Ulrich IV. von Wallsee

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Schloss Enzesfeld, der Sitz von Ulrich (IV.) von Wallsee, heute

Ulrich (IV.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert; † nach dem 3. Februar 1400, in Enzesfeld-Lindabrunn auf Schloss Enzesfeld[1]) war für kurze Zeit Landeshauptmann des Herzogtums Steier. Er zählte zu den Vertrauten von Herzog Wilhelm von Österreich, trat durch viele Klosterstiftungen hervor und brachte es zu großem Vermögen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt er als eine bedeutende Persönlichkeit der Familie der Wallseer. Er gilt außerdem als der Letzte des Drosendorfer Familienzweiges.

Herkunft und Familie

Ulrich (IV.) von Wallsee stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 1], die Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier sesshaft geworden war, wo mehreren Familienmitgliedern bedeutende Karrieren gelungen waren. Er war der Enkel von Heinrich (III.) von Wallsee und vermutlich der einzige Sohn von Jans (II.) von Wallsee († um 1370) aus dessen Ehe mit Elisabeth von von Pettau († um 1370).[2] Verheiratet war er seit 1385 mit Elsbeth (Elisabeth) von Neitberg († um 1411), der Tochter von Heinrich von Neitberg verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er nur die Tochter Katharina (genannt 1400), welche in die Adelsfamilie von Hohenfeld einheiratete.[3]

Leben

Ulrich (IV.) von Wallsee hatte seinen Sitz auf Schloss Enzesfeld (heute Teil der Gemeinde Enzesfeld-Lindabrunn).[1] Er beerbte nicht nur seinen Vater, sondern auch seine beiden Onkel Heinrich (VIII.) († um 1377) und Wolfgang (IV.) von Wallsee-Drosendorf († um 1382). Durch eine Reihe von Lösungen und dem Verkauf von Eigengut gelang es ihm und Wolfgang Anfang der 1380er-Jahre die problematische Finanzlage seines Familienzweiges zu sanieren.[4] Der Schiedsspruch vom 12. März 1382, der nach Wolfgangs Tod seine Verpflichtungen gegenüber der Witwe Katharina von Maidburg († um 1400) regelte, lastete ihm nur geringe Verpflichtungen auf. 1385 sicherte er sich für den Fall, dass sein Verwandter Friedrich IX. von Wallsee-Drosendorf-Pottenstein (verschollen um 1392) ohne Erben sterben würde, dessen Anteil an den landesfürstlichen Lehen, der tatsächlich um 1392 in seinen Besitz überging. Dessen Cousine Margareta von Wallsee-Drosendorf-Merkenstein († um / nach 1439) verzichtete 1385 auf das Erbe ihres Vaters Heinrich (VII.) von Wallsee-Drosendorf-Merkenstein († um 1370) zu Gunsten von Ulrich und seiner Söhne. Zur ansehnlichen Mitgift seiner Ehefrau Elsbeth gehörte die Herrschaft Ochsenburg (heute Teil der Stadt St. Pölten), die er aber noch im Jahr seiner Heirat dem Stift St. Pölten abtrat.[5] Im Laufe seines Lebens stiftete Ulrich häufig für Klöster und Kirchen. Belegt sind Stiftungen für das Stift Stainz, die Spitäler zu Enzesfeld und Wien, die Kapelle zu Unserer Frau auf der Stetten in Wien (Maria am Gestade)[6]

Noch 1398 beerbte er erfolgreich seinen Verwandten Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns und gelangte so in den Besitz der Feste Nieder-Wallsee, von Summerau und dem Markt Sindelburg (heute Teil der Gemeinde Wallsee-Sindelburg) sowie der Pfandschaften Ebelsberg (heute Teil der Stadt Linz) und Riedegg (heute Teil der Gemeinde Alberndorf in der Riedmark). Die beiden Letzteren, die ursprünglich im Besitz der Familie der Liechtensteiner gewesen waren, tauschte er bereits im November des Jahres im Einvernehmen mit Fürstbischof Georg von Passau gegen die Stadt St. Pölten und weiteren Besitz, der dem Hochstift Passau gehörte. Für 28 Jahre überließ ihm der Bischof die Feste Greifenstein (heute Teil der Gemeinde St. Andrä-Wördern).[7]

Wenige Jahre später gehörte er wieder zu jenen Adeligen, die für die Habsburger als Kreditgebern und Finanziers fungierten. 1387 wurden ihm von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") die Städte Krems mit dem dortigen Schloss und Stein (heute Teil von Krems) verpfändet. In den Jahren danach erwarb er durch Kauf weitere Besitzungen vom Stift Melk und von Johann von Liechtenstein. Nach dessen Sturz gelangte er in den Besitz eines Hauses in Wien. 1397 kaufte er vom Grafen Toman von St. Georgen ein Haus in Wiener Neustadt. 1398 verpfändete ihm Herzog Wilhelm von Österreich, zu dessen Vertrauten er zählte[6], die Feste Schranawand bei Ebreichsdorf, die dieser zuvor von Rudolf und Ludwig von Tirna gekauft hatte. Gemeinsam mit Herzog Albrecht (IV.) von Österreich) ("Albrecht dem Weltwunder") wurde ihm 1398 für seine Verdienste auf Lebenszeit die Herrschaft Gutenstein überlassen, von Letzteren erhielt er außerdem als "Leibgeding" auch die Burg Wartenstein (heute Teil der Gemeinde Raach am Hochgebirge).[8] Ulrich (IV.) vergab jedoch auch selbst Lehen. 1392 belehnte er Konrad von Weitra mit seiner Feste Großau (heute Teil der Gemeinde [[Raabs an der Thaya|Raabs), 1395 die Herrschaft Ulrichskirchen, die er nach dem Sturz von Johann von Liechtenstein erworben hatte an einen Ulrich von Dachsberg.[9]

Ulrich (IV.), dessen Mutter und Ehefrau eine steirische Adlige waren, war 1384 für einige Monate als Nachfolger seines Verwandten Rudolf (I.) von Wallsee zu Enns als Hauptmann des Herzogtums Steier tätig.[5] Auch dort baute er seine Besitzungen erfolgreich aus.[7] Zu den Forderungen an die Adeligen Bernhard, Friedrich und Hertneid von Pettau, die Brüder seiner Mutter, in Bezug auf ihre Erbe gelangte er mit ihnen 1385 zu einer Eingung.[1] So erwarb er eine Anzahl von "Huben" zu Pibring und an der Schwarzach in der Nähe der Herrschaft Weinburg. 1397 verlieh er Ulrich vom Ehrenhausen Lehen bei Leibnitz und Spielfeld und war Vogt des Klosters von St. Lambrecht.[7] Profit hatte er außerdem, als er die Vormundschaft für seinen Cousin Bernhard von Pettau übernahm. Dieser überließ ihm, nachdem er volljährig geworden war, mehrere im Erzstift Salzburg gelegene Lehen und stellte ihm, für den Fall, dass er keine erbberechtigten Kinder haben würde, neben reichen Besitzungen auch das Marschallamt des Herzogtums Steier in Aussicht. Die Familie der Pettauer sollte jedoch erst 1440 in männlicher Linie aussterben.[1]

Ulrich (IV.) hinterließ ein ausführliches Testament (abgefasst am 28. Jänner 1400 auf Schloss Enzesfeld), das nicht nur Einblick in seine Vermögensverhältnisse zum Zeitpunkt seines Todes gibt, sondern auch Hinweise auf das Alltagsleben des Adels zu dieser Zeit.[10]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 151
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 147
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 148, siehe auch Stammtafel
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 147f.
  5. 5,0 5,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 148
  6. 6,0 6,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 152
  7. 7,0 7,1 7,2 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 150
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 149
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 149f.
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 153

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.