Otakar III. (Steiermark): Unterschied zwischen den Versionen

 
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[[File:Straßengel NO-Turm Kopf Kunigunde von Vohburg & Ottokar III.jpg|thumb|Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen Markgraf Otakar (III.) und seine Ehefrau Kunigunde.]]
[[File:Straßengel NO-Turm Kopf Kunigunde von Vohburg & Ottokar III.jpg|thumb|Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen Markgraf Otakar (III.) und seine Ehefrau Kunigunde.]]
'''Markgraf Otakar (III.)'''  (* im 12. Jahrhundert, um 1125; † im 12. Jahrhundert, nach dem 15. Oktober 1166 bei [[w:Pécs|Fünfkirchen]], damals [[w:Königreich Ungarn|ungarisches Königreich]])<ref group="A">In der einschlägigen Geschichtsforschung (vgl. dazu den Artikel auf NDB von  [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]]) findet sich gewöhnlich als Sterbedatum der 31. Dezember 1164. Die Quelle für dieses Todesdatum sind die "Reichersberger Annalen". Auf seiner Website verweist Werner Robl seit 2019 allerdings auf vier Urkunden, nach denen der Markgraf 1165 und 1166 noch am Leben gewesen sein muss. Vgl. Werner Robl: ''[[http://www.robl.de/obergeschosskirchen/otokar/otokar.html  Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark]'', 13. Februar 2019</ref>, auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Land Österreich. Er gilt als der Wegbereiter eines steirischen Landesfürstentums, dem eine bedeutende Erweiterung der [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gelang, wobei sich sein Herrschaftszentrum allmählich in die Stadt [[Graz]] verlagerte. In der Geschichtsforschung gilt er als Begründer des steirischen Landesfürstentums.
'''Markgraf Otakar (III.)'''  (* im 12. Jahrhundert, um 1125; † im 12. Jahrhundert, nach dem 15. Oktober 1166 bei [[w:Pécs|Fünfkirchen]], damals [[w:Königreich Ungarn|ungarisches Königreich]])<ref group="A">In der einschlägigen Geschichtsforschung (vgl. dazu zum Beispiel den Artikel auf NDB von  [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]]) findet sich gewöhnlich als Sterbedatum der 31. Dezember 1164. Die Quelle für dieses Todesdatum sind die "Reichersberger Annalen". Auf seiner Website verweist Werner Robl seit 2019 allerdings auf vier Urkunden, nach denen der Markgraf 1165 und 1166 noch am Leben gewesen sein muss. Vgl. Werner Robl: ''[http://www.robl.de/obergeschosskirchen/otokar/otokar.html  Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark]'', 13. Februar 2019</ref>, auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Land Österreich. Er gilt als der Wegbereiter eines steirischen Landesfürstentums, dem eine bedeutende Erweiterung der [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gelang, wobei sich sein Herrschaftszentrum allmählich in die Stadt [[Graz]] verlagerte. In der Geschichtsforschung gilt er als Begründer des steirischen Landesfürstentums.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Markgraf Otakar (III.) entstammte einer Familie, die gewöhnlich als die [[Otakare|Familie der Otakare]] bezeichnet wird und als Familienzweig der [[w:Traungauer|Traungauer]] gilt. Er war der Sohn von [[Leopold I. (Steier)|Markgraf Leopold (I.) von Steier]] aus dessen Ehe mit der [[w:Welfen|Welfin]] [[Sophia von Steier|Sophia]] († 1145), einer Tochter von [[w:Heinrich der Schwarze|Herzog Heinrich von Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> ("''Heinrich dem Schwarzen''"). Über seine Mutter war er ein Cousin von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]] und [[w:Friedrich I. (HRR)|Friedrich I. Barbarossa]]. Außerdem war er einer der Urenkel von [[Leopold der Heilige|Markgraf Leopold (III.) von Österreich]] ("''Markgraf Leopold dem Heiligen''").
Markgraf Otakar (III.) entstammte einer Familie, die gewöhnlich als die [[Otakare|Familie der Otakare]] bezeichnet wird und als Familienzweig der [[w:Traungauer|Traungauer]] gilt. Er war der Sohn von [[Leopold I. (Steier)|Markgraf Leopold (I.) von Steier]] aus dessen Ehe mit der [[w:Welfen|Welfin]] [[Sophia von Steier|Sophia]] († 1145), einer Tochter von [[w:Heinrich der Schwarze|Herzog Heinrich von Baiern]]<ref group="A">Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem [[w:Wiener Kongress|Wiener Kongress]] im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.</ref> ("''Heinrich dem Schwarzen''"). Über seine Mutter war er ein Cousin von [[w:Heinrich der Löwe|Herzog Heinrich "''dem Löwen''"]] und [[w:Friedrich I. (HRR)|Friedrich I. Barbarossa]]. Außerdem war er einer der Urenkel von [[Leopold der Heilige|Markgraf Leopold (III.) von Österreich]] ("''Markgraf Leopold dem Heiligen''").


Markgraf Otakar (III.) war mit [[Kunigunde von Vohburg]] († 1184), der Tochter des Markgrafen [[w:Diepold III. von Vohburg|Diepold (III.) von Cham-Vohburg]] aus der [[w:Diepoldinger-Rapotonen|Familie der Diepoldinger-Rapotonen]] verheiratet.<ref group="A">Ihre ältere Halbschwester [[w:Adela von Vohburg|Adela]] († 1187) war die erste Ehefrau von [[w:Friedrich I. (HRR)|König / Kaiser Friedrich I. Barbarossa]]</ref> Aus dieser Ehe hatte er einen Sohn [[Ottokar IV. (Steiermark)|Otakar (IV.)]] († 1192), mit dem seine Familie in "männlicher Linie" ausstarb.<ref name ="Ndb640">vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640</ref>
Markgraf Otakar (III.) war mit [[Kunigunde von Vohburg]] († 1184), der Tochter des Markgrafen [[w:Diepold III. von Vohburg|Diepold (III.) von Cham-Vohburg]] aus der [[w:Diepoldinger-Rapotonen|Familie der Diepoldinger-Rapotonen]] verheiratet<ref group="A">Ihre ältere Halbschwester [[w:Adela von Vohburg|Adela]] († 1187) war die erste Ehefrau von [[w:Friedrich I. (HRR)|König / Kaiser Friedrich I. Barbarossa]]</ref>.<ref name ="Dopsch118">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]]: ''Die steirischen Otakare''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Das Werden der Steiermark''. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives. Bd. 10). Verlag Styria, Graz / Wien / Köln, 1980. ISBN 3-222-11281-9. S. 118</ref> Aus dieser Ehe hatte er einen Sohn [[Ottokar IV. (Steiermark)|Otakar (IV.)]] († 1192), mit dem seine Familie in "männlicher Linie" ausstarb.<ref name ="Ndb640">vgl. NDB, 1999, Bd. 19, S. 640</ref>


== Anfänge ==
== Anfänge ==
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== Herrscher von Steier ==
== Herrscher von Steier ==
Nach dem Tod von Graf Bernhard von Trixen konnte Markgraf Otakar (III.) seine Markgrafschaft durch dessen Erbe, zu dem auch die Herrschaft [[Bad Radkersburg|Radkersburg]] gehörte, im Süden bis an die Drau ausdehnen. 1152 übertrug ihm Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift von [[Seckau|Seckau]]. Außerdem erhielt er durch diesen auch die Vogtei über die Reichsabtei Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]]) und ihm wurde als ersten Reichsfürsten das Bergregal verliehen. Seine beiden wichtigsten Erwerbungen waren die Stadt [[Graz]], die er um 1156 den [[w:Konrad von Feistritz|Edelfreien]] von [[Traisen]]-[[Feistritz]] aus der [[w:Aribonen|Familie der Aribonen]] abnahm und die [[Grafschaft Pitten]], die er nach dem Tod des mit ihm verschwägerten Grafen [[Ekbert III. von Vornbach|Ekbert von Formbach]] († 1158) an sich brachte. Die Stadt Graz entwickelte sich zum Herrschaftszentrum der Markgrafschaft Steier. Mit dem Erwerb der Grafschaft Pitten dehnte Markgraf Otakar (III.) sein Herrschaftsgebiet über den Semmering, schon damals eine wichtige Handelsroute, aus und fasste außerdem Fuß im heutigen Bundesland Niederösterreich . Mit Ausnahme von [[Stift Admont]] gelang es dem Markgrafen die Vogteien über alle in seinem Herrschaftsgebiet gelegenen Klöster in seinen Besitz zu bringen.<ref name ="Ndb640"/>
Von seinem Vater Leopold erbte Otakar dessen Markgraf Steier. 1152 übertrug ihm Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift von [[Seckau|Seckau]]. Außerdem erhielt er durch diesen auch die Vogtei über die Reichsabtei Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]]) und ihm wurde als ersten Reichsfürsten das Bergregal verliehen. Seine beiden wichtigsten Erwerbungen waren die Stadt [[Graz]], die er um 1156 den [[w:Konrad von Feistritz|Edelfreien]] von [[Traisen]]-[[Feistritz]] aus der [[w:Aribonen|Familie der Aribonen]] abnahm und die [[Grafschaft Pitten]], die er nach dem Tod des mit ihm verschwägerten Grafen [[Ekbert III. von Vornbach|Ekbert von Formbach]] († 1158) an sich brachte. Die Stadt Graz entwickelte sich zum Herrschaftszentrum der Markgrafschaft Steier. Mit dem Erwerb der Grafschaft Pitten dehnte Markgraf Otakar (III.) sein Herrschaftsgebiet über den Semmering, schon damals eine wichtige Handelsroute, aus und fasste außerdem Fuß im heutigen Bundesland Niederösterreich . Mit Ausnahme von [[Stift Admont]] gelang es dem Markgrafen die Vogteien über alle in seinem Herrschaftsgebiet gelegenen Klöster in seinen Besitz zu bringen.<ref name ="Ndb640"/>
 
Außerdem gelang es ihm auch seine Position im heutigen Bundesland Kärnten auszubauen. Dort gehörten ihm bereits einige wichtige Ministerialenfamilien, darunter die Familien der Reifnitzer (am Südufer des Wörthersees), der Hollenburger (bei [[Ferlach]]), der Touernich-Steuerberger (bei [[Feldkirchen]]) und der Weißensteiner (nördwestlich von [[Villach]]. Nach dem Tod von [[Heinrich III. (Kärnten)|Herzog Heinrich (III.) von Kärnten]] erbte er große Teile von dessen Allodialbesitz, darunter die Herrschaften Glanegg (östlich von Feldkirchen) und Liebenberg (westlich von [[Sankt Veit an der Glan|St. Veit an der Glan]]) inklusive der dazu gehörigen Ministerialen. Nach dem Tod von Graf Bernhard von Trixen konnte er seine Markgrafschaft durch dessen Erbe, zu dem auch die Herrschaft [[Bad Radkersburg|Radkersburg]] gehörte, im Süden bis an die Drau ausdehnen. Von Bernhard erbte er außerdem die Burgen Obertrixen und Mittertrixen (beide heute Teil der Gemeinde [[Völkermarkt]]) sowie die meisten Angehörigen der weitverzweigten Ministerialenfamilie von Trixen und die im heutigen [[w:Slowenien|Slowenien]] gelegene Herrschaft [[w:Dravograd|Unterdrauburg]].<ref name ="Österr.Geschichte316">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 316</ref>  


Bei der Auseinandersetzungen von [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich "''Jasomirgott''"]] mit den [[w:Welfen|Welfen]] dürfte Markgraf Otakar (III.), dessen Mutter eine Welfin war, zu den Gegnern des [[Babenberger|Babenbergers]] gehört haben,. In den späten 1140er-Jahren veranlasste er kriegerische Angriffe auf dessen Herrschaftsgebiete. Dass er in der Zeugenliste des "[[w:Privilegium minus|Privilegiums minus]]" (1156) nicht aufscheint, obwohl er zu jenen Fürsten zählte, die eine einvernehmlichen Regelung der sogenannten "Baiernfrage" eigentlich hätte interessieren müssen, deutet ebenfalls auf eine Gegnerschaft zu Herzog Heinrich hin. Dass er selbst vielleicht gerne eine Erhebung seiner Markgrafschaft zu einem Herzogtum begrüßt hätte, wäre aufgrund seiner politischen Aktivitäten vorstellbar. Zu dieser kam es aber erst unter seinem gleichnamigen Sohn und Nachfolger.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 197 und S. 214f.</ref>
Bei der Auseinandersetzungen von [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich "''Jasomirgott''"]] mit den [[w:Welfen|Welfen]] dürfte Markgraf Otakar (III.), dessen Mutter eine Welfin war, zu den Gegnern des [[Babenberger|Babenbergers]] gehört haben,. In den späten 1140er-Jahren veranlasste er kriegerische Angriffe auf dessen Herrschaftsgebiete. Dass er in der Zeugenliste des "[[w:Privilegium minus|Privilegiums minus]]" (1156) nicht aufscheint, obwohl er zu jenen Fürsten zählte, die eine einvernehmlichen Regelung der sogenannten "Baiernfrage" eigentlich hätte interessieren müssen, deutet ebenfalls auf eine Gegnerschaft zu Herzog Heinrich hin. Dass er selbst vielleicht gerne eine Erhebung seiner Markgrafschaft zu einem Herzogtum begrüßt hätte, wäre aufgrund seiner politischen Aktivitäten vorstellbar. Zu dieser kam es aber erst unter seinem gleichnamigen Sohn und Nachfolger.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 197 und S. 214f.</ref>
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Nachdem der Markgraf um 1139/40 tatsächlich die Herrschaft übernommen hatte, herrschte er ca. 25 Jahre über seine Markgrafschaft. Abgesehen von ihrer Länge war seine Herrschaft insgesamt sehr erfolgreich. Dem Markgrafen gelang es in dieser Zeit eine zuverlässige und schlagkräftige Landesministerialität aufzubauen, die zur herrschaftlichen Erfassung, zur Kultivierung und zur militärischen Sicherung von großen Gebieten, besonders an der Grenze zum [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]], eingesetzt werden konnte. Zudem gelang es dem Markgrafen seine neu gewonnenen Gebiete wie der Raum zwischen der Mur und der Drau oder die Grafschaft Pitten in sein bisheriges Herrschaftsgebiet zu integrieren und dort bereits vorhandenen Dienstleute in seine landesfürstliche Ministerialität zu übernehmen. Mit dem Bau von starken Wehranlagen, die der Markgraf selbst oder seine wichtigsten  Ministerialen ausführen ließen, konnte die Sicherheit der Markgrafschaft besonders gestärkt werden.<ref name ="Österr.Geschichte280">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280</ref> Durch die Übernahme fast aller Klostervogteien innerhalb seines Herrschaftsbereiches gewann der Markgraf einen, wenngleich eingeschränkten, Zugriff auf deren Besitzungen. Dem Markgrafen gelang es außerdem für seine Markgrafschaft eine einheitliche Gerichtsverwaltung aufzubauen. Ihre Ausübung übertrug er an Landrichter, welche er aus seinen verlässlichsten Dienstleuten rekrutieren konnte.<ref name ="Österr.Geschichte281">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 281</ref>
Nachdem der Markgraf um 1139/40 tatsächlich die Herrschaft übernommen hatte, herrschte er ca. 25 Jahre über seine Markgrafschaft. Abgesehen von ihrer Länge war seine Herrschaft insgesamt sehr erfolgreich. Dem Markgrafen gelang es in dieser Zeit eine zuverlässige und schlagkräftige Landesministerialität aufzubauen, die zur herrschaftlichen Erfassung, zur Kultivierung und zur militärischen Sicherung von großen Gebieten, besonders an der Grenze zum [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]], eingesetzt werden konnte. Zudem gelang es dem Markgrafen seine neu gewonnenen Gebiete wie der Raum zwischen der Mur und der Drau oder die Grafschaft Pitten in sein bisheriges Herrschaftsgebiet zu integrieren und dort bereits vorhandenen Dienstleute in seine landesfürstliche Ministerialität zu übernehmen. Mit dem Bau von starken Wehranlagen, die der Markgraf selbst oder seine wichtigsten  Ministerialen ausführen ließen, konnte die Sicherheit der Markgrafschaft besonders gestärkt werden.<ref name ="Österr.Geschichte280">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280</ref> Durch die Übernahme fast aller Klostervogteien innerhalb seines Herrschaftsbereiches gewann der Markgraf einen, wenngleich eingeschränkten, Zugriff auf deren Besitzungen. Dem Markgrafen gelang es außerdem für seine Markgrafschaft eine einheitliche Gerichtsverwaltung aufzubauen. Ihre Ausübung übertrug er an Landrichter, welche er aus seinen verlässlichsten Dienstleuten rekrutieren konnte.<ref name ="Österr.Geschichte281">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 281</ref>


Unter der Herrschaft von Markgraf Otakar (III.) entwickelte sich eine Art "Landesbewusstsein", dem der Markgraf um 1160 eindrucksvoll Ausdruck verlieh, als er den "steirischen Panther" zu seinem Landeswappen, machte. Zudem begann unter ihm planmäßig der Ausbau der Stadt Graz zu einer landesfürstlichen Residenz und Hauptstadt.<ref name ="Österr.Geschichte281"/>
Unter der Herrschaft von Markgraf Otakar (III.) entwickelte sich eine Art "Landesbewusstsein", dem der Markgraf um 1160 eindrucksvoll Ausdruck verlieh, als er den "steirischen Panther" zu seinem Landeswappen, machte. Zudem begann unter ihm planmäßig der Ausbau der Stadt Graz zu einer landesfürstlichen Residenz und Hauptstadt.<ref name ="Österr.Geschichte281"/> Er dürfte außerdem der erste Reichsfürst gewesen sein, dem vom Kaiser das "Bergregal" für sein Herrschaftsgebiet verliehen wurde.<ref name ="Dopsch118"/> Markgraf Otakar (III.) stiftete außerdem zwei Klöster, das Augustiner Chorherrenstift in Vorau (1163) und die Kartause in Seitz im heutigen [[w:Slowenien|Slowenien]] (1160/1164), welche als älteste Kartause im deutschen Sprachraum gilt. Von ihr aus wurde mehr als 150 Jahre später die [[Kartause Mauerbach]] als erstes im heutigen EU-Land Österreich gelegenes Kartäuserkloster besiedelt. Da der Markgraf seine beiden Klostergründungen ziemlich gering ausstattete, ergab sich dadurch keine Schmälerung seines Besitzes.<ref>vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]]: ''Die steirischen Otakare''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Das Werden der Steiermark''. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives. Bd. 10). Verlag Styria, Graz / Wien / Köln, 1980. ISBN 3-222-11281-9. S. 117f.</ref>


== Orte mit Bezug zu Markgraf Otakar (III.) im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Markgraf Otakar (III.) im heutigen Österreich ==
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* [[Graz]]: Unter der Herrschaft von Mark Otakar III. wurde die Burganlage auf dem Grazer Schlossberg ausgebaut.
* [[Graz]]: Unter der Herrschaft von Mark Otakar III. wurde die Burganlage auf dem Grazer Schlossberg ausgebaut.
* [[Spital am Semmering]]: Der Markgraf gründete um 1160 hier ein Hospiz und eine Herberge für Pilger, Kreuzfahrer und Kaufleute.<ref name ="Ndb640"/> Diese Gründung ist ein Beleg dafür, dass Markgraf Otakar (III.) inzwischen die Herrschaft über das gesamte Mürztal besaß.<ref name ="Österr.Geschichte278">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 278</ref>  
* [[Spital am Semmering]]: Der Markgraf gründete um 1160 hier ein Hospiz und eine Herberge für Pilger, Kreuzfahrer und Kaufleute.<ref name ="Ndb640"/> Diese Gründung ist ein Beleg dafür, dass Markgraf Otakar (III.) inzwischen die Herrschaft über das gesamte Mürztal besaß.<ref name ="Österr.Geschichte278">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 278</ref>  
* [[Vorau]]: Markgraf Otakar III. gründete 1163 das Augustiner Chorherrnstift in Vorau.<ref name ="Ndb640"/>
* [[Vorau]]: Markgraf Otakar III. gründete 1163 das Augustiner Chorherrnstift in Vorau.<ref name ="Ndb640"/><ref name ="Dopsch117">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]]: ''Die steirischen Otakare''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Das Werden der Steiermark''. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives. Bd. 10). Verlag Styria, Graz / Wien / Köln, 1980. ISBN 3-222-11281-9. S. 117</ref>


== Diverses ==
== Diverses ==
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* Werner Robl: ''[http://www.robl.de/obergeschosskirchen/otokar/otokar.html  Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark]'', 13. Februar 2019, abgerufen am 24. April 2022
* Werner Robl: ''[http://www.robl.de/obergeschosskirchen/otokar/otokar.html  Otokar III. von Steier, Markgraf der Steiermark]'', 13. Februar 2019, abgerufen am 24. April 2022
* [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
* [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - Maximilian Weltin (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278''. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1
* [[w:Fritz Posch|Fritz Posch]]: ''Die Besiedlung und Entstehung des Landes Steiermark''. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): ''Das Werden der Steiermark''. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives. Bd. 10). Verlag Styria, Graz / Wien / Köln, 1980. ISBN 3-222-11281-9. S. 23-62, besonders S. 41-48


== Weblinks ==
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