Albrecht IV. (Österreich)

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Belehnung von Herzog Albrecht, Glasfenster in der Pfarrkirche Litschau

Herzog Albrecht IV. von Österreich, auch Albrecht das Weltwunder, Albrecht der Mönch (Frater Albertus) oder Albrecht der Geduldige, (* 1377, in Wien; † 1404, bei Znaim, damals Markgrafschaft Mähren oder auf der Strecke zwischen Znaim und Wien, vermutlich bei Klosterneuburg) herrschte gemeinsam mit seinem Cousin Herzog Wilhelm von Österreich zu Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts über Teile der heutigen Republik Österreich.

Herkunft und Familie

Herzog Albrecht IV. stammte aus dem "Albrechtinischen Famlienzweig" der Herzöge von Österreich (Habsburger). Er war der einzige Sohn von Herzog Albrecht III. von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") († 1395) aus dessen (zweiter) Ehe mit Burggräfin Beatrix von Zollern. Seit 1490 war Albrecht IV. mit Herzogin Johanna Sophie von Baiern(-Straubing)-Holland[A 1] († 1410) verheiratet.[A 2] Aus dieser Ehe hatte er zwei Kinder:

Herrschaften - Überblick

Relevante Geschehnisse für die österreichischen Bundesländer

  • "Vertrag von Hollenburg" (22. September 1395) zwischen Herzog Albrecht IV. und Herzog Wilhelm.
  • "Vertrag von Wien" (1396) und "Wiener Ratswahlprivileg" (24. Februar 1396) zwischen Herzog Albrecht IV., Herzog Wilhelm und Herzog Leopold IV. von Österreich
  • Am 23. Oktober 1396 bestätigte Herzog Albrecht IV. gemeinsam mit Herzog Wilhelm eine "steirischen Judenordnung", die am 24. Juni 1377 von den Herzögen Albrecht III. und Leopold III. erlassen worden war. Am 13. Dezember 1397 stellten beide gemeinsam der jüdischen Bevölkerung im Herzogtum Österreich, in der Neustadt und Neunkirchen diesseits des Semmerings und ob der Enns ein Privileg für ihre Unterstützung nach dem Tod von Albrecht III. aus, in denen sie ihnen Schutz vor Gewalt zusagten, zudem auch ihre Amtsleute und Untertanen angehalten werden sollten. In diesem Privileg wurde der Landmarschall als Richter in Schuldangelegenheiten eingesetzt. Dieses Privileg erneuerten die Herzöge am 28. Jänner 1401.[3] Nach den "Wiener Annalen" soll es um den 31. Mai 1397 in den Herzogtümern Steier und Kärnten zu schweren Judenverfolgungen gekommen sein, die von einer Gesellschaft, die sich als die "Ungenannten, der Juden hauer" bezeichnete, ausgingen.[4]
  • 1397 ließ Albrecht das Todesurteil, das der Inquisitor Petrus gegen die Waldenser in Steyr gefällt hatte, vollstrecken.[5]
  • 1398 unternahm Albrecht eine Pilgerreise ins Heilige Land, auf der er in Venedig ehrenvoll empfangen wurde. Ihr soll er seinen Beinamen "das Weltwunder (mirabilia mundi)" verdanken.[5]
  • Im Sommer 1404 unternahm Albrecht, nach einigen Quellen zusammen mit König Sigismund, einen Feldzug gegen die Stadt Znaim, auf dem beide erkrankten. Albrecht wurde daraufhin in einer Sänfte nach Wien zurückgebracht und starb während dem Transport dorthin. Nach der Chronik von Eberhard Windecke und der "Historia" von Thomas Ebendorfer, der angeblich als Kind Augenzeuge den Transport des sterbenden Fürsten miterlebte[5], war die Krankheit des Herzogs die Folge eines Mordanschlages, bei dem ihm ein vergifteter Trank gereicht worden war. Nach der neueren Forschung soll er an der Ruhr oder einer anderen Seuche verstorben sein.[1]

Erinnerungsstätten in Wien

  • Albrecht IV. wurde nach seinem Tod in der Herzogsgruft des Wiener Stephansdoms beigesetzt.[1] Er selbst hatte gemeinsam mit Wilhelm den Ausbau von dessen Hauptturm gefördert.[6].
  • Gemeinsam mit Wilhelm förderte er auch den Weiterbau der Kirche Maria am Gestade in Wien.[6]
  • Außerdem gründete er für die bereits bestehende Kapelle zur Hl. Dorothea und Katharina das spätere Dorotheerkloster in Wien (nicht erhalten), dessen Errichtung aber erst unter seinem Sohn realisiert wurde.[6]

Forschungslage bzw. Forschungsprobleme

Die Herrschaft von Herzog Albrecht (IV.) von Österreich als Reichsfürst fällt in die Zeit zwischen dem Vertrag von Neuberg an der Mürz (1379) und der Abdankung von Herzog Siegmund dem Münzreichen, ein Abschnitt der Habsburgergeschichte, der bis heute nicht besonders gut erforscht ist.[A 4] Bei Albrecht kommt noch hinzu, dass seine Herrschaft nicht viele Jahre umfasste und er sie gemeinsam mit Verwandten ausübte. In den Chroniken des Mittelalters und der älteren Sekundärliteratur entsteht zudem der Eindruck, dass er oft mit seinem gleichnamigen Vater oder seinem gleichnamigen Sohn verwechselt wurde.

Albrecht IV. in Legende und Sage

  • Nach Chroniken aus dem Mittelalter soll Albrecht ein ehrbarer und geduldiger Mensch gewesen sein. Außerdem soll er sich gerne bei den Kartäusern aufgehalten haben.[5]
  • In Sagen ist Albrecht IV. gewöhnlich mit dem späteren Kaiser Sigismund befreundet und dessen Verbündeter.
  • Nach Chroniken aus dem Mittelalter soll Albrecht, als er die Belagerung der Stadt Znaim abbrechen musste, gelobt haben, dass er Wien erst wieder betreten würde, wenn er die Feinde besiegt hätte. Krank vor Wut über die gescheiterte Belagerung soll er sich nach Klosterneuburg begeben haben, wo er zwei Wochen später verstarb.[7]

Literatur

Literatur zu Teilaspekten

  • Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter. phil. Dissertation, Wien, 2009, S. 50–60 digital

Lexikonartikel

  • Otto BrunnerAlbrecht IV. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1953, ISBN 3-428-00182-6, Band 1, S. 169 f. [http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016233/images/index.html?seite=187 digital) (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, im Wesentlichen eine leichte Überarbeitung des Lexika-Artikels von Franz Krones)
  • Franz KronesAlbrecht IV. (Herzog von Österreich). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1875, Bd. 1, S. 283-285 digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)
  • Constantin von Wurzbach: Habsburg, Albrecht IV.. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien, 1860, 6. Theil, S. 140f. digital (inhaltlich von der neueren Forschung überholt, von historiographischem Interesse)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 110
  2. vgl. Günther Hödl: Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988, ISBN 3-205-05056-8 S. 148
  3. vgl. Martha Keil: "… vormals bey der Juden Zeitt …". Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt im Spätmittelalter. Dissertation, Universität Wien, 1998, S. 9 und 10
  4. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 105
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 vgl. Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter, 2004, S 155
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Eva Bruckner: Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung, 2009, S. 51f.
  7. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien: Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 109f.

Anmerkungen

  1. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet. Baiern mit i war für das Land beziehungsweise jene Dynastie, die heute als die Wittelsbacher bezeichnet wird, die im Spätmittelalter übliche Schreibweise. Erst 1825 ordnete der damalige bairische König Ludwig I. an, dass i durch das griechische y zu ersetzen. Seither wird die neue Schreibweise für das Land Bayern in seinen aktuellen politischen Grenzen verwendet und die ursprüngliche Schreibweise für die Kennzeichnung der in Altbayern, Österreich (außer Vorarlberg) und Südtirol üblichen bairischen Sprache. Die Schreibweise Baiern-Holland bei Johanna Sophie findet sich zum Beispiel in historischen Stammbäumen aus der frühen Neuzeit.
  2. Ihre ältere Schwester Johanna war die erste Ehefrau von König Wenzel IV. von Böhmen ("Wenzel dem Faulen"), dem älteren Halbbruder des späteren Kaisers Sigismund.
  3. Das Herzogtum Österreich umfasste damals nur Teile der heutigen Bundesländer Niederösterreich und Wien.
  4. Die meisten relevanten Biographien der Habsburgerherrscher zwischen Rudolf I. und Friedrich III. sind aus dem 19. Jahrhundert, neuere Arbeiten befassen sich meistens nur mit Einzelaspekten. Hinzu kommt noch, dass von den Dynastien, die im Spätmittelalter Könige, Kaiser und Gegenkönige gestellt haben, bis heute fast nur diese Kaiser und Könige näher erforscht sind.
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