Friedrich IV. (Tirol): Unterschied zwischen den Versionen

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Für die Grafschaft Tirol war Friedrichs Herrschaft, langfristig betrachtet, von Vorteil. Hier gelang ihm die Festigung der landesfürstlichen Herrschaft durch den für ihn siegreichen Kampf gegen die mächtigsten Adelsfamilien der Grafschaft, die Wiedergewinnung des verpfändeten landesfürstlichen Besitzes (besonders der Gerichte) und eine institutionelle Verdichtung. Indem er um 1420 seinen Herrschaftssitz und die wichtigsten Zentralbehörden (Kammer und Kanzlei) endgültig in die verkehrsmäßig günstig gelegene Stadt Innsbruck verlegte, machte er diese nicht nur konsequent zum Mittelpunkt des Landes Tirol, sondern konnte die Effizienz der landesfürstlichen Verwaltung wesentlich steigern.<ref name ="brandstetter126"/>
Für die Grafschaft Tirol war Friedrichs Herrschaft, langfristig betrachtet, von Vorteil. Hier gelang ihm die Festigung der landesfürstlichen Herrschaft durch den für ihn siegreichen Kampf gegen die mächtigsten Adelsfamilien der Grafschaft, die Wiedergewinnung des verpfändeten landesfürstlichen Besitzes (besonders der Gerichte) und eine institutionelle Verdichtung. Indem er um 1420 seinen Herrschaftssitz und die wichtigsten Zentralbehörden (Kammer und Kanzlei) endgültig in die verkehrsmäßig günstig gelegene Stadt Innsbruck verlegte, machte er diese nicht nur konsequent zum Mittelpunkt des Landes Tirol, sondern konnte die Effizienz der landesfürstlichen Verwaltung wesentlich steigern.<ref name ="brandstetter126"/>


Die Beurteilung dürfte seit Jahrhunderten im Wesentlichen davon abhängen, aus der Sicht welches seiner Herrschaftsgebiete sein Handeln untersucht und beurteilt wurde, wobei seine Beurteilung bis in die Gegenwart von politischen Tendenzen und Modeerscheinungen beeinflusst und gar verzerrt ist. Im Vergleich zu seinen Brüdern, die er alle überlebte, ist Friedrich von den Söhnen von Herzog Leopold (III.) noch am bekanntesten. Wie bei diesen gilt auch für ihn, dass seine Herrschaft in jenen Zeitraum der "Habsburgergeschichte" zwischen dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] (1379) und der Abdankung von [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund ''dem Münzreichen'']] fällt, der bis heute nicht besonders gut erforscht ist, und er zu jenen Habsburgern gehört, die weder König noch Kaiser waren.<ref group="A">Die meisten relevanten Biographien der Habsburgerherrscher zwischen Rudolf I. und Friedrich III. sind aus dem 19. Jahrhundert, neuere Arbeiten befassen sich meistens nur mit Einzelaspekten. Hinzu kommt noch, dass von den Dynastien, die im Spätmittelalter Könige, Kaiser und Gegenkönige gestellt haben, bis heute fast nur diese Kaiser und Könige näher erforscht sind.</ref> Aufgrund seiner auf den Westen des Reiches und auf das heutige Italien ausgerichteten Politik und seiner für ihn selbst verhängnisvollen Verstrickung in das Konzil von Konstanz sowie der für das Bundesland Tirol guten Forschungslage gibt es zu Friedrich wesentlich mehr neuere wissenschaftliche Arbeiten als zu den vielen anderen Habsburgern des Mittelalters. Die meisten der neueren Arbeiten beschränkten sich aber nur auf das Konzil oder einzelne Aspekte seiner Herrschaft (siehe unter Literatur), wobei größere Zusammenhänge, Kontexte und politische Entwicklungen meistens nicht näher untersucht sind. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Quellen, die als Belege auftauchen, zum Teil widersprüchlich wirken, sodass eine kritische Aufarbeitung und Einstufung der Sachquellen zusätzlich notwendig wäre. Eine seriöse und sachliche, zugleich  ideologiefreie Aufarbeitung zu seiner Person, wobei auch versucht werden müsste, die historischen Bedingungen, unter denen er agierte, nicht nur auf seine Herrschaft über Tirol oder das Konzil von Konstanz zu reduzieren, steht bisher noch aus.
Die Beurteilung dürfte seit Jahrhunderten im Wesentlichen davon abhängen, aus der Sicht welches seiner Herrschaftsgebiete sein Handeln untersucht und beurteilt wurde, wobei seine Beurteilung bis in die Gegenwart von politischen Tendenzen und Modeerscheinungen beeinflusst und gar verzerrt ist.<ref>vgl. [https://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue/krise-krieg-und-koexistenz_16000054/ Zitat von Roland Gerber], Hierundjetzt.CH, abgerufen am 22. September 2019</ref> Im Vergleich zu seinen Brüdern, die er alle überlebte, ist Friedrich von den Söhnen von Herzog Leopold (III.) noch am bekanntesten. Wie bei diesen gilt auch für ihn, dass seine Herrschaft in jenen Zeitraum der "Habsburgergeschichte" zwischen dem [[Vertrag von Neuberg an der Mürz]] (1379) und der Abdankung von [[Siegmund (Österreich-Tirol)|Herzog Siegmund ''dem Münzreichen'']] fällt, der bis heute nicht besonders gut erforscht ist, und er zu jenen Habsburgern gehört, die weder König noch Kaiser waren.<ref group="A">Die meisten relevanten Biographien der Habsburgerherrscher zwischen Rudolf I. und Friedrich III. sind aus dem 19. Jahrhundert, neuere Arbeiten befassen sich meistens nur mit Einzelaspekten. Hinzu kommt noch, dass von den Dynastien, die im Spätmittelalter Könige, Kaiser und Gegenkönige gestellt haben, bis heute fast nur diese Kaiser und Könige näher erforscht sind.</ref> Aufgrund seiner auf den Westen des Reiches und auf das heutige Italien ausgerichteten Politik und seiner für ihn selbst verhängnisvollen Verstrickung in das Konzil von Konstanz sowie der für das Bundesland Tirol guten Forschungslage gibt es zu Friedrich wesentlich mehr neuere wissenschaftliche Arbeiten als zu den vielen anderen Habsburgern des Mittelalters. Die meisten der neueren Arbeiten beschränkten sich aber nur auf das Konzil oder einzelne Aspekte seiner Herrschaft (siehe unter Literatur), wobei größere Zusammenhänge, Kontexte und politische Entwicklungen meistens nicht näher untersucht sind. Hinzu kommt, dass die vorhandenen Quellen, die als Belege auftauchen, zum Teil widersprüchlich wirken, sodass eine kritische Aufarbeitung und Einstufung der Sachquellen zusätzlich notwendig wäre. Eine seriöse und sachliche, zugleich  ideologiefreie Aufarbeitung zu seiner Person, wobei auch versucht werden müsste, die historischen Bedingungen, unter denen er agierte, nicht nur auf seine Herrschaft über Tirol oder das Konzil von Konstanz zu reduzieren, steht bisher noch aus.


== Aussehen und physische Verfassung ==
== Aussehen und physische Verfassung ==