Wilhelm Voldrer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wilhelm Voldrer''' (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1462<ref group="A">Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 457</ref>), auch '''Wilhelm Voldrer von Friedberg''', '''Wilhelm Vollrer''', '''Wilhelm Volerär''' oder '''Wilhelm Volrer''', war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der [[Grafschaft Tirol]] für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.


== Herkunft ==
== Herkunft ==
Über die Herkunft und den familiären Hintergrund des Gerichtsboten Wilhelm Voldrer ist nur wenig überliefert.<ref name ="Wallnöfer455>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 455</ref>
Wilhelm Voldrer war der Sohn von [[Hans Voldrer]].<ref name ="Wallnöfer456>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 456</ref>


== Leben ==
== Leben ==
1460 war Wilhelm Voldrer Bergrichter von [[Schwaz]]. Für einen Streit zwischen Bergknappen beizulegen, in dem es um betrügerische Machenschaften ging, ließ er 1460 Kundschaftsaufnahmen vornehmen. Zu den Zeugen gehörte auch [[Benedikt Stollprock]].<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 413</ref>
Wie sein Vater führte Wilhelm Voldrer ein eigenes Siegel.<ref name ="Wallnöfer457>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 457</ref> Nach 1437 tritt er in den Quellen zunehmend hervor, nachdem er zuvor fast immer nur gemeinsam mit seinem Vater genannt worden war. Auf dem Landtag zu Meran vom 3. November 1443 wurde er für die Abordnung ins Unterinntal bestimmt.<ref name ="Wallnöfer455>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 455</ref> Auf dem Landtag von Meran vom 7. Juni 1444 wurde ihm die "Pflege"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref>  für die Feste Schlossberg<ref group="A">Die [[w:Burg Schlossberg (Seefeld in Tirol)|Feste Schlossberg]] befand sich auf dem Areal der heutigen Gemeinde [[Seefeld in Tirol|Seefeld]]. Sie ist nicht mehr erhalten.</ref> übertragen. Es hat den Anschein, dass er diese "Pflege" nicht angetreten hat, denn schon im August 1444 bemühte er sich um die "Pflege" für die [[Schloss Tratzberg|Burg Tratzberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Stans]]) und 1446 um die Pflege für die [[w:Schloss Friedberg (Volders)|Burg Friedberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Volders]]). 1450 wurde ihm von [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund von Österreich]] ("''Siegmund dem Münzreichen''") auf Ersuchen seines Vaters eine Hofstätte zu Friedburg beim Tor verliehen und der Hof auf den Riedern in Naretsch (heute Teil der Gemeinde [[Tulfes]].<ref name ="Wallnöfer456/>
 
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1445 gehörte er zusammen mit [[Hans Fieger der Mittlere|Hans Fieger]] und anderen zu jenen Schiedsleuten unter dem Obmann Clemens Kripp, welche einen Vergleich zwischen den Orten [[Mils bei Hall|Mils]] und [[Baumkirchen]] vermittelten. In der Urkunde findet sich bei der Reihung an der ersten Stelle.<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 456f.</ref> 1460 war Wilhelm Voldrer Bergrichter von [[Schwaz]].<ref name ="Wallnöfer456/> Für einen Streit zwischen Bergknappen beizulegen, in dem es um betrügerische Machenschaften ging, ließ er 1460 Kundschaftsaufnahmen vornehmen. Zu den Zeugen gehörte auch [[Benedikt Stollprock]].<ref>vgl. Adelina Wallnöfer: ''Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol'', 2017, S. 413</ref> 1462 unterzeichnete er als Erstgereihter eine Bergwerksordnung.<ref name ="Wallnöfer457/>
 
1480 findet sich ein Wilhelm Voldrer von Friedberg, der in [[w:Taufers im Münstertal|Taufers]]<ref group="A">Taufers im Münstertal, heute Tubre, gehört seit 1919 zu [[w:Italien|Italien]].</ref> ansässig war und dort einen Verkaufsbrief der Kirchenpröpste der dortige Johanneskirche siegelte. Er könnte vielleicht mit dem Gerichtsboten Wilhelm Voldrer ident sein.<ref name ="Wallnöfer457/>


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Aktuelle Version vom 1. Januar 2023, 11:50 Uhr

Die Burg Friedberg bei Volders, heute. Nach ihr wird Wilhelm Voldrer häufig benannt, obwohl er selbst noch kein Adeliger gewesen sein dürfte.

Wilhelm Voldrer (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1462[A 1]), auch Wilhelm Voldrer von Friedberg, Wilhelm Vollrer, Wilhelm Volerär oder Wilhelm Volrer, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Herkunft

Wilhelm Voldrer war der Sohn von Hans Voldrer.[1]

Leben

Wie sein Vater führte Wilhelm Voldrer ein eigenes Siegel.[2] Nach 1437 tritt er in den Quellen zunehmend hervor, nachdem er zuvor fast immer nur gemeinsam mit seinem Vater genannt worden war. Auf dem Landtag zu Meran vom 3. November 1443 wurde er für die Abordnung ins Unterinntal bestimmt.[3] Auf dem Landtag von Meran vom 7. Juni 1444 wurde ihm die "Pflege"[A 2] für die Feste Schlossberg[A 3] übertragen. Es hat den Anschein, dass er diese "Pflege" nicht angetreten hat, denn schon im August 1444 bemühte er sich um die "Pflege" für die Burg Tratzberg (heute Teil der Gemeinde Stans) und 1446 um die Pflege für die Burg Friedberg (heute Teil der Gemeinde Volders). 1450 wurde ihm von Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund dem Münzreichen") auf Ersuchen seines Vaters eine Hofstätte zu Friedburg beim Tor verliehen und der Hof auf den Riedern in Naretsch (heute Teil der Gemeinde Tulfes.[1]

Mehrmals ist Wilhelm Voldrer in Urkunden genannt, welche Angelegenheiten des Stiftes Wilten berühren. 1435 bezeugt er Stiftungen von Ulrich Kolb, der mit ihm verwandt war, für das Stift. 1436 wurde er vom Stift mit einem Baumgarten bei Innsbruck belehnt. 1456 verkaufte er dem Stift eine Zinsgülte aus dem Hof auf den Riedern, der damals von einem "Baumann" bewirtschaftet wurde.[1]

1445 gehörte er zusammen mit Hans Fieger und anderen zu jenen Schiedsleuten unter dem Obmann Clemens Kripp, welche einen Vergleich zwischen den Orten Mils und Baumkirchen vermittelten. In der Urkunde findet sich bei der Reihung an der ersten Stelle.[4] 1460 war Wilhelm Voldrer Bergrichter von Schwaz.[1] Für einen Streit zwischen Bergknappen beizulegen, in dem es um betrügerische Machenschaften ging, ließ er 1460 Kundschaftsaufnahmen vornehmen. Zu den Zeugen gehörte auch Benedikt Stollprock.[5] 1462 unterzeichnete er als Erstgereihter eine Bergwerksordnung.[2]

1480 findet sich ein Wilhelm Voldrer von Friedberg, der in Taufers[A 4] ansässig war und dort einen Verkaufsbrief der Kirchenpröpste der dortige Johanneskirche siegelte. Er könnte vielleicht mit dem Gerichtsboten Wilhelm Voldrer ident sein.[2]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 456
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 457
  3. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 455
  4. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 456f.
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 413

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 457
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  3. Die Feste Schlossberg befand sich auf dem Areal der heutigen Gemeinde Seefeld. Sie ist nicht mehr erhalten.
  4. Taufers im Münstertal, heute Tubre, gehört seit 1919 zu Italien.