Friedrich der Katholische: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Markierung: Begriffsklärungsseiten-Links
Zeile 13: Zeile 13:


== Das "Erbe" des Vaters ==
== Das "Erbe" des Vaters ==
Herzog Friedrich (I.) "''der Katholische''" übernahm am Sterbebett seines Vaters die Bürgschaft für die Einhaltung jener Versprechungen, welche dieser, der aus politischen Gründen 1194 exkommuniziert worden war, machen musste, um so die Aufhebung des Kirchenbanns noch vor seinem Tod zu erreichen.<ref name ="scheibelreiter274"/> Gleich nach dem Tod des Vaters wurde der Herzog deshalb vom [[Adalbert von Böhmen|Salzburger Erzbischof]], der seinem Vater noch vor dessen Tod die Absolution erteilt hatte, stark unter Druck gesetzt, wobei der Erzbischof zwar zunächst zwar im Alleingang agierte, in der Folge aber durch [[w:Cölestin III.|Papst Cölestin III.]] darin bestärkt worden sein.<ref name="Fischer95">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 95</ref> Die Drohung, den Herzog mit Kirchenbann und Interdikt zu belegen, wurde von Cölestins Nachfolger [[Innozenz III.|Innozenz III.]] († 1216) noch verschärft, obwohl der Herzog inzwischen alle Auflagen von diesem, darunter die zusätzliche Forderung an einem Kreuzzug teilzunehmen, erfüllt hatte. Er forderte vom Herzog, dass dieser das gesamte Lösegeld zurückzuzahlen müsste, und kündigte ihm wegen der Nichterfüllung dieser eigentlich nicht mehr erfüllbaren Forderung gleich Kirchenbann und Interdikt an, obwohl dieser damals bereits tot war.<ref">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 113f.</ref>  
[[File:Herzog Friedrich I. der Christliche.jpg|thumb|Herzog Friedrich (I.) "''der Katholische''" auf dem Kreuzzug. Der obere Teil zeigt seine Reise zu Schiff ins Heilige Land, der untere Teil seine Rückkehr als Toter in die Heimat. Darstellung aus dem Babenberger-Stammbaum im Stiftmuseum von Klosterneuburg, Ende des 15. Jahrhunderts]]
Herzog Friedrich (I.) "''der Katholische''" übernahm am Sterbebett seines Vaters die Bürgschaft für die Einhaltung jener Versprechungen, welche dieser, der aus politischen Gründen 1194 exkommuniziert worden war, dem [[Adalbert von Böhmen|Salzburger Erzbischof]] gemacht hatte, um so noch die Aufhebung des Kirchenbanns vor seinem Tod zu erhalten.<ref name ="scheibelreiter274"/> Gleich nach dem Tod des Vaters wurde der Herzog deshalb vom Salzburger Erzbischof, der seinem Vater auch vor dessen Tod die Absolution erteilt hatte, stark unter Druck gesetzt, wobei der Erzbischof zunächst im Alleingang agierte, aber im Nachhinein eine Bestärkung seines Vorgehens durch [[w:Cölestin III.|Papst Cölestin III.]] erfuhr.<ref name="Fischer95">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 95</ref> Der Druck auf den Herzog wurde von Cölestins Nachfolger [[Innozenz III.|Innozenz III.]] († 1216) noch verschärft, obwohl dieser inzwischen eigentlich alle Auflagen, darunter auch die Teilnahme an einem Kreuzzug, erfüllt hatte. Dennoch forderte der neue Papst nun vom Herzog als weitere Auflage, dass dieser das gesamte Lösegeld zurückzuzahlen hätte und kündigte ihm wegen der Nichterfüllung dieser eigentlich nicht mehr erfüllbaren Forderung gleich Kirchenbann und Interdikt an. Zu diesem Zeitpunkt war Herzog Friedrich allerdings bereits nicht mehr am Leben.<ref">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 113f.</ref>  


Der Herzog versuchte tatsächlich die Versprechungen seines Vaters, soweit es ihm noch möglich war, zu erfüllen.<ref name ="scheibelreiter274"/> So ließ er die von [[Richard Löwenherz in Österreich|König Richard (I.) "''Löwenherz''", gestellten Geiseln frei. Eine Rückgabe des noch vorhandenen Lösegeld-Restes war, soweit es sich heute noch beurteilen lässt, nicht durchführbar.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 96 und S. 98</ref> Wohl deshalb nahm er 1197 im Gefolge von [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] († 1197) an dessen Kreuzzug<ref group="A">In der offiziellen Zählung der Kreuzzüge wird der Kreuzzug von [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] († 1197) nicht als eigenständiger Kreuzzug berücksichtigt. In der britischen Forschung, die in der neueren Geschichtsforschung das Fachgebiet Kreuzzüge wesentlich bestimmt, gilt dieser Kreuzzug nur als Ereignis von marginaler Bedeutung. Mit Blick auf seine Teilnehmerzahl und seine geplanten Ziele sowie dem, was trotz dem Tod von Kaiser Heinrich VI. tatsächlich realisiert wurde, gehört er allerdings zu den wenigen Kreuzzügen, für die sich tatsächlich Erfolge belegen lassen. Vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 99f.</ref> teil, obwohl in der Forschung nicht ausgeschlossen wird, dass er an diesem auch ohne Druck von kirchlicher Seite teilgenommen hätte<ref name="Fischer100">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 100</ref>. Der Herzog überließ die Herrschaft für das Herzogtum Österreich seinem Bruder und reiste Ende April 1197 nach Italien, nachdem er zuvor noch in [[Wien]] von [[w:Wolfger von Erla|Bischof Wolfgang von Passau]] († 1218) aufgesucht worden war.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 101f.</ref> Mit diesem und seinem Gefolge, dem Otto von Ramsberg, der bereits am [[w:Dritter Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]] teilgenommen hatte, Konrad von Asparn, Heinrich von [[Groß-Enzersdorf|Ensersdorf]], Hugo von [[Porrau|Parau]], Otto und Hugo von Puchberg und Ulrich von Peckau angehörten, brach der Herzog auf. Auf dem Weg nach Italien dürften sich ihm außerdem [[Ulrich II. (Kärnten)|Herzog Ulrich (II.) von Kärnten]] († 1202), Graf Gero von Heunberg und dessen Schwager, Graf Otto (II.) von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]] angeschlossen haben.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 102</ref> Nachdem der Kaiser überraschend gestorben war, gehörte er zu den wenigen, die den Kreuzzug tatsächlich ausführten. Friedrich (I.) erreichte zwar das Heilige Land, starb dort aber an einer Krankheit mit ca. 23 Jahren.<ref name ="scheibelreiter274"/> Nicht eindeutig geklärt ist, ob er noch im Heiligen Land oder bereits auf der Rückreise nach Süditalien starb.<ref name="Fischer115">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 115</ref> Gesichert scheint, dass der Herzog an den Unternehmungen des Kreuzzuges teilgenommen hat und dass er auch bei der Gründung des Deutschen Ritterordens am 5. März 1198 teilgenommen hat.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 106-114</ref>  
Herzog Friedrich (I.) versuchte tatsächlich die Versprechungen seines Vaters, soweit es ihm noch möglich war, zu erfüllen.<ref name ="scheibelreiter274"/> So ließ er die von [[Richard Löwenherz in Österreich|König Richard (I.) "''Löwenherz''", gestellten Geiseln frei. Für eine Rücksendung des noch vorhandenen Lösegeld-Restes kam es zu keiner sicheren Überbringungsmöglichkeit, soweit es sich heute noch beurteilen lässt.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 96 und S. 98</ref> In diesem Kontext wird auch gesehen, dass er 1197 im Gefolge von [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] († 1197) an dessen Kreuzzug<ref group="A">In der offiziellen Zählung der Kreuzzüge wird der Kreuzzug von [[w:Heinrich VI. (HRR)|Kaiser Heinrich VI.]] († 1197) nicht als eigenständiger Kreuzzug berücksichtigt. In der britischen Forschung, welche die neuere Geschichtsforschung um das Fachgebiet Kreuzzüge wesentlich bestimmt, gilt dieser Kreuzzug nur als Ereignis von marginaler Bedeutung. Mit Blick auf seine Teilnehmerzahl und seine Zielsetzungen sowie dem, was trotz dem Tod von Kaiser Heinrich VI. tatsächlich realisiert wurde, gehört er allerdings zu den wenigen Kreuzzügen, für die sich tatsächliche Erfolge belegen lassen. Vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 99f.</ref> teilnahm, obwohl in der Forschung nicht vollständig ausgeschlossen wird, dass er an diesem auch ohne Druck von kirchlicher Seite teilgenommen hätte<ref name="Fischer100">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 100</ref>. Der Herzog übertrug die Herrschaft für das Herzogtum Österreich für diese Zeit seinem Bruder und reiste Ende April 1197 nach Italien, nachdem er zuvor noch in [[Wien]] von [[w:Wolfger von Erla|Bischof Wolfgang von Passau]] († 1218) aufgesucht worden war.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 101f.</ref> Zu seinen Begleitern zählten neben dem Bischof von Passau einiger weitere namhafte Adlige wie Otto von [[Ramsberg]], der bereits am [[w:Dritter Kreuzzug|Dritten Kreuzzug]] teilgenommen hatte, Konrad von [[Asparn]], Heinrich von [[Groß-Enzersdorf|Ensersdorf]], Hugo von [[Porrau|Parau]], Otto und Hugo von Puchberg sowie Ulrich von Peckau. Auf dem Weg nach Italien dürften sich ihm außerdem noch [[Ulrich II. (Kärnten)|Herzog Ulrich (II.) von Kärnten]] († 1202), Graf Gero von [[Grafen von Heunburg|Heunberg]] und dessen Schwager, Graf Otto (II.) von [[Grafen von Ortenburg|Ortenburg]] angeschlossen haben.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 102</ref> Der Herzog und sein Gefolge gehörten zum Hauptkontigent dieses Kreuzfahrerheeres, das am 22. September 1197 die Stadt [[w:Akkon|Akkon]] erreichte.<ref name="Fischer104">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 104</ref> Er dürfte im Oktober 1197 an der Eroberung der Orte [[w:Beirut|Beirut]] und [[w:Sidon|Sidon]] durch das Kreuzfahrerheer und der Einnahme der  Festung [[w:Gibelet|Gibelet]] sowie weiteren Unternehmungen der Kreuzfahrer teilgenommen haben.<ref>vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 106ff.</ref> Nachdem der Kaiser überraschend in [[w:Messina|Messina]] verstorben war, gehörte der Herzog zu denen, welche den Kreuzzug nicht sofort abbrachen.<ref name ="scheibelreiter274"/> Vor seiner Rückreise dürfte Herzog Friedrich (I.) noch am 5. März 1198 in Akkon an der Erhebung der Spitelsgemeinschaft des [[w:Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] zu einem geistlichen Ritterorden teilgenommen haben.<ref name="Fischer111">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 111</ref> Nicht eindeutig geklärt ist, ob er noch im Heiligen Land oder erst auf der Rückreise nach Süditalien starb.<ref name="Fischer115">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 115</ref>  


Nach Friedrichs Tod wurden seine Gebeine ins Herzogtum Österreich überführt.<ref name ="neukam198">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 198</ref> <ref name="Fischer95">vgl. [[w:Robert-Tarek Fischer|Robert-Tarek Fischer]]: ''Österreichs Kreuzzüge'', 2021, S. 95</ref>  
Nach Friedrichs Tod wurden seine Gebeine im Auftrag von Bischof Wolfger von Passau ins Herzogtum Österreich überführt und vermutlich im [[Stift Heiligenkreuz|Zisterzienserstift Heiligenkreuz]] beigesetzt.<ref name ="neukam198">Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6, S. 198</ref><ref name="Fischer115"/>


== Der frühe Tod des Herzogs ==
== Der frühe Tod des Herzogs ==
48.249

Bearbeitungen

Navigationsmenü