Siegfried von Mahrenberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. Juni 2022, 22:06 Uhr

Siegfried, Seifried oder Seyfried von Mahrenberg (* im 13. Jahrhundert; † 1272, vermutlich in Prag), urkundlich erstmals Mitte des 13. Jahrhunderts genannt, war ein Adliger des Herzogtums Steier. Bekannt ist er wegen seines tragischen Endes unter dem böhmischen König Ottokar[A 1] († 1278), dessen politische Hintergründe bis heute nicht befriedigend geklärt sind.

Siegfrieds Herkunft und Familie

Die Familie von Siegfried von Mahrenberg waren mit der Grafenfamilie von Trixen verwandt. Siegfried von Mahrenberg war der Sohn von Albert von Trixen aus dessen Ehe mit Gisela von Hardegg († nach 1251). Ihre Familie war bei St. Veit an der Glan ansässig. Gisela dürfte ihren Ehemann um mehrere Jahre überlebt haben. Ihre im Herzogtum Kärnten gelegenen Besitzungen erbte nach ihrem Tod ihr Sohn Siegfried. Er heiratete vor 1251 eine Frau mit Namen Richardis, deren Herkunftsfamilie bisher unbekannt ist.[1]

Die Burg Mahrenberg

Siegfried von Mahrenberg benannte sich nach der im südlichen Drautal gelegenen Burg Mahrenberg (heute Teil der in Slowenien gelegenen Gemeinde Radlje ob Dravi), welche Teil einer Burgenkette war, die dem Vorposten für das Kärntner Drautal gegen den Osten bildete. Sie befand sich an der Schnittstelle einer damals wichtigen Verkehrsroute, nämlich an der Einbindung der Radlpassstraße in die Drautalstraße. Im Mittelalter gehörte die Burg Mahrenberg zunächst zur Grafschaft im Jauntal, die bis 1147 Teil des Herzogtums Kärnten war. Nach dem Aussterben der Kärntner Herzogsfamilie der Spanheimer in "männlicher Linie" kam diese Grafschaft unter die Herrschaft der steirischen Markgrafen. Nach deren Aussterben in "männlicher Linie" kam sie als Teil des Herzogtums Steier unter die Herrschaft der Babenberger.[2] Als Erbauer der Burg Mahrenberg gilt Siegfrieds Vater, Albert von Trixen. Er soll die Burg angeblich auf Gründen erbaut haben, welche dem Kloster von St. Paul im Lavanttal gehörten. Bisher war nicht eindeutig zu klären, ob es sich dabei um dem Kloster "entfremdetes" Kirchengut gehandelt hat. Da es sich bei der Anlage um eine obere und eine niedere Burg handelt, sind die Rechtsverhältnisse zudem nur schwer zu bestimmen. Der Umstand, dass sich Siegfried von Mahrenberg als erstes und einziges Mitglied seiner Familie nach der Burg Mahrenberg benannte, bedeutet, dass er auf dieser seinen Hauptsitz hatte.[1]

Leben

Siegfried von Mahrenberg wird urkundlich erstmals 1246 beziehungsweise 1251 genannt. Damals regelte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Richardis die Rechtsverhältnisse seiner Ansitze, indem er die auf Klostergründen erbauten Burgen Trixen und Mahrenberg mit allem Zubehör Abt Leuthold von St. Paul übergab und sie von diesem auf Lebenszeit für sich und seine Ehefrau zu Lehen nahm. Die in der Urkunde für dieses Rechtsgeschäft angeführte Begründung legt nahe, dass er z dieser Zeit Gründe hatte, mit seinem baldigen Tod zu rechnen, womöglich also schwer erkrankt war. Eine Bestätigung dafür könnte die Gründungsurkunde für das Mahrenberger Dominikanerinnenkloster sein, das wenig später von seiner Mutter Gisela gegründet wurde. Von ihm hat sich zu dieser Klosterstiftung nur eine Zustimmungsurkunde erhalten. Er wird zwar in der Gründungsurkunde als Mitgründer, scheint dort aber weder als Mithandelnder noch unter den Sieglern auf.[1]

Später plante Siegfried von Mahrenberg gemeinsam mit seiner Ehefrau die Gründung einer Zisterze im Kanaltal, wofür beide 1260 und 1264 ihre Burgen Hardegg, Trixen und die obere Feste zu Mahrenberg mit dem Bischof von Bamberg gegen Güter bei Tarvis tauschten. Diese Klostergründung wurde aber letztlich nicht realisiert.[3] Im Zusammenhang mit dieser Klostergründung dürfte Herzogin Gertrud († 1288) 1263 in Voitsberg jene Urkunde für Siegfried von Mahrenberg ausgestellt haben, in welcher sie ihm erlaubte, seine Eigengüter und jene Besitzungen des Herzogtums Steier welche er von ihr als Lehen erhalten hatte, nach Belieben weiterzugeben und zu verschenken.[4]

Erinnerungen an Siegfried von Mahrenberg

Erhalten hat sich ein Sarkophag, den Maria Johanna Linzer, die Priorin des von ihm gegründeten Dominikanerinnenklosters 1654 für seine Umbettung anfertigen ließ. Dieser gilt heute als regionales Geschichtsdenkmal und ist seit 1812 Teil der kulturhistorischen Sammlung des Grazer Landesmuseums "Joanneum".[5]

Siegfried von Mahrenberg in Sage und Legende

  • Siegfried von Mahrenberg gründete und förderte das Dominikanerinnenkloster in Radlje ob Dravi (heute Teil von Slowenien), wo er nach seinem Tod als "Heiliger" Verehrung erfuhr.[5]
  • Die Steirischen Reimchronik, die Ottokar aus der Gaal († 1318 / 1322) zugeschrieben wird, und als Hauptquelle für die Ereignisse um Siegfrieds brutale Hinrichtung gilt, bietet eine Darstellung, die einige Widersprüche enthält. Sie interpretiert die Vorgänge als einen Racheakt von König Ottokar, dafür dass ihm Siegfried, als er vor dessen Burg vorbeizog, die Huldigung verweigert hätte. Entschuldigt wird Siegfrieds Verhalten in der Chronik mit einem Gichtanfall, wobei offengelassen ist, ob er durch diesen tatsächlich verhindert war, Ottokar zu huldigen oder ihn nur vorgeschützt hat. Allerdings machen. Allerdings ist anderer Stelle dort angeführt, dass Siegfried von Mahrenberg vor seiner Hinrichtung noch peinlich verhört wurde. Da die Zuzugsverweigerung aber keinen Anlass für ein peinliches Verhör bietet, ist diese Darstellung in Bezug auf historische Glaubwürdigkeit doch kritisch zu hinterfragen.[6]
  • König Ottokar wurde 1378 in der Schlacht auf dem Marchfeld getötet. Nach der "Steirischen Reimchronik" war sein Tod ein Akt der Rache für das, was er Siegfried von Mahrberg angetan hatte. Diese wird einem Verwandten von Siegfried, gewöhnlich einem Neffen namens Otto, Offo oder auch Berchtold von Emmersberg unterstellt. Nach einer Untersuchung von Ottokars Skelett ist bestätigt, dass seine Tötung sehr brutal war. Dafür aber, dass sie ein persönlicher Racheakt war, gibt es bisher keine Belege und auch nicht dafür, dass der Täter ein Verwandter von Siegfried von Mahrenberg war.

Siegfried von Mahrenberg auf der Bühne

Siegfried von Mahrenberg in zeitgenössischen Quellen

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Gerhard Pferschy: Zur Beurteilung Siegfrieds von Mahrenberg, 1977, S. 368
  2. vgl. Gerhard Pferschy: Zur Beurteilung Siegfrieds von Mahrenberg, 1977, S. 367f.
  3. vgl. Gerhard Pferschy: Zur Beurteilung Siegfrieds von Mahrenberg, 1977, S. 368f.
  4. vgl. Gerhard Pferschy: Zur Beurteilung Siegfrieds von Mahrenberg, 1977, S. 368f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Sarkophag, Museum-Joanneum.AT, abgerufen am 12. Juni 2022
  6. vgl. Gerhard Pferschy: Zur Beurteilung Siegfrieds von Mahrenberg, 1977, S. 367

Anmerkungen

  1. Für König Přemysl Otakar II. finden sich in der Sekundärliteratur unterschiedliche Namensformen: Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl, Otakar Premysl etc. Da er in Österreich zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Ottokar II. bekannt war und es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier aus Gründen der Übersicht durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.