Burgruine Stein am Kamp

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Stein am Kamp heute

Die Burgruine Stein am Kamp, ursprünglich Stayn oder auch Stayn auf dem Kamp, war eine am Kamp gelegene Höhenburg, die bereits im Mittelalter zerstört wurde. Im Spätmittelalter wurde sie nach einem Besitzer aus der Familie der Tursen auch der Tursenstein genannt. Nach ihrer Zerstörung zu Anfang des 15. Jahrhunderts auf Anweisung des in ihrer Nähe gelegenen Stiftes Altenburg wurde sie nur mehr als das "'Öde Schloss"' bezeichnet.

Lage

Die Burgruine Stein am Kamp gehört heute zur Gemeinde Altenburg. Sie befindet sich auf dem Kleinen Umlaufberg hoch über dem Fluss Kamp in Mitten von Wäldern, welche dem Stift Altenburg gehören.[1] Ein Waldstück im Stiftswald von Stift Altenburg, auf dem sich ein breiter, befahrbarer Weg befindet, der heute zur Burgruine führt, trägt in Erinnerung an die Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph I. († 1916) und Kaiserin Elisabeth († 1898) den Flurnamen "Kaiser-Allee".[2]

Die Burgruine

Von der früheren Burganlage hat sich ein Gemälde erhalten, welches heute im Stift Altenburg besichtigt werden kann. Es zeigt eine imposante Feste mit sechs großen Türmen. Die Forschung geht allerdings davon aus, dass die dort dargestellte Feste kein realistisches Abbild der einstigen Burganlage ist, sondern zu großen Teilen phantasievoll ausgestaltet. Von der tatsächlichen Anlage hat sich auf der Ostseite ein Teil der festen Ringmauer erhalten. Am nördlichen Ende der Anlage sind noch Reste eines viereckigen Turmes vorhanden.[1]

Geschichte

Die Anfänge der Burg Stein am Kamp liegen im Dunkeln. Als Erbauer gilt die Grafenfamilie von Poigen-Rebgau, deren Hauptsitz inzwischen allerdings in Grünberg an der Taffa (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen) vermutet wird.[3] In der neueren Geschichtsforschung wird ein Zusammenhang zwischen der Burggründung und der Schlacht bei Mailberg (12. Mai 1082) angenommen.[4] Im frühen 12. Jahrhundert wird ein Wolfker von Stein urkundlich genannt, der inzwischen mit dem Grafen Wolfker von Nalb identifiziert wurde. Noch im selben Jahrhundert dürfte die Burg Stein für einige Zeit einer Grafenfamilie von Hohenberg gehört haben, ehe sie in den Besitz von Herzog Leopold VI. von Österreich ("Leopold dem Glorreichen") († 1230) kam. Dieser und sein Nachfolger, Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare", vergaben Burg Stein an verschiedene Lehensträger, von denen aber keiner namentlich bekannt ist.[5]

Stein gehörte zu jenen Burgen, welche um 1265 auf Befehl des "Böhmenkönigs" Ottokar abgebrochen wurden. Nun nur mehr ein Burgstall[A 1] dürfte sie um 1288 als landesfürstliches Lehen in den Besitz der Familie der Sunnberger gekommen sein.[5] Um 1330 wurden das Stift Altenburg und seine Umgebung durch Einfälle aus dem ungarischen und dem böhmischen Königreich heimgesucht, von denen Stein wohl auch betroffen war.[6]

Der Burgstall Stein oder Anteile von diesem gehörten seit ca. 1337 Reinprecht (II.) Turse von Asparn († 1356).[1] Nach einer Urkunde, welche am 3. Mai 1337 in der Stadt Wien ausgestellt wurde, wurde er von den Herzögen von Österreich, Albrecht und Otto von Österreich, mit dem "Burgstall zu Stayn auf dem Kamp" belehnt, nachdem er ihnen zuvor dessen Aufgabe bestätigt hatte. Dabei erhielt er die Erlaubnis, den Burgstall um- und ausbauen zu dürfen.[6] Endgültig in den Besitz von Stein am Kamp gelangte er 1348 nach einem Kauf von den Brüdern Herwort, Wernhard, Ulrich, Jörg und Oswald Praittenaycker. Zu dieser Zeit wurde Stein bereits als Tursenstein bezeichnet.[7]

Nach seinem Tod erbten die Burg Stein seine beiden Töchter Barbara und Johanna, der Lehensbesitz der Burg (und weitere Güter) wurde ihnen 1367 vom Herzog von Österreich bestätigt. 1377 verkaufte Ulrich von Pernstein, der mit Johanna Tursin verheiratet war, mit ihrer Zustimmung seine Hälfte an der Burg Stein an Ulrich (II.) von Maissau († um 1380). Die andere Hälfte hatte dieser bereits vor 1377 von Johannas Schwester Barbara erworben.[7] Die Erben von Ulrich (II.) von Maissau verzichteten 1396 auf die Burg, welche von Herzog Albrecht (IV.) von Österreich (†1404) daraufhin dem Stift Altenburg übergeben wurde und auf dessen Befehl hin wenig später zerstört wurde.[8]

Danach wurde Stein am Kamp nicht mehr aufgebaut. 1419 wird im Zusammenhang mit einem Streit zwischen dem Pfarrer von Strögen (heute Teil der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen) und der Propstei St. Nikolaus von Passau der wüste Platz genannt, auf dem einst die Burg Tursenstein stand.[9] 1815 unternahm der Burgtheater-Schauspieler Friedrich Reil († 1843) eine Reise zu Fuß ins Waldviertel, über welche er 1823 eine Publikation herausgab. In dieser findet sich eine Nennung der Ruine Stein als "Ödes Schloss", dessen einstiger Standort eine stimmungsvolle Beschreibung erfährt.[10]

Heute befindet sich die Reste der ehemaligen Burganlage unter Denkmalschutz.[11]

Literatur

  • Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels. Geschichte und Genealogie eines niederösterreichischen Ministerialengeschleches. (Ungedruckte) Dissertation, Wien, 1981, S. 156-160

Weblinks

 Burgruine Stein am Kamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 156
  2. vgl. Renate Seebauer: Sagen und andere Kuriosa aus dem Poigreich. Mit historischen und didaktischen Anmerkungen (= Schriften zur Kulturgeschichte. Bd. 52). Verlag Dr. Kovač, Hamburg, 2018. ISBN 978-3-339-10266-9- S. 28
  3. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 156f.
  4. vgl. Tursenstein, NoeburgenImAreal.SBG.AC.AT, abgerufen am 4. Juni 2022
  5. 5,0 5,1 vgl. Tursenstein, Wehrbauten.AT, abgerufen am 4. Juni 2022
  6. 6,0 6,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 157
  7. 7,0 7,1 vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 158
  8. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 159
  9. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 159f.
  10. vgl. Anna Maria Sigmund: Die Tursen von Lichtenfels, 1981, S. 160
  11. vgl. Niederösterreich 2018, BDA.GV.AT, abgerufen am 4. Juni 2022

Anmerkungen

  1. Burgstall, eigentlich Burgstelle, ist eine ältere Bezeichnung für eine abgekommene Burg oder Ruine.
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