Otakar III. (Steiermark): Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:Straßengel NO-Turm Kopf Kunigunde von Vohburg & Ottokar III.jpg|thumb|Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen Markgraf Otakar (III.) und seine Ehefrau Kunigunde.]]
[[File:Straßengel NO-Turm Kopf Kunigunde von Vohburg & Ottokar III.jpg|thumb|Zwei der Köpfe im zweiten Geschoss des nordöstlichen Kirchturms der Wallfahrtskirche Maria-Straßengel zeigen Markgraf Otakar (III.) und seine Ehefrau Kunigunde.]]
'''Markgraf Otakar (III.)'''  (* im 12. Jahrhundert, um 1125; † [[31. Dezember]] [[1164]], bei [[w:Pécs|Fünfkirchen]], damals [[w:Königreich Ungarn|ungarisches Königreich]]), auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Land Österreich. Er gilt als der Wegbereiter eines steirischen Landesfürstentums, dem eine bedeutende Erweiterung der [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gelang, wobei sich sein Herrschaftszentrum allmählich in die Stadt [[Graz]] verlagerte.
'''Markgraf Otakar (III.)'''  (* im 12. Jahrhundert, um 1125; † [[31. Dezember]] [[1164]], bei [[w:Pécs|Fünfkirchen]], damals [[w:Königreich Ungarn|ungarisches Königreich]]), auch '''Ottokar''', herrschte über Teile im heutigen Land Österreich. Er gilt als der Wegbereiter eines steirischen Landesfürstentums, dem eine bedeutende Erweiterung der [[Herzogtum Steier|Markgrafschaft Steier]] gelang, wobei sich sein Herrschaftszentrum allmählich in die Stadt [[Graz]] verlagerte. In der Geschichtsforschung gilt er als Begründer des steirischen Landesfürstentums.


== Herkunft ==
== Herkunft ==
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== Leben ==
== Leben ==
[[File:Otokar.jpg|thumb|Reitersiegel von Markgraf Otakar (III.), Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert]]
[[File:Otokar.jpg|thumb|Reitersiegel von Markgraf Otakar (III.), Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert]]
Markgraf Otakar (III.) herrschte nach dem Tod seines Vaters über die Markgrafschaft Steier. Bis zu seiner Volljährigkeit fungierten seine Mutter in Zusammenarbeit mit weiteren Verwandten als sein Vormund. Seine erste Urkunde stellte der Markgraf 1140 aus. 1160 bezeichnete er die Markgrafschaft Steier erstmals als "sein Land" ("terra nostra"). Durch das erfolgreiche Einfordern von weiteren Erbschaften gewann er außerdem große Besitzungen und Ämter im heutigen Bundesland Kärnten sowie in den heutigen Staaten Slowenien und Italien, wodurch er sein Herrschaftsgebiet wesentlich vergrößern konnte. Er behauptete sich erfolgreich, teils mit Gewalt, gegen hoch- und edelfreie Adeligen<ref group="A">Die [[w:Edelfrei|Hochfreien]] waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den [[w:Ministeriale|Ministerialen]] verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.</ref> , deren Eigengüter auf dem Areal seiner Markgrafschaft lagen und förderte sicherte seine Herrschaft ab, in dem er die Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> zu seinen wichtigsten Helfern machte.<ref name ="Ndb640"/>  
Markgraf Otakar (III.) herrschte nach dem Tod seines Vaters über die Markgrafschaft Steier. Bis zu seiner Volljährigkeit fungierten seine Mutter in Zusammenarbeit mit weiteren Verwandten, darunter seinem Onkel, den Grafen [[Bernhard von Trixen|Bernhard von Trixen]] († um 1147), als sein Vormund. Seine erste Urkunde stellte der Markgraf 1140 aus. 1160 bezeichnete er die Markgrafschaft Steier erstmals als "sein Land" ("terra nostra"). Durch das erfolgreiche Einfordern von weiteren Erbschaften gewann er außerdem große Besitzungen und Ämter im heutigen Bundesland Kärnten sowie in den heutigen Staaten Slowenien und Italien, wodurch er sein Herrschaftsgebiet wesentlich vergrößern konnte. Er behauptete sich erfolgreich, teils mit Gewalt, gegen hoch- und edelfreie Adeligen<ref group="A">Die [[w:Edelfrei|Hochfreien]] waren innerhalb des Adels ein eigener landrechtlicher Stand. Als Hochfreie galten im Mittelalter Personen, die eine dynastische Herkunft aufweisen konnten und ihren Besitz als "freies Eigen" besaßen. Die Hochfreien waren dem fürstenmäßigen hohen Adel gleichgestellt, rechtlich hatten sie eine Zwischenstellung zwischen den Personen, welche im Besitz der "wirklichen" alten Gaugrafschaften und Stammesherzogtümern waren und den nur ritterbürtigen Mittelfreien. Im Unterschied zu den [[w:Ministeriale|Ministerialen]] verdankten sie ihren Adel nicht einem Dienst- oder Lehnsverhältnisses und waren somit keiner anderen Dynastien untergeordnet. Sie unterstanden nur dem König beziehungsweise dem Kaiser. Seit dem 11. Jahrhundert galten ihre Territorien daher als "reichsfrei", "königsfrei" oder "reichsunmittelbar". Sie führten gewöhnlich den Titel Herr oder Freiherr, im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit gelang einigen der Aufstieg in den Grafenstand, während sich die meisten, nicht immer gegen ihren Willen, in die Lehensabhängigkeit mächtigerer Adelsfamilien gerieten.</ref> , deren Eigengüter auf dem Areal seiner Markgrafschaft lagen und förderte sicherte seine Herrschaft ab, in dem er die Ministerialen<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref> zu seinen wichtigsten Helfern machte.<ref name ="Ndb640"/>  


== Leben ==
== Leben ==
Nach dem Tod des mit ihm verwandten Grafen [[w:Bernhard von Trixen|Bernhard von Spanheim-Marburg]] († 1147) konnte Markgraf Otakar (III.) seine Markgrafschaft durch dessen Erbe im Süden bis an die Drau ausdehnen. 1152 übertrug ihm Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift von [[Seckau|Seckau]]. Außerdem erhielt er durch diesen auch die Vogtei über die Reichsabtei Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]] und ihm wurde als ersten Reichsfürsten das Bergregal verliehen. Seine beiden wichtigsten Erwerbungen waren die Stadt [[Graz]], die er um 1156 den [[w:Konrad von Feistritz|Edelfreien]] von [[Traisen]]-[[Feistritz]] aus der [[w:Aribonen|Familie der Aribonen]] abnahm und die [[w:Grafschaft Pitten|Grafschaft Pitten]], die er nach dem Tod des mit ihm verschwägerten Grafen Ekbert (III.) von Formbach († 1158) an sich brachte. Graz entwickelte sich danach zum Herrschaftszentrum von Steier, mit der Grafschaft Pitten konnte Markgraf Otakar (III.) sein Herrschaftsgebiet über den Semmering, schon damals eine wichtige Handelsroute ausdehnen und außerdem im heutigen Bundesland Niederösterreich Fuß fassen. Mit Ausnahme von [[w:Stift Admont|Stift Admont]] gelang es dem Markgrafen die Vogteien über alle in seinem Herrschaftsgebiet gelegenen Klöster in seinen Besitz zu bringen.<ref name ="Ndb640"/>
Nach dem Tod von Graf Bernhard von Trixen konnte Markgraf Otakar (III.) seine Markgrafschaft durch dessen Erbe im Süden bis an die Drau ausdehnen. 1152 übertrug ihm Kaiser Friedrich (I.) Barbarossa die Vogtei über das Augustiner-Chorherrenstift von [[Seckau|Seckau]]. Außerdem erhielt er durch diesen auch die Vogtei über die Reichsabtei Göss (heute Teil der Stadt [[Leoben]]) und ihm wurde als ersten Reichsfürsten das Bergregal verliehen. Seine beiden wichtigsten Erwerbungen waren die Stadt [[Graz]], die er um 1156 den [[w:Konrad von Feistritz|Edelfreien]] von [[Traisen]]-[[Feistritz]] aus der [[w:Aribonen|Familie der Aribonen]] abnahm und die [[w:Grafschaft Pitten|Grafschaft Pitten]], die er nach dem Tod des mit ihm verschwägerten Grafen [[Ekbert von Vornbach#Herkunft und Familie|Ekbert von Formbach]] († 1158) an sich brachte. Die Stadt Graz entwickelte sich zum Herrschaftszentrum der Markgrafschaft Steier. Mit dem Erwerb der Grafschaft Pitten dehnte Markgraf Otakar (III.) sein Herrschaftsgebiet über den Semmering, schon damals eine wichtige Handelsroute, aus und fasste außerdem Fuß im heutigen Bundesland Niederösterreich . Mit Ausnahme von [[w:Stift Admont|Stift Admont]] gelang es dem Markgrafen die Vogteien über alle in seinem Herrschaftsgebiet gelegenen Klöster in seinen Besitz zu bringen.<ref name ="Ndb640"/>


Bei der Auseinandersetzungen von [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich "''Jasomirgott''"]] mit den Welfen dürfte Markgraf Otakar (III.) von Steier, dessen Mutter eine Welfin war, zu den Gegnern von gehört haben. In den späten 1140er-Jahren veranlasste er kriegerische Angriffe auf die Markgrafschaft. Dass er in der Zeugenliste des "[[w:Privilegium minus|Privilegium minus]]" (1156) nicht aufscheint, obwohl er zu jenen Fürsten zählte, die eine einvernehmlichen Regelung der sogenannten "Baiernfrage" eigentlich hätte interessieren müssen, dürfte ebenfalls ein Indiz für eine Gegnerschaft zu Herzog Heinrich gewesen sein. Dass er selbst vielleicht gerne eine Erhebung seiner Markgrafschaft zu einem Herzogtum begrüßt hätte, wäre aufgrund seiner politischen Aktivitäten vorstellbar. Zu dieser kam es aber erst unter seinem gleichnamigen Sohn und Nachfolger.
Bei der Auseinandersetzungen von [[Heinrich II. (Österreich)|Herzog Heinrich "''Jasomirgott''"]] mit den Welfen dürfte Markgraf Otakar (III.) von Steier, dessen Mutter eine Welfin war, zu dessen Gegnern gehört haben. In den späten 1140er-Jahren veranlasste er kriegerische Angriffe auf dessen Herrschaftsgebiete. Dass er in der Zeugenliste des "[[w:Privilegium minus|Privilegiums minus]]" (1156) nicht aufscheint, obwohl er zu jenen Fürsten zählte, die eine einvernehmlichen Regelung der sogenannten "Baiernfrage" eigentlich hätte interessieren müssen, dürfte ebenfalls ein Indiz für eine Gegnerschaft zu Herzog Heinrich gewesen sein. Dass er selbst vielleicht gerne eine Erhebung seiner Markgrafschaft zu einem Herzogtum begrüßt hätte, wäre aufgrund seiner politischen Aktivitäten vorstellbar. Zu dieser kam es aber erst unter seinem gleichnamigen Sohn und Nachfolger.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 197 und S. 214f.</ref>
<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 197 und S. 214f.</ref>


Markgraf Otakar (III.) starb 1164 während einer politischen Mission im Auftrag von Kaiser Friedrich I. im [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]], wo er zwischen dem ungarischen König [[w:Stephan III. (Ungarn)|Stephan (III.)]] († 1172) und dessen Onkel [[w:Stephan IV. (Ungarn)|Stephan (IV.)]] († 1165), der ebenfalls die ungarische Krone beanspruchte, zu vermitteln versuchte.<ref name ="Ndb640"/>
Markgraf Otakar (III.) starb 1164 während einer politischen Mission im Auftrag von Kaiser Friedrich I. im [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]], wo er zwischen dem ungarischen König [[w:Stephan III. (Ungarn)|Stephan (III.)]] († 1172) und dessen Onkel [[w:Stephan IV. (Ungarn)|Stephan (IV.)]] († 1165), der ebenfalls die ungarische Krone beanspruchte, zu vermitteln versuchte.<ref name ="Ndb640"/>
== Politische Leistungen von Markgraf Otakar (III.) ==
Nachdem der Markgraf um 1139/40 tatsächlich die Herrschaft übernommen hatte, herrschte er ca. 25 Jahre über seine Markgrafschaft. Abgesehen von ihrer Länge war seine Herrschaft insgesamt sehr erfolgreich. Dem Markgrafen gelang es in dieser Zeit eine zuverlässige und schlagkräftige Landesministerialität aufzubauen, die zur herrschaftlichen Erfassung, zur Kultivierung und zur militärischen Sicherung von großen Gebieten, besonders an der Grenze zum [[w:Königreich Ungarn|ungarischen Königreich]], eingesetzt werden konnte. Zudem gelang es dem Markgrafen seine neu gewonnenen Gebiete wie der Raum zwischen der Mur und der Drau oder die Grafschaft Pitten in sein bisheriges Herrschaftsgebiet zu integrieren und dort bereits vorhandenen Dienstleute in seine landesfürstliche Ministerialität zu übernehmen. Mit dem Bau von starken Wehranlagen, die der Markgraf selbst oder seine wichtigsten  Ministerialen ausführen ließen, konnte die Sicherheit der Markgrafschaft besonders gestärkt werden.<ref name ="Österr.Geschichte280">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 280</ref> Durch die Übernahme fast aller Klostervogteien innerhalb seines Herrschaftsbereiches gewann der Markgraf einen, wenngleich eingeschränkten, Zugriff auf deren Besitzungen. Dem Markgrafen gelang es außerdem für seine Markgrafschaft eine einheitliche Gerichtsverwaltung aufzubauen. Ihre Ausübung übertrug er an Landrichter, welche er aus seinen verlässlichsten Dienstleuten rekrutieren konnte.<ref name ="Österr.Geschichte281">vgl. [[w:Heinz Dopsch|Heinz Dopsch]] - [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] - [[w:Maximilian Weltin|Maximilian Weltin]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 281</ref>
Unter der Herrschaft von Markgraf Otakar (III.) entwickelte sich eine Art "Landesbewusstsein", dem der Markgraf um 1160 eindrucksvoll Ausdruck verlieh, als er den "steirischen Panther" zu seinem Landeswappen, machte. Zudem begann unter ihm planmäßig der Ausbau der Stadt Graz zu einer landesfürstlichen Residenz und Hauptstadt.<ref name ="Österr.Geschichte281"/>


== Orte mit Bezug zu Markgraf Otakar (III.) im heutigen Österreich ==
== Orte mit Bezug zu Markgraf Otakar (III.) im heutigen Österreich ==
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