Südostwall-Abschnitt Südburgenland: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Der '''Südostwall (Abschnitt Südburgenland)''' war Teil der [[w:Feldbefestigungen|Feldbefestigungen]], welche das [[w:Oberkommando der Wehrmacht|Oberkommando der Wehrmacht]] gegen Ende des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] entlang der Südostgrenze des [[w:Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reiches]] errichten ließ. Mit dieser von der [[w:Nationalsozialistische Propaganda|Nationalsozialistischen Propaganda]] auch ''Reichsschutzstellung'' genannten Verteidigungsstellung sollte die [[w:Rote Armee|Rote Armee]] darin gehindert werden, in die sogenannten [[w:Alpen- und Donau-Reichsgaue|Alpen- und Donau-Reichsgaue]] vorzustoßen.
Der '''Südostwall (Abschnitt Südburgenland)''' war Teil der [[w:Feldbefestigungen|Feldbefestigungen]], welche das [[w:Oberkommando der Wehrmacht|Oberkommando der Wehrmacht]] gegen Ende des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] entlang der Südostgrenze des [[w:Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reiches]] errichten ließ. Mit dieser von der [[w:Nationalsozialistische Propaganda|Nationalsozialistischen Propaganda]] auch ''Reichsschutzstellung'' genannten Verteidigungsstellung sollte die [[w:Rote Armee|Rote Armee]] darin gehindert werden, in die sogenannten [[w:Alpen- und Donau-Reichsgaue|Alpen- und Donau-Reichsgaue]] vorzustoßen.


Da das [[Burgenland]] nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] auf die [[w:Reichsgau|Reichsgaue]] [[Steiermark]] und [[w:Reichsgau Niederdonau|Niederdonau]] aufgeteilt worden war, befand sich der heute südburgenländische Teil des Südostwalls entlang der steirisch-ungarischen Grenze. In diesem steirischen Abschnitt begannen die Stellungsarbeiten am 6. Oktober 1944.<ref>{{Literatur |Autor=Othmar Tuider|Titel=Die Kämpfe im Vorgelände der Fischbacher Alpen 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst|Ort=Wien |Datum=1978|Seiten=2 |ISBN=3215016605}}</ref> Für den Bau selbst wurden neben der einheimischen Bevölkerung auch [[w:Geschichte der Juden in Ungarn#Unter deutscher Besatzung (1944–1945)|ungarische Juden]] eingesetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten kam es vielerorts wie in [[Rechnitz]] oder [[Deutsch Schützen-Eisenberg|Deutsch Schützen]] zu Massakern an jüdischen Zwangsarbeitern, andererseits riskierten aber auch einige Einheimische ihr Leben um das Leid der Juden zu mildern.<ref>{{Literatur |Autor=Szabolcs Szita|Titel=Zwangsarbeit - Todesmärsche - Überleben durch Hilfe|Verlag=Velcsov|Ort=Budapest|Datum=2004|Seiten=2 |ISBN=9638669810}}</ref> Vier dieser Südburgenländer wurden nach Ende des Krieges von der [[w:Israel|israelischen]] [[w:Holocaust|Holocaust]]-Gedenkstätte [[w:Yad Vashem|Yad Vashem]] geehrt und in die Liste der ''[[w:Gerechter unter den Völkern|Gerechten unter den Völkern]]'' aufgenommen.
== Übersicht ==
Da das [[Burgenland]] 1938 nach dem [[w:Anschluss Österreichs|Anschluss Österreichs]] auf die [[w:Reichsgau|Reichsgaue]] [[Steiermark]] und [[w:Reichsgau Niederdonau|Niederdonau]] aufgeteilt worden war, befand sich der heute südburgenländische Teil des Südostwalls entlang der damaligen steirisch-ungarischen Grenze. In diesem steirischen Abschnitt begannen die Stellungsarbeiten am 6. Oktober 1944.<ref>{{Literatur |Autor=Othmar Tuider|Titel=Die Kämpfe im Vorgelände der Fischbacher Alpen 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst|Ort=Wien |Datum=1978|Seiten=2 |ISBN=3215016605}}</ref> Für den Bau selbst wurden neben der einheimischen Bevölkerung auch [[w:Geschichte der Juden in Ungarn#Unter deutscher Besatzung (1944–1945)|ungarische Juden]] eingesetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten kam es vielerorts wie in [[Rechnitz]] oder [[Deutsch Schützen-Eisenberg|Deutsch Schützen]] zu Massakern an jüdischen Zwangsarbeitern, andererseits riskierten aber auch einige Einheimische ihr Leben, um das Leid der Juden zu mildern.<ref>{{Literatur |Autor=Szabolcs Szita|Titel=Zwangsarbeit - Todesmärsche - Überleben durch Hilfe|Verlag=Velcsov|Ort=Budapest|Datum=2004|Seiten=2 |ISBN=9638669810}}</ref> Vier dieser Südburgenländer wurden nach Ende des Krieges von der [[w:Israel|israelischen]] [[w:Holocaust|Holocaust]]-Gedenkstätte [[w:Yad Vashem|Yad Vashem]] geehrt und in die Liste der ''[[w:Gerechter unter den Völkern|Gerechten unter den Völkern]]'' aufgenommen.


Nach dem Scheitern der [[w:Plattenseeoffensive|Plattenseeoffensive]] zogen sich die geschlagenen Verbände der deutschen [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]], dicht bedrängt bzw. teilweise schon überflügelt von Panzerverbänden der Roten Armee, auf die Reichsschutzstellung zurück. In der Zeit von 29. März bis 11. April 1945 entwickelten sich blutige Kämpfe entlang Teilen dieses Stellungssystems, ehe es von den deutschen Truppen endgültig aufgegeben wurde.
Nach dem Scheitern der [[w:Plattenseeoffensive|Plattenseeoffensive]] zogen sich die geschlagenen Verbände der deutschen [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]], dicht bedrängt bzw. teilweise schon überflügelt von Panzerverbänden der Roten Armee, auf die Reichsschutzstellung zurück. In der Zeit von 29. März bis 11. April 1945 entwickelten sich blutige Kämpfe entlang Teilen dieses Stellungssystems, ehe es von den deutschen Truppen endgültig aufgegeben wurde.
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| align="left"| VI/6 - [[Deutsch Schützen]]<ref name="Lappin314">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=314|ISBN=978-3643501950}}</ref>
| align="left"| VI/6 - [[Deutsch Schützen]]<ref name="Lappin314">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=314|ISBN=978-3643501950}}</ref>
| align="left"|Alfred Weber<ref name="Lappin290">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=314|ISBN=978-3643501950}}</ref>  
| align="left"|Alfred Weber<ref name="Lappin314"/>
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| align="left"| VI/11 - [[Inzenhof]]<ref name="Lappin321" />
| align="left"| VI/11 - [[Inzenhof (Burgenland)|Inzenhof]]<ref name="Lappin321" />
| align="left"|Ludwig Wagner<ref name="Lappin334">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=334|ISBN=978-3643501950}}</ref>  
| align="left"|Ludwig Wagner<ref name="Lappin334">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=334|ISBN=978-3643501950}}</ref>  
| align="left"|Eduard Meissl
| align="left"|Eduard Meissl
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Der erste sogenannten "Stremer Mordprozess" fand zwischen 29. Juli und 2. August vor dem Volksgericht in Graz statt. Abschnittsführer Paul Schmidt wurde am letzten Verhandlungstag zu 20 Jahren Kerker verurteilt. Die zum Tatzeitpunkt 16-jährigen Hitlerjungen Josef Dex (4 Jahre) und Alfred Walitsch (7 Jahre) fassten ebenfalls Gefängnisstrafen wegen Mordes aus, der SA-Mann Anton Strasser wurde wegen Beihilfe zum Mord zu sechs Jahren Kerker verurteilt.<ref name="Lappin330">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=330|ISBN=978-3643501950}}</ref> Der Haupttäter Paul Schmidt wurde schließlich 1955 bedingt begnadigt, nachdem sich zuvor die Bevölkerung von Moschendorf für seine Begnadigung eingesetzt hatte, das eingebrachte Gnadengesuch vom Bundespräsidenten aufgrund der Schwere des Verbrechens aber abgelehnt worden war.<ref name="Lappin331">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=331|ISBN=978-3643501950}}</ref> Der HJ-Bannführer Gerulf Schilcher hatte sich einer gerichtlichen Verfolgung entzogen, indem er nach Kriegsende untertauchte.<ref name="Lappin330" />
Der erste sogenannten "Stremer Mordprozess" fand zwischen 29. Juli und 2. August vor dem Volksgericht in Graz statt. Abschnittsführer Paul Schmidt wurde am letzten Verhandlungstag zu 20 Jahren Kerker verurteilt. Die zum Tatzeitpunkt 16-jährigen Hitlerjungen Josef Dex (4 Jahre) und Alfred Walitsch (7 Jahre) fassten ebenfalls Gefängnisstrafen wegen Mordes aus, der SA-Mann Anton Strasser wurde wegen Beihilfe zum Mord zu sechs Jahren Kerker verurteilt.<ref name="Lappin330">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=330|ISBN=978-3643501950}}</ref> Der Haupttäter Paul Schmidt wurde schließlich 1955 bedingt begnadigt, nachdem sich zuvor die Bevölkerung von Moschendorf für seine Begnadigung eingesetzt hatte, das eingebrachte Gnadengesuch vom Bundespräsidenten aufgrund der Schwere des Verbrechens aber abgelehnt worden war.<ref name="Lappin331">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=331|ISBN=978-3643501950}}</ref> Der HJ-Bannführer Gerulf Schilcher hatte sich einer gerichtlichen Verfolgung entzogen, indem er nach Kriegsende untertauchte.<ref name="Lappin330" />


Der Abschnittsführer des ''VI/10 - Reinersdorf'', Bruno Strebinger erschoss am 27. März einen 20-jährigen Juden, den er beim Stehlen einiger Zwiebeln erwischt hatte. Am nächsten Tag beging er im Zuge der anlaufenden Evakuierungen der Zwangsarbeiter in Richtung Westen einen zweiten Mord, dem ein alter, marschunfähiger Mann zum Opfer fiel. Einem Untergebenen, Isidor Fellner, befahl Strebinger einen weiteren ungarischen Zwangsarbeiter, der sich in einem Privathaus versteckt hatte, mit einem Hammer zu erschlagen.<ref name="Lappin331">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=332|ISBN=978-3643501950}}</ref>
Der Abschnittsführer des ''VI/10 - Reinersdorf'', Bruno Strebinger erschoss am 27. März einen 20-jährigen Juden, den er beim Stehlen einiger Zwiebeln erwischt hatte. Am nächsten Tag beging er im Zuge der anlaufenden Evakuierungen der Zwangsarbeiter in Richtung Westen einen zweiten Mord, dem ein alter, marschunfähiger Mann zum Opfer fiel. Einem Untergebenen, Isidor Fellner, befahl Strebinger einen weiteren ungarischen Zwangsarbeiter, der sich in einem Privathaus versteckt hatte, mit einem Hammer zu erschlagen.<ref name="Lappin332">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=332|ISBN=978-3643501950}}</ref>


Am 26. August 1948 begann der zweite "Stremer Mordprozess", der eigentlich die Taten von Bruno Strebinger, Isidor Fellner und weiterer Mittäter in Reinersdorf zum Inhalt hatte. Isidor Fellner wurde zwei Tage später zu lebenslanger Haft verurteilt, Bruno Strebinger aufgrund der Schwere seiner Taten am 14. Sepember zum Tode durch den Strang. Das Richterkollegium entschied sich aber mehrheitlich, gleichzeitig mit der Urteilsverkündigung, einen Antrag auf Begnadigung zu lebenslanger Haft zu stellen, welchem der Bundespräsident im Jänner 1949 folgte. Strebinger wurde schließlich im März 1955 amnestiert, davor war schon Isidor Fellner im Dezember 1954 bedingt begnadigt worden. Zwei zum Tatzeitpunkt 16-jährige Hitlerjungen wurden außerdem beim Prozess 1948 zu je zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.<ref name="landesarchiv-stmk" />
Am 26. August 1948 begann der zweite "Stremer Mordprozess", der eigentlich die Taten von Bruno Strebinger, Isidor Fellner und weiterer Mittäter in Reinersdorf zum Inhalt hatte. Isidor Fellner wurde zwei Tage später zu lebenslanger Haft verurteilt, Bruno Strebinger aufgrund der Schwere seiner Taten am 14. Sepember zum Tode durch den Strang. Das Richterkollegium entschied sich aber mehrheitlich, gleichzeitig mit der Urteilsverkündigung, einen Antrag auf Begnadigung zu lebenslanger Haft zu stellen, welchem der Bundespräsident im Jänner 1949 folgte. Strebinger wurde schließlich im März 1955 amnestiert, davor war schon Isidor Fellner im Dezember 1954 bedingt begnadigt worden. Zwei zum Tatzeitpunkt 16-jährige Hitlerjungen wurden außerdem beim Prozess 1948 zu je zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.<ref name="landesarchiv-stmk" />


=== Gisela, Martin und Frieda Legath - Gerechte unter den Völkern ===
=== Gisela, Martin und Frieda Legath - Gerechte unter den Völkern ===
[[w:Gisela, Martin und Frieda Legath|Gisela Legath]] und ihre Kinder Martin und Frieda lebten Frühjahr 1945 in [[Deutsch Ehrensdorf]]. Im Februar des gleichen Jahres war eine Gruppe von ungarischen Juden nach [[Eberau]] verlegt und dort unter anderem beim Bau des Südostwalls eingesetzt worden. Als die Gruppe in einem Todesmarsch in das KZ Mauthausen verlegt werden sollte, gelang zwei ungarischen Juden, Gyorgy Krausz und einem Mann namens Cundra, die Flucht. Nachdem sie sich rund zehn Tage versteckt hatten, begegneten sie auf der Suche nach Nahrung den beiden Kindern von Gisela Legath, Frieda und Martin. Die Geschwister brachten die geflüchteten Zwangsarbeiter zu ihrer Mutter, die sie auf ihrem Anwesen versteckte und in der Folge mit Lebensmittel und Kleidung versorgte.<ref name="Yad Vashem">[http://db.yadvashem.org/righteous/family.html?language=en&itemId=4042654 Yad Vashem - The Righteous Among The Nations], Webseite db.yadvashem.org, abgerufen am 9. Feber 2018</ref>
[[w:Gisela, Martin und Frieda Legath|Gisela Legath]] und ihre Kinder Martin und Frieda lebten 1945 in [[Deutsch Ehrensdorf]]. Im Februar des gleichen Jahres war eine Gruppe von ungarischen Juden nach [[Eberau]] gebracht und dort unter anderem beim Bau des Südostwalls eingesetzt worden. Als die Gruppe in einem Todesmarsch in das KZ Mauthausen verlegt werden sollte, gelang zwei ungarischen Juden, Gyorgy Krausz und einem Mann namens Cundra, die Flucht. Nachdem sie sich rund zehn Tage versteckt hatten, begegneten sie auf der Suche nach Nahrung den beiden Kindern von Gisela Legath, Frieda und Martin. Die Geschwister brachten die geflüchteten Zwangsarbeiter zu ihrer Mutter, die sie auf ihrem Anwesen versteckte und in der Folge mit Lebensmittel und Kleidung versorgte.<ref name="Yad Vashem">[http://db.yadvashem.org/righteous/family.html?language=en&itemId=4042654 Yad Vashem - The Righteous Among The Nations], Webseite db.yadvashem.org, abgerufen am 9. Feber 2018</ref>


Als die Front näherrückte bezog eine Einheit der [[w:Waffen-SS|Waffen-SS]] Stellung in Deutsch Ehrensdorf. Auf dem Anwesen der Familie Legath wurde eine [[w:Feldküche|Feldküche]] eingerichtet. Ein Wehrmachtsangehöriger, der dieser Feldküche zugeteilt war, entdeckte schließlich die beiden ungarischen Juden. Er ließ sich aber von Gisela Legath überreden, Krausz und Cundra nicht zu verraten. In der Folge leisteten die beiden als Schneider und Küchengehilfe sogar Hilfsdienste für die Waffen-SS bis sich die deutsche Einheit schließlich vor den anrückenden Sowjettruppen zurückzog.<ref name="Yad Vashem" />
Als die Front näherrückte bezog eine Einheit der [[w:Waffen-SS|Waffen-SS]] Stellung in Deutsch Ehrensdorf. Auf dem Anwesen der Familie Legath wurde eine [[w:Feldküche|Feldküche]] eingerichtet. Ein Wehrmachtsangehöriger, der dieser Feldküche zugeteilt war, entdeckte schließlich die beiden ungarischen Juden. Er ließ sich aber von Gisela Legath überreden, Krausz und Cundra nicht zu verraten. In der Folge leisteten die beiden als Schneider und Küchengehilfe sogar Hilfsdienste für die Waffen-SS bis sich die deutsche Einheit schließlich vor den anrückenden Sowjettruppen zurückzog.<ref name="Yad Vashem" />
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Einer von ihnen war der 16-jährige Alan Braun aus [[w:Miskolc|Miskolc]]. Nachdem Brauns Vater bereits während des Krieges zu einem ungarischen Arbeitsbataillon eingezogen worden war, folgte Alan seinem Vater im Mai 1944 in dieses Arbeitskommando nach, während der Rest der Familie Braun im Juni 1944 in das [[w:KZ Auschwitz-Birkenau|KZ Auschwitz-Birkenau]] deportiert und dort ermordet wurde.<ref name="Israel Gutman" />
Einer von ihnen war der 16-jährige Alan Braun aus [[w:Miskolc|Miskolc]]. Nachdem Brauns Vater bereits während des Krieges zu einem ungarischen Arbeitsbataillon eingezogen worden war, folgte Alan seinem Vater im Mai 1944 in dieses Arbeitskommando nach, während der Rest der Familie Braun im Juni 1944 in das [[w:KZ Auschwitz-Birkenau|KZ Auschwitz-Birkenau]] deportiert und dort ermordet wurde.<ref name="Israel Gutman" />


Im Dezember 1944 kamen Alan Braun und sein Vater nach Österreich, wo sie beim Bau des Südostwalls eingesetzt wurden. Im Feburar erkrankten beide an [[w:Typhus|Typhus]]. Der junge Braun schlich sich daraufhin aus dem Lager und klopfte an die Tür der Apotheke. Rosa Schreiber-Freissmuth identifizierte ihn anhand seiner Kleidung sofort als flüchtigen jüdischen Zwangsarbeiter und versteckte ihn in einem Raum, weil sich zu gleichen Zeit zufällig ein Mitglied der SS-Wachmannschaft im Haus aufhielt. Danach versorgte sie ihn mit Essen und Medikamenten. Dies machte sie auch in den nächsten Wochen, indem sie die Sachen im Schnee in der Nähe der Apotheke versteckte.<ref name="Israel Gutman" />
Im Dezember 1944 kamen Alan Braun und sein Vater nach Österreich, wo sie beim Bau des Südostwalls eingesetzt wurden. Im Februar erkrankten beide an [[w:Typhus|Typhus]]. Der junge Braun schlich sich daraufhin aus dem Lager und klopfte an die Tür der Apotheke. Rosa Schreiber-Freissmuth identifizierte ihn anhand seiner Kleidung sofort als flüchtigen jüdischen Zwangsarbeiter und versteckte ihn in einem Raum, weil sich zu gleichen Zeit zufällig ein Mitglied der SS-Wachmannschaft im Haus aufhielt. Danach versorgte sie ihn mit Essen und Medikamenten. Dies machte sie auch in den nächsten Wochen, indem sie die Sachen im Schnee in der Nähe der Apotheke versteckte.<ref name="Israel Gutman" />


Während Alan Braun so den Krieg überleben konnte, starb sein Vater nur einen Tag nachdem das sowjetische XVIII. Panzerkorps Ende März das Lager befreit hatte. Der überlebende Braun wanderte in die USA aus und wurde später, nunmehr als Alan A. Brown, Professor an der [[w:University of Windsor|University of Windsor]] in [[w:Kanada|Kanada]].  
Während Alan Braun so den Krieg überleben konnte, starb sein Vater nur einen Tag nachdem das sowjetische XVIII. Panzerkorps Ende März das Lager befreit hatte. Der überlebende Braun wanderte in die USA aus und wurde später, nunmehr als Alan A. Brown, Professor an der [[w:University of Windsor|University of Windsor]] in [[w:Kanada|Kanada]].  
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== Vorbereitungen für die militärische Nutzung des Südostwalls im Festungsabschnitt Steiermark ==
== Vorbereitungen für die militärische Nutzung des Südostwalls im Festungsabschnitt Steiermark ==
=== Bildung der taktischen Stäbe "Unterabschnitt Nord" und "Unterabschnitt Süd" ===
=== Bildung der taktischen Stäbe "Unterabschnitt Nord" und "Unterabschnitt Süd" ===
Nachdem bis Dezember 1944 die Arbeiten am Südostwall weit fortgeschritten waren, befahl der Befehlshaber des Wehrkreis XVIII, General der Gebirgstruppe [[w:Julius Ringel|Julius Ringel]] die Bildung zweier taktischer Stäbe, welche die Aufgabe hatten, die Besetzung der Reichsschutzstellung vorzubereiten.<ref name="rauchensteiner95">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=96}}</ref>  
Nachdem bis Dezember 1944 die Arbeiten am Südostwall weit fortgeschritten waren, befahl der Befehlshaber des Wehrkreis XVIII, General der Gebirgstruppe [[w:Julius Ringel|Julius Ringel]], die Bildung zweier taktischer Stäbe, welche die Aufgabe hatten, die Besetzung der Reichsschutzstellung vorzubereiten.<ref name="rauchensteiner96">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=96}}</ref>  


Während der Stab "Unterabschnitt Süd" für den Bereich von [[w:Ormož|Ormoz]] bis Kalch verantwortlich zeichnete, wurde für das Gebiet zwischen dem [[w:Geschriebenstein|Geschriebenstein]] und Kalch der Stab "Unterabschnitt Nord" gegründet. Bis 6. Jänner 1945 wurde der Stab von Oberst Kahlen geführt, danach war Oberst Behrendt Kommandant des Stabes.<ref name="rauchensteiner96" />
Während der Stab "Unterabschnitt Süd" für den Bereich von [[w:Ormož|Ormoz]] bis Kalch verantwortlich zeichnete, wurde für das Gebiet zwischen dem [[w:Geschriebenstein|Geschriebenstein]] und Kalch der Stab "Unterabschnitt Nord" aufgestellt. Bis 6. Jänner 1945 wurde dieser von Oberst Kahlen geführt, danach war Oberst Behrendt Kommandant des nördlichen Abschnittsstabes.<ref name="rauchensteiner96" />


Der Auftrag an die Stäbe lautete als Abschnittskommandanten der Sicherungsabschnitte deren Besetzung vorzubereiten. Für den Unterabschnitt Nord wurden besonders die Bereiche Jennersdorf, Heiligenkreuz im Lafnitztal und Güssing als Schwerpunkte der Verteidigung genannt. Die Aufgabe der Stäbe dabei war, die Alarmierung aller Einheiten des [[w:Ersatzheer#Das Ersatzheer im Zweiten Weltkrieg|Ersatzheeres]] und deren Einweisungen in die Stellungen vorzubereiten. Außerdem mussten Vorbereitungen für die Errichtung von Ortsbefestigungen und Straßensperren vorbereitet werden. Um diese Aufgaben erfüllen zu können wurden dem Befehlshaber des Unterabschnitts Nord alle ostwärts von Graz liegenden Wehrmachtseinheiten unterstellt.<ref name="rauchensteiner9697">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=96 und 97}}</ref>  
Der Auftrag an die Stäbe lautete als Abschnittskommandanten der Sicherungsabschnitte deren Besetzung vorzubereiten. Für den Unterabschnitt Nord wurden besonders die Bereiche Jennersdorf, Heiligenkreuz im Lafnitztal und Güssing als Schwerpunkte der Verteidigung genannt. Die Aufgabe der Stäbe dabei war, die Alarmierung aller Einheiten des [[w:Ersatzheer#Das Ersatzheer im Zweiten Weltkrieg|Ersatzheeres]] und deren Einweisungen in die Stellungen vorzubereiten. Außerdem mussten Vorbereitungen für die Errichtung von Ortsbefestigungen und Straßensperren vorbereitet werden. Um diese Aufgaben erfüllen zu können wurden dem Befehlshaber des Unterabschnitts Nord alle ostwärts von Graz liegenden Wehrmachtseinheiten unterstellt.<ref name="rauchensteiner9697">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=96 und 97}}</ref>  


Während ähnliche Befehlsstäbe im Wehrkreis XVII in Niederdonau organisatorisch wenig zuwege brachten, gelang es den beiden steirischen Stäben effizienter zu arbeiten. Bis zum Ausbruch der Kampfhandlungen Ende März 1945 war ein detailliertes Alarmierungssytem geschaffen, Kampfabschnittskommandanten eingeteilt sowie Ortsverteidigungsanlagen vorbereitet worden. Außerdem hatte man einen Verbindungsoffizier zur südlich des [[w:Plattensee|Plattensees]] kämpfenden [[w:2. Panzerarmee (Wehrmacht)|2. Panzerarmee]] entsandt.<ref name="rauchensteiner98">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=98}}</ref>
Während ähnliche Befehlsstäbe im Wehrkreis XVII in Niederdonau organisatorisch wenig zuwege brachten, gelang es den beiden steirischen Stäben effizienter zu arbeiten. Bis zum Ausbruch der Kampfhandlungen Ende März 1945 war ein detailliertes Alarmierungssystem geschaffen, Kampfabschnittskommandanten eingeteilt sowie Ortsverteidigungsanlagen vorbereitet worden. Außerdem hatte man einen Verbindungsoffizier zur südlich des [[w:Plattensee|Plattensees]] kämpfenden [[w:2. Panzerarmee (Wehrmacht)|2. Panzerarmee]] entsandt. Zur später sich in Richtung Südburgenland zurückziehenden [[w:6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] wurde kein Offizier geschickt, wohl auch deswegen weil sich dieser Rückzug erst aus der Dynamik der militärischen Ereignisse ergab, der somit in dieser Form nicht vorherzusehen war.<ref name="rauchensteiner98">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=98}}</ref>


=== Aufbau und Alarmierung des Volkssturms ===
=== Aufbau und Alarmierung des Volkssturms ===
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Zu allem Unglück für die deutschen Einheiten hatte die Führung der 3. Ukrainischen Front im Rücken der angreifenden deutschen Verbände drei Gardearmeen (4. und 9. Gardearmee sowie die [[w:6. Panzerarmee (Rote Armee)|6. Gardepanzerarmee]]) versammelt um ihrerseits offensiv zu werden. Ziel dieses [[w:Wiener Operation|„Wiener Operation“]] genannten Vorhabens, das am 16. März begann, war die Eroberung der ehemaligen österreichischen Hauptstadt [[Wien]], der zweitgrößten Stadt des Deutschen Reiches.<ref name="rauchensteiner109">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=109}}</ref>  
Zu allem Unglück für die deutschen Einheiten hatte die Führung der 3. Ukrainischen Front im Rücken der angreifenden deutschen Verbände drei Gardearmeen (4. und 9. Gardearmee sowie die [[w:6. Panzerarmee (Rote Armee)|6. Gardepanzerarmee]]) versammelt um ihrerseits offensiv zu werden. Ziel dieses [[w:Wiener Operation|„Wiener Operation“]] genannten Vorhabens, das am 16. März begann, war die Eroberung der ehemaligen österreichischen Hauptstadt [[Wien]], der zweitgrößten Stadt des Deutschen Reiches.<ref name="rauchensteiner109">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=109}}</ref>  


Den sowjetischen Gardearmeen gelang es nach tagelangen schweren Kämpfen die deutsche Front aufzureißen und die 6. Armee von der 6. Panzer-Armee zu trennen. Durch die so entstandene Frontlücke stießen schnelle sowjetische Verbände in Richtung Reichsgrenze vor. Die deutschen Divisionen, die bei diesem hastigem Rückzug große Verluste an Menschen und Material zu erleiden hatten, waren bestrebt sich nicht einkesseln zu lassen. Während der Rückzug der 6. Panzer-Armee in Richtung [[w:Neusiedler See|Neusiedler See]] zielte, zogen sich die Einheiten der 6. Armee in Richtung Südburgenland zurück. Beide Armeen waren viel zu schwach, um das sich aufgetane Loch zwischen ihren Fronten wieder zu schließen. Als die Verbände die Reichsgrenze erreichten, klaffte daher ein Lücke zwischen Neusiedler See und Rechnitz in der deutschen Front, durch welche die drei sowjetischen Gardearmeen in Richtung [[Eisenstadt]] bzw. [[Wiener Neustadt]] durchstießen. Speerspitze dabei war die 6. Gardepanzerarmee, zu dessen IX. Garde-Mechanisierten Korps jener Soldat gehörte, der am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[Bezirk Oberpullendorf]]) als erster österreichischen Boden betrat.<ref name="rauchensteiner126">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=126}}</ref> Die sich auf das Südburgenland zurückziehende deutsche 6. Armee hatte außerdem noch das Problem, dass die Verbindung ihrer drei Korps (III. Panzerkorps, IV. SS-Panzerkorps und I. Kavalleriekorps) untereinander verloren ging.
Den sowjetischen Gardearmeen gelang es nach tagelangen schweren Kämpfen die deutsche Front aufzureißen und die 6. Armee von der 6. Panzer-Armee zu trennen. Durch die so entstandene Frontlücke stießen schnelle sowjetische Verbände in Richtung Reichsgrenze vor. Die deutschen Divisionen, die bei diesem hastigem Rückzug große Verluste an Menschen und Material zu erleiden hatten, waren bestrebt sich nicht einkesseln zu lassen. Während der Rückzug der 6. Panzer-Armee in Richtung [[w:Neusiedler See|Neusiedler See]] zielte, zogen sich die Einheiten der 6. Armee in Richtung Südburgenland zurück. Beide Armeen waren viel zu schwach, um das sich aufgetane Loch zwischen ihren Fronten wieder zu schließen. Als die Verbände die Reichsgrenze erreichten, klaffte daher eine Lücke zwischen Neusiedler See und Rechnitz in der deutschen Front, durch welche die drei sowjetischen Gardearmeen in Richtung [[Eisenstadt]] bzw. [[Wiener Neustadt]] durchstießen. Speerspitze dabei war die 6. Gardepanzerarmee, zu dessen IX. Garde-Mechanisierten Korps jener Soldat gehörte, der am 29. März um die Mittagszeit bei [[Klostermarienberg]] ([[Bezirk Oberpullendorf]]) als erster österreichischen Boden betrat.<ref name="rauchensteiner126">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=126}}</ref> Die sich auf das Südburgenland zurückziehende deutsche 6. Armee hatte außerdem noch das Problem, dass die Verbindung ihrer drei Korps (III. Panzerkorps, IV. SS-Panzerkorps und I. Kavalleriekorps) untereinander verloren ging.


=== Kampfraum Rechnitz/Kohfidisch ===
=== Kampfraum Rechnitz/Kohfidisch ===
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Das sowjetische XVIII. Panzerkorps hatte jetzt zwar südlich der Raab weitestgehend Bewegungsfreiheit, ein Stoß nach Norden wurde ihm aber durch diesen deutschen Frontvorsprung verwehrt.<ref name="rauchensteiner270">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=270}}</ref>  
Das sowjetische XVIII. Panzerkorps hatte jetzt zwar südlich der Raab weitestgehend Bewegungsfreiheit, ein Stoß nach Norden wurde ihm aber durch diesen deutschen Frontvorsprung verwehrt.<ref name="rauchensteiner270">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=270}}</ref>  


Aus Graz war in der Zwischenzeit die rund 700 Mann starke Fahr-Ersatz und Ausbildungs-Abteilung 18 mit der Bahn antransportiert worden. Obwohl die Kompanien erst auf dem Verladebahnhof zusammengestellt worden waren, konnte die Einheit den Sowjetpanzern Widerstand leisten.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=142-146}}</ref> Als nächstes trafen Transportzüge der in Italien in Aufstellung befindlichen 10. Fallschirmjäger-Division ein, die man nach Graz umgeleitet hatte und die nun ebenfalls zur Abwehr dieses Panzervorstoßes, der scheinbar auf die steirische Hauptstadt abzielte, eingesetzt wurde.<ref name="rauchensteiner252-253">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=252-253}}</ref>
Aus Graz war in der Zwischenzeit die rund 700 Mann starke Fahr-Ersatz und Ausbildungs-Abteilung 18 mit der Bahn antransportiert worden. Obwohl die Kompanien erst auf dem Verladebahnhof zusammengestellt worden waren, konnte die Einheit den Sowjetpanzern Widerstand leisten.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=142-146}}</ref> Als nächstes trafen Transportzüge der in Italien in Aufstellung befindlichen 10. Fallschirmjäger-Division ein, die man nach Graz umgeleitet hatte und die nun ebenfalls zur Abwehr dieses Panzervorstoßes, der scheinbar auf die steirische Gauhauptstadt abzielte, eingesetzt wurde.<ref name="rauchensteiner252-253">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=252-253}}</ref>


Die Situation im Raabtal entspannte sich für die deutschen Truppen ab dem 3. April allmählich, weil die sowjetische 27. Armee den Vorstoß ihres XVIII. Panzerkorps nicht mit den nachrückenden Infanterie-Divisionen nährte. Es trat vielmehr der Fall ein, dass beim XVIII. Panzerkorps rückläufige Bewegungen in Richtung Osten zu beobachten waren. Der Grund für diese Entwicklung war die Absicht der Sowjetführung einen Schwerpunkt im Donauraum bzw. im nördlichen Niederösterreich zu bilden, um sich für die Zeit nach dem Krieg in der [[w:Tschechoslowakei|Tschechoslowakei]] eine entsprechende Einflussspähre zu sichern. Aufgrund dieser neuen strategischen Überlegungen wurde das sowjetische XVIII. Panzerkorps nun nach Norden beordert, denn es wurde für die Schlacht um Wien benötigt, um diese zu einem schnellstmöglich erfolgreichen Ende zu bringen. Damit war nicht nur der sowjetische Vorstoß auf Graz vorerst abgesagt, auch das Halten von Abschnitten des Südostwalls durch Truppen des IV. SS-Panzerkorps war dadurch nach wie vor möglich.<ref name="rauchensteiner272">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=272}}</ref>
Die Situation im Raabtal entspannte sich für die deutschen Truppen ab dem 3. April allmählich, weil die sowjetische 27. Armee den Vorstoß ihres XVIII. Panzerkorps nicht mit den nachrückenden Infanterie-Divisionen nährte. Es trat vielmehr der Fall ein, dass beim XVIII. Panzerkorps rückläufige Bewegungen in Richtung Osten zu beobachten waren. Der Grund für diese Entwicklung war die Absicht der Sowjetführung einen Schwerpunkt im Donauraum bzw. im nördlichen Niederösterreich zu bilden, um sich für die Zeit nach dem Krieg in der [[w:Tschechoslowakei|Tschechoslowakei]] eine entsprechende Einflussspähre zu sichern. Aufgrund dieser neuen strategischen Überlegungen wurde das sowjetische XVIII. Panzerkorps nun nach Norden beordert, denn es wurde für die Schlacht um Wien benötigt, um diese zu einem schnellstmöglich erfolgreichen Ende zu bringen. Damit war nicht nur der sowjetische Vorstoß auf Graz vorerst abgesagt, auch das Halten von Abschnitten des Südostwalls durch Truppen des IV. SS-Panzerkorps war dadurch nach wie vor möglich.<ref name="rauchensteiner272">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=272}}</ref>
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Die schwachen deutschen Divisionskampfgruppen nutzten diese Tage um ihre Front weiter zu stabilisieren. So gelang zum Beispiel dem Panzer-Grenadierregiment 394 der 3. Panzer-Division die Wiedereroberung von Heiligenkreuz im Lafnitztal. Zwischen [[Deutsch Minihof]] und [[Inzenhof]] konnte der auf ungarischem Boden verlaufende Teil der Reichsschutzstellung wieder erreicht und bis 11. April gehalten werden.<ref name="rauchensteiner273-276">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=273-276}}</ref>
Die schwachen deutschen Divisionskampfgruppen nutzten diese Tage um ihre Front weiter zu stabilisieren. So gelang zum Beispiel dem Panzer-Grenadierregiment 394 der 3. Panzer-Division die Wiedereroberung von Heiligenkreuz im Lafnitztal. Zwischen [[Deutsch Minihof]] und [[Inzenhof]] konnte der auf ungarischem Boden verlaufende Teil der Reichsschutzstellung wieder erreicht und bis 11. April gehalten werden.<ref name="rauchensteiner273-276">{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=273-276}}</ref>


Am 10. April erhöhte die sowjetische Heeresführung wieder den Druck auf den deutschen Frontvorsprung entlang der Raab. Das sowjetische XXXVII. Schützenkorps griff mit seinen Infanterie-Divisionen (108. Garde-Schützendivision sowie 316. und 320. Schützen-Division) im unteren Lafnitztal an und eroberte Heiligenkreuz im Lafnitztal endgültig. Damit war die Front der 3. Panzer-Division, die sich von Heiligenkreuz, über Inzenhof und [[Großmürbisch]], dann weiters von Hagensdorf im Burgenland, [[Moschendorf]] bis nach [[Gaas]] in Anlehnung an die Reichsschutzstellung erstreckte, nicht mehr zu halten. Die Panzerdivision zog sich an die burgenländisch-steirische Grenze zurück. Durch diesen Rückzug war nun auch die weiter nördlich stehende 1. Volksgebirgsdivision in ihrer südlichen Flanke bedroht, sodass auch sie ihre Einheiten in blutigen Kämpfen von der Reichsschutzstellung auf die ''Lafnitzvorstellung'' zurücknehmen musste. Mit diesem Rückzug endeten die Kämpfe im südburgenländischen Abschnitt des Südostwalls.<ref name="rauchensteiner273-276" />
Am 10. April erhöhte die sowjetische Heeresführung wieder den Druck auf den deutschen Frontvorsprung entlang der Raab. Das sowjetische XXXVII. Schützenkorps griff mit seinen Infanterie-Divisionen (108. Garde-Schützendivision sowie 316. und 320. Schützen-Division) im unteren Lafnitztal an und eroberte Heiligenkreuz im Lafnitztal endgültig. Damit war die Front der 3. Panzer-Division, die sich von Heiligenkreuz, über Inzenhof und [[Großmürbisch]], dann weiters von Hagensdorf im Burgenland, [[Moschendorf]] bis nach [[Gaas]] in Anlehnung an die Reichsschutzstellung erstreckte, nicht mehr zu halten. Die Panzerdivision zog sich auf die burgenländisch-steirische Grenze zurück. Durch diesen Rückzug war nun auch die weiter nördlich stehende 1. Volksgebirgsdivision in ihrer südlichen Flanke bedroht, sodass auch sie ihre Einheiten in blutigen Kämpfen von der Reichsschutzstellung auf die ''Lafnitzvorstellung'' zurücknehmen musste. Mit diesem Rückzug endeten die Kämpfe im südburgenländischen Abschnitt des Südostwalls.<ref name="rauchensteiner273-276" />


== Beschreibung der eingesetzten Verbände der Waffen-SS ==
== Beschreibung der eingesetzten Verbände der Waffen-SS ==
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Von diesen vielen SS-Verbänden war während der Bauphase lediglich das 2. SS-Baubataillon "Kama" in den Kreisen Fürstenfeld und Feldbach anwesend. Die Anwesenheit eines weiteren SS-Baubataillons im Kreis Oberwart ist möglich.  
Von diesen vielen SS-Verbänden war während der Bauphase lediglich das 2. SS-Baubataillon "Kama" in den Kreisen Fürstenfeld und Feldbach anwesend. Die Anwesenheit eines weiteren SS-Baubataillons im Kreis Oberwart ist möglich.  


Die anderen der kleineren SS-Einheiten wurden entweder Ende März 1945 als Alarmverbände an den Südostwall entsandt oder im steirischen Hinterland bereitgestellt. Die meisten SS-Einheiten in Divisionsgröße gelangten hingegen durch den Rückzug der 6. Armee und der 2. Panzerarmee in den südburgenländischen bzw. südoststeirischen Raum.
Die anderen der kleineren SS-Einheiten wurden entweder Ende März 1945 als Alarmverbände an den Südostwall entsandt oder im steirischen Hinterland bereitgestellt. Die meisten SS-Einheiten in Divisionsgröße gelangten hingegen erst durch den Rückzug der 6. Armee und der 2. Panzerarmee in den südburgenländischen bzw. südoststeirischen Raum.


=== 2. SS-Baubataillon „Kama“ ===
=== 2. SS-Baubataillon „Kama“ ===
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Die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ war eine der ältesten Divisionen der Waffen-SS. Aufgestellt wurde die Einheit ab Mitte 1941 aus Volksdeutschen, die auf dem Balkan lebten. Mit dem Namen „Prinz Eugen“ sollte eine Verbindung zu [[w:Eugen von Savoyen|Prinz Eugen von Savoyen]] hergestellt werden, der im 17. und 18. Jahrhundert durch seinen Kampf gegen die [[w:Osmanen|Osmanen]] die Ansiedlung von Volksdeutschen auf dem Balkan ermöglichte. Der erste Divisionskommandeur war [[w:Artur Phleps|Artur Phleps]], der als Offizier in der ehemaligen [[w:Österreich-Ungarns Heer im Ersten Weltkrieg|k.u.k. Armee]] gedient hatte. 1986 sollte ein Foto mit Phleps aus dem Jahre 1943 in Österreich für große politische Verwerfungen sorgen, zeigte es doch den SS-General und den späteren Präsidentschaftskandidaten [[w:Kurt Waldheim|Kurt Waldheim]].<ref>[https://diepresse.com/home/zeitgeschichte/4939600/WaldheimAffaere_Brisante-Luecke-in-den-Memoiren- Waldheim-Affäre: Brisante Lücke in den Memoiren], Webseite diepresse.com, abgerufen am 14. April 2018</ref> Die Division kämpfte während des ganzen Krieges in [[w:Jugoslawien|Jugoslawien]] gegen Partisanen, später auch gegen die Rote Armee, und beging dabei zahlreiche schwere Kriegsverbrechen. In den letzten Kriegsmonaten zog sich die SS-Division kämpfend in Richtung Österreich zurück, wobei es nur wenigen Angehörigen der Division „Prinz Eugen“ gelang, sich über die Grenze in Sicherheit zu bringen. Die meisten der Soldaten fielen hingegen der blutigen Rache der Tito-Partisanen zum Opfer, welche sie meist unmittelbar nach der Gefangennahme exekutierten. Ihre sterblichen Überreste befinden sich heute auf den "Killing Fields" Sloweniens.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/massengrab-in-slowenien-entdeckt-eine-eineinhalb-meter-starke-schicht-von-skeletten-11070164.html Massengrab in Slowenien entdeckt: Eine eineinhalb Meter starke Schicht von Skeletten], Webseite www.faz.net, abgerufen am 14. April 2018</ref> Angehörige der „Prinz Eugen“ kamen entweder über den Umweg über die SS-Division „Handschar“ oder durch direkte Versetzungen zum Strafbataillon „Kama“, wo sie das Offiziers- und Unteroffizierskorps bildeten.
Die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ war eine der ältesten Divisionen der Waffen-SS. Aufgestellt wurde die Einheit ab Mitte 1941 aus Volksdeutschen, die auf dem Balkan lebten. Mit dem Namen „Prinz Eugen“ sollte eine Verbindung zu [[w:Eugen von Savoyen|Prinz Eugen von Savoyen]] hergestellt werden, der im 17. und 18. Jahrhundert durch seinen Kampf gegen die [[w:Osmanen|Osmanen]] die Ansiedlung von Volksdeutschen auf dem Balkan ermöglichte. Der erste Divisionskommandeur war [[w:Artur Phleps|Artur Phleps]], der als Offizier in der ehemaligen [[w:Österreich-Ungarns Heer im Ersten Weltkrieg|k.u.k. Armee]] gedient hatte. 1986 sollte ein Foto mit Phleps aus dem Jahre 1943 in Österreich für große politische Verwerfungen sorgen, zeigte es doch den SS-General und den späteren Präsidentschaftskandidaten [[w:Kurt Waldheim|Kurt Waldheim]].<ref>[https://diepresse.com/home/zeitgeschichte/4939600/WaldheimAffaere_Brisante-Luecke-in-den-Memoiren- Waldheim-Affäre: Brisante Lücke in den Memoiren], Webseite diepresse.com, abgerufen am 14. April 2018</ref> Die Division kämpfte während des ganzen Krieges in [[w:Jugoslawien|Jugoslawien]] gegen Partisanen, später auch gegen die Rote Armee, und beging dabei zahlreiche schwere Kriegsverbrechen. In den letzten Kriegsmonaten zog sich die SS-Division kämpfend in Richtung Österreich zurück, wobei es nur wenigen Angehörigen der Division „Prinz Eugen“ gelang, sich über die Grenze in Sicherheit zu bringen. Die meisten der Soldaten fielen hingegen der blutigen Rache der Tito-Partisanen zum Opfer, welche sie meist unmittelbar nach der Gefangennahme exekutierten. Ihre sterblichen Überreste befinden sich heute auf den "Killing Fields" Sloweniens.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/massengrab-in-slowenien-entdeckt-eine-eineinhalb-meter-starke-schicht-von-skeletten-11070164.html Massengrab in Slowenien entdeckt: Eine eineinhalb Meter starke Schicht von Skeletten], Webseite www.faz.net, abgerufen am 14. April 2018</ref> Angehörige der „Prinz Eugen“ kamen entweder über den Umweg über die SS-Division „Handschar“ oder durch direkte Versetzungen zum Strafbataillon „Kama“, wo sie das Offiziers- und Unteroffizierskorps bildeten.
    
    
Die muslimischen Soldaten des 2. SS-Baubataillon „Kama“ in Jennersdorf waren in der Regel unbewaffnet und verrichteten wie die Zivilbevölkerung und die ungarischen Zwangsarbeiter Schanzarbeiten am Südostwall. Die volksdeutschen Unteroffiziersgrade hingegen trugen Waffen  und bildeten einen Wachzug, der sowohl für die Bewachung der eigenen muslimischen SS-Männer als auch für die der jüdischen Zwangsarbeiter zuständig war. Bei den Massakern von Jennersdorf machten sich sowohl einzelne Mitglieder des Wachzuges als auch Angehörige der muslimischen Mannschaftsdienstgrade des vielfachen Mordes schuldig.<ref name="Lappin347" /><ref name="Lappin348" />
Die muslimischen Soldaten des 2. SS-Baubataillons „Kama“ in Jennersdorf waren in der Regel unbewaffnet und verrichteten wie die Zivilbevölkerung und die ungarischen Zwangsarbeiter Schanzarbeiten am Südostwall. Die volksdeutschen Unteroffiziersgrade hingegen trugen Waffen  und bildeten einen Wachzug, der sowohl für die Bewachung der eigenen muslimischen SS-Männer als auch für die der jüdischen Zwangsarbeiter zuständig war. Bei den Massakern von Jennersdorf machten sich sowohl einzelne Mitglieder des Wachzuges als auch Angehörige der muslimischen Mannschaftsdienstgrade des vielfachen Mordes schuldig.<ref name="Lappin347" /><ref name="Lappin348" />


=== SS-Panzergrenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillons 11 ===
=== SS-Panzergrenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 11 ===
Das Bataillon wurde Anfang Dezember 1941 als ''Freiwilligen-Ersatzbataillon SS Graz'' aufgestellt und in der heutigen [[w:Belgier-Kaserne|Belgier-Kaserne]], die damals den Namen ''SS-Kaserne Wetzelsdorf'' trug, stationiert. Seine vier Kompanien waren die Ersatzeinheiten für verschiedene Freiwilligenverbände der Waffen-SS (1: Kompanie: [[w:Dänemark|Dänen]], 2. Kp.: [[w:Flandern|Flamen]], 3. Kp.: [[w:Niederlanden|Niederländer]] und 4. Kp.: [[w:Finnland|Finnen]]). Da diese Freiwilligen aus dem Westen und Norden Europas in sogenannten Legionen kämpften, wurde das Bataillon Mitte Dezember 1941 in ''Ersatz-Bataillon der Legionen Graz'' umbenannt. Die Führung des Bataillons und der Kompanien oblag deutschen Offizieren der Waffen-SS. Kommandosprache war Deutsch, da es den reichsdeutschen Ausbildungsoffizieren oft an Verständnis für die  Mentalität der Auszubildenden fehlte, gab es immer wieder Schwierigkeiten und Probleme im Bataillon. Der Leiter des [[w:SS-Hauptämter|SS-Hauptamtes (Erfassung/Ergänzung)]] [[w:Gottlob Berger|Gottlob Berger]] bezeichnete das Grazer Bataillon daher als ''Schmerzenskind''. Nach verschiedenen Umorganisationen erhielt die Einheit 1943 im Zuge der Durchnummerierung der Waffen-SS-Verbände die endgültige Bezeichnung ''SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillion 11''. Neben den vier Ausbildungskompanien hatte das Bataillon noch eine Genesenen-Kompanie (5. Kompanie) und eine Stamm- bzw. Marschkompanie (6. Kompanie). Das Bataillon hatte Ersatzkräfte für die [[w:11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“|11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“]] und [[w:23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)|23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)]] zu stellen. Im Juli 1944 übernahm der nachmalige [[w:SS-Sturmbannführer|SS-Sturmbannführer]] Willi Schweitzer das Bataillon.  
Das Bataillon wurde Anfang Dezember 1941 als ''Freiwilligen-Ersatzbataillon SS Graz'' aufgestellt und in der heutigen [[w:Belgier-Kaserne|Belgier-Kaserne]], die damals den Namen ''SS-Kaserne Wetzelsdorf'' trug, stationiert. Seine vier Kompanien waren die Ersatzeinheiten für verschiedene Freiwilligenverbände der Waffen-SS (1: Kompanie: [[w:Dänemark|Dänen]], 2. Kp.: [[w:Flandern|Flamen]], 3. Kp.: [[w:Niederlanden|Niederländer]] und 4. Kp.: [[w:Finnland|Finnen]]). Da diese Freiwilligen aus dem Westen und Norden Europas in sogenannten Legionen kämpften, wurde das Bataillon Mitte Dezember 1941 in ''Ersatz-Bataillon der Legionen Graz'' umbenannt. Die Führung des Bataillons und der Kompanien oblag deutschen Offizieren der Waffen-SS. Kommandosprache war Deutsch, da es den reichsdeutschen Ausbildungsoffizieren oft an Verständnis für die  Mentalität der Auszubildenden fehlte, gab es immer wieder Schwierigkeiten und Probleme im Bataillon. Der Leiter des [[w:SS-Hauptämter|SS-Hauptamtes (Erfassung/Ergänzung)]] [[w:Gottlob Berger|Gottlob Berger]] bezeichnete das Grazer Bataillon daher als ''Schmerzenskind''. Nach verschiedenen Umorganisationen erhielt die Einheit 1943 im Zuge der Durchnummerierung der Waffen-SS-Verbände die endgültige Bezeichnung ''SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillion 11''. Neben den vier Ausbildungskompanien hatte das Bataillon noch eine Genesenen-Kompanie (5. Kompanie) und eine Stamm- bzw. Marschkompanie (6. Kompanie), wobei im Laufe des Krieges die Zahl der Kompanien stets schwankte. Das Bataillon hatte Ersatzkräfte für die [[w:11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“|11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“]] und [[w:23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)|23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)]] zu stellen. Im Juli 1944 übernahm der nachmalige [[w:SS-Sturmbannführer|SS-Sturmbannführer]] Willi Schweitzer das Bataillon.  


Das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 gehörte zu jenen Einheiten, die als Alarmverbände Ende März 1945 an die Reichsgrenze verlegt wurden. Das rund 1000 Mann starke Bataillon bestand aus insgesamt sechs Kompanien, die sich hauptsächlich aus jungen Niederländern zusammensetzten, von denen viele, aber nicht alle, freiwillig ihren Dienst in der Waffen-SS versahen.  
Das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 gehörte zu jenen Einheiten, die als Alarmverbände Ende März 1945 an die Reichsgrenze verlegt wurden. Das rund 900 Mann starke Bataillon war für diesen Einsatz in sechs Kompanien gegliedert, die sich hauptsächlich aus jungen Niederländern zusammensetzten. Viele von ihnen hatten sich freiwillig zum Dienst in der Waffen-SS gemeldet, es gab aber auch welche, die man zwangsweise rekrutiert hatte. Die Ausrüstung bestand, bis auf wenige Granatwerfer, hauptsächlich aus leichten Infanteriewaffen und war für diesen Einsatz völlig unzureichend. Bei den Kämpfen in Rechnitz sollte das Fehlen von schweren Waffen zu hohen Verlusten führen.  


In der Nacht auf den 31. März wurde das Bataillon mit Post-Autobussen von Graz nach [[Großpetersdorf]] verlegt. Da im Laufe des Tages Einheiten der russischen 9. Gardearmee Rechnitz besetzten, sollte das SS-Bataillon den Ort wieder unter deutsche Kontrolle bringen. Aufgrund von logistischen Schwierigkeiten konnte die SS-Einheit an diesem Tag nicht mehr zum Gegenangriff antreten.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=18|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> Sie stellte sich im Laufe der Nacht auf den 1. April im Waldgebiet nordwestlich von Rechnitz zum Angriff bereit. Um 11 Uhr griff das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 die überraschten sowjetischen Einheiten an und drängte sie aus der Ortschaft. Auch Teile des Südostwalls konnten von den niederländischen SS-Männern wieder besetzt werden. Bei diesen Kämpfen gab es zahlreiche Gefallene und Verwundete auf beiden Seiten.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=19 und 21|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref>  
In der Nacht auf den 31. März wurde das Bataillon mit Post-Autobussen von Graz nach [[Großpetersdorf]] verlegt. Da im Laufe des Tages Einheiten der russischen 9. Gardearmee Rechnitz besetzten, sollte das SS-Bataillon den Ort wieder unter deutsche Kontrolle bringen. Aufgrund von logistischen Schwierigkeiten konnte die SS-Einheit an diesem Tag nicht mehr zum Gegenangriff antreten.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=18|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> Sie stellte sich im Laufe der Nacht auf den 1. April im Waldgebiet nordwestlich von Rechnitz zum Angriff bereit. Um 11 Uhr griff das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 die überraschten sowjetischen Einheiten an und drängte sie aus der Ortschaft. Auch Teile des Südostwalls konnten von den niederländischen SS-Männern wieder besetzt werden. Bei diesen Kämpfen gab es zahlreiche Gefallene und Verwundete auf beiden Seiten.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=19 und 21|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref>  


Am 3. April versuchte die SS-Einheit in Richtung Schachendorf anzugreifen um eine Frontlücke zu schließen. Dieser Angriff wurden von den sowjetischen Truppen unter hohen Verlusten für das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 aber abgewehrt.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=19|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> In der Zwischenzeit war die für den Kreis Oberwart vorgesehene sowjetische 26. Armee an der Reichsgrenze aufmarschiert. Am 5. April trat das zu dieser Armee gehörende XXX. Schützenkorps zum Angriff an und erzielte nach wenigen Stunden, nachdem die deutschen Alarmverbände weitestgehend aufgerieben worden waren, den operativen Durchbruch. Bis zum Abend verlief die deutsch-sowjetische Front von Großpetersdorf über Oberwart bis nach [[Pinkafeld]]. Das nach wie vor in Rechnitz stehende SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 war somit vom deutschen Fronthinterland abgeschnitten.
Am 3. April versuchte die SS-Einheit in Richtung Schachendorf anzugreifen um eine Frontlücke zu schließen. Dieser Angriff wurden von den sowjetischen Truppen unter hohen Verlusten für das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 aber abgewehrt.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=19|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> In der Zwischenzeit war die für den Kreis Oberwart vorgesehene sowjetische 26. Armee an der Reichsgrenze aufmarschiert. Am 5. April trat das zu dieser Armee gehörende XXX. Schützenkorps mit überlegenen Kräften (25.000 Mann) zum Angriff an und erzielte nach wenigen Stunden, nachdem die deutschen Alarmverbände weitestgehend aufgerieben worden waren, den operativen Durchbruch. Bis zum Abend verlief die deutsch-sowjetische Front von Großpetersdorf über Oberwart bis nach [[Pinkafeld]]. Das nach wie vor in Rechnitz stehende SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 war somit vom deutschen Fronthinterland abgeschnitten.


SS-Sturmbannführer Willi Schweitzer befahl daraufhin den Ausbruch seines Restbataillons in Richtung Westen, der zunächst durch die dichten Waldgebiete des [[w:Günser Gebirge|Günser Gebirges]] verlief. Der weitere Rückzugsweg der SS-Einheit führte über Glashütten, [[Stadtschlaining]] nach Unterschützen. Von dort musste das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 das breite Pinkatal nördlich von Oberwart durchqueren. Trotz eines von drei Seiten erfolgten Beschusses und auch eines von Oberwart aus geführten Flankenangriffes auf das Bataillon, gelang es diesem die Waldgebiete rund um Buchschachen zu erreichen, wo einige sowjetische [[w:Panzerabwehrkanone|PAK-Stellungen]] überwunden werden mussten. Bei diesen Kampfhandlungen fiel  SS-Oberscharführer Albert Hektor, der als Angehöriger des SS-Panzergrenadier-Regiments 24 „Danmark“ (11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“) am 23. August 1944 das [[w:Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes|Ritterkreuz]] erhalten hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=21 bis 26|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> Sein Todesdatum und sein Todesort werden in der einschlägigen Fachliteratur fälschlicherweise mit 9. April und Hartberg angegeben.<ref>{{Literatur |Autor=Gerhard von Seemen|Titel=Die Ritterkreuzträger 1939-1945|Verlag=Podzun-Pallas|Ort=Friedberg|Datum=1976|Seiten=160|ISBN=3-7909-0051-6}}</ref>   
SS-Sturmbannführer Willi Schweitzer befahl daraufhin den Ausbruch seines Restbataillons in Richtung Westen, der zunächst durch die dichten Waldgebiete des [[w:Günser Gebirge|Günser Gebirges]] verlief. Der weitere Rückzugsweg der SS-Einheit führte über Glashütten, [[Stadtschlaining]] nach Unterschützen. Von dort musste das SS-Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 11 das breite Pinkatal nördlich von Oberwart durchqueren. Trotz eines von drei Seiten erfolgten Beschusses und auch eines von Oberwart aus geführten Flankenangriffes auf das Bataillon, gelang es diesem die Waldgebiete rund um Buchschachen zu erreichen, wo einige sowjetische [[w:Panzerabwehrkanone|PAK-Stellungen]] überwunden werden mussten. Bei diesen Kampfhandlungen fiel  SS-Oberscharführer Albert Hektor, der als Angehöriger des SS-Panzergrenadier-Regiments 24 „Danmark“ (11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“) am 23. August 1944 das [[w:Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes|Ritterkreuz]] erhalten hatte.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=21 bis 26|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref> Sein Todesdatum und sein Todesort werden in der einschlägigen Fachliteratur fälschlicherweise mit 9. April und Hartberg angegeben.<ref>{{Literatur |Autor=Gerhard von Seemen|Titel=Die Ritterkreuzträger 1939-1945|Verlag=Podzun-Pallas|Ort=Friedberg|Datum=1976|Seiten=160|ISBN=3-7909-0051-6}}</ref>   


Als am Morgen des 8. Aprils schließlich die stark dezimierten Einheiten des Bataillons die eigenen Linien im Lafnitz-Tal erreichten, waren von den rund 1000 am 31. März in den Kreis Oberwart transportierten SS-Soldaten nur rund 150 unverwundet geblieben. Der Kampf um Rechnitz und der anschließende Rückzug zu den eigenen Linien hatte dem Bataillon rund 300 Gefallene gekostet.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=21 bis 26|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref>
Als am Morgen des 8. Aprils schließlich die stark dezimierten Einheiten des Bataillons die eigenen Linien im Lafnitz-Tal erreichten, waren von den rund 900 am 31. März in den Kreis Oberwart transportierten SS-Soldaten nur rund 150 unverwundet geblieben. Der Kampf um Rechnitz und der anschließende Rückzug zu den eigenen Linien hatte dem Bataillon rund 300 Gefallene gekostet.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=21 bis 26|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref>


Die Überlebenden dieses Rückzuges sowie andere Teile des Bataillons kämpften bis zum Kriegsende in unterschiedlichen Kampfgruppen und an verschiedenen Orten in der Steiermark weiter, ehe sie sich in Richtung Westen absetzten, um vor der US-Armee zu kapitulierten. Überlebenden Angehörigen des Bataillons wurde nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer oft der Prozess gemacht.
Die Überlebenden dieses Rückzuges sowie andere Teile des Bataillons kämpften bis zum Kriegsende in unterschiedlichen Kampfgruppen und an verschiedenen Orten in der Steiermark weiter, ehe sie sich in Richtung Westen absetzten, um vor der US-Armee zu kapitulierten. Überlebenden Angehörigen des Bataillons wurde nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer oft der Prozess gemacht.
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Das SS-Polizei-Regiment 13 war 1942 durch Umbenennung des Polizei-Regimentes Mitte entstanden. In seiner mehrjährigen Geschichte stand es immer wieder im [[w:Partisan|Partisaneneinsatz]], es nahm aber auch im Rahmen des Holocausts an den Verbrechen gegenüber der jüdischen Bevölkerung Osteuropas teil.<ref>[http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Polizei-Regimenter/PR13.htm Polizei-Regiment Mitte, SS-Polizei-Regiment 13], Webseite , abgerufen am 3. April 2018</ref>
Das SS-Polizei-Regiment 13 war 1942 durch Umbenennung des Polizei-Regimentes Mitte entstanden. In seiner mehrjährigen Geschichte stand es immer wieder im [[w:Partisan|Partisaneneinsatz]], es nahm aber auch im Rahmen des Holocausts an den Verbrechen gegenüber der jüdischen Bevölkerung Osteuropas teil.<ref>[http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Polizei-Regimenter/PR13.htm Polizei-Regiment Mitte, SS-Polizei-Regiment 13], Webseite , abgerufen am 3. April 2018</ref>


In der ersten Aprilwoche erfolgte der Antransport des aus zwei Bataillonen bestehenden SS-Polizei-Regiments aus Kärnten und Slowenien und dessen Bereitstellung in der Oststeiermark im Rahmen des sogenannten ''Sperrverbandes Motschmann'', dem außer dem SS-Polizei-Regiment noch einige Volkssturmkompanien unterstellt waren.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=262}}</ref> Große Verluste erlitt ein Bataillon des Regiments bei einem Angriff über die Lafnitz südlich von [[Mönichwald]] gegen die überlegenen Truppen des sowjetischen V. Gardekavalleriekorps am 13. April 1945.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=265}}</ref> Nach der kurzzeitigen Wiedereroberung des Vorauers Beckens in der zweiten Aprilhälfte machten Angehörige dieser Einheit Jagd auf [[w:Fahnenflucht|Deserteure]] und Angehörige von Widerstandsgruppen, die man für mehrere Morde an Zivilisten im Kreis Hartberg verantwortlich machte.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=279}}</ref> In Hartberg kam es schließlich am 4. Mai 1945 zu einer öffentlichen Hinrichtung, weitere Opfer gab es beim Rückzug der Einheit nach Westen.<ref>[http://www.generationendialog-steiermark.at/orte/gedenkstein-opfer-von-1945/ Gedenkstein für die Opfer von 1945], Webseite www.generationendialog-steiermark.at, abgerufen am 3. Mai 2018</ref>
Im April 1944 erfolgte die Verlegung des Regimentes zur Partisanenbekämpfung nach [[Kärnten]]. Die Einheit bestand zu dieser Zeit aus drei Bataillonen und Regimentseinheiten, zusammen rund 3500 Mann.<ref name="forumwehrmach">[http://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php/Thread/41862-Einsatz-des-SS-Polizei-Regiments-13-in-K%C3%A4rnten-1944-1945/ Einsatz des SS-Polizeiregiments 13 in Kärnten], Webseite www.forum-der-wehrmacht.de, abgerufen am 21. April 1945</ref>
 
In der ersten Aprilwoche erfolgte der Antransport des II. und III. Bataillons aus Kärnten und Slowenien in die Oststeiermark und dessen Bereitstellung im Rahmen des sogenannten ''Sperrverbandes Motschmann'', dem außer dem SS-Polizei-Regiment 13 noch einige Volkssturmkompanien<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=262}}</ref> und Gebirgs-Jäger-Ersatzeinheiten zugeordnet waren. Benannt war der Verband nach Hauptmann Erich Motschmann, einem ehemaligen Bataillonskommandeur der 118. Gebirgs-Division.
<ref name="forumwehrmach" />
 
[[w:Generalleutnant|Generalleutnant]] [[w:Walther Krause|Walther Krause]], dem der Sperrverband Motschmann unterstellt war, beschrieb den ersten Eindruck, den das Regiment bei seiner Ankunft im Bereitstellungsraum auf ihn machte, mit folgenden Worten:<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Brettner|Titel=Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges: Pinka - Lafnitz - Hochwechsel|Verlag=Eigenverlag|Ort=Gloggnitz|Datum=1999|Seiten=18|ISBN=3-9500669-3-4}}</ref>
{{Zitat|Es bestand aus älteren Jahrgängen, darunter viele Volksdeutsche aus Kroatien. Ausrüstung 1a voll, Stärke zusammen etwa 1000 Mann, geringe Kampferfahrung, aber einsatzbereit im Rahmen der körperlichen Einsatzfähigkeit.}}
 
Große Verluste erlitt das II. Bataillon bei einem Angriff über die Lafnitz südlich von [[Mönichwald]] gegen die überlegenen Truppen des sowjetischen V. Gardekavalleriekorps am 13. April 1945.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=265}}</ref> Nach der kurzzeitigen Wiedereroberung des Vorauers Beckens in der zweiten Aprilhälfte machten Angehörige dieser Einheit Jagd auf [[w:Fahnenflucht|Deserteure]] und Angehörige von Widerstandsgruppen, die man für mehrere Morde an Zivilisten im Kreis Hartberg verantwortlich machte.<ref>{{Literatur |Autor=Manfried Rauchensteiner|Titel=Der Krieg in Österreich 1945|Verlag=Österreichischer Bundesverlag|Ort=Wien|Datum=1984|Seiten=279}}</ref> In Hartberg kam es schließlich am 4. Mai 1945 zu einer öffentlichen Hinrichtung, weitere Opfer gab es beim Rückzug der Einheit nach Westen.<ref>[http://www.generationendialog-steiermark.at/orte/gedenkstein-opfer-von-1945/ Gedenkstein für die Opfer von 1945], Webseite www.generationendialog-steiermark.at, abgerufen am 3. Mai 2018</ref>


=== 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ ===  
=== 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ ===  
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Während ihres Bestehens kämpfte sie zumeist im Südabschnitt der Ostfront. So stieß sie im [[w:Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Krieg]] im Rahmen der Heeresgruppe Süd bis November 1941 nach [[w:Rostow am Don|Rostow]] vor. Nach der [[w:Schlacht um Rostow|Schlacht um Rostow]] und dem Rückzug an den [[w:Mius|Mius]] im Winter 1941/42 rückte die Division während des [[w:Fall Blau|Unternehmens Blau]] mit der [[w:Heeresgruppe A|Heeresgruppe A]] in den [[w:Kaukasus|Kaukasus]] vor, um neuerlich einen verlustreichen Rückzug mit der Heeresgruppe Süd mitzumachen. Anfang 1944 geriet sie in den [[w:Dnepr-Karpaten-Operation|Tscherkassy-Kessel]], aus dem die SS-Division nur unter großen Verlusten ausbrechen konnte.  
Während ihres Bestehens kämpfte sie zumeist im Südabschnitt der Ostfront. So stieß sie im [[w:Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Krieg]] im Rahmen der Heeresgruppe Süd bis November 1941 nach [[w:Rostow am Don|Rostow]] vor. Nach der [[w:Schlacht um Rostow|Schlacht um Rostow]] und dem Rückzug an den [[w:Mius|Mius]] im Winter 1941/42 rückte die Division während des [[w:Fall Blau|Unternehmens Blau]] mit der [[w:Heeresgruppe A|Heeresgruppe A]] in den [[w:Kaukasus|Kaukasus]] vor, um neuerlich einen verlustreichen Rückzug mit der Heeresgruppe Süd mitzumachen. Anfang 1944 geriet sie in den [[w:Dnepr-Karpaten-Operation|Tscherkassy-Kessel]], aus dem die SS-Division nur unter großen Verlusten ausbrechen konnte.  


Während der Plattenseeoffensive deckte sie nordöstlich des Plattensees den Rücken der nach Süden angreifenden 6. SS-Panzerarmee. Nach dem Beginn der Wiener Operation zog sie sich nicht mit dieser Armee in Richtung Wien zurück sondern machte zusammen mit dem IV. SS-Panzerkorps den Rückzug in Richtung Südburgenland mit.
Während der Plattenseeoffensive deckte sie nordöstlich des Plattensees den Rücken der nach Süden angreifenden 6. SS-Panzerarmee. Nach dem Beginn der Wiener Operation zog sie sich nicht mit dieser Armee in Richtung Wien zurück, sondern machte zusammen mit dem IV. SS-Panzerkorps den Rückzug in Richtung Südburgenland mit.


Angehörige der Division waren für verschiedene Massaker am Südostwall verantwortlich. So überquerten drei versprengte Soldaten der „Wiking“, unter ihnen Adolf Storms, am 28. März 1945 die Reichsgrenze und veranstalteten am nächsten Tag das Massaker von Deutsch Schützen.<ref name="gedenkweg entschluss" /> In Jennersdorf ermordeten Angehörige der Division im Zuge eines Gegenstoßes eine unbekannte Anzahl von jüdischen Zwangsarbeitern, die sie in einem Krankenzelt aufgefunden hatten.<ref name="Lappin348" /> Für diese auf burgenländischen Boden durchgeführten Kriegsverbrechen wurde kein einziger Soldat der Division jemals gerichtlich zur Verantwortung gezogen.
Angehörige der Division waren für verschiedene Massaker am Südostwall verantwortlich. So überquerten drei versprengte Soldaten der „Wiking“, unter ihnen Adolf Storms, am 28. März 1945 die Reichsgrenze und veranstalteten am nächsten Tag das Massaker von Deutsch Schützen.<ref name="gedenkweg entschluss" /> In Jennersdorf ermordeten Angehörige der Division im Zuge eines Gegenstoßes eine unbekannte Anzahl von jüdischen Zwangsarbeitern, die sie in einem Krankenzelt aufgefunden hatten.<ref name="Lappin348" /> Für diese auf burgenländischen Boden durchgeführten Kriegsverbrechen wurde kein einziger Soldat der Division jemals gerichtlich zur Verantwortung gezogen.
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Die [[w:14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)|14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)]] wurde zuerst aus [[w:Ukraine|ukrainischen]] Freiwilligen und später auch aus zwangsverpflichteten Kriegsgefangenen im Raum [[w:Lemberg|Lemberg]] ab Mitte 1943 aufgestellt. Teile der Division verübten im Frühjahr 1944 unter dem Deckmantel der Partisanenbekämpfung schwere Kriegsverbrechen wie die Massaker von [[w:Huta-Pieniacka-Massaker|Huta Pieniacka]] oder [[w:Pidkamin|Pidkamin]]. Im Juni 1944 geriet die Division in den [[w:Lwiw-Sandomierz-Operation|Kessel von Brody]] der Roten Armee, wobei lediglich 3000 Männern die Flucht gelang.<ref>[http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/GrenadierdivisionenSS/14GDSS-R.htm 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (gal. Nr. 1)], Webseite www.lexikon-der-wehrmacht.de, abgerufen am 4. April 2018</ref>  
Die [[w:14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)|14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1)]] wurde zuerst aus [[w:Ukraine|ukrainischen]] Freiwilligen und später auch aus zwangsverpflichteten Kriegsgefangenen im Raum [[w:Lemberg|Lemberg]] ab Mitte 1943 aufgestellt. Teile der Division verübten im Frühjahr 1944 unter dem Deckmantel der Partisanenbekämpfung schwere Kriegsverbrechen wie die Massaker von [[w:Huta-Pieniacka-Massaker|Huta Pieniacka]] oder [[w:Pidkamin|Pidkamin]]. Im Juni 1944 geriet die Division in den [[w:Lwiw-Sandomierz-Operation|Kessel von Brody]] der Roten Armee, wobei lediglich 3000 Männern die Flucht gelang.<ref>[http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/GrenadierdivisionenSS/14GDSS-R.htm 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (gal. Nr. 1)], Webseite www.lexikon-der-wehrmacht.de, abgerufen am 4. April 2018</ref>  


Ende März 1945 stand die SS-Division kurz vor ihrer Auflösung, ihre Waffen sollten für die Neuaufstellung der 10. Fallschirm-Jäger-Division verwendet werden. Der [[w:Erster Generalstabsoffizier|Erste Generalstabsoffizier]] bot daraufhin dem Oberkommando der deutschen 2. Panzerarmee den Dienst der Division an, welche diesen Vorschlag aufgrund der prekären militärischen Lage sofort annahm. Am 1. April trat daher die ukrainische SS-Division im Raum [[Straden]]-Feldbach zum Gegenangriff an, um die Lücke zwischen der deutschen 6. Armee und der 2. Panzerarmee zu schließen.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=163-164}}</ref> Im Laufe des Aprils erfolgte die Unterstellung der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS unter die 6. Armee.
Ende März 1945 stand die SS-Division kurz vor ihrer Auflösung, ihre Waffen sollten für die Neuaufstellung der [[w:10. Fallschirmjäger-Division (Wehrmacht)|10. Fallschirm-Jäger-Division]] verwendet werden. Der [[w:Erster Generalstabsoffizier|Erste Generalstabsoffizier]] bot daraufhin dem Oberkommando der deutschen 2. Panzerarmee den Dienst der Division an, welches diesen Vorschlag aufgrund der prekären militärischen Lage sofort annahm. Am 1. April trat daher die ukrainische SS-Division im Raum [[Straden]]-Feldbach zum Gegenangriff an, um die Lücke zwischen der deutschen 6. Armee und der 2. Panzerarmee zu schließen.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=163-164}}</ref> Im Laufe des Aprils erfolgte die Unterstellung der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS unter die 6. Armee.


Die Division, umgangssprachlich in diesen Wochen in der Südoststeiermark als "Ukrainische SS" bezeichnet, war bei der  Bevölkerung gefürchtet, weil sich die Divisionsangehörigen alles nahmen, was sie zum Leben brauchten ohne auf Eigentumsrechte zu achten. Die Feldgendarmerie der benachbarten 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ war daher ständig unterwegs, um Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern. Es kam dabei auch, nach entsprechenden Verfahren vor dem Kriegsgericht, zu Hinrichtungen ukrainischer SS-Angehöriger. Bei diesen Soldaten handelte es sich um Männer, die aufgrund der militärischen Lage und ihrer persönlichen Situation nichts zu verlieren hatten. Gerieten sie in Gefangenschaft wurden sie von ihren Landsleuten entweder sofort liquidiert oder in ein Straflager verbannt.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=233ff}}</ref> Nach der Kapitulation erfolgte die Internierung der Divisionsangehörigen in einem Kriegsgefangenenlager in [[w:Rimini|Rimini]]. Da die meisten aus dem Großraum Lemberg stammten, wurden sie in weiterer Folge als [[w:Polen|polnische]] Staatsbürger angesehen und nicht an die Sowjetunion ausgeliefert. Viele wanderten nach ihrer Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft nach Übersee aus.
Die Division, umgangssprachlich in diesen Wochen in der Südoststeiermark als "Ukrainische SS" bezeichnet, war bei der  Bevölkerung gefürchtet, weil sich die Divisionsangehörigen alles nahmen, was sie zum Leben brauchten ohne auf Eigentumsrechte zu achten. Die Feldgendarmerie der benachbarten 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ war daher ständig unterwegs, um Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern. Es kam dabei auch, nach entsprechenden Verfahren vor dem Kriegsgericht, zu Hinrichtungen ukrainischer SS-Angehöriger. Bei diesen Soldaten handelte es sich um Männer, die aufgrund der militärischen Lage und ihrer persönlichen Situation nichts zu verlieren hatten. Gerieten sie in Gefangenschaft wurden sie von ihren Landsleuten entweder sofort liquidiert oder in ein Straflager verbannt.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Paul Puntigam|Titel=Vom Plattensee bis zur Mur - Die Kämpfe 1945 im Dreiländerdreieck|Verlag=Hannes Krois (Herausgeber)|Ort=Feldbach|Datum=1993|Seiten=233ff}}</ref> Nach der Kapitulation erfolgte die Internierung der Divisionsangehörigen in einem Kriegsgefangenenlager in [[w:Rimini|Rimini]]. Da die meisten aus dem Großraum Lemberg stammten, wurden sie in weiterer Folge als [[w:Polen|polnische]] Staatsbürger angesehen und nicht an die Sowjetunion ausgeliefert. Viele wanderten nach ihrer Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft nach Übersee aus.
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=== 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ ===
=== 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ ===
Die [[w:16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“|16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“]] entstand 1943 aus dem Begleit-Bataillon des Reichsführers-SS Heinrich Himmler.  
Die [[w:16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“|16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“]] entstand 1943 aus dem Begleit-Bataillon des Reichsführers-SS [[w:Heinrich Himmler|Heinrich Himmler]].  


In Italien beging die Division 1944 eine Reihe von Kriegsverbrechen, denen insgesamt rund 2000 Zivilisten zum Opfer fielen. Viele dieser Taten wurden jahrzehntelang nicht verfolgt bis es 1994 zum Aktenfund im sogenannten [[w:Schrank der Schande|Schrank der Schande]] kam.<ref>[https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/italien-oeffnet-endlich-den-schrank-der-schande Italien öffnet endlich den «Schrank der Schande»], Webseite www.srf.ch, abgerufen am 6. April 2018</ref>
In Italien beging die Division 1944 eine Reihe von Kriegsverbrechen, denen insgesamt rund 2000 Zivilisten zum Opfer fielen. Viele dieser Taten wurden jahrzehntelang nicht verfolgt bis es 1994 zum Aktenfund im sogenannten [[w:Schrank der Schande|Schrank der Schande]] kam.<ref>[https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/italien-oeffnet-endlich-den-schrank-der-schande Italien öffnet endlich den «Schrank der Schande»], Webseite www.srf.ch, abgerufen am 6. April 2018</ref>
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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{{Normdaten|TYP=s|WIKIDATA=Q106510823}}


[[Kategorie:Bezirk Oberwart]]
[[Kategorie:Bezirk Oberwart]]