Azzo von Kuenring

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Azzo von Kuenring, auch Azzo von Gobatsburg (* im 11. Jahrhundert; † um 1100]]) gilt als Ahnherr der einer Adelsfamilie, die später als die Kuenringer bekannt wurde und im Mittelalter die Geschichte der Markgrafschaft und des späteren Herzogtums Österreich, besonders der damaligen Waldmark, wesentlich geprägt hat.

Leben

Am 29. Dezember 1056 erhielt Azzo, ein "serviens" (Dienstmann) des Markgrafen Ernst von Österreich ("Ernst der Tapfere"), vom späteren Kaiser Heinrich IV. drei Königshufen verliehen. Der Ort der Belehnung ist als "Hecimanneswisa" ("Azzmannswiesen") überliefert. Dass er sich in der späteren Marktgemeinde Kühnring befunden hat, in jenem Ort, nachdem sich die Kuenringer später benannten, gilt inzwischen als widerlegt, ebenso dass diese Belehnung unter Markgraf Liutpold II. von Österreich (Leopold der Schöne)[A 1], einem Sohn von Markgraf Ernst und dessen Nachfolger stattfand.[1] [2] 1083 soll Azzo außerdem an der Stelle, wo sich heute die Pfarrkirche von Kühnring befindet und wo sein Nachfahre Hadmar I. von Kuenring in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Stammburg der Familie erbaute, eine romanische Kirche oder Kapelle errichtet haben, die dem Hl. Altmann geweiht war und später als Burgkapelle diente.ref>vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 66</ref>

Eine solche Königsschenkung machte nicht unbedingt reich, sondern eröffnete vor allem Zukunftschancen, etwa durch Rodung und Ausbau reich zu werden. Bei dem ihm in der Hausgeschichte zugeschriebenen Sieg handelte es sich tatsächlich um eine verheerende Niederlage Markgraf Leopolds II. gegen Herzog Wratislaw von Böhmen bei Mailberg im Jahr 1082. Diese Schlacht blieb im Gedächtnis und wurde 200 Jahre später zumindest auf dem Pergament von einem Helden "gewonnen". Von einer Teilnahme Azzos ist tatsächlich nichts bekannt.[1]

Familie und Nachfahren

Die einzige Quelle zu den Anfängen der späteren Kuenringer im 11. Jahrhundert ist das Stiftungen-Buch des "Cistercienser-Klosters Zwettl"[A 2] Die Historizität der dort überlieferten Informationen zu Azzos Herkunft und zu seinen familiären Verhältnissen gilt der neuen Forschung als unzulässig, auch wenn Azzo tatsächlich das erste historisch belegte Mitglied dieser Familie sein dürfte und der Aufstieg seiner Familie im Dienst der Babenberger erfolgt ist. Nach der Erwähnung von Azzo verschwinden die Kuenringer für mehr als eine Generation wieder aus dem "historischen Blickfeld". Die im Stiftungen-Buch genannten Söhne Azzos dürften zur Generation der Enkel gehören. Wann und warum Azzo oder seine Vorfahren in die Mark Österreich kamen und was sie veranlasste, sich dort auf Dauer niederzulassen, ist unbekannt.[1] Azzos Nachfahren machten sich jedenfalls um die Besiedlung der damaligen Waldmark verdient. Ihnen werden mehrere Stadtgründungen zubeschreiben, so z. B. die der Städte Zwettl, Gmünd und Weitra, und die Errichtung vieler fester Grenzburgen, von denen sich die meisten aber bis heute nur als Ruinen erhalten haben.[3]

Azzo in Legende und Sage

Im Stiftungen-Buch des "Cistercienser-Klosters Zwettl", an dessen Stiftung einer von Azzos Nachfahren beteiligt war, wird Azzo als der legendäre Ahnherr der Kuenringer entsprechend gewürdigt. Nach diesen war er ursprünglich im Fürstentum [[w:Bistum Trier#Erzbistum Trier|Trier ansässig und ein Verwandter des dortigen Fürstbischofs Poppo und somit der Babenberger. Bischof Poppo soll ihn als Unterstützung für seinen Bruder, den damaligen Markgrafen, in die Mark Österreich entsendet haben. Diesem leistete Azzo wichtige Dienste, wofür er vom Markgrafen mit Ehren und Reichtümern überhäuft, zu dessen obersten Schenken erhoben und mit einer der vornehmsten Damen der Mark verheiratete worden wäre.[1] Überliefert ist hier auch ein Traum, in dem Azzo der eigene Aufstieg bzw. der seiner Familie vorhersagt wird, und den er angeblich noch hatte, als er sich im Bistum Trier aufhielt. In diesem Traum sieht Azzo, dass die damalige Markgrafschaft von bösen Tieren, darunter Bären und Eber, die das ungarische und das böhmische Königreich symbolisieren, bedroht wird und dass er es ist, der diese Tiere nach Gottes Willen diese besiegen wird, was sih auch erfüllen sollte.[4] Bei dem Azzo in der fiktiven Hausgeschichte seiner Familie im Stiftungen-Buch zugeschriebenen Sieg dürfte es sich in Wirklichkeit um eine verheerende Niederlage handeln, die Markgraf Leopolds II. der Schöne gegen den böhmischen Herzog und späteren König Wratislaw in der [w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] am 12. Mai 1082 hinnehmen musste. Eine Teilnahme Azzos ist nicht belegt.[1]

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Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Azzo Ahnherr der Kuenringer auf Gedächtnis des Landes
  2. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 64
  3. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 65f.
  4. vgl. Robert Bouchal - Johannes Sachslehner: Waldviertel, 2002, S. 64f.

Anmerkungen

  1. Markgraf Leopold II. wird in Stammbäumen und Ahnengalerien manchmal auch als Leopold III. gezählt, so zum Beispiel in der "Babenberger"-Galerie, die in Stift Melk besichtigt werden kann. In diesem Fall wird ein weiterer Luitpold (Leopold) († um 1043), ein Markgraf der Ungarnmark, mitgezählt. Dieser war ein Sohn von Markgraf Adalbert von Österreich ("Adalbert der Siegreiche") und älterer Bruder von Markgraf Ernst und somit ein Onkel von Leopold dem Schönen.
  2. Das Zwettler Stiftungen-Buch oder Stifterbuch ("Liber fundatorum") entstand zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Besser bekannt ist es unter dem Namen "Bärenhaut". Es enthält eine Geschichte der Kuenringer, wobei die Fakten entsprechend ausgeschmückt wurden, inklusive ihren Schenkungen an das Stift Zwettl und einen Stammbaum mit den ersten Generationen.