß Gerasdorf und sollte bis zum Abend erreicht werden. Dort angekommen nahm man Quartier, um am nächsten Tag die zweite Zone der Landnahme zu besetzen. Kurz vor Mitternacht erhielt die Kolonne die Information durch einen zivil gekleideten Gendarm, dass bewaffnete Banden die am morgen überschrittene Grenze in ihre Gewalt gebracht hätten. Sofort wurde Gerasdorf verlassen und ein neues Lager im Wald bezogen, um einem eventuellen Überfall der Banditen auszuweichen. Am frühen Morgen ging es zurück in den Ort Gerasdorf.
:Als der vorgesehen Marsch in die zweite Zone beginnen sollte, kam die Order, in Gerasdorf zu bleiben und neue Befehle abzuwarten. Die um den Ort aufgestellten Wachen stießen mehrfach mit den bewaffneten Banditen zusammen. Da in Salmannsdorf berittene Gruppen von Freischärlern aufgetaucht sein sollten, wurde eine Patrouille zur Erkundung nach dort beordert. Diese Patrouille hatte dann auch Feindkontakt. Im Gefecht wurde ein Reiter erschossen und ein weiterer schwer verwundet. Ein ungarischer Oberleutnant konnte gefangen genommen werden. Hierdurch wurden die Gerüchte bestätigt, dass sich reguläre Truppen der Ungarn unter den Freischärlern befanden. Der Gefangene wurde nach Wiener Neustadt überstellt. Bei weiteren Erkundungen wurde dann auch bei Bubendorf Dr. Emmerich Egan gestellt, der sich zu Pferde zu weit von seinen Leuten abgesondert hatte. Auch er wurde nach Wiener Neustadt weitergeleitet. Diese beiden Vorfälle hatten zur Folge, dass die Freischärler die Gendarmen der Kolonne immer wieder angriffen. Unter diesen Umständen war die vorgesehene Landnahme nicht, wie geplant, durchzuführen. Am jetzigen Standort zu bleiben, bedeutete eine große Gefahr für Leib und Leben der Gendarmen. Da die Bevölkerung die Beamten bat, doch vor Ort zu bleiben, tat man dieses.
:In der Nacht zum 04. September 1921 griffen die Freischärler dann mit einer 20fachen Übermacht an. Eine Feldwache erschoss einen der angreifenden Banditen, der mit einem Karabiner und Handgranaten bewaffnet war. Die Freischärler hatten sich zwischenzeitlich auf gut 300 Schritt an den Ort herangearbeitet und eröffneten auch von den Höhen mit Maschinengewehren das Feuer auf die Gendarmen. Diese erwiderten das Feuer, konnten dem Druck aber nicht standhalten. Man zog sich auf den Ortsausgang und neben dem Friedhof zurück in Richtung der österreichischen Grenze. Hierbei wurden die Beamten weiter auch von den Seiten unter Feuer genommen. Anton Petzl und zwei seiner Kameraden erreichten dann den Ort Bubendorf.  Weiter ging es zum Ortsausgang von Bubendorf, da am Ortseingang bereits die Freischärler eingedrungen waren. Als Maschinengewehrfeuer einsetzte, wurde die Flucht fortgesetzt. Man schaffte es bis zu einer Brücke über einen Bach Richtung Pilgersdorf. Dort sollte eine Einheit der Bahngendarmerie in Stärke von rd. 50 Beamten einqaurartiert sein. Ein Bauer, der hinter der Brücke angetroffen wurde, wußte, dass die Beamten in Pilgersdorf sich vor drei Stunden zurückgezogen hätten. Die drei Beamten entschlossen sich, im Bachbereich zu bleiben, da dieser eine gewisse Deckung bot. Auf der weiteren Flucht sah man weitere Beamte der Gendarmerie auf der Flucht Richtung Grenze. Nach einem starken Fußmarsch wurde dann die ehemalige österreichisch-ungarische Grenze erreicht. Man war erleichtert, dieses Ziel erreicht zu haben.
:An der Grenze hatte das Bundesheer die Absicherung gegen Freischärlerbanden übernommen. Den Banden ging es darum, nach Kirchschlag zu kommen, weil ihre Anführer ihnen die Plünderung des Ortes zugesagt hatten. Das Bundesheer wurde in starke Kämpfe verwickelt und hatte alleine in diesem Bereich sieben Tote zu verzeichnen. Die Freischärler hatten starke Verluste zu beklagen. Unter deren Toten befand sich auch ein ungarischer Oberleutnant. Die am 28. April 1921 abgegangene Kolonne hatte eine Toten Gendarm, mehrere Verletzte und 16 gefangen genommene Beamte zu beklagen, letztere überwiegend Zollwachbeamte.   




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=Quellenangabe=
=Quellenangabe=
*Sonderausgabe 10 Jahre österreichische Gendarmerie im Burgenland
*Sonderausgabe 10 Jahre österreichische Gendarmerie im Burgenland
:Herausgeber war der Österreichische Gendarmerieverband, eine private Organisation der Beamten in der Gendarmerie. Verantwortlich für den Inhalt zeichnete Hauptschullehrer Franz Damian, Wien XIII, Stauffergasse 7.
16.147

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