Abfahrtsgeld aus Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Untertanen der [[w:Schloss Königshof|Herrschaft Königshof]], die aus dem [[Kaisersteinbruch|Heiligenkreuzer Steinbruch]] abwanderten und/oder Geldbeträge ausführten, mussten ein '''[[w:Abschoss#Der Abschoss als Abfahrtsgeld|Abfahrtsgeld]]''' bezahlen. Dies wird in einigen Aufzeichnungen der herrschaftlichen Einnahmen in Königshof dokumentiert.<ref>Archiv [[Mosonmagyaróvár]]: ''Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen der von uralten Zeiten her ...''</ref><ref>Zu lesen in: Helmuth Furch, ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Abfahrtsgeld'', 1. Band, Kaisersteinbruch 2002.</ref> Die folgende Tabelle gibt Überblick über die Größenordnung der Beträge, welche für das Wegsiedeln aus dem Gebiet zu entrichten waren und die dokumentiert, dass das Abfahrtsgeld ein nicht geringes Hindernis sein konnte, den Einflussbereich der jeweiligen [[w:Grundherrschaft|Grundherrschaft]] zu verlassen.
Untertanen der [[w:Schloss Königshof|Herrschaft Königshof]], die aus dem [[Kaisersteinbruch|Heiligenkreuzer Steinbruch]] abwanderten und/oder Geldbeträge ausführten, mussten ein '''[[w:Abschoss#Der Abschoss als Abfahrtsgeld|Abfahrtsgeld]]''' bezahlen. Dies wird in einigen Aufzeichnungen der herrschaftlichen Einnahmen in Königshof dokumentiert.<ref>Archiv [[w:Mosonmagyaróvár|Mosonmagyaróvár]] (Wieselburg): ''Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen der von uralten Zeiten her ...''</ref><ref>Zu lesen in: Helmuth Furch, ''Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Abfahrtsgeld'', 1. Band, Kaisersteinbruch 2002.</ref> Die folgende Aufstellung gibt Überblick über die Größenordnung der Beträge, welche für das Wegsiedeln aus dem Gebiet zu entrichten waren und die dokumentiert, dass das Abfahrtsgeld ein nicht geringes Hindernis sein konnte, den Einflussbereich der jeweiligen [[w:Grundherrschaft|Grundherrschaft]] zu verlassen.


Die Einhebung von Abfahrtsgeldern wurde in Österreich erst durch Artikel 4 des [[w:Dezemberverfassung#Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger|Staatsgrundgesetzes 1867]] auf Fälle eingeschränkt, in denen dies auch bei Übersiedlungen in das jeweilige Gebiet vorkam.<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1867&page=423&size=45 Staatsgrundgesetz 1867] im österreichischen Reichsgesetzblatt.</ref> Die entsprechenden Formulierung ist heute noch Teil der österreichischen Rechtsordnung, wenn sie auch durch andere Normen weitestgehend überlagert (derogiert, gegenstandslos geworden) ist. Nach dem europäischen Recht des 21. Jahrhunderts gilt sie als Hindernis für die [[w:Freizügigkeit|Freizügigkeit]] der Person, die nicht nur nach Artikel 13 der [[w:Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] als [[w:Grundrecht|Grundrecht]] angesehen wird.
Die Einhebung von Abfahrtsgeldern wurde in Österreich erst durch Artikel 4 des [[w:Dezemberverfassung#Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger|Staatsgrundgesetzes 1867]] auf Fälle eingeschränkt, in denen dies auch bei Übersiedlungen in das jeweilige Gebiet vorkam.<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1867&page=423&size=45 Staatsgrundgesetz 1867] im österreichischen Reichsgesetzblatt.</ref> Die entsprechenden Formulierung ist heute noch Teil der österreichischen Rechtsordnung, wenn sie auch durch andere Normen weitestgehend überlagert (derogiert, gegenstandslos geworden) ist. Nach dem europäischen Recht des 21. Jahrhunderts gilt sie als Hindernis für die [[w:Freizügigkeit|Freizügigkeit]] der Person, die nicht nur nach Artikel 13 der [[w:Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] als [[w:Grundrecht|Grundrecht]] angesehen wird.


== Auszug aus alten Büchern ==
''Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen von uralten Zeiten her in [[Stift Heiligenkreuz|Heiligenkreuzer]] Steinbruch von den Untertanen allda, sowohl [[w:Inland|inner Landes]] von jedem Gulden 3 Kreuzer und [[w:Ausland|außer des Landes]] von jedem Gulden 6 [[w:Kreuzer (Münze)|Kreuzer]] zur Herrschaft Königshof bezahlten Abfahrts-Geldern''.  
''Wahrhafter Auszug aus denen alten Rechnungen, wegen von uralten Zeiten her in [[Stift Heiligenkreuz|Heiligenkreuzer]] Steinbruch von den Untertanen allda, sowohl [[w:Inland|inner Landes]] von jedem Gulden 3 Kreuzer und [[w:Ausland|außer des Landes]] von jedem Gulden 6 [[w:Kreuzer (Münze)|Kreuzer]] zur Herrschaft Königshof bezahlten Abfahrts-Geldern''.  
Alß (auszugsweise)
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* 1656 [[w:Hans Herstorffer#Witwe Catharina Herstorfferin verkauft seinen Steinbruch|Catharina Herstorfferin]], Wiener Steinmetzmeisterin außer Landt von jedem Gulden 6 Kreuzer, keine weiteren Angaben.
* 1656 [[w:Hans Herstorffer#Witwe Catharina Herstorfferin verkauft seinen Steinbruch|Catharina Herstorfferin]], Wiener Steinmetzmeisterin außer Landt von jedem Gulden 6 Kreuzer, keine weiteren Angaben.
:Da Meister [[w:Hans Herstorffer|Hans Herstorffer]], gewesener [[w:Dombaumeister|Dombaumeister]] im [[w:Stephansdom (Wien)|Stephansdom]], 1655 gestorben war, hat die Witwe und Erbin den Kaisersteinbrucher Besitz dem Herrn Richter und Meister [[w:Ambrosius Regondi|Ambrosius Regondi]] käuflich überlassen.  
:Da Meister [[w:Hans Herstorffer|Hans Herstorffer]], gewesener [[w:Dombaumeister|Dombaumeister]] im [[w:Stephansdom|Stephansdom]], 1655 gestorben war, hat die Witwe und Erbin den Kaisersteinbrucher Besitz dem Herrn Richter und Meister [[w:Ambrosius Regondi|Ambrosius Regondi]] käuflich überlassen.  
* 1698 [[w:Martin Trumler|Martin Trumler]] Steinmetzmeister, man weiß nicht mehr ob in, oder außer des Landes, keine Angaben.  
* 1698 [[w:Martin Trumler|Martin Trumler]] Steinmetzmeister, man weiß nicht mehr ob in, oder außer des Landes, keine Angaben.
* 1718 [[w:Maria Regina Sünnin|Regina Hareslebin]], Witwe nach dem Steinmetzmeister [[w:Johann Georg Haresleben]], geborene [[w:Martin Trumler|Trumlerin]] von 164 fl 45 kr außer Landes á 6 kr ... 16 fl 28 kr.
* 1698 [[Schmiedhandwerk in Kaisersteinbruch#Tobias Hackenberger † 1704|Tobias Hackenberger, Schmiedemeister]], von 20 fl inner Landes á 3 kr... 1 fl.
* 1718 [[Schmiedhandwerk in Kaisersteinbruch#Philipp Wenz † 1717|die Wenzischen Erben]] (nach Philipp Wenz, Schmiedemeister) von 57 fl 30 kr inner Landes ... 2 fl 58 kr. 
* 1718 [[Maria Regina Sünnin|Regina Hareslebin]], Witwe nach dem Steinmetzmeister [[w:Johann Georg Haresleben]], geborene [[w:Martin Trumler|Trumlerin]] von 164 fl 45 kr außer Landes á 6 kr ... 16 fl 28 kr.
:{{Hauptartikel|Maria Regina Sünnin#Zweite Ehe|Sie verlegte ihren Wohnsitz nach [[Himberg]].}}
:{{Hauptartikel|Maria Regina Sünnin#Zweite Ehe|Sie verlegte ihren Wohnsitz nach [[Himberg]].}}
* 1718 [[w:Maria Elisabetha Hügelin#Nachkommen|Ambros Trumler]], von 300 fl außer Landes á 6 kr ... 30 fl.  
* 1718 [[w:Maria Elisabetha Hügelin#Nachkommen|Ambros Trumler]], von 300 fl außer Landes á 6 kr ... 30 fl.  
:Ambros, Sohn des Martin Trumler, lebte in Wien.
:Ambros, Sohn des Martin Trumler, lebte in Wien.
* 1720 der [[w:Johannes Pery#Sohn Martin|junge Pery]] Steinmetzgeselle von 30 fl außer Landes á 6 kr ... 3 fl.  
* 1720 der [[w:Johannes Pery#Sohn Martin|junge Pery]] Steinmetzgeselle von 30 fl außer Landes á 6 kr ... 3 fl.      
* 1721 [[Schneider, Tuchmacher und Leinenweber in Kaisersteinbruch|Christoph Sturm, Webermeister]], von 300 fl inner Landes á 3 kr... 15 fl
* 1730 [[w:Maximilian Trumler|Max Trumler]] Steinmetzmeister, von 2030 fl außer Landes á 6 kr ...  203 fl.  
* 1730 [[w:Maximilian Trumler|Max Trumler]] Steinmetzmeister, von 2030 fl außer Landes á 6 kr ...  203 fl.  
:Nach dem Tod der [[w:Maria Elisabetha Hügelin|Mutter]] am 5. September 1728 fanden Verhandlungen über ihr Erbe zwischen dem Herrn [[w:Elias Hügel|Elias Hügel]], Steinmetzmeister und Richter in Kaisersteinbruch, und seinen vier Stiefkindern statt. Das waren Maria Regina Sünnin]], geborene Trumlerin, sesshaft in [[Himberg]], Franz, Ambrosius, wohnhaft in [[Wien]] und Maximilian, Steinmetzgeselle. Jeder erhielt als mütterliches [[w:Erbe|Erbe]] 1.500&nbsp;[[Gulden|fl]].
:Nach dem Tod der [[w:Maria Elisabetha Hügelin|Mutter]] am 5. September 1728 fanden Verhandlungen über ihr Erbe zwischen dem Herrn [[w:Elias Hügel|Elias Hügel]], Steinmetzmeister und Richter in Kaisersteinbruch, und seinen vier Stiefkindern statt. Das waren Maria Regina Sünnin, geborene Trumlerin, sesshaft in [[Himberg]], Franz, Ambrosius, wohnhaft in [[Wien]] und Maximilian, Steinmetzgeselle. Jeder erhielt als mütterliches [[w:Erbe|Erbe]] 1.500&nbsp;[[w:Gulden|fl]].
* 1736 Frau Maria Anna Müllnerin, geborene [[w:Giorgio Regondi|Regondin]] (Maria Anna Regondin) von 500 fl inner Landes ... 25 fl.  
* 1736 Frau Maria Anna Müllnerin, geborene [[w:Giorgio Regondi|Regondin]] (Maria Anna Regondin) von 500 fl inner Landes ... 25 fl.  
* 1740 die [[w:Regondi|Regondi]]schen Erben ([[w:Johann Baptist Regondi|Johann Baptist Regondi]], u.a.) von 800 fl inner Landes á 3 kr... 40 fl.  
* 1740 die [[w:Regondi|Regondi]]schen Erben ([[w:Johann Baptist Regondi|Johann Baptist Regondi]], u.a.) von 800 fl inner Landes á 3 kr... 40 fl.  
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:Valentin Paumann (1660-1732), [[w:Fleischer|Fleischhauer]] in [[Kaisersteinbruch|Steinbruch]], nach seinem Tod ist sein Anteil auf die Witwe Anna Paumannin allein kommen. Witwe Anna († 1740).     
:Valentin Paumann (1660-1732), [[w:Fleischer|Fleischhauer]] in [[Kaisersteinbruch|Steinbruch]], nach seinem Tod ist sein Anteil auf die Witwe Anna Paumannin allein kommen. Witwe Anna († 1740).     
* 1743 die Regondischen Erben von 800fl inner Landes á 3 kr ... 40 kr.  
* 1743 die Regondischen Erben von 800fl inner Landes á 3 kr ... 40 kr.  
* 1746 Franz Gritsch, Wirt in Steinbruch, von 25 fl inner Landes . 1 fl 15 kr, dem Joseph Gritsch von 204 fl außer Landes á 6 kr ... 20 fl 24 kr.  
* 1746 [[Ehemalige Gasthäuser in Kaisersteinbruch|Franz Gritsch, Wirt in Steinbruch]], von 25 fl inner Landes . 1 fl 15 kr, dem Joseph Gritsch von 204 fl außer Landes á 6 kr ... 20 fl 24 kr.  
* [[w:Franz Trumler|Franz Trumler]] Steinmetzmeister, von 250 fl inner Landes ... 12 fl 30 kr.
* [[w:Franz Trumler|Franz Trumler]] Steinmetzmeister, von 250 fl inner Landes ... 12 fl 30 kr.
:Franz Trumler, († 1745), die Erben verkauften am 20. November 1746 den Besitz, einen Steinbruch samt zwei Häusern, dem jungen Steinmetzmeister [[w:Johann Gehmacher|Johann Gehmacher]], der aus [[Salzburg]] zugewandert war.  
:Franz Trumler, († 1745), die Erben verkauften am 20. November 1746 den Besitz, einen Steinbruch samt zwei Häusern, dem jungen Steinmetzmeister [[w:Johann Gehmacher|Johann Gehmacher]], der aus [[Salzburg]] zugewandert war.  
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* 1751 die alte Trumlerin von 1226 fl inner Landes á 3 kr ... 61 fl 18 kr.  
* 1751 die alte Trumlerin von 1226 fl inner Landes á 3 kr ... 61 fl 18 kr.  
* Item die [[w:Joseph Winkler|Winklerischen Erben]] (Witwe Euphrosina Winklerin und Kinder) von 1674 fl inner Landes ... 83 fl 42 kr.  
* Item die [[w:Joseph Winkler|Winklerischen Erben]] (Witwe Euphrosina Winklerin und Kinder) von 1674 fl inner Landes ... 83 fl 42 kr.  
:Die Witwe und ehemalige Richterin Eva Rosina Winklerin heiratete am 27. Jänner 1750 den Eggenburger Steinmetz [[Johann Michael Strickner]].
:Die Witwe und ehemalige Richterin Eva Rosina Winklerin heiratete am 27. Jänner 1750 den [[Eggenburg]]er Steinmetz [[w:Johann Michael Strickner (Steinmetz)|Johann Michael Strickner]].
* 1754 Anastasia Winklerin von 811 fl inner Landes á 3 kr ... 40 fl 33 kr.  
* 1754 Anastasia Winklerin von 811 fl inner Landes á 3 kr ... 40 fl 33 kr.  
:Anastasia, Tochter von Steinmetzmeister Joseph Winkler und Eva Rosina, heiratete am 16. Feb. 1751 den edlen Herrn Witwer Johann Michael Müntzer, Ledermeister  in der königlichen [[Freistadt]] [[w:Bratislava|Preßburg]].<ref>Zu lesen in: ''Lexikon Kaisersteinbruch, Winklerin Anastasia'', 2. Band, Kaisersteinbruch 2004.</ref>
:Anastasia, Tochter von Steinmetzmeister Joseph Winkler und Eva Rosina, heiratete am 16. Feb. 1751 den edlen Herrn Witwer Johann Michael Müntzer, Ledermeister  in der [[w:Königliche Freistadt|königlichen Freistadt]] [[w:Bratislava|Preßburg]].<ref>Zu lesen in: ''Lexikon Kaisersteinbruch, Winklerin Anastasia'', 2. Band, Kaisersteinbruch 2004.</ref>
    
    
Actum Königshoffen, den 6. Oktober 1756, Herrschafts Canzley allda.
Actum Königshoffen, den 6. Oktober 1756, Herrschafts Canzley allda.
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