Freundsberg (Adelsfamilie): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Burg Freundsberg 011.jpg|thumb|Die Burg Freundsberg, heute. Sie gilt als Stammburg der Familie.]]
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Die '''Familie der Freundsberger''' oder '''Frundsberger''' (weitere Schreibformen: '''Fronsberg''' und '''Fruntsberg''') zählte zu den einflussreichsten Adelsfamilien, die im Mittelalter in der Grafschaft Tirol ansässig waren.
Die '''Familie der Freundsberger''' oder '''Frundsberger''' (weitere Schreibformen: '''Fronsberg''' und '''Fruntsberg''') zählte zu den einflussreichsten Adelsfamilien, die im Mittelalter in der Grafschaft Tirol ansässig waren. Ihr Hauptwirkungsbereich war das Inntal, wo sich auch fast alle ihre Burgen befanden. Im der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlagerte sich ihr Wirkungsbereich aus der Grafschaft Tirol in die Reichslandschaft Schwaben.


== Geschichte der Freundsberger in Tirol  ==
== Geschichte der Freundsberger in Tirol  ==
Die Freundsberger waren Ministeriale<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die später der fränkischen Reichsritterschaft angehörten. Es wird heute angenommen, dass sie ursprünglich Ministeriale des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] waren. Urkundlich sind sie erstmals in den 1120er-Jahren als Ministeriale der Grafen von Andechs genannt. Später sind sie im Dienst der Tiroler Landesfürsten nachgewiesen. Um 1467 verlagerte sich ihr Wirkungsbereich in die Reichslandschaft Schwaben. 1586 starb die Familie in "männlicher" Linie aus.<ref name ="Santifaller82">vgl. Leo Santifaller: ''Das Trienter Domkapitel'', 2000, S. 82</ref>  
Die Freundsberger waren Ministeriale<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die später der fränkischen Reichsritterschaft angehörten. Es wird heute angenommen, dass sie ursprünglich Ministeriale des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] waren. Urkundlich sind sie erstmals in den 1120er-Jahren als Ministeriale der Grafen von Andechs genannt. Später sind sie im Dienst der Tiroler Landesfürsten nachgewiesen.<ref name ="Santifaller82">vgl. Leo Santifaller: ''Das Trienter Domkapitel'', 2000, S. 82</ref> Möglicherweise profitierten die Freundsberger von der sogenannten "Andechser-Krise" um 1209. Etwa zu dieser Zeit traten sie in die Dienste der Grafenfamilie von Tirol, dienten aber parallel dazu auch den Herzögen von Bayern, was für ihre Position äußerst förderlich gewesen sein durfte.<ref name ="Burgenbuch14">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch.'' Nordtiroler Unterland (= ''Tiroler Burgenbuch'' XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 14</ref> Die Freundsberger, deren Burgen sich vorwiegend in einem Teil des Inntals befanden, übernahmen dort im 13. und 14. Jahrhundert auch Teile der hoheitlichen Verwaltung. Außerdem gehörte ihnen auch das nach Rottenburg schubpflichten Niedergericht Freundsberg-Schwaz. Daher entwickelten sie zur bestimmten Kraft in jenem Teil des Inntals, das sich in der Region zwischen [[Kramsach]] und [[Kufstein]] befand. Diese Stellung konnten sie bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts weitgehend halten.<ref name ="Burgenbuch15">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch.'' Nordtiroler Unterland (= ''Tiroler Burgenbuch'' XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 15</ref> Um 1467 verlagerte sich ihr Wirkungsbereich in die Reichslandschaft Schwaben. 1586 starb die Familie in "männlicher" Linie aus.<ref name ="Santifaller82"/>


== Bekannte Mitglieder der Familie Freundsberg ==
== Bekannte Mitglieder der Familie Freundsberg ==
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== Schloss Freundsberg ==
== Schloss Freundsberg ==
Als Stammsitz der Familie gilt die [[w:Schloss Freundsberg|Burg Freundsberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Schwaz]]). Seit 1312 gehörte zu ihrer Herrschaft auch ein eigenes Landgericht. 1319 gelangte die Burg mit dem Gericht, die der Familie bis dahin als "freies Eigen" gehört haben soll, in den Besitz des Tiroler Landesfürsten, der die Freundsberger mit dieser belehnte. Eine weitere Belehnung mit der Burg und ihrem Gericht ist 1342 belegt.<ref name ="burgenkunde"/> 1467 wurde die Stammburg Freundsberg an den Tiroler Landesfürsten verkauft und etwa um diese Zeit gelangten die Familie in den Besitz der schwäbischen Herrschaft [[w:Mindelheim|Mindelheim]].<ref name ="Burgen"/>
Als Stammsitz der Familie gilt die [[w:Schloss Freundsberg|Burg Freundsberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Schwaz]]).<ref name ="Burgenbuch14"/> Seit 1312 gehörte zu ihrer Herrschaft auch ein eigenes Landgericht. 1319 gelangte die Burg mit dem Gericht, die der Familie bis dahin als "freies Eigen" gehört haben soll, in den Besitz des Tiroler Landesfürsten, der die Freundsberger mit dieser belehnte. Eine weitere Belehnung mit der Burg und ihrem Gericht ist 1342 belegt.<ref name ="burgenkunde"/> 1467 wurde die Stammburg Freundsberg an den Tiroler Landesfürsten verkauft und etwa um diese Zeit gelangten die Familie in den Besitz der schwäbischen Herrschaft [[w:Mindelheim|Mindelheim]].<ref name ="Burgen"/>


== Weitere Burgen der Familie der Freundsberger im heutigen Nordtirol ==
Neben ihrer Stammburg Freundsberg gehörten ihnen die Burgen Thierberg, Lichtwerth und Matzen, zunächst als "freies Eigen" und vermutlich auch die [[Mehrnstein|Burg Mehrnstein]] (heute Teil der Gemeinde [[Brixlegg]]).<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch.'' Nordtiroler Unterland (= ''Tiroler Burgenbuch'' XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 14f.</ref> Später gehörte ihnen auch die Burg Mariastein. 1266 erhielten sie die Schintelburg (am oberen Angerberg bei Breitenbach) als Lehen vom [[w:Hochstift Regensburg|Hochstift Regensburg]], welche sie wenig später ebenfalls als "freies Eigen" besaß. Der Großteil ihrer Tiroler Burgen, darunter Matzen, Mehrnstein und Thierberg sowie Mariastein,befanden sich in jenem Gebiet der Grafschaft Tirol, der im 14. und 15. Jahrhundert gewöhnlich noch zum Herzogtum Bayern gehörte. Auf dem Terrain der damaligen Grafschaft Tirol lagen nur ihre Stammburg Freundsberg und die Burg Lichtwerth, beide aber in deutlicher Nähe zur bayrisch-tirolerischen Grenze. Außerdem erhoben sie Anspruch auf die Kundlburg und waren im Pfandbesitz der Burg Werberg. Eine auf der Kundlburg ansässige Familie, die Herren von Kundl, zählten zu ihren Ministerialen. Auch die Burg Werberg hatten sie Ministerialen anvertraut. Beide Burgen waren ursprünglich im Besitz des Hochstiftes Regensburg gewesen und dann an das Herzogtum Bayern gekommen. Vielleicht als Folge des [[w:Frieden von Schärding|Friedens von Schärding]] (1369) verkauften sie 1379 ihre Burgen Thierberg, Schintelburg und Mariastein an die Herzöge von Bayern.<ref name ="Burgenbuch15"/>
== Literatur ==
== Literatur ==
* [[w:Leo Santifaller|Leo Santifaller]]: ''Das Trienter Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im späten Mittelalter (Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1500)''. Aus dem Nachlass herausgegeben und mit einer Einleitung von Klaus Brandstätter (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 9). Verlag Athesia, Bozen, 2000. ISBN 88-8266-053-2. S. 82
* [[w:Leo Santifaller|Leo Santifaller]]: ''Das Trienter Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im späten Mittelalter (Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1500)''. Aus dem Nachlass herausgegeben und mit einer Einleitung von Klaus Brandstätter (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 9). Verlag Athesia, Bozen, 2000. ISBN 88-8266-053-2. S. 82
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