Kaspar Kalb: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Verwandte und Landsleute ===
=== Verwandte und Landsleute ===
Kaspar Kalb war zu seiner Zeit keineswegs der einzige Vorarlberger in der Reichshauptstadt bzw. am Wiener Hof, und Kalb scheint innerhalb dieser kleinen Vorarlbergerkolonie eine dominierende Rolle gespielt zu haben. Er verkehrte nicht nur mit den Gelehrten Konrad Blank (aus Sulzberg) und Johann Raphael Khüny (aus Bludenz)<ref>[https://diglib.uibk.ac.at/download/pdf/8746760.pdf Der Sprachgelehrte und Philosoph Johann Raphael Khüeny] Seite 62ff</ref>, sondern auch mit den beiden Kustoden des kaiserlichen Münzkabinetts Franz Fidel Wachter und Joseph Bergmann. Dem Bregenzer Bernhard Kiene war er bei der Besorgung einer Hofknechtstelle behilflich und auch sein Wolfurter Dorf- und Namenskollege Mathias Kalb kam vermutlich in den Genuss seiner Protektion. Dieser war zuerst beim Magistrat der Stadt Wien als „Schätzmeister bei den Handschuhmachern" angestellt, ehe er in gleicher Funktion 1832 an den Hof wechselte. Schließlich ist mit Sebastian Kalb ein Neffe des Kammerdieners nach Wien nachgereist, der ihm im Alter offensichtlich eine große Hilfe war und dafür vom betagten Onkel finanziell unterstützt wurde. Sebastian Kalb war selbständiger Bortenmacher, konnte aber offensichtlich ohne die Unterstützung seines Onkels von diesem Geschäft kaum leben. Jedenfalls wurde er nach dem Tod Kaspar Kalbs in den 1850er Jahren verarmt per Schub in seine Heimatgemeinde Hard zurückgebracht. <ref>[https://www.wolfurt.at/system/web/getDocument.ashx?fileid=1192819&cts=1710848634 Heimat Wolfurt, Heft 21] Seite 33ff</ref>
Kaspar Kalb war zu seiner Zeit keineswegs der einzige Vorarlberger in der Reichshauptstadt bzw. am Wiener Hof, und Kalb scheint innerhalb dieser kleinen Vorarlbergerkolonie eine dominierende Rolle gespielt zu haben. Er verkehrte nicht nur mit den Gelehrten Konrad Blank (aus Sulzberg) und Johann Raphael Khüny (aus Bludenz)<ref>[https://diglib.uibk.ac.at/download/pdf/8746760.pdf Der Sprachgelehrte und Philosoph Johann Raphael Khüeny] Seite 62ff</ref>, sondern auch mit den beiden Kustoden des kaiserlichen Münzkabinetts Franz Fidel Wachter und Joseph Bergmann. Dem Bregenzer Bernhard Kiene war er bei der Besorgung einer Hofknechtstelle behilflich und auch sein Wolfurter Dorf- und Namenskollege Mathias Kalb kam vermutlich in den Genuss seiner Protektion. Dieser war zuerst beim Magistrat der Stadt Wien als „Schätzmeister bei den Handschuhmachern" angestellt, ehe er in gleicher Funktion 1832 an den Hof wechselte. Schließlich ist mit Sebastian Kalb ein Neffe des Kammerdieners nach Wien nachgereist, der ihm im Alter offensichtlich eine große Hilfe war und dafür vom betagten Onkel finanziell unterstützt wurde. Sebastian Kalb war selbständiger Bortenmacher, konnte aber offensichtlich ohne die Unterstützung seines Onkels von diesem Geschäft kaum leben. Jedenfalls wurde er nach dem Tod Kaspar Kalbs in den 1850er Jahren verarmt per Schub in seine Heimatgemeinde Hard zurückgebracht.<ref>[https://www.wolfurt.at/system/web/getDocument.ashx?fileid=1192819&cts=1710848634 Heimat Wolfurt, Heft 21] Seite 33ff</ref>
 
=== Ein Leben und Sterben ohne Aufsehen ===
Seinem Beruf entsprechend, in welchem Unterordnung, dauernde Präsenz und Diskretion
die Grundtugenden zu sein hatten, scheint Kaspar Kalb ein zurückgezogenes
und sparsames Leben geführt zu haben. Eine Zeitlang (bis 1824) war er verheiratet
und hatte seine Privatwohnung in der Mariahilferstraße. Kinder hatte er keine. Nach
dem Tod seiner Frau hat Kalb im Kirchberg'schen Stiftungshaus für Hofbedienstete
am Spittelberg Wohnung genommen, wo er bis zu seinem Tode am 16. April 1841
blieb. Er beschäftigte eine Hausmagd, die in den letzten beiden Monaten von einer
Krankenpflegerin unterstützt wurde. Bis zu seinem 85. Geburtstag im Jänner 1841
hat Kalb in der kaiserlichen Kammer gearbeitet.
 
In seinem Testament hatte er eine „Stille Beerdigung" gewünscht mit dem einzigen
Zusatz, dass zehn Armen, „die beim Ceremonial erscheinen je 20 Kreuzer" zu geben
seien. Und auch die übrigen Bestimmungen des kurzen Testaments waren recht
unspektakulär: Die Magd sollte die Einrichtung ihres Zimmers und der Küche erhalten,
seinem Neffen Sebastian Kalb, der die letzten Verfügungen zu vollstrecken hatte,
wurden alle übrigen Einrichtungs- und Kleidungstücke zugesprochen, die nur einen
Schätzwert von 260 Gulden ausmachten.
 
Seine Ersparnisse hatte der Erblasser in relativ komplizierten und - wie sich für die
Erben erweisen sollte - unsicheren Transaktionen angelegt. Insgesamt hatte der Kammerdiener
ein enormes Vermögen von 40.000 Gulden angespart, das zu gleichen Teilen
an alle 12 lebenden Kinder seiner Brüder Johann Georg (Wolfurt), Benedikt (Hard),
Andreas (Bregenz) und Balthasar (Wolfurt) gehen sollte. Allerdings meldete ein Wiener
Kaufmann, dem Kalb einen Kredit von 20.000 Gulden gewährt hatte, wenige Tage
nach der Testamentseröffnung seine Insolvenz an und aus der Masse war nicht mehr
viel zu holen. Auch ein gewisser Freiherr von Bendern, der Kalb 4.000 Gulden schuldete,
zögerte lange mit der Rückzahlung. Wieviel die Erben tatsächlich erhalten haben,
läßt sich aus dem komplizierten Verlassenschaftsakt, der erst 50 Jahre nach Kaspar
Kalbs Tod geschlossen wurde, nicht mehr exakt feststellen. Jedenfalls haben drei
Generationen von Wiener Notaren und Bregenzer Rechtsanwälten ordentlich mitverdient.
Dies umso mehr, als 1885 der ohnehin komplizierte Erbfall neu aufgerollt werden musste, da man bei der Erstabwicklung eine Harder Nichte vergessen hatte.
Zumindest auf diese Art blieb der bescheidene Kammerdiener Kaspar Kalb noch
weit über seinen Tod hinaus in vieler Munde und zu unserem Glück in den Akten.<ref>[https://www.wolfurt.at/system/web/getDocument.ashx?fileid=1192819&cts=1710848634 Heimat Wolfurt, Heft 21] Seite 34</ref>


== Einzelnachweise ==
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