Claudia de’ Medici: Unterschied zwischen den Versionen

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== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
Claudia von Medici war eine Tochter des von [[w:Ferdinand I. (Toskana)|Großherzogin Ferdinand (I.) von Toskana]] aus dessen Ehe mit [[w:Christine von Lothringen|Christine von Lothringen]] und zweimal verheiratet:
Claudia von Medici war eine Tochter des von [[w:Ferdinand I. (Toskana)|Großherzogin Ferdinand (I.) von Toskana]] aus dessen Ehe mit [[w:Christine von Lothringen|Christine von Lothringen]]. Sie war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder.<ref name ="hamann71">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 71</ref>
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:::* [[w:Isabella Clara von Österreich|Erzherzogin Isabella Clara von Österreich]] († 1685)
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:::::∞ mit [[w:Carlo III. Gonzaga|Herzog Carlo (III.) von Mantua]] († 1665)
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:::* [[Sigismund Franz (Österreich-Tirol)|Erzherzog Sigismund Franz von Österreich]] († 1665), seit 1662 Herrscher über die "oberösterreichischen Lande"
:::* [[w:Sigismund Franz (Österreich-Tirol)|Erzherzog Sigismund Franz von Österreich]] († 1665), seit 1662 Herrscher über die "oberösterreichischen Lande", mit ihm endet die "jüngere" Tiroler Linie der Habsburger im "Mannesstamm"<ref name ="hamann71"/>
:::* [[w:Maria Leopoldine von Tirol|Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich]] († 1649)
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:::::∞ mit [[Ferdinand III. (HRR)|Kaiser Ferdinand III.]] († 1657)
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== Herrschaften ==
== Herrschaften ==
Erzherzogin Claudia von Österreich übernahm als Regentin neben den  1632-1646 nach dem Tod ihres Ehemannes für ihre noch minderjährigen Sohn die Herrschaft über die "oberösterreichischen" Lande aus, deren Zentrum die [[Grafschaft Tirol]] bildete. Die Regentschaft führte sie relativ selbständig, obgleich sie offiziell nur die Mitregentin von Kaiser Ferdinand II. und nach dessen Tod von Kaiser Ferdinand III. war. Dabei wurde sie von einem fünfköpfigen Ratsgremium unterstützt, dem [[w:Wilhelm Biener|Wilhelm Biener]] als Kanzler der Grafschaft Tirol angehörte.  
Nach dem Tod von Erzherzog Leopold übte Erzherzogin Claudia Österreich 1632-1646 als Regentin für ihren ältesten Sohn die Herrschaft über die "oberösterreichischen" Lande aus, deren Zentrum damals die [[Grafschaft Tirol]] bildete. Obwohl sie offiziell nur die Mitregentin von Kaiser Ferdinand II. und nach dessen Tod von Kaiser Ferdinand III. war, war sie in diesen Jahren die eigentliche Herrscherin. Sie wurde von einem fünfköpfigen Ratsgremium unterstützt, dem [[w:Wilhelm Biener|Wilhelm Biener]] († 1651) als ihr Hofkanzler und wichtigster Ratgeber angehörte.<ref name ="hamann71"/>


Die Regentschaft der Herzogin fiel in die Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]]. Die Erzherzogin betrieb eine expansive Außenpolitik und nutzte ihn, um in der Reichslandschaft Schwaben weitere wichtige Herrschaften zu gewinnen, und so eine Landbrücke zwischen den dortigen Besitzungen der Habsburger zu schaffen. Im [[w:Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]], den sie nicht mehr erlebte, fielen diese Herrschaften jedoch an die Herzöge von Württemberg. In der Grafschaft Tirol ließ die Erzherzogin wichtige Festungen verstärken und schaffte es, diese und so auch das heutige Bundesland Tirol, von den Kriegswirren frei zu halten. Als Landesfürstin förderte sie außerdem Kunst und Kultur. Sie soll das barocke Theater  nach Tirol gebracht haben.
Ihre Regentschaft fiel in die Zeit des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], welchen sie nutzte, um in der Reichslandschaft Schwaben weitere wichtige Herrschaften zu gewinnen, und so eine Landbrücke zwischen den dortigen Besitzungen der Habsburger zu schaffen. Im [[w:Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] (1648) fielen diese Herrschaften jedoch an die Herzöge von Württemberg.  


== Orte mit Bezug zu Erzherzogin Claudia im heutigen Österreich ==
Es gelang ihr, zumindest die Grafschaft Tirol und so auch das heutige Bundesland Tirol, von den Kriegswirren frei zu halten. Dort ließ sie mit Blick auf die ständige Bedrohung durch den Krieg wichtige Festungen wie [[Kufstein]] verstärken und setzte außerdem eine Reform der Tiroler Landesverteidigungsordnung durch.<ref>vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 71f.</ref> Als Landesfürstin förderte sie trotz des Krieges auch den Handel und die Kunst.<ref name ="hamann72">vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): ''Die Habsburger'', 1988, S. 72</ref>
Als Folge des [[w:Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] ließ die Erzherzogin während ihrer Regentschaft die Festungen in Reutte ([[Burg Ehrenberg (Reutte)|Ehrenberg]]), [[Kufstein]] und Scharnitz ausbauen.


== Erinnerungsstätten an Erzherzogin Claudia im Bundesland Tirol ==
== Erinnerungsstätten an Erzherzogin Claudia im Bundesland Tirol ==
* [[Innsbruck]]: In Innsbruck sind nach der Erzherzogin die Claudiastraße und der [[w:Claudiaplatz|Claudiaplatz]] benannt. Auf [[Schloss Ambras]] ist ein Gemälde des Malers Lorenzo Lippi († 1665), das sie als Heilige Christine von Bolsena zeigt, Teil der Dauerausstellung. Das [[Altes Regierungsgebäude (Innsbruck)|Alte Regierungsgebäudes]] wird im Volksmund die "Claudiana" genannt.
* [[Innsbruck]]: In Innsbruck gründete die Erzherzogin 1629/30 gemeinsam mit ihrem Ehemann Leopold das erste feste Hof-Theater- und Opernhaus. 1640 beendete sie den noch von Leopold begonnenen Bau der Innsbrucker. 1645 ließ sie für die Justizbehörde im [[Altes Regierungsgebäude (Innsbruck)|Alten Regierungsgebäudes]] den "Claudiasaal" schaffen, weswegen das Gebäude im Volksmund bis heute die "Claudiana" genannt wird. Eine Erinnerung an sie finde sich in der Innsbrucker "Mariahilfkirche".<ref name ="hamann72"/> Nach ihr wurden in Innsbruck auch die Claudiastraße und der [[w:Claudiaplatz|Claudiaplatz]] benannt. Auf [[Schloss Ambras]] ist ein Gemälde des Malers Lorenzo Lippi († 1665), das sie als Heilige Christine von Bolsena zeigt, Teil der Dauerausstellung.  
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== Erzherzogin Claudia in Belletristik und Literatur ==
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Version vom 1. Juli 2020, 21:25 Uhr

Erzherzogin Claudia von Österreich. Gemälde von Justus Sustermans (1597–1681), um 1621

Erzherzogin Claudia von Österreich (* 4. Juni 1604, in Florenz, damals Großherzogtum Toskana; † 25. Dezember 1648, in Innsbruck, damals Grafschaft Tirol), besser bekannt als Claudia de Medici, war durch Heirat eine Erzherzogin von Österreich (Habsburgerin) und übte die Herrschaft über Teile des heutigen Landes Österreich aus. Sie zählt zu den wenigen Frauen der Habsburger-Dynastie, welche als Herrscherin hervorgetreten sind.

Herkunft und Familie

Claudia von Medici war eine Tochter des von Großherzogin Ferdinand (I.) von Toskana aus dessen Ehe mit Christine von Lothringen. Sie war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder.[1]

∞ in 1. Ehe seit 1621 mit Herzog Federico Ubaldo von Urbino († 1623)
∞ mit Großherzog Ferdinand (II.) vonn Toskana
∞ in 2. Ehe 1626 mit Erzherzog Leopold (V.) von Österreich († 1632), dem jüngeren Bruder von Kaiser Ferdinand II.
∞ mit Herzog Carlo (III.) von Mantua († 1665)
∞ mit Kaiser Ferdinand III. († 1657)

Herrschaften

Nach dem Tod von Erzherzog Leopold übte Erzherzogin Claudia Österreich 1632-1646 als Regentin für ihren ältesten Sohn die Herrschaft über die "oberösterreichischen" Lande aus, deren Zentrum damals die Grafschaft Tirol bildete. Obwohl sie offiziell nur die Mitregentin von Kaiser Ferdinand II. und nach dessen Tod von Kaiser Ferdinand III. war, war sie in diesen Jahren die eigentliche Herrscherin. Sie wurde von einem fünfköpfigen Ratsgremium unterstützt, dem Wilhelm Biener († 1651) als ihr Hofkanzler und wichtigster Ratgeber angehörte.[1]

Ihre Regentschaft fiel in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, welchen sie nutzte, um in der Reichslandschaft Schwaben weitere wichtige Herrschaften zu gewinnen, und so eine Landbrücke zwischen den dortigen Besitzungen der Habsburger zu schaffen. Im Westfälischen Frieden (1648) fielen diese Herrschaften jedoch an die Herzöge von Württemberg.

Es gelang ihr, zumindest die Grafschaft Tirol und so auch das heutige Bundesland Tirol, von den Kriegswirren frei zu halten. Dort ließ sie mit Blick auf die ständige Bedrohung durch den Krieg wichtige Festungen wie Kufstein verstärken und setzte außerdem eine Reform der Tiroler Landesverteidigungsordnung durch.[2] Als Landesfürstin förderte sie trotz des Krieges auch den Handel und die Kunst.[3]

Erinnerungsstätten an Erzherzogin Claudia im Bundesland Tirol

  • Innsbruck: In Innsbruck gründete die Erzherzogin 1629/30 gemeinsam mit ihrem Ehemann Leopold das erste feste Hof-Theater- und Opernhaus. 1640 beendete sie den noch von Leopold begonnenen Bau der Innsbrucker. 1645 ließ sie für die Justizbehörde im Alten Regierungsgebäudes den "Claudiasaal" schaffen, weswegen das Gebäude im Volksmund bis heute die "Claudiana" genannt wird. Eine Erinnerung an sie finde sich in der Innsbrucker "Mariahilfkirche".[3] Nach ihr wurden in Innsbruck auch die Claudiastraße und der Claudiaplatz benannt. Auf Schloss Ambras ist ein Gemälde des Malers Lorenzo Lippi († 1665), das sie als Heilige Christine von Bolsena zeigt, Teil der Dauerausstellung.
  • Reutte: Um 1639 ließ die Erzherzogin zum Schutz der Feste Ehrenberg in Reutte das Fort Claudia, das nach ihr benannt ist, errichten.
  • Scharnitz: Die Erzherzogin ließ in Scharnitz um 1632 eine Talsperre, die Porta Claudia erbauen, welche nach ihr benannt ist.

Erzherzogin Claudia in Belletristik und Literatur

  • Hermann Schmid: Der Kanzler von Tirol, historischer Roman, 3 Bde. (publ. 1863)

Erzherzogin Claudia in Legende und Sage

Der Erzherzogin wurde später eine (platonische) Liebesbeziehung zu ihrem Mitarbeiter Wilhelm Biener angedichtet, die Eingang in die Literatur fand. Die fiktive Liebesbeziehung zwischen einer Herrscherin und ihrem Ratgeber findet sich allerdings auch bei anderen Damen wie zum Beispiel Anna von Österreich und Kardinal Mazarin. Es dürfte sich dabei um ein "Frauenstereotyp" handeln.

Literatur

  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 72f.[A 1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 71
  2. vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 71f.
  3. 3,0 3,1 vgl. Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger, 1988, S. 72

Anmerkungen

  1. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
VorgängerAmtNachfolger
Erzherzog Leopold (V.) von ÖsterreichStatthalter der Grafschaft Tirol
1632-1646 (als Regentin)
Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich
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