Kartause Gaming: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
2.517 Bytes hinzugefügt ,  31. August 2021
K
keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 14: Zeile 14:
[[File:Gaming Kartäuserkirche06.jpg|thumb|Innenansicht der Kirche mit Blick auf den Ausgang und die Orgelempore. Im Vordergrund befinden sich die Statuen des Stifterpaares. Dabei handelt es sich um Kopien. Die Originale hatten ursprünglich ihren Platz auf dem Stephansdom, ehe sie ins Wien Museum kamen.]]
[[File:Gaming Kartäuserkirche06.jpg|thumb|Innenansicht der Kirche mit Blick auf den Ausgang und die Orgelempore. Im Vordergrund befinden sich die Statuen des Stifterpaares. Dabei handelt es sich um Kopien. Die Originale hatten ursprünglich ihren Platz auf dem Stephansdom, ehe sie ins Wien Museum kamen.]]
=== Anfänge und Glanzzeit ===
=== Anfänge und Glanzzeit ===
Die Kartause Gaming wurde 1330 von Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("''Albrecht dem Lahmen''") gestiftet, gemeinsam mit seiner Ehefrau Johanna von Pfirt und seinem Bruder, Herzog Otto "''den Fröhlichen''". Ihre Stiftsbriefe sind aus den Jahren 1330 und 1354. Die Grundsteinlegung erfolgte in Gegenwart von Albrecht und Johanna 1332. 1337 wurde das Kloster auf dem Generalkapitel der Kartäuser in den Ordensverband aufgenommen, 1340 der Kapitelsaal und 1342 schließlich als Höhepunkt die neu erbaute Klosterkirche geweiht.<ref name="wehrbauten"/> Die Besiedlung der neuen Kartause erfolgte durch Mönchen aus der bereits mehrere Jahre früher gegründeten [[Kartause Mauerbach]]. Als 1342 die Klosterkirche geweiht wurde, dürfte die Klosteranlage bereits im Wesentlich fertig gewesen sein. In der Klosterkirche wurden Johanna und Albrecht nach ihrem Tod beisetzt ebenso wie wenig später auch ihre Schwiegertochter Elisabeth, die erste Ehefrau von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''").<ref name="gedaechtnis"/>
Die Kartause Gaming wurde 1330 von Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("''Albrecht dem Lahmen''") gestiftet, gemeinsam mit seiner Ehefrau Johanna von Pfirt und seinem Bruder, Herzog Otto "''den Fröhlichen''".<ref name="wehrbauten"/> Die offizielle Gründungsakt datiert auf den 14. Juni 1330. Als konkreter Anlass für die Gründung wird in der Forschung heute der Tod von Albrechts Bruder [[Friedrich der Schöne|Friedrich]] († 13. Jänner 1330) und eine Erkrankung des Stifters Albrecht im März 1330 geltend gemacht.<ref>vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 46f.</ref> Bei der Entscheidung für den Karthäuserorden dürfte ausschlaggebend gewesen sein, dass der Herzog enge Kontakte zur [[Kartause Mauerbach]] hatte, eine Gründung seines älteren Bruders Friedrich. Gottfried von Mauerbach, der Prior dieser Kartause war, dürfte auch bei der Stiftung der Kartause Gaming eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Mönche, die sich hier niederließen, kamen aus Mauerbach.<ref name ="sauter46">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 46</ref>
 
Die Stiftsbriefe für die Kartause stammen aus den Jahren 1330 und 1354. Die Grundsteinlegung erfolgte 1332 in Gegenwart von Albrecht und Johanna. 1337 wurde das Kloster auf dem Generalkapitel der Kartäuser in den Ordensverband aufgenommen, 1340 der Kapitelsaal und 1342 schließlich als Höhepunkt die neu erbaute Klosterkirche geweiht.<ref name="wehrbauten"/> Die Besiedlung der neuen Kartause erfolgte durch Mönchen aus der bereits mehrere Jahre früher gegründeten [[Kartause Mauerbach]]. Als 1342 die Klosterkirche geweiht wurde, dürfte die Klosteranlage bereits im Wesentlich fertig gewesen sein. In der Klosterkirche wurden Johanna und Albrecht nach ihrem Tod beisetzt ebenso wie wenig später auch ihre Schwiegertochter Elisabeth, die erste Ehefrau von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''").<ref name="gedaechtnis"/>


Die Kartause war nicht nur für religiöse Aufgaben zuständig war, sondern diente auch der Landesverteidigung. Sie verfügte über Talsperren, die besonders im 16. und 17. Jahrhundert wirkungsvoll eingesetzt wurden. Eine der Talsperren wurde durch eine Mauer möglich, die nur über zwei Öffnungen für den Fluss und die Straße verfügte und mit der so das gesamte Tal abgeriegelt werden konnte. Eine weitere dieser Talsperren war die sogenannte "Türken- oder Schwedenmauer" zwischen [[Kienberg]] und Gaming, von der heute noch Reste vorhanden sind. Zu ihr gehörte ein hölzerner Wehrgang versehen. Auf der anderen Seite von Gaming befanden sich am Grubberg mehrere Blockhäuser, durch die eine Kontrolle über den dortigen Pass möglich war.<ref name="wehrbauten"/>
Die Kartause war nicht nur für religiöse Aufgaben zuständig war, sondern diente auch der Landesverteidigung. Sie verfügte über Talsperren, die besonders im 16. und 17. Jahrhundert wirkungsvoll eingesetzt wurden. Eine der Talsperren wurde durch eine Mauer möglich, die nur über zwei Öffnungen für den Fluss und die Straße verfügte und mit der so das gesamte Tal abgeriegelt werden konnte. Eine weitere dieser Talsperren war die sogenannte "Türken- oder Schwedenmauer" zwischen [[Kienberg]] und Gaming, von der heute noch Reste vorhanden sind. Zu ihr gehörte ein hölzerner Wehrgang versehen. Auf der anderen Seite von Gaming befanden sich am Grubberg mehrere Blockhäuser, durch die eine Kontrolle über den dortigen Pass möglich war.<ref name="wehrbauten"/>
Zeile 30: Zeile 32:
== Besitzungen der Kartause Gaming ==
== Besitzungen der Kartause Gaming ==
Gaming war nicht nur die größte der drei im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen, sondern in seiner Glanzzeit die größte Kartause in Mitteleuropa. Es war Sitz einer eigenen Herrschaft und verfügte über reiche Besitzungen, die sich von [[Ruprechtshofen]] und [[Oberndorf an der Melk]] über [[Scheibbs]] bis an den Ötscher und den Lunzer See erstreckten.<ref name="gedaechtnis"/> Weitere Besitzungen der Kartause befanden sich in der heutigen Steiermark, im Weinviertel und im Raum zwischen Baden und Wien.<ref name="wehrbauten"/> Die Kartäuser, obwohl eigentlich ein extrem komplementärer Orden, kümmerten sich um die Rodung des Ötscherlandes, legten dort Verkehrswege an, erbauten Meierhöfe als landwirtschaftliche Zentren und gründeten Siedlungen, darunter [[Lackenhof]] und [[Lunz am See|Lunz]].<ref name="gedaechtnis"/>
Gaming war nicht nur die größte der drei im heutigen Niederösterreich gelegenen Kartausen, sondern in seiner Glanzzeit die größte Kartause in Mitteleuropa. Es war Sitz einer eigenen Herrschaft und verfügte über reiche Besitzungen, die sich von [[Ruprechtshofen]] und [[Oberndorf an der Melk]] über [[Scheibbs]] bis an den Ötscher und den Lunzer See erstreckten.<ref name="gedaechtnis"/> Weitere Besitzungen der Kartause befanden sich in der heutigen Steiermark, im Weinviertel und im Raum zwischen Baden und Wien.<ref name="wehrbauten"/> Die Kartäuser, obwohl eigentlich ein extrem komplementärer Orden, kümmerten sich um die Rodung des Ötscherlandes, legten dort Verkehrswege an, erbauten Meierhöfe als landwirtschaftliche Zentren und gründeten Siedlungen, darunter [[Lackenhof]] und [[Lunz am See|Lunz]].<ref name="gedaechtnis"/>


== Für die Kartause Gaming wichtige Personen ==
== Für die Kartause Gaming wichtige Personen ==
Zeile 43: Zeile 44:
* Das "Franzosenkreuz": Dabei handelt es sich in an der Straße von Gaming befindliches Denkmal, welches an ein Geschehnis aus der Zeit der Napoleonischen Kriege erinnert. 1805 hielt an dieser Stelle der Bauer Fallmann vom Grubberg mit wenigen Männern die Vorhut der französischen Armee auf, womit er den Truppen des Kaisertums Österreich den Rückzug von [[Lunz am See|Lunz]] nach [[Mariazell]] ermöglichte.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/>
* Das "Franzosenkreuz": Dabei handelt es sich in an der Straße von Gaming befindliches Denkmal, welches an ein Geschehnis aus der Zeit der Napoleonischen Kriege erinnert. 1805 hielt an dieser Stelle der Bauer Fallmann vom Grubberg mit wenigen Männern die Vorhut der französischen Armee auf, womit er den Truppen des Kaisertums Österreich den Rückzug von [[Lunz am See|Lunz]] nach [[Mariazell]] ermöglichte.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/>
* Die Pfarrkirche von Gaming: Für die Wirtschaft in der Gegend um die Kartause war der Handel mit dem steirischen Erzberg wichtig, der mit Proviant und Holzkohle versorgt und dessen Produkte, Roheisen und Halbzeug weiterverarbeitet wurden. Um 1490 wurde die "Dreimärktestraße" gebaut, eine wichtige Verkehrsverbindung, welche die Orte [[Scheibbs]], [[Purgstall an der Erlauf|Purgstall]] und [[Gresten]] über den Grubberg mit dem Markt Gaming und mit Lunz verband. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie durch die Mendling weiter ausgebaut. Entlang der „Dreimärktestraße" entstanden Hammerwerke, Kohlenmeiler und Wirtshäuser. 1510 erhielt der Markt Gaming eine eigenen Pfarrkirche. Diese, eine gotische Kirche, wurde 1510 geweiht. Sie war nach der Aufhebung der Kartause 1797-1985 Grablege der Gebeine von Albrecht, Johanna und Elisabeth, die 1797 neben dem Hochaltar beigesetzt wurden.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/>
* Die Pfarrkirche von Gaming: Für die Wirtschaft in der Gegend um die Kartause war der Handel mit dem steirischen Erzberg wichtig, der mit Proviant und Holzkohle versorgt und dessen Produkte, Roheisen und Halbzeug weiterverarbeitet wurden. Um 1490 wurde die "Dreimärktestraße" gebaut, eine wichtige Verkehrsverbindung, welche die Orte [[Scheibbs]], [[Purgstall an der Erlauf|Purgstall]] und [[Gresten]] über den Grubberg mit dem Markt Gaming und mit Lunz verband. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie durch die Mendling weiter ausgebaut. Entlang der „Dreimärktestraße" entstanden Hammerwerke, Kohlenmeiler und Wirtshäuser. 1510 erhielt der Markt Gaming eine eigenen Pfarrkirche. Diese, eine gotische Kirche, wurde 1510 geweiht. Sie war nach der Aufhebung der Kartause 1797-1985 Grablege der Gebeine von Albrecht, Johanna und Elisabeth, die 1797 neben dem Hochaltar beigesetzt wurden.<ref name="gedaechtnisbaugeschichte"/>
== Legenden um die Kartause Gaming ==
Im Zusammenhang mit der Gründung der Kartause Gaming finden sich in wissenschaftlichen Werken  immer wieder Angaben zu den Hintergründen, welche allerdings in ihrer tatsächlichen Zuverlässigkeit nicht unumstritten sind. So wird die Gründung der Kartause oft auf ein Gelübde zurückgeführt, das der Stifter Albrecht gemeinsam mit seinem Bruder [[Leopold I. (Habsburg)|Leopold]] vor der [[w:Schlacht bei Mühldorf|Schlacht bei Mühldorf]] (1322) abgelegt haben soll. (In manchen Versionen wird das Gelübde auch im Zusammenhang mit Gefangenschaft und Freilassung von König Friedrich gesehen.) Die Realisierung der Klostergründung hätte ursprünglich in Nähe von [[w:Luzern|Luzern]] (heute in der [[w:Schweiz|Schweiz]]) stattfinden sollen.<ref name ="sauter47">vgl. Alexander Sauter: ''Fürstliche Herrschaftsrepräsentation''. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= [[w:Bernd Schneidmüller|Bernd Schneidmüller]] - [[w:Stefan Weinfurter|Stefan Weinfurter]] (Hrsg.): ''Mittelalter-Forschungen''- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 47</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
48.278

Bearbeitungen

Navigationsmenü