Vertrag von Mautern: Unterschied zwischen den Versionen

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* Meistens wird davon ausgegangen, dass mit dem "Pfarrer von Wien" der Pfarrer der Dompfarre St. Stephan gemeint ist.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten, Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 32 und 37f.</ref>  
* Meistens wird davon ausgegangen, dass mit dem "Pfarrer von Wien" der Pfarrer der Dompfarre St. Stephan gemeint ist.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten, Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 32 und 37f.</ref>  
* Nach einer weiteren Theorie könnte mit dem "Pfarrer von Wien" ursprünglich der Pfarrer der Pfarre St. Ruprecht gemeint sein. Nach einer weiteren Annahme soll, als Folge des "Vertrages von Mautern", die Pfarre St. Ruprecht um 1147 von der damals errichtete Pfarre [[Stephansdom (Wien)|St. Stephan]] übernommen worden sein.<ref name ="czeike16"/>  
* Nach einer weiteren Theorie könnte mit dem "Pfarrer von Wien" ursprünglich der Pfarrer der Pfarre St. Ruprecht gemeint sein. Nach einer weiteren Annahme soll, als Folge des "Vertrages von Mautern", die Pfarre St. Ruprecht um 1147 von der damals errichtete Pfarre [[Stephansdom (Wien)|St. Stephan]] übernommen worden sein.<ref name ="czeike16"/>  
* Eine weitere Theorie sieht in der Schaffung eines "Pfarrers von Wien" einen Kompromiss, wodurch die Markgrafschaft "de facto" ein Landesbistum erhielt, das aber "de jure" nicht als solches aufscheint. Bemühungen um die Errichtung eines Bistums für Wien beziehungsweise für die Markgrafschaft beziehungsweise das Herzogtum Österreich (verwirklicht um 1469/70) sind seit dem 11. Jahrhundert belegt, scheiterten aber gewöhnlich am Widerstand der Bischöfe von Passau. Ein eigenes Landesbistum war 1137 ein Anliegen des Markgrafen, aber für den Bischof von Passau in dieser Form nicht wünschenswert war. Andererseits hätte es auch die Möglichkeit gegeben, ein Suffragan-Bistum zu schaffen, das durchaus im Interesse des Bischofs gelegen hätte und für den Markgrafen wohl auch eine Lösung gewesen wäre, aber aufgrund der damaligen politischen Lage unrealistisch nicht verwirklicht werden konnte. Vor dieser Überlegung wird die Schaffung eines "Pfarrers von Wien" als Kompromiss verstanden, die Schaffung einer zentralen Führungsposition für jene Teile, aus denen später das zukünftige Landesbistum werden sollte, deren Inhaber aber offiziell nicht als Bischof bezeichnet wird.<ref>vgl. Kurt Klaudy: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms'', 2004, S. 97 und 98</ref>
* Eine weitere Theorie sieht in der Schaffung eines "Pfarrers von Wien" einen Kompromiss, wodurch die Markgrafschaft "de facto" ein Landesbistum erhielt, das aber "de jure" nicht als solches aufscheint. Bemühungen um die Errichtung eines Bistums für Wien beziehungsweise für die Markgrafschaft beziehungsweise das Herzogtum Österreich (verwirklicht um 1469/70) sind seit dem 11. Jahrhundert belegt, scheiterten aber lange am Widerstand der Bischöfe von Passau. Ein eigenes Landesbistum war 1137 ein Anliegen des Markgrafen, aber für den Bischof von Passau in dieser Form nicht wünschenswert. Ein Suffragan-Bistum wäre zwar durchaus im Interesse des Bischofs gelegen und für den Markgrafen wohl auch eine Lösung gewesen, aber aufgrund der damaligen politischen Lage nicht zu verwirklichen. In diesem Kontext wird die Schaffung eines "Pfarrers von Wien" als Kompromiss verstanden, es ging dabei um die Schaffung einer zentralen Führungsposition für jene Teile, aus denen später das zukünftige Landesbistum werden sollte, deren Inhaber aber offiziell nicht als Bischof bezeichnet wird.<ref>vgl. Kurt Klaudy: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms'', 2004, S. 97 und 98</ref>


=== Personen, die als "Pfarrer von Wien" bezeichnet wurden ===
=== Personen, die als "Pfarrer von Wien" bezeichnet wurden ===
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* [[Gerhard von Siebenbürgen|Magister Gerhard]], "Pfarrer von Wien" (1252-1271)
* [[Gerhard von Siebenbürgen|Magister Gerhard]], "Pfarrer von Wien" (1252-1271)
* [[w:Albrecht II. (Sachsen-Wittenberg)|Herzog Albert (II.) von Sachsen(-Wittenberg)]] (* um 1250; † um 1298)<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 69</ref>
* [[w:Albrecht II. (Sachsen-Wittenberg)|Herzog Albert (II.) von Sachsen(-Wittenberg)]] (* um 1250; † um 1298)<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 69</ref>
* Der Notar Heinrich wird als "Pfarrer von Wien" im Zusammenhang mit den beiden Brandkatastrophen genannt, von denen die Stadt Wien 1326 und 1327 heimgesucht wurde. Die Brandkatastrophe von 1326, auf die der Straßenname [[Brandstätte (Wien)|Brandstätte]] zurückgeführt wird, nahm ihren Anfang im Haus eines Bäckers, der sich beim Haus des "Pfarrers von Wien" befand. Die Brandkatastrophe von 1327 brach in der Küche von seinem (in der späteren [[Wallnergasse (Wien)|Wallnergasse]] gelegenen Haus aus.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 70</ref>
* Der Notar Heinrich wird als "Pfarrer von Wien" im Zusammenhang mit den beiden Brandkatastrophen genannt, von denen die Stadt Wien 1326 und 1327 heimgesucht wurde. Die Brandkatastrophe von 1326, auf die der Straßenname [[w:Brandstätte (Wien)|Brandstätte]] zurückgeführt wird, nahm ihren Anfang im Haus eines Bäckers, der sich beim Haus des "Pfarrers von Wien" befand. Die Brandkatastrophe von 1327 brach in der Küche von seinem (in der späteren [[w:Wallnergasse (Wien)|Wallnergasse]] gelegenen Haus aus.<ref>vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien''. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 70</ref>


== Primärquellen ==
== Primärquellen ==