Franz Eichert, Pseudonym Miles (* 11. Februar 1857 in Schneeberg (Sněžník)/Böhmen; † 6. Juli 1926 in Breitenfurt) war ein Österreich-ungarischer Schriftsteller und Redakteur.

Leben und Werk

Biographisches

Eichert besuchte die Universität Wien und wurde danach Bahnbeamter.

Ab 1893 wirkte er aber nur noch als Journalist, Dichter und Schriftsteller. Franz Eichert war Mitglied des Gralbundes, eines Vereins katholischer Schriftsteller in Österreich, und gab ab 1906 die Zeitschrift Der Gral mit heraus. Er verfasste damals viel gelesene religiöse Gedichte.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Ostfriedhof in Breitenfurt. Nach seinem Tod wurden nach ihm die Franz-Eichert-Gasse in Breitenfurt und der Franz-Eichert-Weg in Wien-Ottakring benannt.

Bibliographisches

  • Wetterleuchten. Zeit- und Streitlieder. 1893.
  • Kreuzlieder. 1899.
  • Höhenfeuer. 1910.

Franz Eichert und Karl May

als Redakteur (1)

Wohl Anfang des Jahres 1897 bat Franz Eichert Karl May brieflich um einen Abfall aus seiner litterarischen Werkstätte für den Kalender des Katholischen Schulvereines. Am 26. Jänner antwortete May auf diesen Brief, erklärte, keinen Abfall zu besitzen, und kündigte Eichert einen Beitrag aus dem Ganzen an.[1]

Erst am 19. März antwortete der Redakteur auf diesen Brief Mays und bedauerte, dass kein Karl-May-Beitrag in dem Kalender erscheinen könne. Der Herausgeber sei nämlich zu keinem finanziellen Opfer bereit.[2]

als Wallfahrer

Vom 17. bis 19. Juli fand die Fünfte Wiener Männerwallfahrt nach Mariazell statt, bei der auch Karl Mays Ave Maria gesungen wurde. Am 18. Juli sandten der Jesuitenpater Heinrich Abel und der Redakteur Franz Eichert im Namen der Wiener Männer Wallfahrt ein von Eichert verfasstes Telegramm an May:

Old Shatterhand auf seiner Reis
sang einstens zu Mariens Preis
ein Lied des milder ernster Klang
uns mächtig laut zum Herzen drang
zweitausendstimmig sei mit Macht
dem Dichter unser Dank gebracht.

Auf der Rückseite findet sich ein späterer Kommentar:

Das "Ave Maria" wurde von 2000 Pilgern in Mariazell gesungen u[nd] an May diese Depesche abgesandt. Die Zeitungen waren voll von dieser machtvollen Aufführung – es war für K[arl] M[ay] eine große Ehre und eine noch größere Freude.[3]

als Redakteur (2)

Erst am 22. Mai 1907 erhielt Karl May das nächste bekannte, aber nicht überlieferte Schreiben Franz Eicherts. Vermutlich informierte Eichert darin über das seit 1906 von ihm herausgegebene Blatt Der Gral und bat May um einen Beitrag für die ebenfalls von ihm als Chefredakteur betreute Neue Zeitung. Karl May notierte auf dem Umschlag:

Wichtig. Gral kaufen.[4]

May sagte zu, eine Erzählung zu liefern, tat dies aber nicht. Am 4. September mahnte die Neue Zeitung diesen Beitrag schriftlich bei Karl May an.[5] Dieser nahm später die Zusage zurück, da ihm zugetragen worden war, Franz Eichert hätte im Gral gegen May geschrieben. Am 18. Oktober verneinte dies Eichert, der weiterhin auf Karl Mays Seite stehe, wie er beteuerte. Der Schriftsteller sandte ihm daraufhin das Manuskript der Dorfgeschichte Das Geldmännle.[6] Am 10. Dezember kündigte Franz Eichert Karl May den Abdruck dieses Romans in der Neuen Zeitung an:

Nur um eins möchte ich bitten, uns die Auslassung der mythologischen Einleitung zu gestatten, da es für den Erfolg bei unserm Leserkreise entschieden besser ist, wenn sofort die Handlung einsetzt.[7]

In dieser gekürzten Fassung erschien Das Geldmännle. Ein sozialer Roman vom 25. Dezember 1907 bis 14. Februar 1908 in der Wiener Neuen Zeitung.[8]

Weitere Kontakte zwischen Franz Eichert und May sind nicht bekannt. Mays Gegner Ansgar Pöllmann veröffentlichte am 25. Juli 1910 in der Zeitschrift Über den Wassern den Artikel

Zwei, die's nicht gewesen sein wollen. 1. Karl May und der "Gral" / 2. Armin Kausen und Karl May.

Darin wird erwähnt, dass sich Eichert im April-Heft des Gral von May distanziert habe. Pöllmanns Kommentar dazu:

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.[9]

Anmerkungen

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 11.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 17.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 74 f.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 201.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 267.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 298.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 328.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 337.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 225.

Literatur

  • Ekkehard Bartsch (Hrsg.): Perlen der Erinnerung an die Fünfte Wiener Männerfahrt nach Mariazell, Wien 1897. Archiv-Edition IIa, Heft 3.
  • Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II, IV und V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
  • Gerhard Klußmeier/Hainer Plaul: Karl May und seine Zeit. Bilder, Dokumente, Texte. Eine Bildbiografie. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2007, insb. S. 570. ISBN 978-3-7802-0181-2