Gutolf von Heiligenkreuz: Unterschied zwischen den Versionen

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Gutolf wird heute zu den gelehrten lateinischen Autoren des 13. Jahrhunderts gezählt<ref name ="czeike"/>, was verrät, dass er für seine Zeit sehr gebildet gewesen sein muss. Er verfasste einem Traktat über das Kirchenrecht und eine lateinische Grammatik ("''Summa grammatica''") für geistliche Frauen sowie zwei Werke zur Geschichte seiner Zeit, welche heute als bedeutende Geschichtsquellen zur Herrschaft des [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Königs]] [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]]<ref group="A">Für König Přemysl Otakar II. (Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl) finden sich in der Sekundärliteratur verschiedene Namensbezeichnungen. In Österreich war und ist er als Ottokar II. bekannt. Da es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.</ref> über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals das heutige Bundesland Wien und Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. Erst 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft, die zuvor meistens zum Herzogtum Steier gehört hatte, endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)</ref> gelten. In ihnen wird die Niederlage von König Ottokar und dessen Tod tief betrauert.<ref name ="czeike"/> Allerdings vermeidet Gutolf eine zu eindeutige Parteinahme, vielleicht ein Indiz dafür, dass die politischen Verhältnisse im Herzogtum damals noch nicht eindeutig entschieden waren.<ref name ="Lutter204">vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'', 2016, S. 204</ref>. Allerdings erzählt Gutolf nicht nur "große Geschichte", sondern gibt auch einen detailreichen Blick in die zeitgenössische "Mikropolitik".<ref>vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'', 2016, S. 204f.</ref>  
Gutolf wird heute zu den gelehrten lateinischen Autoren des 13. Jahrhunderts gezählt<ref name ="czeike"/>, was verrät, dass er für seine Zeit sehr gebildet gewesen sein muss. Er verfasste einem Traktat über das Kirchenrecht und eine lateinische Grammatik ("''Summa grammatica''") für geistliche Frauen sowie zwei Werke zur Geschichte seiner Zeit, welche heute als bedeutende Geschichtsquellen zur Herrschaft des [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Königs]] [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]]<ref group="A">Für König Přemysl Otakar II. (Przemysl Ottokar II., Ottokar II. Przemysl) finden sich in der Sekundärliteratur verschiedene Namensbezeichnungen. In Österreich war und ist er als Ottokar II. bekannt. Da es in diesem Artikel um die Geschichte jener Gebiete geht, die heute zur Republik beziehungsweise zum "EU-Land" Österreich gehören, wird hier durchgehend die Bezeichnung Ottokar verwendet.</ref> über das [[w:Erzherzogtum Österreich|Herzogtum Österreich]]<ref group="A">Das Herzogtum Österreich umfasste damals das heutige Bundesland Wien und Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. Erst 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft, die zuvor meistens zum Herzogtum Steier gehört hatte, endgültig dazu. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich)</ref> gelten. In ihnen wird die Niederlage von König Ottokar und dessen Tod tief betrauert.<ref name ="czeike"/> Allerdings vermeidet Gutolf eine zu eindeutige Parteinahme, vielleicht ein Indiz dafür, dass die politischen Verhältnisse im Herzogtum damals noch nicht eindeutig entschieden waren.<ref name ="Lutter204">vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'', 2016, S. 204</ref>. Allerdings erzählt Gutolf nicht nur "große Geschichte", sondern gibt auch einen detailreichen Blick in die zeitgenössische "Mikropolitik".<ref>vgl. Christina Lutter: ''Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten'', 2016, S. 204f.</ref>  


Eine Versbearbeitung der Vita der Heiligen Agnes ("''Dyalogus Agnetis''") dürfte verloren gegangen sein. Von einer deutschsprachigen theologischen Schrift hat sich nur ein lateinischer Auszug unter dem Titel "''Consilium amoris'' erhalten.<ref name ="Geschichtsquellen"/>
Eine Versbearbeitung der Vita der [[w:Agnes von Rom|Heiligen Agnes]] ("''Dyalogus Agnetis''") dürfte verloren gegangen sein. Von einer deutschsprachigen theologischen Schrift hat sich nur ein lateinischer Auszug unter dem Titel "''Consilium amoris'' erhalten.<ref name ="Geschichtsquellen"/>


Gutolfs breites Oeuvre als Schriftsteller richtete sich vorwiegend an die Mönche des Stiftes Heiligenkreuz und die Nonnen des Nikolaiklosters. Auffällig ist der durchgehend-didaktische Charakter seiner Werke und die Überlappung der verschiedenen Textarten. Sie enthalten vielfältige Bezüge zu seiner Umwelt und geben Hinweise auf das soziale Miteinander seines Umfeldes.<ref name ="Lutter204"/>
Gutolfs breites Oeuvre als Schriftsteller richtete sich vorwiegend an die Mönche des Stiftes Heiligenkreuz und die Nonnen des Nikolaiklosters. Auffällig ist der durchgehend-didaktische Charakter seiner Werke und die Überlappung der verschiedenen Textarten. Sie enthalten vielfältige Bezüge zu seiner Umwelt und geben Hinweise auf das soziale Miteinander seines Umfeldes.<ref name ="Lutter204"/>
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