Johann Parricida: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben - Ergänzungen ==
== Leben - Ergänzungen ==
* 1307 wurde Johann von seinem Onkel Albrecht zu seinem Mitregenten in den [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Landen"]] ernannt. Diese Ernennung durfte jedoch eine reine Formsache gewesen sein, so stattete Albrecht seinen Neffen zum Beispiel nicht mit eigenem Besitz aus.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 110</ref> In der Forschung wird gewöhnlich davon ausgegangen, dass Albrecht die [[w:Primogenitur|Primogenitur]] innerhalb seiner Familie durchzusetzen wollte und dies letztlich den Königsmord durch Johann zur Folge hatte.<ref>vgl. Gerald Schwedler: ''Familienmodell im Wandel''. Zu kooperativen und dynastischen Vorstellung der Habsburger zur Zeit Friedrichs des Schönen. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 128</ref>
* 1307 wurde Johann von seinem Onkel Albrecht zu seinem Mitregenten in den [[w:Vorderösterreich|"Vorderen Landen"]] ernannt. Diese Ernennung durfte jedoch eine reine Formsache gewesen sein, so stattete Albrecht seinen Neffen zum Beispiel nicht mit eigenem Besitz aus.<ref>vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 110</ref> In der Forschung wird gewöhnlich davon ausgegangen, dass Albrecht die [[w:Primogenitur|Primogenitur]] innerhalb seiner Familie durchzusetzen wollte und dies letztlich den Königsmord durch Johann zur Folge hatte.<ref>vgl. Gerald Schwedler: ''Familienmodell im Wandel''. Zu kooperativen und dynastischen Vorstellung der Habsburger zur Zeit Friedrichs des Schönen. In: [[w:Matthias Becher|Matthias Becher]] - [[w:Harald Wolter-von dem Knesebeck|Harald Wolter-von dem Knesebeck]] (Hrsg.): ''Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314''. Krönung, Krieg und Kompromiss. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2017, ISBN 978-3-412-50546-2, S. 128</ref>
* Der Königsmord, an dem außer Johann noch die Beteiligung von vier weiteren Adeligen ([[w:Rudolf von Wart|Rudolf von Wart]], Rudolf von [[w:Balm|Balm]], Walter von Eschenbach, Konrad von [[w:Tegerfelden (Adelsgeschlecht)|Tegerfeld]]) gesichert ist, wurde zwar gewöhnlich als "private" Racheaktion Johanns gesehen, könnte allerdings auch Teil einer Adelsopposition gewesen sein, wie die Beteiligung weiterer Personen andeutet.<ref name ="nieder111">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 111</ref> Nach Albrechts Tod kam es jedenfalls in der Stadt Wien zu einem Aufstand, der auch das Herzogtum Österreich betraf.<ref>vgl. {{Czeike|2|414|Friedrich I. der Schöne}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1113856 digital]</ref>.
* Der Königsmord, an dem außer Johann noch die Beteiligung von vier weiteren Adeligen ([[w:Rudolf von Wart|Rudolf von Wart]], Rudolf von [[w:Balm|Balm]], Walter von Eschenbach, Konrad von [[w:Tegerfelden (Adelsgeschlecht)|Tegerfeld]]) gesichert ist, wurde zwar gewöhnlich als "private" Racheaktion Johanns gesehen, könnte allerdings auch Teil einer Adelsopposition gewesen sein, wie die Beteiligung weiterer Personen andeutet.<ref name ="nieder111">vgl. Alois Niederstätter: ''Österreichische Geschichte 1278–1411'', 2001, S. 111</ref> Nach Albrechts Tod kam es jedenfalls, wenn auch nicht sofort, in der Stadt Wien zu einem Aufstand, der auch das Herzogtum Österreich betraf.<ref>vgl. {{Czeike|2|414|Friedrich I. der Schöne}} [https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/pageview/1113856 digital]</ref>.
* Johanns weiteres Schicksal ist offen.<ref name ="nieder111"/> Es entsteht der Eindruck, dass er nach dem Mord regelrecht aus den Quellen verschwunden ist. Seltene Erwähnung aus späterer Zeit geben an, dass er nach dem Mord nach Italien geflüchtet sein soll.<ref name ="Kamenzin311">vgl. Manuel Kamenzin: ''Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Karl Ubl|Karl Ubl]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 64). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2020. ISBN 978-3-7995-4385-9. S. 311</ref> Angeblich soll er geflohen und längere Zeit als [[w:Acht|Geächteter]] "in den Wäldern" gehaust haben. Nach kurzer Haft soll er im Benediktinerstift San Nicolò in [[w:Pisa|Pisa]] Zuflucht gefunden und dort gestorben sein.<ref name ="nieder111"/> Jedenfalls befand sich dort seine Grablege.<ref name ="sauter298">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 298</ref> Auffällig ist jedenfalls, dass er als der "Haupttäter" beim Mord an König Albrecht I. von den Zeitgenossen milder beurteilt wurde als seine Mittäter. Eine Begründung dafür könnte sein, dass es ihm gelungen war zu entkommen, sowohl der direkten Verfolgung als auch einer späteren "Aburteilung" durch die Chronisten, die sich auch deshalb auf die Schicksale seiner Mittäter konzentrierten, deren Namen durch ihre Ächtung durch den späteren Kaiser [[w:Heinrich VII. (HRR)|Heinrich VII.]] bekannt geworden waren.<ref name ="Kamenzin311"/>
* Zu Johanns weiterem Schicksal gibt es bisher kaum etwas, das auch durch Sachquellen belegt ist.<ref name ="nieder111"/> Es entsteht der Eindruck, dass er nach dem Mord zunächst völlig aus den Quellen verschwand. Nach späteren chronikalen Angaben soll er nach dem Mord nach Italien geflüchtet sein.<ref name ="Kamenzin311">vgl. Manuel Kamenzin: ''Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Karl Ubl|Karl Ubl]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 64). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2020. ISBN 978-3-7995-4385-9. S. 311</ref> Angeblich flüchtete er und hauste danach längere Zeit als [[w:Acht|Geächteter]] "in den Wäldern". Nach kurzer Haft durch [[w:Heinrich VII. (HRR)|König Heinrich VII.]] († 1313) soll er im Benediktinerstift San Nicolò in [[w:Pisa|Pisa]] Zuflucht gefunden und dort gestorben sein.<ref name ="nieder111"/> Dort hat sich jedenfalls der Rest eines Epitaphs für ihn erhalten.<ref name ="sauter298">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 298</ref>
* Auffällig ist jedenfalls, dass Johann als der "Haupttäter" beim Mord an König Albrecht I. von den Zeitgenossen milder beurteilt wurde als seine "Mittäter". Eine Begründung dafür könnte sein, dass es ihm gelungen war, zu entkommen, sowohl der direkten Verfolgung als auch einer späteren "Aburteilung" durch die Chronisten, die sich auch deshalb auf die Schicksale seiner Mittäter konzentrierten, deren Namen durch ihre Ächtung durch Kaiser Heinrich VII. bekannt gemacht wurden.<ref name ="Kamenzin311"/>


== Historische Beurteilung von Johann Parricida ==
== Historische Beurteilung von Johann Parricida ==
48.217

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