Seppl Wohlgenannt (Taufname: Josef Alfred Wohlgenannt* 9. August 1924 in Dornbirn, † 22. Dezember 2003 in Dornbirn, Vorarlberg) war ein Dornbirner Original, Postbusfahrer und Unternehmer in Ebnit.

Leben

Seppl Wohlgenannt wurde in Dornbirn, in der Vorderachmühle, geboren. Er hatte drei Geschwister (Frieda * 1920, Martina * 1922 und Ingo * 1927). 1942 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet dann in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.[1] 1953 heiratete er, lebte jedoch von seiner Gattin seit den 1960er-Jahren bis zu seinem Tod getrennt.

Eine Vorfahrin von Seppl Wohlgenannt war 1687 mit Christian Peter aus dem Ebnit verheiratet.[2][3]

Schule und Ausbildung

Seppl Wohlgenannt besuchte die Volksschule. Er machte eine Ausbildung zum Automechaniker.[1]

Beruf

Von 1947 bis 1951 arbeitete er in einer Autowerkstatt in der Schweiz. 1952 wurde er bei der Österreichische Post und Telegraphenverwaltung angestellt, wo er bis 1956 als Paketfahrer tätig war. Zuerst mittels Fahrrad, dann mit einer Puch 125 und zuletzt mit einem Fiat 5 DN. Aus dieser Zeit stammte sein Spitzname „der blaue Blitz“. 1956 wurde er als Postbuslenker eingestellt. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung 1984 aus.

Er baute 1961/1962 das Haus Ebnit 52, in welches im Erdgeschoss eine Postbusgarage untergebracht wurde und im oberen Stock betrieb er eine Pension.[1][4][3]

Sonstiges

Seppl Wohlgenannt war Gründungsmitglied der Wassergenossenschaft Ebnit und langjähriger Obmann des Wintersportvereins Ebnit sowie Mitglied des Heimatvereins Ebnit.[5]

Es ist von ihm scherzhaft überliefert, das er in den 28 Jahren, in denen er mit dem Postbus von Dornbirn ins Bergdorf Ebnit gefahren ist, mehr Menschen zum Beten gebracht haben soll, als der Pfarrer in der Kirche.

Von einer deutsche Boulevardzeitung wurde er in einem Beitrag als: "Bester Postbuschauffeur Österreichs" bezeichnet.

Diem-Motorrad

Seppl Wohlgenannt kaufte 1949 vom Dornbirner Mundart- und Heimatdichter Armin Diem eine Puch 250 S4 ab. Armin Diem hatte diese 1939 gekauft, obwohl er damals noch gar keinen Führerschien hatte. Seppl Wohlgenannt fuhr damit bis 1951 zur Arbeit in die Schweiz und legte dann das Fahrzeug Ende der 1950er-Jahre still. 2001 verkaufte er es an Jenny Richard vom Bauhof der Wildbachverbauung, der es wieder in den Originalzustand versetzte.[6]

Testamentsaffäre

Im Rahmen der sogenannten Testamentsfälschungsaffäre am Bezirksgericht Dornbirn war auch der Nachlass von Seppl Wohlgenannt betroffen. Durch ein gefälschtes Testament wurde die Ehegattin von Seppl Wohlgenannt um das Erbe gebracht. Sie erhielt 13.000 Euro, einen Bruchteil des gesetzlich vorgesehenen Pflichtteils. Der Erlös aus dem Verkauf des Hauses ging zum Teil an eine Frau, die ein Naheverhältnis mit Seppl Wohlgenannt gehabt haben soll und 85.000 Schilling an einen ehemaligen Gerichtsbediensteten.[2][7]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Peter Mattner: Als Seppl mit Milch den Motor kühlte, Neue Vorarlberger Tageszeitung vom 19. Juli 1984, S. 10f.
  2. 2,0 2,1 [https:// https://vbgv1.orf.at/stories/443008 /stories/443008 Justiz], Webseite: vbgv1.orf.at vom 11. April 2012.
  3. 3,0 3,1 Trauerrede vom 2. Jänner 2004, Verkehrs- und Fotoarchiv Vorarlberg von Anton Schäfer.
  4. Franz Rein: „Seppl Wohlgenannt – ein Buschauffeur und Ebniter mit Leib und Seele“ in Stubat Nr. 115 vom Juni 2023, S. 14 f.
  5. Todesanzeige in den Vorarlberger Nachrichten vom 30. Dezember 2003.
  6. Richard Jenny: Ein Motorrad schreibt Geschichte in Stubat vom Juni 2005, Nr. 43.
  7. Freundin von Jürgen H. belastet Walter M., Webseite: vorarlberg.orf.at vom 5. Juni 2012.