Reinprecht II. von Wallsee: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Reinprecht II. von Walsee''' (auch ''Reimprecht, Reinpert''[''us'']; * um 1345<ref>Doblinger 1906, S. 74.</ref>; † [[1422]]), aus dem [[Ministerialen]]geschlecht der [[Walseer]], Gefolgsmann der Herzöge [[Albrecht III. (Österreich)|Albrecht III.]], [[Albrecht IV. (Österreich)|Albrecht IV.]] und [[Albrecht II. (HRR)|Albrecht V.]], war von 1379 bis 1422 [[Landeshauptmann|Hauptmann]] [[Österreich ob der Enns|ob der Enns]] und ab 1418 [[Truchsess (Hofamt)|Truchsess]] in [[Herzogtum Steiermark|Steier]]. Zu Reinprechts Zeit erlangte das Geschlecht der Walseer seinen Höhepunkt an Macht und Reichtum.
'''Reinprecht (II.) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 14. Jahrhundert, um 1345; † [[2. Juni]] [[1422]]) war ein einflussreicher Adeliger des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]] und gilt als eines der bedeutendsten Mitglieder seiner Familie. Nach dem Aussterben der Familienzweige der Wallseer zu [[Linz]] und zu [[Drosendorf]] war er letztlich der alleinige Erbe. Mit der [[w:Duino|Herrschaft Tybein]] gelangte er in den Besitz eines Reichslehens. Er war Landeshauptmann des Herzogtums Österreich "ob der Enns" und Truchsess des Herzogtums Steier. Die von ihm einberufene Versammlung der Landstände des Herzogtums Österreich im Jahr 1408 gilt als der "erste" Landtag in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich und als Beginn einer "Emanzipation" des Landes "ob der Enns" gegenüber dem Land "unter der Enns", die Ende des 15. Jahrhunderts eine Teilung des Herzogtums Österreichs und die spätere Entstehung der beiden Bundesländern zur Folge hatte.
'''Reinprecht (II.) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 14. Jahrhundert, um 1345; † im 14. Jahrhundert, um 1360/61) war ein einflussreicher Adeliger des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]]. Er war Hauptmann zu Enns und gegen Ende seines Lebens Burggraf und Hauptmann zu Steyr. Mit seinen beiden Söhnen begründete er die Nebenlinie Wallsee-Enns-Seuseneck.


'''Friedrich (V.) von Wallsee''' oder '''Walsee''' (* im 14. Jahrhundert, vor / um 1360; † [[1408]]) war ein Vertrauter von [[Leopold IV. (Habsburg)|Herzog Leopold (IV.) von Österreich]] ("''Leopold dem Stolzen''") und mehrere Jahre bis zu seinem Tod Landmarschall des Herzogtums Österreich.
== Herkunft und Familie ==
Reinprecht II. von Wallsee zu Enns stammte aus einer früheren [[Wallsee (Adelsgeschlecht)|Ministerialenfamilie]]<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die sich Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern [[Herzogtum Österreich|Österreich]] und [[Herzogtum Steier|Steier]] niedergelassen hatte. Er war einer der Söhne von [[Reinprecht I. von Wallsee|Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns]] aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († um / nach 1361).<ref name ="DoblingerSTammtafel">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, siehe Stammtafeln</ref>
 
Reinprecht II. von Wallsee war dreimal verheiratet und hatte aus seiner dritten Ehe mehrere Kinder:<ref name ="DoblingerSTammtafel"/>
:∞ in 1. Ehe (Eheschließung um 1370) mit Katharina von Liechtenstein zu Nikolsburg († 1397), Tochter von [[Johann von Liechtenstein|Hans von Liechtenstein]] († um 1398), der viele Jahre ein enger Ratgeber und der Hofmeister von [[Albrecht III. (Österreich)|Herzog Albrecht (III.) von Österreich]] ("''Albrecht mit dem Zopfe''") war. Es hat den Anschein, dass der Sturz seines Schwiegervaters um 1395, in den auch seine Ehefrau Katharina verwickelt war, für ihn selbst und die Familie der Wallseer keine erkennbaren Folgen hatte.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 75 und S. 86</ref>
:∞ in 2. Ehe zwischen 1398 und 1404 mit Anna, einer Tochter von [[Eberhard (II.) von Kapellen]] (†1406) aus dessen Ehe mit Anna von Tybein (Duino)<ref group="A">In Stammtafeln im Internet ist diese Anna von Tybein als eine Tochter von Haug (VI.) von Tybein aus dessen Ehe mit Reinprechts Tante Anna von Wallsee zu Enns aufgelistet. Doblinger geht allerdings davon aus, dass Haug, der nach dem Tod von Anna von Wallsee eine weitere Ehe mit Anna von Wildhaus einging, aus der Ehe mit der Wallseerin keine Kinder hatte. Vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 74; im rekonstruierten Stammbaum von Heribert Raidl findet sich dagegen eine Elisabeth von Kapellen als Ehefrau eines Reinprecht von Wallsee. Diese ist hier allerdings die Witwe eines Heinrich von Welleschin und die Tochter von [[Jans von Kapellen|Jans (I.) von Kapellen]]. Vgl. Heribert Raidl: ''Die Herren von Kapellen''. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002</ref>.<ref name ="Doblinger161>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 161</ref>
:∞ in 3. Ehe mit Katharina von Tybein (Duino) († 1435), der Erbtochter von Haug (IX.) von Tybein (Hugo (IX.) von Duino)<ref group="A">Nach Doblinger war diese Katharina zuvor mit Leutold / Leopold (II.) von Maissau verheiratet gewesen. Vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 161</ref>
:::* Barbara von Wallsee zu Enns († um 1430) ∞ mit Niklas [[w:Frankopan (Adelsgeschlecht)|Frangipani]] ("''dem Jüngeren''"), Graf zu Veglia und Modrusch († um 1458)
:::* [[Reinprecht von Wallsee der Ältere|Reinprecht (IV.) von Wallsee zu Enns]] (Reinprecht von Wallsee "''der Ältere''") († 1450), Marschall des Herzogtums Österreich, Hauptmann "unter der Enns"


== Leben ==
== Leben ==
Reinprecht von Walsee war der mittlere Sohn des [[Reinprecht I. von Walsee|Reinprecht&nbsp;I.]] († 1361), [[Alte Ennsburg|Burggraf zu Enns]], und seiner ersten Gemahlin, Elisabeth [[Starhemberg|von Starhemberg]] († 1368?). Er gehörte zu [[Herren von Walsee#Walsee-Enns|Ennser Linie der Walser]]. Er wird 1365 das erste Mal neben seinem Bruder [[Rudolf I. von Walsee|Rudolf]] genannt.<ref name="Huber 1865"/>
=== Anfänge ===
 
Reinprecht (II.) von Wallsee begleitete seinen älteren Bruder [[Rudolf I. von Wallsee|Rudolf (I.) von Wallsee]] und seinen Cousin [[Eberhard III. von Wallsee|Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz]] 1364 in den Krieg, der um die Nachfolge der [[Grafschaft Tirol]] geführt wurde.<ref name ="Doblinger74>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 74</ref> 1371 übernahmen er, Rudolf (I.) und ihr anderer Bruder [[Friedrich V. von Wallsee|Friedrich (V.)]] nach dem Tod von Eberhard (III.) die Vormundschaft für dessen noch minderjährigen Sohn [[Jörg von Wallsee|Jörg]] († um 1400/01).<ref name ="Doblinger58>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 89</ref>  
Reinprecht trat am 28. Oktober 1379<ref>Doblinger 1906, S. 77.</ref> erstmals als (Landes-)[[Hauptmann ob der Enns]] auf, und er dürfte dieses Amt bis zu seinem Tod innegehabt haben.<ref name="ADB" />
Dieses Amt hatten die Walseer, treue Gefolgsmänner der [[Habsburger]], ab Ende des 13.&nbsp;Jahrhunderts mit kurzen Unterbrechungen 190 Jahre lang inne.<ref name="Putschögl 283">{{Literatur |Autor=Gerhard Putschögl |Titel=Landeshauptmann und Landesanwalt in Österreich ob der Enns im 16. und 17. Jahrhundert |TitelErg=Erweiterte Fassung eines am 6. 09. 1967 auf dem 9. Österr. Historikertag in Linz in der Sektion Landes und Siedlungskunde gehaltenen Referats |Sammelwerk=Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs |Band=9 |Ort=Linz |Datum=1968 |Seiten=283, gesamter Artikel S. 265–290 |Online={{OoeGeschichte|pdf=mooela_09_0278-0290.pdf}} }}</ref>
 
1408 rief Reinprecht die Vertreter der [[Ständeordnung|Stände]] zum ersten gemeinsamen [[Österreich ob der Enns|ob-]] und [[Österreich unter der Enns|unterderennsischen]] [[Landtag (historisch)|Landtag]] in [[Enns]]. Damit emanzipierten sich die Stände des [[Landgericht ob der Enns|Landgerichts ob der Enns]] das erste Mal gegen die unterderennsischen (altösterreichischen) Stände, bis dann 1454 unter [[Albrecht VI. (Österreich)|Erzherzog Albrecht&nbsp;VI.]] und spätestens ab 1490 die Autonomie dauerhaft wird.
 
Er belagerte im Auftrag Herzog Albrechts die [[Burgruine Schaunberg|Stammburg Schaunberg]] der [[Grafschaft Schaunberg|Schaunberger]] ([[Schaunberger Fehde]]). Vor allem erreichte er 1410/11 die Beseitigung der vormundschaftlichen Gewalt [[Leopold IV. von Habsburg|Leopolds IV.]] über den minderjährigen [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht V.]],<ref>Doblinger 1906, S. 175.</ref> dessen [[Hofmeister]] er 1412 wurde.
 
Nach dem Erlöschen der anderen Walseer Linien (''[[Herren von Walsee#Walsee-Graz|Walsee-Graz]]'' ††&nbsp;1363 [[Eberhard VIII. von Walsee]]; ''[[Herren von Walsee#Walsee-Linz|Walsee-Linz]]'' ††&nbsp;1400/01 Georg; und ''[[Herren von Walsee#Walsee-Drosendorf|Walsee-Drosendorf]]'' ††&nbsp;1400 Ulrich&nbsp;IV.) vereinigte er alle Macht des Wallseerischen Besitzungen in seiner Hand.
 
Ab 1411 bis 1417 herrschte zwischen Reinprecht&nbsp;II., der den nunmehr mündigen Albrecht V. verteidigte, und [[Ernst der Eiserne|Herzog Ernst]] ein feindliches Verhältnis, das sich in Raubzügen und Brandschatzung in der [[Herzogtum Steiermark|Steiermark]] auswirkte ''([[Walseer Fehde]])''.<ref>Doblinger 1906, S. 174–190 (Kapitel ''Reinprechts II. Fehde mit Herzog Ernst'').</ref> Nach dem Ausgleich zwischen Herzog Albrecht&nbsp;V. und Herzog Ernst (Ende der Walseer Fehde) bekam Reinprecht die Schlösser [[Riegersburg (Burg)|Riegersburg]], [[Konjice|Gonowitz]], [[Mokronog-Trebelno|Stattenberg]], [[Eibiswald]] und [[Slovenj Gradec|Windischgraz]] in der Steiermark, [[Goričane|Görtschach]] und [[Schloss Novi grad (Kokra)|Neuberg an der Kanker]] in Krain wieder eingeräumt, welche ihm Herzog Ernst zur Zeit der Fehde entreißen ließ. Weiters bekam Reinprecht 1418 die [[Oberwölz Stadt|Feste Rothenfels]], die Stadt [[Oberwölz Stadt|Oberwölz]] und die [[Burg Waxenegg]] zugeteilt, die er dem Hanns [[Stubenberg (Adelsgeschlecht)|von Stubenberg]] abgenommen hatte. 1418 wurde er überdies mit dem [[Truchsess der Steiermark|Erbtruchsessenamt des Herzogtum Steier]] belehnt.
 
== Besitzungen ==
[[Datei:Walsee 1422 property (Doblinger 1906).jpg|mini|Besitzungen der Walseer im Jahr 1422 in Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Krain und Istrien]]
Aufstellung der Besitzungen und verpfändeten Herrschaften Reinprecht&nbsp;II. im Jahre 1416:
* [[Grafschaft Mitterburg]] ([[Pisino]]) und Burgherrschaft „Frayn“ in [[Istrien]]
* [[Kamnik|Oberstein (Kamnik)]] und [[Goričane|Görtschach (Goričane)]] in Krain
* [[Slovenj Gradec|Windischgraz (Slovenj Gradec)]] und [[Radlje ob Dravi|Mahrenberg (Radlje ob Dravi)]] in der Steiermark
* [[Burgruine Waxenberg|Waxenberg]], [[Frankenburg am Hausruck]], [[Attnang-Puchheim|Puchheim]], [[Säusenstein]] (wo auch ein Zisterzienser-Stift bestand, dessen Gründer und Gönner die Walseer waren), die [[Peilstein (Adelsgeschlecht)|Grafschaft Peilstein]] (um [[St.&nbsp;Leonhard am Forst]]), [[Schloss Seisenegg |Seisenegg]], [[Burgruine Freyenstein|Freienstein/Freyenstein]] an der Donau (bei [[Neustadtl an der Donau|Neustadtl]]), [[Wullersdorf|Wuldersdorf]] und [[Burg Altpernstein|Pernstein]] im [[Herzogtum Österreich]].


In der Generation Reinprechts&nbsp;II. fällt auch das gewaltige Erbe der [[Herren von Duino|Tybeiner]] Verwandtschaft an (†† 1399 Hugo/Haug&nbsp;IX.), mit dem die Besitzungen der Walseer bis zur Adria reichen (Herrschaften [[Herrschaft Duino|Duino/Tybein]], [[Guteneck]], [[Rijeka|Fiume]], [[Kastav|Castua]], Veprinaz – spätere Schreibweise [[Veprinac]] – und [[Mošćenička Draga|Moschenitz]]).
=== Hauptmann "ob der Enns" ===
Im Oktober 1379 wurde er von Herzog Albrecht "''mit dem Zopfe''" vermutlich mit Blick auf dessen bevorstehende kriegerische Auseinandersetzung mit dem Grafen [[Heinrich VII. von Schaunberg|Heinrich (VII.) von Schaunberg]] († um 1390) zum "Hauptmann ob der Enns" ernannt.<ref name ="Doblinger77>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 77</ref> Am 17. März 1380 ernannte ihn der Herzog außerdem zum Anführer seiner Truppen und betraute ihn mit der Führung des "Krieges" gegen den Schaunberger. Die militärische Auseinandersetzung ("Schaunberger Fehde"), die für Reinprecht (II.) sehr erfolgreich war, dauerte ca. 3 Jahre. Mit dem Nürnberger Schiedsspruch (28. Februar 1383) verlor die Grafenfamilie der Schaunberger endgültig ihre Unabhängigkeit gegenüber den Herzögen von Österreich. Reinprecht (II.), der sich die Gunst des Herzogs auch in den Jahren danach erhalten konnte, entfaltete in den Folgejahren im Land "ob der Enns" eine rege Tätigkeit als "Rechtspfleger", obwohl er mehrmals in Konflikte mit den Städten [[Enns]] und [[Wels]] verwickelte war.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 77ff.</ref> Für seine Verdienste um die "Schaumburger Fehde" erhielt Reinprecht vom Herzog die Herrschaften Neuburg am Inn und Falkenstein, die zuvor viele Jahre im Pfandbesitz des Familienzweiges der Wallseer zu Linz gewesen waren, die erst viele Jahre nach seinem Tod wieder gelöst wurden.<ref name ="Doblinger95>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 95</ref>


[[Valvasor]] hat eine Inschrift auf einem [[Epitaph]] in der Augustinerklosterkirche in Fiume ([[Kroatische Sprache|kroatisch: Rijeka]]) überliefert:
Nach der [[w:Schlacht bei Sempach|Schlacht bei Sempach]] (9. Juli 1386) nahm er zusammen mit seinem älteren Bruder Rudolf (I.) und seinem Cousin [[Heinrich VI. von Wallsee|Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns]] an jener Versammlung am 10. Oktober 1386 in Wien teil, auf welcher Herzog Albrecht (III.) "''mit dem Zopfe''" nach "Aufhebung" des [[Vertrag von Neuberg an der Mürz|Teilungsvertrages von Neuberg]] (25. September 1379) die alleinige Herrschaft über die von den Habsburgern beherrschten Ländern und Herrschaften übernahm. In den Jahren danach führte er im Auftrag von Herzog Albrecht (III.) "''mit dem Zopfe''" eine weitere für ihn erfolgreiche Fehde gegen Graf Heinrich (VII.) von Schaunberg.<ref name ="Doblinger80>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 80</ref> Reinprecht (II.), der Pfandinhaber der bei [[w:Passau|Passau]] gelegenen Festen Wernstein und Neuhaus am Inn war, unterstützte im Konflikt um die Nachfolge des Passauer Fürstbischofs [[w:Johann von Scharffenberg|Johann]] († 1387) mit Zustimmung des Herzogs [[Georg von Hohenlohe]] († 1423).<ref name ="Doblinger81>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 81</ref> Vermutlich war Reinprecht (II.) um 1392 auch an der Fehde des Herzogs mit [[Wilhelm von Rohr|Wilhelm dem Rorer]] beteiligt.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 82f.</ref>  
{{Zitat-la|Anno MCCCC male extinctis D. D. de Tybein, seu de Duino, investitur Reinpertus de Walsee de bonis eorum Duino, Senoseza, Gueteneg, Flumine, Castum, Vaprinitz & Moscheniza, de quibus ultimis, olim spectantibus ad Polensem Episcopum investitus fuit ab Episcopo ea lege, ut quemquis novum Praesulem nova donatione honoraret duorum canum venaticorum unius Asturis & pulli eleganter ornati|Übersetzung=Nachdem im Jahre 1400 die Herren von Tybein, auch von Duino, erloschen waren, wurde Reinprecht von Walsee mit deren Gütern – Duino, Senosetsch, Guteneck, Fiume, Castua, Veprinaz und Moschenitz belehnt. Letztere erhielt er vom Bischof von [[Pula|Pola]] zum Lehen mit der Auflage, jedem seiner Nachfolger zwei Jagdhunde, einen Falken und ein vornehm angeschirrtes Füllen zu schenken. |ref=<ref>Johann Weichard von Valvasor: ''[[Die Ehre dess Hertzogthums Crain]].'' XI. Buch, S. 470–479.</ref>}}


Mit dem Besitz von Duino waren auch Sitz und Stimme im [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstag]] verbunden, und Reinprecht war dadurch quasi [[reichsunmittelbar]]. Reinprecht beerbt noch ein weiteres bedeutendes Ministerialgeschlecht, die [[Kapeller]] (†† 1406 Eberhard&nbsp;II.), mit ihren Besitzungen im Ober- und Niederösterreichischen Raum, dazu gehörten etwa die [[Burgruine Ruttenstein|Herrschaft Ruttenstein]] und die [[Burgruine Windegg|Herrschaft Windegg]].<ref name="Zauner 60">{{Literatur |Autor=[[Alois Zauner]] |Hrsg=Gesellschaft für Landeskunde – Oberösterreichischer Musealverein |Titel=Ergebnisse von fünfzig Jahren Forschung zur mittelalterlichen Geschichte Oberösterreichs |Sammelwerk=Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins |WerkErg= |Band=128a |Ort=Linz |Datum=1983 |Seiten=60, gesamter Artikel S. 45–83 |Online={{ZOBODAT|pfad=pdf/JOM_128a_0045-0083.pdf}} }}</ref>
Als Hauptmann "ob der Enns" war Reinprecht (II.) von Wallsee Anfang der 1390er-Jahren für herzogliche Anordnungen zuständig, welche besonders den Salzhandel im heutigen Bundesland Oberösterreich betrafen und führte um 1394 eine Fehde gegen den Erzbischof von Salzburg.<ref >vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 85f.</ref>. Am 22. April 1395 schloss er ein Bündnis mit der [[Maissauer|Familie der Maissauer]], das sich offiziell gegen Angehörige des südmährischen Adels und besonders gegen die Familie der Leuchtenburger richtete. Der Historiker [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]] hält es für möglich, dass das Bündnis auch eine Schutzmaßnahme war, die sich gegen die Herzöge von Österreich (Habsburger) richtete und eine Folge des Sturzes von Reinprechts Schwiegervater Hans von Liechtenstein.<ref name ="Doblinger86>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 86</ref> Reinprecht profitierte jedoch auch vom Sturz seines Schwiegervaters, aus dessen Besitzungen er vorübergehend einige Pfandschaften erhielt, so die Festen Spielberg und Pernstein mit dem Gericht "auf dem Mos". Die Feste Spielberg war bereits als "Leibgedinge" im Besitz seines Vaters gewesen und nach dessen Tod an den Herzog zurückgefallen. Reinprecht besaß sie allerdings nur vorübergehend, bereits um 1400 war sie nicht mehr in seinem Besitz.<ref name ="Doblinger96>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 96</ref>


All dieser Besitz kam von Reinprecht an seinen einzigen Sohn [[Reinprecht IV. von Walsee|Reinprecht&nbsp;IV./III.]] († 1450), dem 1434 [[Sigismund (HRR)|Kaiser Sigismund von Luxemburg]] den [[Blutgerichtsbarkeit|Blutbann]] über alle seine Herrschaften verlieh.
Nach dem Tod von Herzog Albrecht "''mit dem Zopfe''" († 1395) behielt Reinprecht (II.) das Amt des Hauptmanns "ob der Enns".<ref name ="Doblinger87>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 87</ref> 1395-1396/97 war er außerdem Hofmeister von [[Albrecht IV. (Österreich)|Herzog Albrecht (IV.) von Österreich]] ( "''Albrecht dem Geduldigen''").<ref name ="Lackner81">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-904562, S. 81</ref> Zusammen mit seinem Bruder Rudolf (I.) gehörte Reinprecht (II.) zu jenen sechs Schiedsrichtern, die im September 1399 jene Schiedssprüche fällten, mit denen es vorübergehend gelang, die Einfälle aus dem böhmischen Königreich ins heutige Niederösterreich nördlich der Donau für einige Zeit zu beenden. Schon zuvor hatte Reinprecht in dieser Angelegenheit von [[Freistadt]] aus Verhandlungen geführt.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 88f.</ref>


== Familie ==
1408 ließ er in der Stadt [[Enns]] eine Versammlung einberufen, die als der erste ober- und niederösterreichische Landtag gilt. Er spielte 1410 eine entscheidende Rolle bei der "Entführung" von [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]] auf dem Landtag von [[Eggenburg]] und war von 1412 bis zu seinem Tod dessen Hofmeister.<ref name ="Doblinger175">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 175</ref> 1411-1417 führte er die "[[w:Walseer Fehde|Wallseer Fehde]] gegen [[Ernst der Eiserne|Herzog Ernst (I.) von Österreich]] ("''Ernst den Eisernen''") um seine Besitzungen in den Herzogtümern Steier und [[w:Krain|Krain]]. Die Fehde war für ihn letztlich ein großer Erfolg, da er 1418 nicht nur die Stadt Oberwölz mit der Feste Rothenfels und die [[w:Burg Waxenegg|Herrschaft Waxenegg]], die er dem Adeligen Hanns von Stubenberg abgenommen hatte, nicht mehr zurückgeben musste, sondern außerdem mit dem Truchsessenamt des Herzogtums Steier belehnt wurde.<ref>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 174-190</ref>
Reinprecht II. von Walsee heiratete dreimal:


:(I.) ∞ Katharina von [[Stammliste von Liechtenstein|Liechtenstein-Nikolsburg]] († 1397)
=== Besitzungen ===
:# Agnes ∞ Otto [[Zelkinger|von Zelking]]
Die Herrschaft Wachsenberg, zählte zu jenen Herrschaften, um deren Arrondierung sich Reinprecht besonders kümmerte. 1398 brachte er die Besitzungen des Hochstiftes Bamberg in der Herrschaft Wachsenberg und zu Alhaming (heute Teil von [[Neuhofen an der Krems]]) in seinen Besitz. Bereits 1388 hatte er in [[Ottensheim]] Wernhard Hager, dem dortigen Richter, ein Haus abgekauft, mit dem er die Gründung des Wallseer Spitals (um 1415) sicherstellte.<ref name ="Doblinger95/> 1395-1398 war Reinprecht "Pfleger"<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> der [[w:chloss Starhemberg (Haag am Hausruck)|Feste Starhemberg]] (heute Teil der Gemeinde [[Haag am Hausruck]]).<ref name ="Doblinger96/> Gemeinsam mit seinen Brüdern Rudolf (I.) und Friedrich (V.) beerbte er 1390 die [[w:Herren von Duino|Familie der Tybeiner]], wonach sich die Besitzungen der Wallseer bis zur Adria erstreckten.<ref name ="Doblinger83>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 83</ref> Mit der Herrschaft Tybein erbten die Brüder außerdem einen Sitz mit Stimme im "Reichstag" des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]]. Nachdem die Wallseer Familienzweige zu [[Linz]] und zu [[Drosendorf]] um 1400 in "männlicher Linie" ausgestorben waren, wurden sie von Reinprecht (II.) und seinen Brüdern Rudolf (I.) und Friedrich (V.) gemeinsam beerbt.<ref name ="Doblinger89">vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 89</ref> Nach dem Tod seiner beiden Brüder, die keine Kinder hatten, beerbte Reinprecht diese.<ref name ="Doblinger165>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee'', 1906, S. 165</ref>
:(II.) ∞ Anna [[Kapeller|von Kapellen]] geb. [[Herren von Duino|von Tybein (Duino)]], Witwe nach [[Eberhard II. von Kapellen]]
:(III.) ∞ Katharina [[Herren von Duino|von Duino]] († 1435), Tochter von Haug von Tybein (Hugo IX. von Duino)
:# Barbara († 1430), ∞ [[Nikolaus Frankopan jun.|Nikola[us] jun.]] [[Frankopan (Adelsgeschlecht)|Frangepan de Veglia]] († 1458), [[Ban von Kroatien]]
:# [[Reinprecht IV. von Walsee|Reinprecht IV./III.]] († 18. März 1450), Oberst[[marschall in Österreich]] (ab 1440), Oberst[[truchsess in Steier]], Hauptmann ob der Enns, ∞ Katharina [[Rosenberg (Adelsgeschlecht)|von Rosenberg]] († 1455)


== Literatur ==
== Literatur ==
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[[Kategorie:Wallsee (Adelsgeschlecht)|Reinprecht 2]]
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Aktuelle Version vom 27. November 2022, 00:29 Uhr

Reinprecht (II.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert, um 1345; † 2. Juni 1422) war ein einflussreicher Adeliger des Herzogtums Österreich und gilt als eines der bedeutendsten Mitglieder seiner Familie. Nach dem Aussterben der Familienzweige der Wallseer zu Linz und zu Drosendorf war er letztlich der alleinige Erbe. Mit der Herrschaft Tybein gelangte er in den Besitz eines Reichslehens. Er war Landeshauptmann des Herzogtums Österreich "ob der Enns" und Truchsess des Herzogtums Steier. Die von ihm einberufene Versammlung der Landstände des Herzogtums Österreich im Jahr 1408 gilt als der "erste" Landtag in den heutigen Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich und als Beginn einer "Emanzipation" des Landes "ob der Enns" gegenüber dem Land "unter der Enns", die Ende des 15. Jahrhunderts eine Teilung des Herzogtums Österreichs und die spätere Entstehung der beiden Bundesländern zur Folge hatte.

Herkunft und Familie

Reinprecht II. von Wallsee zu Enns stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 1], die sich Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte. Er war einer der Söhne von Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († um / nach 1361).[1]

Reinprecht II. von Wallsee war dreimal verheiratet und hatte aus seiner dritten Ehe mehrere Kinder:[1]

∞ in 1. Ehe (Eheschließung um 1370) mit Katharina von Liechtenstein zu Nikolsburg († 1397), Tochter von Hans von Liechtenstein († um 1398), der viele Jahre ein enger Ratgeber und der Hofmeister von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") war. Es hat den Anschein, dass der Sturz seines Schwiegervaters um 1395, in den auch seine Ehefrau Katharina verwickelt war, für ihn selbst und die Familie der Wallseer keine erkennbaren Folgen hatte.[2]
∞ in 2. Ehe zwischen 1398 und 1404 mit Anna, einer Tochter von Eberhard (II.) von Kapellen (†1406) aus dessen Ehe mit Anna von Tybein (Duino)[A 2].[3]
∞ in 3. Ehe mit Katharina von Tybein (Duino) († 1435), der Erbtochter von Haug (IX.) von Tybein (Hugo (IX.) von Duino)[A 3]
  • Barbara von Wallsee zu Enns († um 1430) ∞ mit Niklas Frangipani ("dem Jüngeren"), Graf zu Veglia und Modrusch († um 1458)
  • Reinprecht (IV.) von Wallsee zu Enns (Reinprecht von Wallsee "der Ältere") († 1450), Marschall des Herzogtums Österreich, Hauptmann "unter der Enns"

Leben

Anfänge

Reinprecht (II.) von Wallsee begleitete seinen älteren Bruder Rudolf (I.) von Wallsee und seinen Cousin Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz 1364 in den Krieg, der um die Nachfolge der Grafschaft Tirol geführt wurde.[4] 1371 übernahmen er, Rudolf (I.) und ihr anderer Bruder Friedrich (V.) nach dem Tod von Eberhard (III.) die Vormundschaft für dessen noch minderjährigen Sohn Jörg († um 1400/01).[5]

Hauptmann "ob der Enns"

Im Oktober 1379 wurde er von Herzog Albrecht "mit dem Zopfe" vermutlich mit Blick auf dessen bevorstehende kriegerische Auseinandersetzung mit dem Grafen Heinrich (VII.) von Schaunberg († um 1390) zum "Hauptmann ob der Enns" ernannt.[6] Am 17. März 1380 ernannte ihn der Herzog außerdem zum Anführer seiner Truppen und betraute ihn mit der Führung des "Krieges" gegen den Schaunberger. Die militärische Auseinandersetzung ("Schaunberger Fehde"), die für Reinprecht (II.) sehr erfolgreich war, dauerte ca. 3 Jahre. Mit dem Nürnberger Schiedsspruch (28. Februar 1383) verlor die Grafenfamilie der Schaunberger endgültig ihre Unabhängigkeit gegenüber den Herzögen von Österreich. Reinprecht (II.), der sich die Gunst des Herzogs auch in den Jahren danach erhalten konnte, entfaltete in den Folgejahren im Land "ob der Enns" eine rege Tätigkeit als "Rechtspfleger", obwohl er mehrmals in Konflikte mit den Städten Enns und Wels verwickelte war.[7] Für seine Verdienste um die "Schaumburger Fehde" erhielt Reinprecht vom Herzog die Herrschaften Neuburg am Inn und Falkenstein, die zuvor viele Jahre im Pfandbesitz des Familienzweiges der Wallseer zu Linz gewesen waren, die erst viele Jahre nach seinem Tod wieder gelöst wurden.[8]

Nach der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386) nahm er zusammen mit seinem älteren Bruder Rudolf (I.) und seinem Cousin Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns an jener Versammlung am 10. Oktober 1386 in Wien teil, auf welcher Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe" nach "Aufhebung" des Teilungsvertrages von Neuberg (25. September 1379) die alleinige Herrschaft über die von den Habsburgern beherrschten Ländern und Herrschaften übernahm. In den Jahren danach führte er im Auftrag von Herzog Albrecht (III.) "mit dem Zopfe" eine weitere für ihn erfolgreiche Fehde gegen Graf Heinrich (VII.) von Schaunberg.[9] Reinprecht (II.), der Pfandinhaber der bei Passau gelegenen Festen Wernstein und Neuhaus am Inn war, unterstützte im Konflikt um die Nachfolge des Passauer Fürstbischofs Johann († 1387) mit Zustimmung des Herzogs Georg von Hohenlohe († 1423).[10] Vermutlich war Reinprecht (II.) um 1392 auch an der Fehde des Herzogs mit Wilhelm dem Rorer beteiligt.[11]

Als Hauptmann "ob der Enns" war Reinprecht (II.) von Wallsee Anfang der 1390er-Jahren für herzogliche Anordnungen zuständig, welche besonders den Salzhandel im heutigen Bundesland Oberösterreich betrafen und führte um 1394 eine Fehde gegen den Erzbischof von Salzburg.[12]. Am 22. April 1395 schloss er ein Bündnis mit der Familie der Maissauer, das sich offiziell gegen Angehörige des südmährischen Adels und besonders gegen die Familie der Leuchtenburger richtete. Der Historiker Max Doblinger hält es für möglich, dass das Bündnis auch eine Schutzmaßnahme war, die sich gegen die Herzöge von Österreich (Habsburger) richtete und eine Folge des Sturzes von Reinprechts Schwiegervater Hans von Liechtenstein.[13] Reinprecht profitierte jedoch auch vom Sturz seines Schwiegervaters, aus dessen Besitzungen er vorübergehend einige Pfandschaften erhielt, so die Festen Spielberg und Pernstein mit dem Gericht "auf dem Mos". Die Feste Spielberg war bereits als "Leibgedinge" im Besitz seines Vaters gewesen und nach dessen Tod an den Herzog zurückgefallen. Reinprecht besaß sie allerdings nur vorübergehend, bereits um 1400 war sie nicht mehr in seinem Besitz.[14]

Nach dem Tod von Herzog Albrecht "mit dem Zopfe" († 1395) behielt Reinprecht (II.) das Amt des Hauptmanns "ob der Enns".[15] 1395-1396/97 war er außerdem Hofmeister von Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ( "Albrecht dem Geduldigen").[16] Zusammen mit seinem Bruder Rudolf (I.) gehörte Reinprecht (II.) zu jenen sechs Schiedsrichtern, die im September 1399 jene Schiedssprüche fällten, mit denen es vorübergehend gelang, die Einfälle aus dem böhmischen Königreich ins heutige Niederösterreich nördlich der Donau für einige Zeit zu beenden. Schon zuvor hatte Reinprecht in dieser Angelegenheit von Freistadt aus Verhandlungen geführt.[17]

1408 ließ er in der Stadt Enns eine Versammlung einberufen, die als der erste ober- und niederösterreichische Landtag gilt. Er spielte 1410 eine entscheidende Rolle bei der "Entführung" von Herzog Albrecht (V.) von Österreich auf dem Landtag von Eggenburg und war von 1412 bis zu seinem Tod dessen Hofmeister.[18] 1411-1417 führte er die "Wallseer Fehde gegen Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst den Eisernen") um seine Besitzungen in den Herzogtümern Steier und Krain. Die Fehde war für ihn letztlich ein großer Erfolg, da er 1418 nicht nur die Stadt Oberwölz mit der Feste Rothenfels und die Herrschaft Waxenegg, die er dem Adeligen Hanns von Stubenberg abgenommen hatte, nicht mehr zurückgeben musste, sondern außerdem mit dem Truchsessenamt des Herzogtums Steier belehnt wurde.[19]

Besitzungen

Die Herrschaft Wachsenberg, zählte zu jenen Herrschaften, um deren Arrondierung sich Reinprecht besonders kümmerte. 1398 brachte er die Besitzungen des Hochstiftes Bamberg in der Herrschaft Wachsenberg und zu Alhaming (heute Teil von Neuhofen an der Krems) in seinen Besitz. Bereits 1388 hatte er in Ottensheim Wernhard Hager, dem dortigen Richter, ein Haus abgekauft, mit dem er die Gründung des Wallseer Spitals (um 1415) sicherstellte.[8] 1395-1398 war Reinprecht "Pfleger"[A 4] der Feste Starhemberg (heute Teil der Gemeinde Haag am Hausruck).[14] Gemeinsam mit seinen Brüdern Rudolf (I.) und Friedrich (V.) beerbte er 1390 die Familie der Tybeiner, wonach sich die Besitzungen der Wallseer bis zur Adria erstreckten.[20] Mit der Herrschaft Tybein erbten die Brüder außerdem einen Sitz mit Stimme im "Reichstag" des Heiligen Römischen Reich. Nachdem die Wallseer Familienzweige zu Linz und zu Drosendorf um 1400 in "männlicher Linie" ausgestorben waren, wurden sie von Reinprecht (II.) und seinen Brüdern Rudolf (I.) und Friedrich (V.) gemeinsam beerbt.[21] Nach dem Tod seiner beiden Brüder, die keine Kinder hatten, beerbte Reinprecht diese.[22]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Registe

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 75 und S. 86
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 161
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 89
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 77
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 77ff.
  8. 8,0 8,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 95
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 80
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 81
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 82f.
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 85f.
  13. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 86
  14. 14,0 14,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 96
  15. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 87
  16. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN-978-3-702-904562, S. 81
  17. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 88f.
  18. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 175
  19. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 174-190
  20. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 83
  21. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 89
  22. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 165

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. In Stammtafeln im Internet ist diese Anna von Tybein als eine Tochter von Haug (VI.) von Tybein aus dessen Ehe mit Reinprechts Tante Anna von Wallsee zu Enns aufgelistet. Doblinger geht allerdings davon aus, dass Haug, der nach dem Tod von Anna von Wallsee eine weitere Ehe mit Anna von Wildhaus einging, aus der Ehe mit der Wallseerin keine Kinder hatte. Vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74; im rekonstruierten Stammbaum von Heribert Raidl findet sich dagegen eine Elisabeth von Kapellen als Ehefrau eines Reinprecht von Wallsee. Diese ist hier allerdings die Witwe eines Heinrich von Welleschin und die Tochter von Jans (I.) von Kapellen. Vgl. Heribert Raidl: Die Herren von Kapellen. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2002
  3. Nach Doblinger war diese Katharina zuvor mit Leutold / Leopold (II.) von Maissau verheiratet gewesen. Vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 161
  4. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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