Adalbert von Böhmen

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Bischof Adalbert (III.) von Salzburg

Erzbischof Adalbert (III.) von Salzburg (* im 12. Jahrhundert, um 1145/46; † 8. April 1200), auch Adalbert von Böhmen, war zweimal Erzbischof von Salzburg. Seine erste Periode als Erzbischof von Salzburg (1168-1169/74) wurde im Wesentlichen durch die Aktivitäten von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" bestimmt. Seine zweite Periode (1183-1200) war dagegen, ausgenommen seine beiden letzten Jahre, weitgehend erfolgreich.

Herkunft und Familie

Bischof Adalbert (III.) von Salzburg entstammte der Familie der Přemysliden. Er war ein jüngerer Sohn von Herzog Vladislav (II.) von Böhmen († um 1174) aus dessen Ehe mit Gertrud von Österreich († um 1151), einer Tochter des Markgrafen Leopold (III.) von Österreich ("Leopold des Heiligen") († 1136) und der Kaisertochter Agnes († 1143). Er war somit der Neffe von Erzbischof Konrad (II.) von Salzburg († 1168), dem er als Erzbischof von Salzburg nachfolgte, und ein Cousin von Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" († 1190).[1]

Leben

Erste Periode als Salzburger Erzbischof

Adalbert von Böhmen wurde in der Prämonstratenserabtei Strahov (heute Teil der Stadt Prag) erzogen.[1] 1168 wurde er nach dem Tod seines Onkels Konrad von den Salzburger Domherren und Ministerialen[A 1], die bis Ende des 13. Jahrhunderts an der Bischofswahl mitbeteiligt waren[2], zu dessen Nachfolger als Erzbischof von Salzburg gewählt. Die Domherren und die Ministerialen hatten unter seinen beiden Vorgängern im Konflikt zwischen Kaiser Friedrich I. und Papst Alexander III. den Papst unterstützt und hielten zunächst an dieser Linie fest, obwohl sie unter Bischof Konrad (II.) einige schwere Rückschläge hatten hinnehmen müssen.[3] Adalbert, der zum Zeitpunkt seiner Wahl noch sehr jung und politisch völlig unerfahren war, dürfte anders als seine beiden Vorgängern Konrad und Eberhard († 1164) nicht wirklich imstande gewesen sein, die Domherren und Ministerialen im Kampf gegen den Kaiser zu führen. Durch unüberlegte Handlungen und seine wankelmütige Haltung machte er sich sämtliche Feinde und verlor schließlich die Unterstützungen seiner Ministerialen. Bereits im Sommer 1169 musste er sich in Salzburghofen (heute Teil von Freilassing) bedingungslos dem Kaiser unterwerfen, nachdem ihm Meingod (II.) von Surburg, damals Burggraf von Hohensalzburg, die Salzburger Ministerialen und die Domherren ihre Unterstützung entzogen hatten, worauf dieser vorübergehend selbst die Herrschaft über das Erzstift ausübte.[4]

1169-1183

Im Februar und März 1170 unternahm Kaiser Friedrich einen längeren Umritt durch das Erzstift Salzburg, wobei er dessen wichtigste Orte besuchte: die Städte Salzburg, Friesach, wo er mit Herzog Hermann von Kärnten und anderen wichtigen Adligen aus dem Herzogtum Kärnten und dem Herzogtum Bayern zusammentraf und Leibnitz, das damals der wichtigste Stützpunkt der Salzburger Erzbischöfe im Herzogtum Steier war sowie das Kloster von Garsten. Dabei versuchte er seine eigene Position und seine weltlichen Hoheitsrechte im Erzstift zu stärken, indem er dessen Ministeriale auf seine Person vereidigen ließ, Kirchenbesitz seiner eigenen Verwaltung unterstellte und mit der Verleihung des Bergregals und der Schenkung von Bergwerksrechten die Stellung des Gurker Bischofs verbesserte. Zudem beanspruchte er die Einnahmen des Erzstiftes, die dem Erzbischof zustanden, für sich.[5] Da Erzbischof Adalbert allerdings noch immer wichtige geistliche Funktionen ausüben konnte, darunter auch die Absetzung von kaiserlich gesinnten Prälaten, und von seinen zahlreichen Verwandten unter den Reichsfürsten unterstützt wurde, dürfte der Kaiser eine endgültige Entscheidung zunächst aufgeschoben haben. Erst für den Hoftag, den er am 20. Februar 1172 in der Stadt Salzburg abhielt, war beschlossen, dass sich Adalbert einen Urteilsspruch der Fürsten unterwerfen und gegen eine angemessene Entschädigung auf seine Würde als Erzbischof von Salzburg verzichten sollte.[6] Nachdem dieser Plan aber durch die Flucht von Erzbischof Adalbert aus der Stadt Salzburg nicht mehr durchgeführt werden konnte, setzte der Kaiser dem Erzstift eine letzte Frist, sich auf einen Kandidaten für die Wahl eines neuen Erzbischofs zu einigen. Doch auch er konnte er die Situation im Erzstift nicht meistern, da es ihm nicht gelang, die Salzburger Domherren und Ministerialen geschlossen auf seine Seite zu ziehen. 1174 ließ er Erzbischof Adalbert schließlich offiziell durch eine Spruch einiger Reichsfürsten absetzen und den Propst Heinrich von Berchtesgaden († 1196) durch die gerade anwesenden Salzburger Kleriker und Ministeralen zum neuen Erzbischof wählen. Da jedoch ein namhafter Teil der Salzburger Domherren und Prälaten und auch der Papst weiterhin an Adalbert festhielten, konnte sich dieser als Bischof nicht durchsetzen.[2] Erst 1177 versuchten der Kaiser und der Papst bei ihren Friedensverhandlungen in Venedig eine nunmehr tragbare Lösung zu finden, indem Heinrich von Berchtesgaden als Salzburger Erzbischof durch Kardinal Konrad von Wittelsbach († 1200) abgelöst wurde, der dieses Amt bis 1183 bekleidete.[1]

Zweite Periode als Salzburger Erzbischof

Adalbert von Böhmen hielt sich in den Jahren zwischen seiner Flucht aus Salzburg und seiner erneuten Einsetzung als Erzbischof von Salzburg zunächst beim Patriarchen von Aquileia und dann im böhmischen Königreich auf. Nachdem Konrad von Wittelsbach wieder als Erzbischof von Mainz eingesetzt wurde, wurde Adalbert dann 1183 auf ausdrücklichen Befehl von Kaiser Friedrich I. erneut zum Erzbischof von Salzburg gewählt.[7] Offensichtlich innerlich gereift, verblieb er in diesem Amt bis zu seinem Tod und gestaltete seine zweite Periode als Salzburger Erzbischof weitgehend erfolgreich. Dieses Mal schloss er sich eng an Kaiser Friedrich I. an und auch mit dessen Nachfolger Kaiser Heinrich VI. arbeitete er gut zusammen. Dieser verlieh ihm als Erzbischof von Salzburg das ausschließliche Recht zur Münzprägung in seinem Erzstift,#. Damit wurde die Position der erzbischöflichen Münzstätte in Friesach gegen die Ansprüche des Hochstiftes von Gurk abgesichert und die bairischen Herzöge mussten ihre Münzprägung, die sie in der Stadt Salzburg seit Jahrhunderten ausgeübt hatten, endgültig aufgeben. Um 1198, während seiner zweiten Periode, wurde der Bau des romanischen Doms in Salzburg abgeschlossen.[8]

Weniger glücklich erwiesen sich aber seine letzten Jahre vor seinem Tod. Dass er 1196 einen Rachefeldzug gegen die Stadt Reichenhall unternahm und diese mit Häusern, Kirchen und Salinen in Brand stecken ließ, wovon sie sich nur langsam wieder erholte, sollte sich unter seinem Nachfolger vorteilhaft für die Entwicklung des Salzbergbaus auf dem Dürrnberg und die Salinen der Stadt Hallein auswirken.[9] Bereits 1190 hatte Kaiser Heinrich VI. dem im heutigen Bayern gelegenen Ort Mühldorf am Inn, der damals zum Erzstift Salzburg gehörte, ein Niederlagsrecht verliehen, wodurch der Salzhandel des Erzstiftes einen wichtigen Stützpunkt an einer bedeutenden Salzschifffahrtsroute erhielt.[9] 1198 kam es jedoch zwischen ihm und den Salzburger Ministerialen zu einer Auseinandersetzung, deren Hintergründe bisher nicht geklärt sind. In der Forschung wird vermutet, dass sich die Ministerialen gegenüber dem Domkapitel und den Klöstern zurückgesetzt fühlten, da der Erzbischof diese, aber nicht sie, an der von ihm eröffneten Salzproduktion auf dem Dürrnberg beteiligt hatte. Erzbischof Adalbert wurde von den Ministerialen an der Lammer gefangen genommen und zwei Wochen lang auf der Burg Hohenwerfen (heute Teil der Gemeinde Werfen) festgehalten.[8] Im Folgejahr wurde das Erzstift Salzburg durch die "Ortenburger Fehde" heimgesucht und am 5. April 1200 dann noch die Stadt Salzburg durch einen Brand verwüstet.[10] Nach seinem Tod wurde Bischof Eberhard von Brixen († 1246) zu seinem Nachfolger gewählt. Er übernahm ein weitgehend in sich gefestigtes Fürstentum, dessen Herrscher zudem über reiche Einkünfte verfügte.[11]

Literatur

Weblinks

 Adalbert von Böhmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Andreas Bigelmair: Adalbert III., S. 46
  2. 2,0 2,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 360
  3. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 358
  4. vvgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 358f.
  5. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 359
  6. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 359f.
  7. Andreas Bigelmair: Adalbert III., S. 47
  8. 8,0 8,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 361
  9. 9,0 9,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 367
  10. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 361f.
  11. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, S. 362

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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