Robert August Schlumberger von Goldeck

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Robert August Otto Schlumberger Edler von Goldeck (*21. Mai 1874 in Wien; † 3. Oktober 1944 ebenda) war ein österreichischer Wein- und Sektproduzent.

Leben

Einer schwäbisch-österreichischen Patrizierfamilie entstammend - sein württembergischer Großvater Robert Alwin Schlumberger von Goldeck (1814-1879) aus Stuttgart, der 1843 die Wiener Knopffabrikantentochter Sophie Mathilde Kirchner in der Pfarre Mariahilf geheiratet hatte[1], war der Gründer der ersten Sektkellerei im damaligen Kaisertum Österreich - wurde Robert Schlumberger im Mai 1874 als Sohn von Otto Robert Heinrich Schlumberger (1846-1934) und dessen Ehefrau Emma Elisabeth geb. Schneider in Wien I., Johannesgasse 21, geboren und in der Lutherischen Stadtkirche nach evangelischem Ritus getauft[2].

Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien absolvierte Schlumberger ein Freiwilligenjahr in der k. u. k. Armee, wurde als Leutnant der Reserve ausgemustert und absolvierte anschließend einen einjährigen Hochschulkurs an der Wiener Handelsakademie. Danach begann er eine kaufmännische Lehre in Leipzig, wurde für zwei Jahre Bankbeamter in London, arbeitete in der größten Weinexport- und Importfirma Englands und absolvierte ein Praktikum auf einem französischen Weingut in Bordeaux.

Nach fünf Jahren Auslandsdienst heimgekehrt, heiratete[3] er am 12. Jänner 1901 in der Lutherischen Stadtkirche in Wien seine Frau Maria Sophie Elisabeth geb. Forster, die ihm den Sohn Robert Ferdinand Otto August Schlumberger (1902-1984) und die Tochter Sophie Emma (*1904) schenkte. In den Jahren 1906 bis 1910 studierte Schlumberger Rechtswissenschaften an der Universität Wien und trat danach in die Leitung der Weingroßhandlung seines mütterlichen Großvaters August Schneider ein, erweiterte sie 1916 und führte diese ebenso zur Blüte, wie die 1917 erworbene älteste, 1773 gegründete Weinfirma Franz Leibenfrost & Comp., die unter seiner Leitung das 150-Jährige bestehen feiern konnte.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Schlumberger als Hauptmann der Reserve in der k. u. k. Armee gedient hatte, gründete er 1919 das erste Weinmuseum Österreichs und baute die von seinem Großvater Robert Alwin Schlumberger angelegte Weinfachbibliothek weiter aus. Anno 1923 wandelte Schlumberger seine Weingroßhandlung in eine Aktiengesellschaft um, die 1939 wiederum in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt wurde. Während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre geriet das Stammhaus Schlumberger unter der Leitung seines jüngeren Bruders Otto (1875-1955) 1932 in wirtschaftliche Schwierigkeiten, woraufhin Robert Schlumberger die finanziellen Verpflichtungen sowie die Markenrechte übernahm und die Sektproduktion von Vöslau nach Wien-Döbling verlegte.

Als exzellenter Fachmann war Schlumberger auch als historischer Publizist tätig und verfasste neben unzähligen Aufsätzen 1937 das Standardwerk „Weinhandel und Weinbau im Kaiserstaate Österreich 1804 bis 1918“, das vom internationalen Pariser Weinamt mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet wurde. In seiner Freizeit widmete er sich der Familienforschung, die er bereits als 18-jähriger begonnen hatte und konnte seine Vorfahren bis ins Mittelalter erforschen, wo das schwäbische Bauerngeschlecht der Schlumberger seitens der Benediktinerabtei Anhausen an der Brenz erstmalig mit Äckern belehnt wurde.

Ein halbes Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges und nur ein paar Monate nach seinem 70. Geburtstag verstarb Robert Schlumberger im Oktober 1944 nach kurzem schwerem Leiden im 71. Lebensjahr und wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof Bad Vöslau zur ewigen Ruhe bestattet[4].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wien VI., Pfarre Mariahilf - Trauungsbuch 1838-1845 (fol.326) Robert Alwin Schlumberger ∞ Sophie Kirchner
  2. Wien I., Lutherische Stadtkirche – Taufbuch 1874-1874 (Rz 356)
  3. Wien I., Lutherische Stadtkirche – Trauungsbuch 1901-1901 (Rz 350)
  4. Traueranzeige. In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 6. Oktober 1944, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwg).

Weblinks